Rückgabe der wertvollen Kirchenglocken als Geste der Versöhnung in Zeiten des angespannten deutsch-polnischen Nachbarschaftsverhältnisses

Rückgabe der wertvollen Kirchenglocken als Geste der Versöhnung in Zeiten des angespannten deutsch-polnischen Nachbarschaftsverhältnisses

Rückgabe der wertvollen Kirchenglocken als Geste der Versöhnung in Zeiten des angespannten deutsch-polnischen Nachbarschaftsverhältnisses

Nach fast 80 Jahren nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehren einige von den Nationalsozialisten geraubte Kirchenglocken an ihren ursprünglichen Ort zurück. Dieser Akt wurde als Symbol der europäischen Versöhnung zwischen Deutschland und Polen angesehen.

Der Anfang der Geschichte von Kirchenglocken lässt sich auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs zurückführen, als der Bedarf an Metallen in der deutschen Kriegswirtschaft stieg. Dies war der Grund, warum im März 1940 ein Befehl erging, dass Kirchenglocken im gesamten Deutschen Reich und in den neu eroberten Gebieten beschlagnahmt und eingeschmolzen werden sollten. Nach Kriegsende wurden diejenigen Glocken, die nicht für Kriegszwecke verwendet wurden, auf dem sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg gelagert. Später wurde beschlossen, dass sie als Leihgabe an bedürftige Kirchengemeinden im damaligen Westdeutschland abgeben werden sollten.

So geschah es, und die Glocken hingen mehrere Jahrzehnte lang in den Kirchen in den deutschen Gemeinden. Niemand stellte sich die Frage, woher sie kamen oder was ihre Geschichte war. Dies änderte sich jedoch nach über 80 Jahren, als in der Diözese Rottenburg-Stuttgart eine Entdeckung gemacht wurde. Bei der Renovierung des Glockenturms in Rottenburg wurde eine Glocke gefunden, die aus Oberschlesien stammte. Dies führte zu Forschungen, durch die man feststellte, dass es in dieser Diözese etwa 50 weitere Glocken gab, die ursprünglich aus Gemeinden in Polen und der Tschechischen Republik kamen.

Dadurch entstand das Projekt „Friedensglocken für Europa“, das vom Bischof Gebhard Fürst aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart initiiert wurde. Dabei wurde die wertvolle Bedeutung von Kirchenglocken als Symbol der Versöhnung zwischen Polen, Deutschland und auch der Tschechischen Republik hervorgehoben. Somit gelangte die erste Glocke genau nach Pišt, einem kleinen tschechischen Dorf im nordöstlichen Teil der Tschechischen Republik an der Grenze zu Polen. Beim Gottesdienst anlässlich der Rückgabe der Kirchenglocke fielen wichtige Worte, dass mehr als die Glocken die Bedeutung der Geste dieser Initiative wichtig ist, die Frieden und Verständnis zwischen den Völkern zum Ausdruck bringt. Das ist das, was die Glocken symbolisieren.

Im Jahr 2023 wurden die Kirchenglocken auch an ihre ursprünglichen Standorte in Polen zurückgebracht, und zwar in Dietrichsdorf, Frauenburg und Siegfriedswalde in Ermland und Masuren.

Als Ersatz für die Glocken, die im Rahmen des Projekts an Polen und die Tschechische Republik zurückgegeben wurden, wurden neue Glocken gegossen, die nun in den Kirchen der deutschen Gemeinden hängen. Sie alle sind mit einem Entwurf des italienischen Künstlers Massimiliano Pironti geschmückt, der das Symbol des Friedens und der Versöhnung unter anderem durch die Darstellung von zwei in der Luft schwebenden Tauben darstellte.

Die Glocken tragen eine wichtige Bedeutung, da ihr Klang uns an den Frieden erinnert. Durch das Handeln der Kirche können wir erneut einen wichtigen Akt der Versöhnung in der Geschichte erleben. Trotz des ungünstigen politischen Klimas für die polnisch-deutschen Beziehungen brachte dieses Projekt die beiden Länder zusammen. Solche Handlungen lassen sich in heutigen Zeiten umso mehr schätzen.

Fotos: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Arkadius Guzy

Das vorliegende Material enstand auf Basis des Films „Friedensglocken für Europa“ von Regisseur Dominik Wessely

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