Grosz, George Zum Hauptinhalt springen
Öffentlich zugänglich Veröffentlicht von K. G. Saur 2021

Grosz, George

  • Jentsch, Ralph

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Artikel

Vita

Grosz, George (geb. Gross, Georg Ehrenfried), dt. Maler, Zeichner, Grafiker, Schriftsteller, *26.7.1893 Berlin, †6.7.1959 ebd.

Biogramm

1898 Übersiedlung der Fam. nach Stolp in Pommern. Stud.: 1909-11 KA Dresden bei Richard Müller, Osmar Schindler und Robert Sterl. 1912 Umzug nach Berlin, dort Schüler an der KGS bei Emil Orlik, der ihm ein Staatsstipendium verschafft; 1913 für mehrere Monate Acad. Colarossi, Paris, wo er im Aktzeichnen im Fünfminutentakt unterrichtet wird. 1914 2. Preis in der Fachklasse der Unterrichtsanstalt des KGM der Kgl. Museen, Berlin. 1915 meldet sich G. freiwillig zum Kriegsdienst, jedoch nicht aus Kriegsbegeisterung, sondern um die Einheit, bei der er dient, selbst wählen zu können. 1917 wird er zum zweiten Mal eingezogen, kurz darauf mit ärztlichem Attest endgültig als "dauernd kriegsunbrauchbar" entlassen. Im Gegensatz zu vielen Zeitgen., darunter Intellektuelle, Literaten und Künstlerfreunde, hatte G. den Krieg weder als "reinigendes Opfer" noch als "vaterländische Verpflichtung" begrüßt. Den Krieg betrachtete er stets "als eine ins Ungeheuerliche ausgeartete Erscheinungsform des üblichen Kampfes um Besitz". 1916 anglisiert er aus Hass gegen alles Deutsche seinen Namen in George Grosz. 1918 bezieht er das Atelier Nassauische Str. 4 in Berlin (bis 1933). Auf Einladung der russ. Regierung unternimmt G. zus. mit dem dän. Schriftsteller Martin Andersen Nexö 1922 eine fünfmonatige Reise nach Russland. Er trifft den russ. Konstruktivisten Vladimir Tatlin und wird von Lenin zu einer Audienz im Kreml empfangen. Die Erfahrungen der Russlandreise bestärken jedoch sein Misstrauen gegen jedwede Form der Diktatur und veranlassen ihn, 1923 aus der Kommunistischen Partei Deutschlands auszutreten, der er seit ihrer Gründung 1918 angehörte. 1924 und 1925 hält sich G. wieder längere Zeit in Paris auf, 1927 mehrere Monate an der frz. Riviera, zuerst in Point Rouge, dann in Cassis sur Mer, wo in entspannter Atmosphäre im Familienkreis Landschaften in Öl und v.a. in diesem und den darauffolgenden Jahren zahlr. Stillleben in der Art des Magischen Realismus entstehen. Nach der Rückkehr aus Frankreich nimmt G. die Arbeit an den Bühnenbildern und Kostümen für die Aufführung des Stücks Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk von Jaroslav Hašek an der Piscator-Bühne in Berlin auf. In wenigen Monaten entstehen über 300 Zchngn und Aqu. für einen Trickfilm, Hintergrundprojektionen und die Mappe Hintergrund. 1928 wird G. die Gold-Med. für sein Gem. Der Boxer Max Schmeling anlässlich der Olympischen Spiele in Amsterdam sowie die Goldmedaille "Dt. Kunst" in Düsseldorf verliehen. 1929 reist er nach London und ins Tessin. 1930 verbringt er die Sommermonate in Ahrenshoop und 1931 in Prerow an der Ostsee. 1932 unternimmt er seine erste USA-Reise, um auf Einladung der Art Students League in New York einen Sommerkurs zu halten (Lehrtätigkeit ebd. bis 1955). Gleichzeitig richtet G. eine priv. Malschule in New York ein, die er bis 1936 unterhält. Im Jan. 1933 emigriert G. in die USA. Einen Tag nach dem Reichstagsbrand durchsucht eine SA-Einheit seine verlassene Wohnung und bricht sein Atelier auf; im März 1933 wird er ausgebürgert. Bis 1959 lebt G. mit seiner Familie auf Long Island, zuerst in Bayside (bis 1936), dann in Douglaston (bis 1947), zuletzt in Huntington. 1937 und 1938 erhält er das Guggenheim-Stipendium. 1938 US-amer. Staatsbürgerschaft. In den USA entsteht ein eigenständiges malerisches und zeichnerisches Œuvre. Bereits 1934 malt G. die ersten Kriegsbilder und apokalyptischen Landschaften, die das kommende Unheil der Hitlerherrschaft gleichsam voraussagen. G. fühlt sich den Alten Meistern wie Bosch und Bruegel verwandt, und er malt zahlr. Gem. in nahezu altmeisterlicher Manier, in denen er das Ende der Zivilisation beschwört und dem Betrachter die Hölle auf Erden vorführt. 1939-45 verbringt G. mit der Familie die Sommermonate in Cape Cod. Es entstehen zahlr. Aktstudien und Dünenlandschaften. Die große Hoffnung, dass nach dem Tod Hitlers und der Beendigung des Krieges sich die politische Weltlage zum Besseren wenden würde, erfüllt sich nicht. Im Gegenteil: Die vorstellbaren Folgen des Kalten Krieges und die weltweite atomare Bedrohung nehmen im Œuvre G.s dringliche Gestalt an. In dieser Zeit beginnt er die Serie der Stick Men (Stockmänner), seelenlose Wesen ohne Fleisch und Blut. Sie sind die letzten Überlebenden in einer zerstörten Welt. Das Leben, Weiterleben, Überleben erscheint sinnlos geworden. In Collagen E. der 50er Jahre greift er auf DADA-Techniken zurück. 1951 unternimmt G. seine erste Europareise (fünf Monate) nach dem 2.WK. Die zweite Reise erfolgt 1954, die dritte 1958. 1954 wird er zum Mitgl. der Amer. Acad. of Arts and Letters ernannt und 1958 zum außerordentlichen Mitgl. der AK Berlin. Im Mai 1959 kehrt G. endgültig nach Deutschland zurück und bezieht mit seiner Frau Eva eine Wohnung im Haus der Schwiegereltern am Berliner Savignyplatz. Nach einer durchzechten Nacht stirbt G. an Herzversagen. Zahlr. Ausz.: u.a. 1940 Watson F. Blair-Preis, 1951 Carol H. Beck Med., 1959 Gold-Med. "Graphic Art" des Nat. Inst. of Arts and Letters. - G. gilt als brillanter Zeichner seiner Zeit und Chronist des Alltags. Sein Gesamtschaffen umfaßt etwa 500 Gem. und mehr als 15.000 Arbeiten auf Papier (Aqu., Zchngn, Collagen) sowie Tausende von Aqu. und Zchngn in Skizzenbüchern. Nach ersten Karikaturen (1910-12) entsteht in Berlin ab 1912 ein umfangreiches zeichnerisches und malerisches Werk. Das turbulente Leben in der Metropole mit ihren Menschenansammlungen wird für G. dabei zu einer einzigartigen Inspiration. In seinen Lebenserinnerungen "Ein kleines Ja und ein großes Nein" bekennt er: "In Berlin lag meine Chance. Man zeigte in den Kunsthandlungen neben Cézanne und van Gogh auch jüngere französische Maler wie Picasso und Matisse, Derain und andere, die gerade anfingen, bekannt zu werden. In Berlin gab es wunderbare Theater, einen Riesenzirkus, Kabarette und Revuen, Bierpaläste, so groß wie Bahnhofshallen, Weinpaläste, die durch vier Etagen gingen, Sechstagerennen, futuristische Ausstellungen, internationales Tango-Turnier und Strindbergzyklus im Theater an der Königgrätzstraße - das war Berlin, als ich dort hinkam." Das Jahr 1912 wird für G. zur Zäsur: Die Phantasie beginnt sich mit dem realen Erleben zu vermischen, die gezeichnete Stadtlandschaft oder das Interieur wird in die Rolle der Staffage gedrängt und die Fiktion zum bestimmenden Bildinhalt. Der Darst. lustvoller Szenen, die oftmals eines gewissen Humors nicht entbehren, sind ebensowenig Schranken gesetzt, wie des Themas des Lustmords, wo sich Trieb in Aggression verkehrt und Erotik sich mit Brutalität paart. In seiner Kunst geht G. durch die Identifikation von Gewalt als Lust an die Grenzen des Möglichen, wobei er dem Betrachter kein Detail des Geschehens erspart. Noch während des Krieges entsteht 1916/17 eines der Hw. von G., das Gem. Metropolis, auch Blick in die Großstadt gen. (Madrid, Slg Thyssen-Bornemisza). Sein Interesse an dieser Thematik kündigt sich jedoch weit früher an, so u.a. 1915 mit vier Zchngn für eine geplante Mappe Großstadt, in welchen G. die Dynamik der Riesenmetropole thematisiert. Bereits ein Jahr zuvor waren Straßenszenen, zumeist skizzenhafte Zchngn, voller hastender Menschen, Pferdewagen, Automobile, Straßenbahnen und Busse entstanden. "Arbeit ist die Erlösung, gewaltige Dinge auszudenken, und Riesentableaus zu organisieren, Farbkomplexe zu schichten, Linien zu staffeln wie ein Feldherr, ganze Schlachtfelder voller blutendes Rot und die schwarzen Senkrechten", so beschreibt G. 1917 sein künstlerisches Schaffen. Theodor Däubler bemerkt 1916 in einem Aufsatz über G.: "Seine Vorstellung der Großstadt ist eigentlich apokalyptisch, die Häuser sind geometrisch nackt, wie kurz nach einer Beschießung. Schnellbahnen überstürzen sich, wie ein Gewitter zittern sie blitzschnell herein und sind wieder weg. Die Menschen, meistens bloß der Ausdruck ihrer Gier, mit zerhagelten Gesichtern, sind bestürzt, einer über den anderen!" Bereits vor dem Krieg hatte G. ein großes dreibändiges Werk Die Hässlichkeit der Deutschen geplant. Die Zchngn aus dieser Zeit sind der Niederschlag seines ausgeprägt negativen Menschenbildes, das durch die schrecklichen Ereignisse des 1. WK eine neue Dimension erfährt. Er entlarvt den dt. Zeitgen. in seiner Spießigkeit, führt die gewissenlosen Vertreter des preußischen Militärs ohne Schonung vor und prangert die Scheinheiligkeit der Kirchendiener an. Mit Zchngn im sog. "messerharten Stil" versucht er, das an ihm begangene Unrecht und die fortdauernde Verletzung seines "geheimen Schönheitsideals" durch die Hässlichkeit der Menschen zu rächen. Während der Weimarer Republik wird G. v.a. von rechtsnationalen Kreisen angefeindet und juristisch belangt: 1921 wegen "Beleidigung der Reichswehr", 1923-24 wegen "Verbreitung unzüchtiger Schriften". Drei Blätter der kleinformatigen Mappe Hintergrund, darunter das Blatt, das Christus in Soldatenstiefeln und mit Gasmaske am Kreuz zeigt, führen 1928-31 zu einem der längsten und aufwendigsten Prozesse der Weimarer Republik, dem sog. Gotteslästerungsprozess, der durch fünf Instanzen geht und im Nov. 1931 mit einem sensationellen Freispruch der Angeklagten G. und dessen Verlegers Wieland Herzfelde endet. G. ist, so widersprüchlich dies klingen mag, trotz seiner immer wieder vorgebrachten Überzeugung "Der Mensch ist nicht gut - sondern ein Vieh", in seiner Grundhaltung Humanist. Sein Wirken hat die wichtigsten Strömungen der dt. Kunst des 20.Jh. beeinflusst. Er gilt als einer der Hauptvertreter der DADA-Bewegung in Berlin (1917-20) und der Neuen Sachlichkeit (Ausst. KH Mannheim, 1925). 1920-22 entstehen die sog. Automatenbilder. In einem 1921 in der Zs. "Das Kunstblatt" publ. Aufsatz "Zu meinen neuen Bildern" stellt G. die Forderung, "das Weltbild von den übernatürlichen Kräften, von Gott und von den Engeln zu reinigen", um den Blick des Menschen für seine realistische Umwelt zu schärfen. Die Farbe nimmt er in seinen Bildern zurück; die Linie soll "individuell-photographisch gezogen" werden, "konstruiert, um Plastik zu geben", G. drängt zur "Zweckmäßigkeit" des Sujets im Sinne der "Sachlichkeit und Klarheit" einer "Ingenieurzeichnung". So definiert er seinen formalen Anspruch an die Kunst, der in seinem Aufsatz formulierte ideologische Anspruch ist dagegen rein klassenkämpferisch. Bereits 1923 hatte G. ein erstes entlarvendes Hitlerporträt Sigfried Hitler veröffentlicht (Die Pleite v. 8.11.1923). Im Rahmen eines Magischen Realismus, zu dem seine Gem. nach 1928 tendieren, entstehen in den USA ab 1934 Zchngn, Aqu. und Gem. düsteren Inhalts, in denen er die sich anbahnende Katastrophe eines nächsten WK voraussieht. Im Aqu. The Menace (Die Bedrohung; 1934) zeigt er einen geifernden, blutrünstigen Hitler inmitten brennender und verwüsteter Städte; 1936, im Jahr der Olympischen Spiele in Berlin, malt G. das Bild Apocalyptic Landscape, das den Weltuntergang durch Feuer und Wasserfluten darstellt, und 1941 das Aqu. Final Solution (Endlösung) mit dem Selbstmörder Hitler in einem Sessel vor einer großen Russlandkarte sitzend, die noch rauchende Pistole neben ihm auf dem Boden. - Bei zeitgen. Autoren und Theaterregisseuren als Künstler gefragt, entwirft G. Bühnenbilder und Kostüme, u.a. für Walter Mehring, Einfach klassisch! Eine Orestie mit glücklichem Ausgang (1919); George Bernard Shaw, Caesar und Cleopatra (1920) sowie Androklus und der Löwe (1924); Georg Kaiser, Kanzlist Krehler (1922) sowie Nebeneinander (1923); Yvan Goll, Methusalem oder der ewige Bürger (1922); Paul Zech, Das trunkene Schiff (1926); Jaroslav Hašek, Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (1928); Carl Sternheim, Der Kandidat (1930); Arnold Zweig, Der Streit um den Sergeanten Grischa (1930); John Latouche, Bilderbogen aus Amerika (1954); Christopher Isherwood, Goodby to Berlin - I Am a Camera (1954). Mit der Gründung des Malik-Verlages 1917 mit W.Herzfelde, John Heartfield und G. entstand eine in der dt. Verlagsgeschichte unvergleichliche Konstellation von sich in ihrem Wirken ideal ergänzenden Kräften. Die Zss., Bücher und Mappenwerke des Verlages, mit G. als zentraler Figur, werden zu einer einzigartigen Demonstration gegen den politischen Ungeist der Zeit, und G.s Werke erreichen als Abb. in den Zss. eine breite Öffentlichkeit, u.a. in: Die Aktion (1915-28); Neue Jugend (1916-17); Das Kunstblatt (1917-31); Der blutige Ernst (1919-20); Die Pleite (1919-24); Der Gegner (1919-24); Die Rote Fahne (1921-28); Der Querschnitt (1922-33); Der Knüppel (1924-25); Das Stachelschwein (1925-28); Simplicissimus (1926-32); Americana (1932-34); Esquire (1936-39; Gesamt-Verz. der Ill. in Zss. für die Jahre 1910-1933 cf. B.I. Lewis, 1971, und für die Jahre 1933-59 in B.Möckel, 1997). Graf. Folgen, wenn nicht and. gen., im Malik-Verlag ersch.: Erste G.G.-Mappe, 9 Foto-Lith., Verlag Heinz Barger, B. 1917; Kleine Grosz-Mappe, 20 Foto-Lith., B. 1917; Gott mit uns, Politische Mappe, 9 Foto-Lith., B. 1919; Im Schatten, 9 Foto-Lith., B. 1921; Mit Pinsel und Schere, 7 Materialisationen, B. 1922; Die Räuber, 9 Foto-Lith., B. 1922; Ecce Homo, 84 Foto-Lith. und 16 farbige Reprod., B. 1923; Hintergrund, 17 Foto-Lith. zur Aufführung des Schwejk, Piscatorbühne, B. 1928; Bagdad on the Subway, Six watercolours of O.Henry's New York, Print Club, N.Y. 1935; Interregnum, 1 Lith. und 64 Reprod., The Black Sun Press, N.Y. 1936. Als Illustrator tritt G. für folgende Autoren in Erscheinung (häufig im Malik-Verlag), u.a. W.Herzfelde, Sulamith, B. 1917; R.Huelsenbeck, Dada siegt und Deutschland muß untergehen, beide B. 1920; M.Andersen Nexö, Die Passagiere der leeren Plätze, B. 1921; O.Kanehl, Die Schande und Steh auf Prolet, beide B. 1922; H.Mann, Kobes, B. 1925; U.Sinclair, Die Hölle, B. 1925; E.Toller, Brokenbrow. A Tragedy, Lo. 1926; B.Brecht, Die drei Soldaten. Ein Kinderbuch, B. 1932; O.Henry, The Voice of the City and Other Stories, N.Y. 1935; W.Mehring, No Road Back, N.Y. 1944; H.Miller, Plexus, Ha. 1955. Auch als Autor erlangt G. Bedeutung, u.a. mit frühen Gedichten (1915-18), kunsttheoretischen Schriften (1920-57) und autobiografischen Texten (1921-55; Gesamt-Verz. cf. B.I. Lewis, 1971). - Rezeption: Durch den Beitr. von Theodor Däubler 1916 in "Die weißen Blätter" wird G. rasch bekannt. 1918 erster Ankauf von Gem., Slg Ida Bienert, Dresden, und Eugen Kirchhoff, Wiesbaden. Auf der Ersten Internat. DADA-Messe 1920 in Berlin ist G. mit dem heute verschollenen Gem. Deutschland, ein Wintermärchen sowie zahlr. Arbeiten auf Papier vertreten. 1924 und '25 erwirbt die KH Mannheim Hw. von G., die Gem. Metropolis (1916/17) und Bildnis Max Herrmann-Neisse (1925). Auf der Frühjahrs-Ausst. der Preußischen AK, Berlin, wird G. 1927 mit einer Sonderausstellung geehrt. 1933-45 als "entarteter" Künstler in Deutschland verfemt; 1937 Beschlagnahmung sämtlicher Werke (285) aus dt. Museumsbesitz und öff. Slgn, 1939 größtenteils vernichtet. In den USA erfährt G., v.a. nach seiner Einbürgerung 1938, große Anerkennung und erhält Einladungen zu musealen Einzelausstellungen sowie zur Beteiligung an wichtigen Ausst. zeitgen. Kunst in den USA. 1948 wird er in einer Umfrage unter Museumsdirektoren und Kunstkritikern als einer der zehn bedeutendsten lebenden amer. Künstler bezeichnet. Nach 1945 setzt in Deutschland eine Rückbesinnung auf G. ein, jedoch bes. als Künstler der Weimarer Republik und unter Ausschluss seines in den USA entstandenen Werkes. Interesse und Anerkennung erfährt der amer. Künstler G. erst A. der 90er Jahre durch Ausst. wie "Berlin-New York", 1994 u.a. in Berlin sowie als erste ausländische Retr. 2000 im MMA in Kamakura mit Stationen in Itami und Tochigi. Eine im Febr. 2009 eröffnete Ausst. in der Gal. Nolan Judin, Berlin, mit Stationen in New York und London, würdigte ausschl. das amer. Schaffen G.s mit 25 Gem. und mehr als 100 Arbeiten auf Papier.

Werke

Gem.: Amsterdam, Sted. Mus.: Der Agitator, 1928. Andover/Mass., Addison Gall. of Amer. Art: Wellfleet Bay, 1940. Antwerpen, Koninkl. MSK: Der Schriftsteller Walter Mehring, 1926. Austin, Univ. of Texas, James A. Michener Coll.: Manhunt, 1944; The Upheaval of Nothingness, 1948. Berlin, Neue NG: Nachtstück, 1915; Grauer Tag, 1921; Stützen der Gesellschaft, 1926; Berlinische Gal.: Selbstbildnis mit Hut, 1928; Selbstbildnis als Warner, 1928. Dallas/Tex., Mus. of Art: Self-Portr. Nr. 1, 1936; Cotton Harvest; Oil; Longhorns; Dallas Skyline, alle 1952. Düsseldorf, KS NRW: Der Liebeskranke, 1916; Construction, 1920; Grenoble, Mus. de Grenoble: Straße in Berlin, 1931. Hamburg, KH: John, der Frauenmörder, 1918. Hempstead/N.Y., Hofstra Mus.: The Mighty One on a Little Outing Surprised by Two Poets, 1942. Huntington/N.Y., Heckscher Mus. of Art: Sonnenfinsternis, 1926; I, I was Always Present, 1942. Kiryū, Ōkawa Mus. of Art: Golden City, 1946. Köln, Mus. Ludwig: Portr. Dr. Eduard Plietzsch, 1928. Kōchi, Mus. of Art: Lotte im grünen Kleid, 1926. London, Tate Modern: Selbstmord, 1916. Los Angeles, County Mus. of Art: Bildnis Dr. Felix Weil, 1926. Madrid, Mus. Thyssen-Bornemisza: Metropolis, 1916/17; Straßenszene, Berlin, 1925. Mannheim, KH: Portr. des Schriftstellers Max Herrmann-Neisse, 1925. München, PM: Frau im schwarzen Mantel, 1927. New York, MMA: Explosion, 1917; Bildnis des Dichters Max Herrmann-Neisse, 1927; Maler und Modell, 1928. - Metrop. Mus.: Berliner Straße, 1931; The Ambassador of Good Will, 1943. - Whitney: Approaching Storm, 1940; Peace II, 1946. - Art Students League: The Crucified Ham, 1948. - Neue Gal.: Portr. John Förste, 1926. Paris, Centre Pompidou: Ein Opfer der Gesellschaft, Remember Uncle August, The Unhappy Inventor, 1919. Rochester/N.Y., Univ., Memorial AG: The Wanderer, 1943. St. Louis/Mo., AM: Café, 1916; Still Life, 1936. San Antonio/Tex., McNay AM: Der Turner, 1921. San Francisco, de Young: Lower Manhattan, 1934. Stuttgart, SG: Die Strasse, 1915; Widmung an Oskar Panizza, 1917/18. Tempe, Arizona State Univ. AM: I Am Glad I Came Back, 1943. Tokio, Bridgestone Mus. of Art: Die Promenade, 1926. Washington/D.C., Hirshhorn Mus. and Sculpt. Garden: Das Kaffeehaus, 1915; The Painter of the Hole I, 1948. Wichita/Kan., AM: The Blue Chair, 1938; The Pit, 1946. Yokohama, Mus. of Art: Edgar Allan Poe gewidmet, 1918. Youngstown/Ohio, Butler Inst. of Amer. Art: Resting, 1939. - Verschollene Gem.: Der Abenteurer, 1917 (ehem. Dresden, SM); Im 28.Stock, 1917/18 (ehem. Hannover, Kestner-Ges., Slg Dr. Paul Küppers); Deutschland, ein Wintermärchen, 1918 (ehem. Berlin, Slg W.Herzfelde); Der Boxer, 1921 (ehem. Breslau, Schlesisches MBK); Die Mutter des Künstlers, 1924 (ehem. Nürnberg, Mus. der Stadt Nürnberg); Portr. Kunstmaler O.Schmalhausen, 1926 (ehem. Lübeck, Mus. der Hansestadt); Bar Terminus, Marseille, 1927 (ehem. Ulm, Mus. der Stadt Ulm); Bildnis der Mutter II, 1927, und Ballsaal, 1928 (beide ehem. Berlin, Mus. der Stadt Berlin); Berlin bei Nacht, 1929 (ehem. Berlin, Preußisches Innenministerium). Addenda: Berlin, SM.

Selbstzeugnisse

mit eig. Ill.: Das Gesicht der herrschenden Klasse, B. 1921; Abrechnung folgt. 57 politische Zchngn, B. 1923; Der Spiesser-Spiegel. 60 Berliner Bilder ..., D. 1925; G./W.Herzfelde, Die Kunst ist in Gefahr, B. 1925; Die Gezeichneten. 60 Bll. aus 15 Jahren, B. 1930; Das neue Gesicht der herrschenden Klasse. 60 neue Zchngn, B. 1930; Über alles die Liebe. 60 neue Zchngn, B. 1930; Gedichte und Gesänge. 1916-1917, Litomyšl 1932; Drawings, N.Y. 1944; 30 drawings & watercolors, N.Y. 1944; 1948; Ade Witboi, B. 1955; Spiesser-Spiegel. 60 Zchngn, B. 1955. - A little Yes and a big No, N.Y. 1946 (Auto-Biogr.), Reinbek 1955.

Ausstellungen

E: (Verz. der Ausst. cf. R.Jentsch, 2008): u.a. 1920 München, Gal. Neue Kunst Hans Goltz: Der Ararat / 1921 Bremen, Graph. Kab.: G.G. Gem., Aqu., Zchngn, Lith. / Berlin, Gal. Alfred Flechtheim: 1926 G.G. Gouachen; 1927 Öl-Gem. von G.G. und Kongo-Skulpt. / 1930 Düsseldorf, Gal. Alfred Flechtheim: G.G. Öl-Gem. und Aqu. / 1932 Brüssel, Pal. des BA: G.G. Peint., aqu., dessins / New York: 1941 MMA; 1946 AAA Gall.: G.G. A Piece of My World in a World without Peace / 1952 Dallas (Tex.), Mus. of Art: G.G. Impressions of Dallas / 1954 New York, Whitney: G.G. Oils, watercolors, drawings (Wander-Ausst.) / 1959 Huntington (N.Y.), Heckscher Mus.: G.G. on Long Island / Berlin: 1962 AK: G.G. Gem., Aqu. und Zchngn (Wander-Ausst.); 1962-63 Gal. Meta Nierendorf: Ohne Hemmungen. Gesicht und Kehrseite der Jahre 1914-1924, schonungslos enthüllt von G.G. / 1963 New York, Forum Gall.: G.G. Retr. Exhib. Berlin 1912-1932, America 1932-1958 / 1965 Wien, GrS Albertina: G.G. Gem., Aqu., Zchngn (Wander-Ausst.); Chicago (Ill.), B.C. Holland Gall.: The Unknown G.G. / 1966 Dresden, Kpst.-Kab.: G.G. Zchngn und Lith. / 1968 New York, Peter Deitsch: G.G. A Selection of Fifty Early Drawings from 1910 to 1920 / 1970 Krefeld, KV: G.G. Der Verrat an der Scheinheiligkeit, Aqu. und Zchngn 1915-1929 / 1971 Parma, Univ., Ist. di Storia dell'Arte: G.G., olio, acquerelli, disegni; Berlin, Kpst.-Kab.: G.G. Frühe Druckgraphik, Sammelwerke, ill. Bücher 1914-1923 / 1975 Mailand, Pal. Reale: G.G. Gli anni di Berlino (Wander-Ausst.); Hamburg, KV: G.G. Leben und Werk, Gem., Aqu., Zchngn, Graphik / 1977 Berlin, Kpst.-Kab.: G.G. Bilder aus der großen Stadt, eine Reportage von Groß-Berlin, Druckgraphik und Hand-Zchngn / 1978 Washington (D.C.), Hirshhorn Mus. and Sculpt. Garden: G.G. Oils, watercolors, drawings; Bremen: Univ.-Bibl.: G.G. Ill. Bücher und Mappen; Gal. Rolf Ohse: G.G. Einhundert Zchngn und Aqu. aus den Jahren 1912-1942 / 1982 Bonn, Städtisches KM: Der Sozialkritiker G.G., Bücher und Schriften aus der Slg Dr. Kurt Hirche; Turin, Centro Cult. e Congressi: G.G. Opere inedite (Wander-Ausst.) / 1984-85 Mailand, Gall. del Milione: G.G. 1912-1943 / 1993 Cambridge (Mass.), Busch-Reisinger Mus.: The Sketchbooks of G.G. / 1994 Berlin, Neue NG: G.G. Berlin-New York (Wander-Ausst.) / 1995 Paris, Gal. Tendances: G.G. Dessins 1920-1932 / 1997 Venedig, Peggy Guggenheim Coll.: G.G. The Berlin Years (Wander-Ausst.); London, RA: The Berlin of G.G. Drawings, Watercolours and Prints, 1912-1930 / 2000 Kamakura, MMA: G.G. Berlin-New York (Wander-Ausst.) / 2001 Berlin, Stiftung SM Berlin: G.G. Zchngn für Buch und Bühne / 2005 Ahrenshoop, Kunstkaten: G.G. Vom Großstadtkosmos zum Pommernstrand. Bilder und Arbeiten auf Papier, 1912-1932; New York, Achim Moeller FA: G.G., his visual and theatrical politics / 2007 Rom, Acad. de France à Rome: G.G. Berlin-New York; München, Gal. Fred Jahn: G.G. Neue Sachlichkeit und Realismus 1921-1945. Bilder, Zchngn, Aqu. / 2008 Heilbronn, StM: G.G. Gegen den Strich / 2009 Berlin, Gal. Nolan Judin: G.G. The Years in America (Wander-Ausst., alle K). G: 2018-19 Kaufbeuren, Kunsthaus: Menschenbilder (K).

Bibliographie

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Artikel aus Thieme-Becker

Biogramm

Grosz, George, Maler und Graphiker in Berlin, geb. 26. 7. 1893, gehört mit zu den Hauptvertretern der futuristischen Richtung in Deutschland. Von literarischen Tendenzen ausgehend, rollt G. auf seinen Bildflächen ("Feiertag", "Deutschland ein Wintermärchen") ein Chaos von nur durch gedankliche Beziehungen miteinander verbundenen, formal untereinander ziemlich unabhängigen Details auf, das nach Analogie eines Bilderbogens sukzessiv gegenständlich abgelesen sein will. In Einzelheiten oft außerordentlich suggestiv, fehlt diesen Bild-Mosaiken doch völlig die Einheit der Bildstimmung, die G. in einem früheren Gemälde "Der Liebeskranke" (1916) noch schlagend zum Ausdruck zu bringen wußte. "Der Abenteurer" von 1919 (Stadtmus. Dresden) zeigt ihn auf dem Wege der abstrakten Malerei konsequent fortschreitend. Die bedeutende satirische Begabung des Zeichners G. hat sich vor allem in wüsten Anklagen gegen das alte kapitalistischmilitaristische System des vorrevolutionären Deutschland gewendet, die eigentlich schon bei ihrem Erscheinen ihre Aktualität eingebüßt hatten ("Gott mit Uns", 9 politische Lithogr.). Stärkere Wirkung als diesen auf die politische Stunde eingestellten Blättern eignet seinen in demselben gesucht primitiven Stil gezeichneten sozialen Manifesten gegen den "Bourgeois", meist Anklagen brutalster Art wider die Ausbeutung des Weibes durch die Prostitution; doch gibt das Zurschaustellen sexualer Anomalien auch da, wo es gegenständlich nicht geforsiert ist, wie in dem gezeichneten Selbstbildnis von 1919, seiner Graphik einen fatalen Beigeschmack des Pornographischen. G. ist Mitarbeiter der satirischen Zeitschriften "Die Pleite", "Der blutige Ernst" und "Der Gegner". Von seinen graphischen Folgen seien noch genannt : "Das Gesicht der herrschenden Klasse", Erste GeorgeGrosz-Mappe (12 Lith., 1917), Kleine GeorgeGrosz-Mappe (10 Lith.); von seinen Buchillustrationen: "Tragigrotesken der Nacht" von W. Herzfelde; "Fantastische Gebete" von R. Hülsenbeck (Malik-Verlag Berlin); "Dr. Billig am Ende" von Hülsenbeck (K. Wolff-Verl. München); "Sonniges Land" von Bruno Schönlank (Cassirer-Verl. Berlin); "Was Peterchens Freunde erzählen", Märchen von Hermynia zur Mühlen (Malik -Verl.). W. Wolfradt, G.G. ("Junge Kunst" Bd 21), Lpzg 1921; ders. in Der Cicerone, XI (1919) 762ff.; XIII 103ff. - Th. Daubler in Die weißen Blätter, Nov. 1916; ders. in Das Kunstblatt, I (1917) 80ff. und in Das junge Deutschland, 1919 N o 7. - A. Salmonyin Das Kunstblatt, IV (1920) 97ff. - Der Ararat, 1. Sonderheft, April-Mai 1920 (Leo Zahn u. W. Wolfradt); cf. Ararat, I (1920) 116 (Abb.), 119, 122, 171 (Abb.), 174. - Hartlaub, Die neue deutsche Graphik, Tribüne der Kunst und Zeit, IV (1920) 90ff. - Zeitschrift, 1918 Nov. (Th. Däubler, mit Dichtungen von G.). - Der Weg, 1919 Heft 819 (ten Brook). H. V.

Artikel aus Vollmer

Biogramm

Grosz, George, dtsch-amer. Maler, Graphiker, Karikaturenzeichner u. Schriftst., *26.7. 1893 Berlin, ansässig in Huntington, L. I., N. Y., USA. Stud. 2 Jahre an der Dresdner Akad. bei Rich. Müller. Begann als Karikaturenzeichner fur satir. Zeitschriften, u. a. für die "Lustigen Blätter" u. den Berliner "Ulk". Ausgehend von den Dadaisten u. Futuristen, schloß er sich um 1925 der Bewegung der Neuen Sachlichkeit an. Folgte 1932 einer Einladung der Art Student's League als Lehrer nach New York. Seit 1937 amer. Staatsburger. Eine der stärksten zeichnen Begabungen seiner Zeit, dessen scheinbar primitive, mit sparsamsten Mitteln arbeitende Zeichenmanier unerhört treffsichere Wirkungen auszulösen weiß. Hat seine Hauptbedeutung als Karikaturist. Von literar. Tendenzen ausgehend, geißelt er in erbarmungsloser Weise die sozialen Mißstände seiner Zeit, das Spießerhafte des satten Bourgeois, überhaupt das Zerrbild des Menschen, wie es die moderne Großstadt herangezüchtet hat. In späteren Arbeiten ist das Tendenziöse, Journalistische oft überwunden oder kommt doch weniger absichtlich zum Ausdruck; das Anklagerische des Sozialkritikers tritt zurück hinter der reinen Darstellerfreude des Künstlers. Als Maler hauptsächl. Aquarellist. Die frühen Bilder nach futurist. Vorbild kompositionell in eine Fülle von Einzelheiten auseinanderfallend, die man sukzessiv abzulesen genötigt wird, die späteren Bilder kubistisch stilisiert mit maskenhaftem, maschinellem Charakter der Figuren. - Graph. Folgen (Auswahl): Gott mit uns (9 Lithos), Berlin 1921; Das Gesicht der herrschenden Klasse. 55 polit. Zeichngn, Berl. 1921; Ecce homo (Lithos), Berl. 1922; Abrechnung folgt! (57 polit. Zeichngn, Malik-Ven. Berl.), 1923; Mit Pinsel u. Schere (ebda), 1923; Hintergrund (17 Zeichngn zur Aufführung des Schauspiels Hakk, "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk"). Berl. 1928; Ober alles die Liebe! (60 Zeichngn), Berl. 1930; Die Gezeichneten. 60 Blatt aus 15 Jahren, Berl. 1930; Das neue Gesicht der herrschenden Klasse (60 Zeichngn), Berl. 1930; Drawings. With an Introd. by the Artist, New York 1944. Buchillustrationen (in Ergänzung zu Th.-B.): Upton Sinclair. 100% Roman e. Patrioten. Aus dem Amerik. von Hermynia Zur Mühlen. Mit 10 Lithos, Berl. 1924; Mejor. Mann, Kobes, Mit 10 Lithos, Berl. 1925; Peter Pons, Der große Zeitvertreib (Zeitgedichte), Potsdam 1932. Eigene Schriften : Jugenderinnerungen. veröff. in : D. Kstblatt, 13 (1929) 166174, 193/97, 238143; Lebenserinnerungen, veröff. in : Kst u. Kstler, 29 (1931) 15/22, 55/61 105/11, m. 28 Abbn; Der Spießerspiegel. Berliner Bilder. Mit e. Selbstdarstellg d. Kstlers. Dresden 1925; A little yes and a big no. The autobiogr. of G. G.. New York 1946. - Bilder in öff. Besitz: Bildnis Dr. Ed. Plietzsch, Staatsgal. Dresden; Der Abenteurer, Stadtmus. Dresden; Hilda. Dichter Max Hermann-Neisse, Ksthalle Mannheim; Agitator, Stedel. Mus. Amsterdam; Landschaft : Wellfleet Bay, in d. Addison Gall. of Amer. Art in Andover, Mass. (Abb. in Bull. of the Addison Gall. of Amer. Art, Andover, Mass., 1941, p. 17). Aquarelle in den Museen Andover, Mass., Karlsruhe u. Wiesbaden. - Koll.-Ausst. (Auswahl): 1924 bei Wurthle in Wien; 1927 in d. Kstkammer in Berlin, bei Flechtheim ebda, bei Wasservogel ebda; 1 928 im Verein f. Kst u. Kstgew. in Erfurt; 1929 bei Bruno Cassirer in Berlin u. in d. Gal. "Pides" in Dresden; 1930 im Kstver. in Frankfurt a. M., bei Caspari in München, im Ksthaus in Zürich u. bei Br. Cassirer in Berlin; 1947 in d. Gal. Matthiesen in Berlin. Sammel-Ausst. in den USA: Weyhe Gall. in New York 1931; Mus. of Mod. Art ebda Okt. 1941; Art Inst. Milwaukee März 1 942; Associated Amer. Artists Gall., New York, Febr. 1943; Gal. Vivienne, New York, Juni 1946; Detroit Inst. of Arts, Detroit, Mich., Febr. 1949; Germanic Mus, in d. Harvard Univ. in Cambridge, Dez. 1949; Whitney Mus. in New York, 1953. Lit.: Th.-B., 15 (1922). - L. Bazalgette, G. G., l'homme et Fceuvre (Les art. contemp.), Paris 1926. - Mynona (S. Friedlaender], G. G. (Kstler d. Gegenw.). Dresden 1922, m. 37 Abbn. - M. Ray. G. G., Paris 1927. - I. Tavolato, Les Artistes nouv.: G., Rom 1924, m. 32 Abbn. - Hartlaub. - Pfister, Taf. 11. - Schmidt. - Archiv f. Buchgew., 61 (1924) Abb. geg. p. 162. - L'Art vivant, 1931, P. 80, m. 3 Abbn. - The Arts. 1927/11, p. 295-303, m. 16 Abbn. - Aufbau, 6 (1950) 564 (Abb.); 7 (1951) 1091 (Abb.). - Aussaat (Lorch-Stuttgart), 1 (1946/47) H. 3, p. 20/24, na. 10 Abbn. - D. Neue Bücherschau, 6 (1927) 115/23. - D. Cicerone, 16 (1924) 467; 18 (1926) 382 (Abb.); 19 (1927) 28, 123/25, m. Abb.; 21 (1929) 143, 169, 363, 586; 22 (1930) 85, 112, 145, 167, 227, 286, 607. - D. Kreis (Hamburg), 4 (1927) Abb. geg. p. 401; 9 (1932) 327. - D. graph. Kste (Wien), 54 (1931) 35f., m. Abb. - D. Kst u. d. schöne Heim, 47 (1249) 221f., m. 2 Abbn. - bild. kst (Berlin), 3 (1949) 352, Abb. geg. p. 354. - Dtsche Kst u. Dekor., 67 (1931) 364/68. - Kat u. Kstler, 21 (1923) 332; 22 (1924) 182/86, m. 4 Abbn u. Taf.; 24 (1926) 354/59, m. G Abbn (G. G., Der Kstler als Journalist), 363; 25 (1927) 156, m. Abb., 267; 26 (1928) 399; 27 (1929) 269/73, m. 5 Abbn; 28 (1930) 296f.; 29 (1931) 255, 361; 31 (1932) 273/78 (G., Briefe aus Amerika), 317/22 (desgl.), 433/43 (desgl.). - D. Kstblatt, 5 (1921) 11/16, in. 5 Tal., 28, 62; G (1922) 146 (Abb.), 147 (Abb.), Taf. geg. p. 338; 8 (1924) 31. 33/38, m. 7 Abbn u. Taf., GI, 368, 369 (Abb.), 370; 9 (1925) 266f., 335 (Abb.); 10 (1926) 172, 273ff., in. Abbn; 11 (1927) 31f., 46f., 104 (Abb.), 127. 172; 12 (1928) 126, 221; 13 (1929) 32, 61,123, Taf. geg. p. 160, 161/65, m. 6 Abbn; 14 (1930) 61, 125; 15 (1931) 79/84. m. 5 Abbn (G. G., Unter anderem ein Wort für deutsche Tradition), 124f., 149f., m. Taf. 171, 282; 16 (1932) 48. - D. Kstwanderer, 1931/32, p. 256. - D. Kstwart, 41/1 (1 927/28) 413, r. Sp., 414.1. Sp. 2 Abbn geg. p. 416. - D. Kstwerk (Baden-Baden), 1(1946/47) H. 1, p. 39; 2 (1948) H. 3/4, p. 18 (Abb.), 35 (Abb.), 74; 4 (1950) H. 2, p. 47/50, m. Abb., 56 (Abb.); 5 (1951) H. 6, p. 54 (Abb.). - Maandbl. v. beeld. Ksten, 10 (1933) 163ff. passim, m. 2 Taf. u. 6 Abbn. - Westermanns Monatsh., 148/II (1930) 385 (Abb.). - Die Propyläen, 28, Nr v. 20. 2. 1931, p. 162f. - Dtsche Republik, 3 (1929) 816f. - La Revue Rhénane, 1925, p. 278, m. Abb. - D. Schaffenden (Weimar), 1919ff., II, 4. Mappe; IV, 6.51.; V, 2. M. (Taf.). - D. Schildgenossen, 11 (1931) 146/56. - Verger, 1(1947/48) H. 5, p. 72/74. - Zeitschr. f. Kst, 1 (1947) H. 2 P. 62. - Zeitwende, 7 (1931) 193/206. - Painting in the Un. States. Carnegie Instit. Pittsburgh 1949. Ausst. (Kat. Taf. 22). - Die sehr umfangreiche amer. Zeitschr.-Lit. verz. in : The Art Index (New York), 1928ff. passim.

Artikel aus Vollmer

Biogramm

Grosz, George, dtsch-amer. Graphiker u. Maler (bes. Aquarell), †6.7.1959 Berlin. Siedelte Juni 1959 nach langem Aufenthalt in den USA nach Westberlin über. 1959 Goldmed. f. graph. Kunst des amer. Instit. f. Kst u. Literatur. Letzte Sonderausst.: 1955 im Hamburger Künstlerklub, 1958 in d. New Art Center Gall. in New York. Zu den bei Th.-B. gen. öff. Smlgn hinzuzufügen: Detroit Inst. of Arts (Kat. 1944); Wallraf-Rich.-Mus. Köln (2 Ölbilder: Bildnisse Dr. Ed. Plietzsch u. Kinderbildnis (Kat. 1957]); Mus. Nat. d'Art Mod. Paris (Ölbild: Aushang e. Fleischerladens [Kat. 1954]); Staatsgal. Stuttgart (Ölbild: Widmung an Oskar Panizza [Kat. 1957]). Lit.: Vollmer, 2. - John Baur, G. G., New York 1954. - Malerei d. Abendlandes, hrsg. von G. Arnolds, Berlin-Grunewald [1955], p. 219f. - Frz Frommhold, Grafik-Waffe dieser Zeit, Dresden 1958, Abb. 24. - L. Grote, Dtsche Kst i. 20. Jh., 1953, p. 49, m. Abb. - G. Händler, Dtsche Maler d. Gegenwart, 1956, p. 29. - Arta Plastică (Bukarest), 4 (1957) Nr 5 p. 25 (Abb.). - Arts, 33 (1959) Sept. p. 13 (Nachruf). - Von Atelier zu Atelier, 7 (1959) 95. - D. Blatt d. Verb. bild. Kstler Dtschlds, 7 (1956) H. 9 p. 6 (Abb.); 10 (1959) H. 8 p. 8, 3. Sp. - College art journal, 9 (1949/50) 199f.; 15 (1955/56) 271, m. Abb. - beis von Halle, 1 (1930/31) 271 (Abb.). - Bid. Kst (Dresden), 1955 p. 453f., m. 3 Abbn, 484f., m. Abbn; 1958 p. 732 (Abb.), 733, 764, 2. sp., 768/71, m. Abbn; 1959 p. 88, 89 (Abb.), 576, 3. Sp. - Junge Kunst (Berlin), 2 (1958) H. 11 p. 54 (Abb.). - D. Kst- werk (Baden-Baden), 11 (1957/58) H. 5/6 p. 80, 81 (Abb.); 12 (1958/59) H. 9 p. 42; 13 (1959/60) H. 2/3 p. 75/77, m. Abbn (Nachruf). - Das Schönste (München), 1959 H. 3, p. 16. - Sonntag (Berlin), 10, Nr v. 13.3. 1955, p. 3, m. Abb. - Tagebuch, 10 (1955) Blatt Nr 1, m. 4 Abba. - Verz. d. Graph. Smlg Pfälz. Landesgewerbeanstalt Kaiserslautern [1957], m. Abb. - Ausst.-Kat.: Von Menzel bis Picasso, Staatl. Gal. Moritzburg-Halle (Schriftenr. ders., H. 12), 1957, m. Abb. u. Anh.-Verz. p. 58; Kstsammler an Rhein u. Ruhr, Malerei 1900-59, Stadt. Mus. Leverkusen, Schoß Morsbroich 1959, m. Abb.

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