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Schauspiellegende Sidney Poitier im Alter von 94 Jahren gestorben

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Sidney Poitier, einer der markantesten Schauspieler des 20. Jahrhunderts, war der erste Schwarze, der 1964 mit dem Oscar für den besten Hauptdarsteller in „Lilien auf dem Felde“ ausgezeichnet wurde. Der Außenminister der Bahamas, Poitiers Heimatland, gab den Tod des Schauspielers am Freitag, den 7. Januar 2022, bekannt.

July 21, 2017 - Santa Monica, California: Sidney Poitier (Foto: IMAGO, IMAGO / ZUMA Wire)
July 21, 2017 - Santa Monica, California: Sidney Poitier

Poitier arbeitete lange daran, seinen Bahamas-Akzent abzulegen

Sidney Poitier wurde am 20. Februar 1927 im US-amerikanischen Miami als Sohn eines Paares von den Bahamas geboren. Er wuchs in dem damals noch zum britischen Empire gehörenden Inselgebiet auf, besaß aufgrund seines Geburtsort jedoch auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Mit 15 Jahren kehrte Poitier in die USA zurück, wo er in verschiedenen Jobs arbeitete. Nach einer Zeit beim Militär bewarb er sich mehrfach beim Ameircan Negro Theater und wurde schließlich aufgenommen. Um wirklich erfolgreich beim Publikum zu werden, musste Sidney Poitier jedoch lange arbeiten, bis es ihm gelang seinen Bahamas-Akzent abzulegen.

Sidney Poitier war 1964 der erste schwarze Schauspieler der Geschichte, der einen Oscar als bester Hauptdarsteller...Posted by SWR2 on Friday, January 7, 2022

Der Durchbruch gelang Poitier an der Seite von Tony Curtis

Einem breiteren Publikum wurde Poitier schließlich durch seine Kino-Auftritte bekannt, oft in Filmen, die den nach wie vor herrschenden Rassismus in den USA kritisch beleuchteten. In „Der Haß ist blind“ aus dem Jahr 1950 spielte Poitier einen schwarzen Assistenzarzt, der von einem rassistischen Patienten angegriffen wird.

Der endgültige Durchbruch gelang dem Schauspieler mit „Flucht in Ketten“ 1958 an der Seite von Tony Curtis. Darin müssen sich zwei Häftlinge — ein weißer und ein schwarzer — aneinander gekettet auf der Flucht ihren gegenseitigen Vorurteilen zum Trotz zusammenraufen.

Wandelbarer Darsteller

Darauf folgten unter anderem Poitiers oscarprämierte Performance in „Lilien auf dem Felde“ 1963, sowie seine Hauptrollen 1967 in „In der Hitze der Nacht“, als schwarzer Ermittler, der einen Mordfall in den ehemaligen Südstaaten aufklären muss und als Schwiegersohn in spe in „Rate wer zum Essen kommt“. Das Motiv dieser Komödie wurde zum Vorläufer einer ganzen Reihe von Filmen, die mit versteckten Vorurteilen innerhalb weißer Familien spielen.

Poitiers Darstellungen wurden dabei von schwarzen Intellektuellen wie James Baldwin als zwiespältig wahrgenommen und etwa in dessen Essay „The Devil Finds Work“ kritisiert — einerseits gelänge es Poitier schwarze Figuren jenseits der althergebrachten Minstrel-Stereotypen mit Leben zu füllen, andererseits müsse er sich den Konventionen der vornehmlich weißen Regisseure und Studio-Bosse beugen und deren Vision schwarzer Charaktere verkörpern.

Bei „Lilien auf dem Felde“, für das er mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, war Poitier nicht nur Hauptdarsteller, sondern auch Produzent. 2002 erhielt Sidney Poitier, der auch als Regisseur einige Filme verantwortet hatte, einen Oscar für sein Lebenswerk.

Engagement auch abseits der Schauspielbühnen

In den 1950er Jahren unterstützte Poitier zusammen mit seinem ewigen Konkurrenten und Freund Harry Belafonte eine Stiftung, die Afrikanern durch Stipendienvergabe ein Studium in den USA ermöglichte. Einer dieser Stipendiaten war Barack Obama Senior – dessen Sohn und späterer Präsident Poitier im Jahr 2009 mit der Presidential Medal of Freedom auszeichnete.

1974 erhielt Poitier außerdem für seine schauspielerischen Verdienste den Orden Knight Commander of the British Empire, der mit dem Titel „Sir“ verbunden ist. Durch seine Staatsbürgerschaft der Bahamas besaß Poitier auch die Bürgerrechte im Commonwealth, was das Tragen des Titels ermöglichte. Ferner war Poitier für rund zehn Jahre Botschafter der Bahamas in Japan und von 2002 - 2007 bei der UNESCO. Bis heute gilt der Künstler als eine „Black Icon“ der 1950er und 1960er Jahre.

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SWR