Borussia Dortmund ist Deutscher B-Juniorenmeister – zum insgesamt achten Mal und damit nun Rekordsieger. Die Jungs von Marco Lehmann gewannen ein an Dramatik kaum zu überbietendes Finale in Oberhausen gegen Bayer Leverkusen vor 2443 Zuschauern mit 3:2. Das entscheidende Tor erzielte der erst 14-jährige Luca Riedl in der Nachspielzeit der Verlängerung per Kopf.

Das Endspiel geriet zu einem packenden Fußball-Krimi. Leverkusen krönte eine herausragende erste Halbzeit mit dem Führungstreffer, der BVB glich nach einer deutlichen Leistungssteigerung durch ein Tor von Thierry Tazemeta aus. In der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Bayer feierte nach dem 2:1 in der 91. Minute bereits die Meisterschaft, doch Diego Ngambia verwandelte drei Minuten nach Ablauf der angezeigten Nachspielzeit einen an Taycan Etcibasi verursachten Strafstoß zum 2:2. Als sich nach 30-minütiger Verlängerung alle bereits auf ein Elfmeterschießen eingestellt hatten, gelang dem 14-jährigen Luca Riedl in den letzten Sekunden per Kopf der 3:2-Siegtreffer.

„Herzlichen Glückwunsch an Mannschaft, Trainerstab und Staff. Das Team hat eine großartige Moral gezeigt, zwei Rückstände egalisiert und war ab der 45. Minute die bessere Mannschaft. Wir sind alle stolz auf diese Jungs“, gratulierte Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung, der wie seine Kollegen Carsten Cramer und Lars Ricken sowie Sportchef Sebastian Kehl und Präsident Reinhold Lunow auf der Tribüne mitfieberte.

Die Partie hatte für den BVB denkbar schlecht begonnen. Kerim Alajbegovic überraschte Leon Herdes in der 5. Minute mit einem verunglückten Flankenball, der sich über den verdutzten Torhüter der ins Netz senkte. Der Schock des frühen Rückstands saß tief. Zwar erarbeiteten sich die Schwarzgelben die eine oder andere halbe Chance, doch die hellwachen Leverkusener dominierten die Partie im ersten Durchgang. 

Deutliche Steigerung und ein furioses Finale

„Sie waren frischer, aggressiver und kaum zu verteidigen. Aber man sollte Borussia nicht abschreiben, das Blatt kann sich noch wenden“, hatte Hannes Wolf, der aktuelle DFB-Nachwuchs-Sportdirektor und ehemalige BVB-Trainer, in der Halbzeit-Pause vorhergesagt. Marco Lehmann nutzte die Kabinen-Ansprache zu taktischen Korrekturen und einem Wechsel. Anas Mahjoubi ersetzte Jonas Feddersen auf der linken Defensivseite, über die Leverkusen einige Angriffe vorbereitet hatte.

Die Dortmunder, die zunächst keinen Zugriff auf den Gegner bekommen und dazu noch Glück bei einem Lattentreffer durch Alajbegovic hatten (25.), ließen einen famosen zweiten Durchgang folgen. Borussia packte zu, spielte entschlossener, mutiger und aggressiver, zwang den vorher so aktiven Gegner in die Defensive. Und die Mannschaft wurde für diese forsche Herangehensweise belohnt: Nach einem von Valon Cena geschlagenen langen Ball fackelte Thierry Tazemeta nicht lange und netzte zum 1:1-Ausgleich ein (51.).

Der BVB nahm das Heft des Handelns entschlossen in die Hand. Mussa Kaba und Tim Degener leisteten vorzügliche Arbeit im Mittelfeld und unterbanden die Zuspiele in die Leverkusener Angriffsspitze. Auf der anderen Seite gelang es den Schwarzgelben deutlich besser, ihre starken Offensiv-Spezialisten in Szene zu setzen. Diego Ngambia kam zu zwei Abschlüssen, Thierry Tazemeta, Ousmane Diallo und der eingewechselte Taycan Ectibasi prüften Bayer-Torhüter Jesper Schlich mit tückischen Schüssen. Fritz Fleck scheiterte kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit am langen Bein eines Leverkusener Abwehrspielers.

Das war der Auftakt zu einem furiosen Finale: Bayers Jeremiah Mensah schnappte sich den Ball, wurde nicht attackiert und überwand Leon Herdes in der ersten Minute der Nachspielzeit mit dem Treffer zur 2:1-Führung. Die Meisterschaft für Bayer Leverkusen? Nein, Borussia stand wieder auf, fightete und belohnte sich: Etcibasi dribbelte bereits 90 Sekunden nach Ablauf der angezeigten Extraminuten in den Strafraum, Nils Gernhardt attackierte ihn zu forsch – Elfmeter. Diego Ngambia blieb eiskalt und schoss zum 2:2 ein. Es ging in die Verlängerung, in der beide ihre letzten Reserven mobilisierten.

Lehmann: „Es war wild, es war emotional“

Als bereits die Vorbereitungen zum Elfmeterschießen getroffen wurden, riskierte der BVB einen letzten mutigen Angriff über den für den angeschlagenen Mahjoubi eingewechselten Luca Riedl. Leverkusen klärte zur Ecke. Len Wörsdörfer schlug den Ball in Richtung Fünf-Meter-Raum, und Luca Riedl nickte ihn in die Maschen.

„So ein Spiel habe ich noch nie erlebt- Es war total wild, es war emotional“, strahlte Trainer Marco Lehmann. Lars Ricken, Borussias Geschäftsführer Sport, nahm jeden Spieler glücklich in den Arm: „Ich könnte nicht stolzer sein auf die Jungs. Nach einer schwachen ersten Halbzeit so zurückzukommen, ist eine tolle Geschichte.“

Die Saison ist für den Deutschen Meister noch nicht beendet. Am Donnerstag (18.30 Uhr) bestreitet die U17 noch das Halbfinale im Westfalenpokal beim Hombrucher SV (Anstoß 18.30 Uhr). Ousmane Diallo und Elias Benkara rücken zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in die U19 auf und wollen ihren zweiten Meistertitel feiern.

BVB: Herdes – Cena, Benkara, Reggiani, Feddersen (46. Mahjoubi, 99. Riedl) – Kaba, Degener (96. Blaszczyk)– Fleck, Ngambia (106. Wörsdörfer),  Diallo (86. Etcibasi) – Tazemeta

wiwi