Seehofers Rückkehr mit feinen Spitzen – gegen Markus Söder
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Seehofers Rückkehr mit feinen Spitzen – gegen Markus Söder

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Für Europa-Kandidat Manfred Weber tritt Horst Seehofer nochmal auf –dabei richtet der Ex-CSU-Chef Grüße an Ministerpräsident Söder aus.

Hahnbach – Der Pensionär wirkt zufrieden, hochzufrieden. „Ich hab den Kabinettstisch mit Angela Merkel gegen den Küchentisch mit Karin Seehofer getauscht“, sagt Horst Seehofer, und die Zuhörer beginnen zu lachen. „Es hat mir gut getan.“ Drei Minuten sind da gerade um, und im Raum wird klar: Das wird ein munterer Abend.

Ja, eine Besonderheit: Aus dem Ruhestand meldet sich Seehofer (74) für 90 Minuten zurück. Sonst kokettiert er ja seit drei Jahren gern damit, dass er als einer von wenigen Politikern wirklich loslasse. „Ich mich entschlossen, einen Strich zu ziehen und anders zu leben: privat“, sagte er unserer Zeitung letztes Jahr. Ausnahmen sind rar, einmal ein Doppelinterview mit seiner Tochter Susanne, die in der FDP aktiv ist, dazu mal eine kantige Ansage an alle Parteien, das Thema Migration nicht zu verträumen. Nun tritt er für einen alten Bekannten auf, im Wahlkampf von Parteivize Manfred Weber (51).

Seehofer nennt Weber einen „feinen Kerl“

Es ist ein Freundschaftsdienst. Seine Bedingung, so ist zu hören: ein kleiner Auftritt nur, zu zweit, moderiert, am Land. Seehofer hätte schon noch in München einen größeren Saal füllen können, aber er wählt den Landgasthof Rouherer, Dorfstraße in Hahnbach, wo das Schnitzel 10,90 Euro kostet. Und er hat Spaß.

Das dürfte damit zu tun haben, dass die Duz-Freunde Manfred und Horst eine Emotion eint: ausgeprägte Skepsis gegenüber Parteichef Markus Söder. In Hahnbach probt Seehofer wieder den Spagat, dazu kein Wort öffentlich direkt zu sagen, es aber jeden wissen zu lassen. Er verpackt es einfach in hemmungsloses Lob an Weber: „Ich wüsste überhaupt keinen Streit“, sagt Seehofer, „und was noch viel wichtiger ist – ich wüsste keine Intrige.“ Der CSU-Vize sei ein „feiner Kerl, zu dem man Vertrauen haben kann“, ihn zeichne aus, „eine Haltung zu haben“. Weber sei der einzige, der „in den letzten fünf Jahren“ bei Wahlen zugelegt habe. Polit-Kenner ahnen: Intrigen (er taufte das mal „Schmutzeleien“), stete Meinungswechsel und schlechte Wahlergebnisse verbindet er mit Söder.

Horst Seehofer im Interview, Ruhestand. CSU
Auszeit von der Auszeit: Horst Seehofer und die Politik. © Marcus Schlaf

Es wird dennoch kein Dauergestichel im Gasthof Rouherer. Seehofer setzt auch inhaltlich klare Punkte. Vor allem bei der Zuwanderung, er fordert Begrenzung, Steuerung. Den Kontrollverlust von 2015 nennt er unter lautem Beifall „eine fatale Fehlentscheidung“, und spricht Angela Merkel namentlich an. Seehofer fordert auch, mit Visa-Verweigerung Druck auf jene Staaten auszuüben, die ihre Flüchtlinge nicht zurücknehmen. Seine Kernaussage: Wenn das Migrationsproblem gelöst werde, „dann werden die AfD und auch die Wagenknecht deutlich unter zehn Prozent fallen“.

Wegen Kontakt zu Meloni: Söder hatte Weber einst gerügt

Spannend: Weber hakt an der Stelle ein und verteidigt seinen guten Kontakt zur italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Er erinnert an den mit Mini-Mehrheit verabschiedeten Asylpakt im EU-Parlament: „Das war sauknapp“, sei nur mit den Stimmen der rechts von der EVP stehenden Meloni-EU-Abgeordneten gelungen. Zur Erinnerung: Söder hatte Weber 2022 für den Kontakt zu Meloni scharf gerügt. Jetzt sagt Weber: „Ich bin verwundert, dass ich Kritik einstecken musste, dass man mit Meloni redet.“ Unterstützung hätte es geben müssen. Seehofer stimmt zu, nennt den Asylpakt „historisch“.

Der Abend im Wirtshaus bleibt ein Kurzausflug zurück in die Politik, eine Art Flashback mit Sicherheitsleuten, vielen Journalisten, Kameras. Seehofer betont, das bleibe eine Ausnahme. Er beschreibt sich selbstironisch als den „Weißhaarigen“, was sachlich zutrifft, und entschwindet durch die Wirtshaustür wieder in den Ruhestand.

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