Italien erlaubt künstliche Befruchtung für Witwen | DiePresse.com
Geburtenrate hat Priorität

Italien erlaubt künstliche Befruchtung für Witwen

Gefrorene Spermienfläschchen werden in einem Labor konserviert.
Gefrorene Spermienfläschchen werden in einem Labor konserviert.Reuters (CHRISTIAN HARTMANN)
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Italienerinnen darf nach einem neuen Dekret auch dann einen Embryo eingepflanzt werden, wenn ihr Partner verstorben ist oder die Beziehung beendet wurde. Italien hat seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenraten Europas.

Das italienische Gesundheitsministerium hat seine Richtlinien zur medizinisch unterstützten Fortpflanzung aktualisiert. Es erlaubt nun auch Frauen, die das Verfahren mit ihrem männlichen Partner beantragt haben, aber inzwischen getrennt oder verwitwet sind, den Zugang.

Im mehrheitlich katholischen Italien herrschen strenge Regeln für künstliche Befruchtung. Diese ist auf heterosexuelle Paare beschränkt, aber im Laufe der Jahre wurden die Vorschriften durch Gerichtsentscheidungen teilweise aufgeweicht. Die jüngste Änderung, die das Ministerium veröffentlichte, besagt, dass eine Frau auch dann einen Embryo einpflanzen lassen darf, wenn ihr Partner verstorben ist oder ihre Beziehung beendet wurde, sofern der Partner zuvor dem Verfahren zugestimmt hatte. Das Dekret wurde erlassen, um zwei Gerichtsentscheidungen zu erfüllen.

Geburtenzahl sinkt seit 15 Jahren

Italiens oberste Berufungsinstanz, der Kassationsgerichtshof, entschied 2019, dass Kinder, die aus künstlicher Befruchtung hervorgegangen sind, denjenigen als rechtlichen Vater haben können, der seine Zustimmung gegeben hat, auch wenn dieser vor der Bildung des Embryos gestorben ist. Das Verfassungsgericht bestätigte im vergangenen Jahr die Unwiderruflichkeit der Einwilligung nach einer Trennung, um die „psychophysische Integrität der Frau vor den negativen Auswirkungen“ eines Abbruchs des Prozesses zu schützen.

Italien hat seit Jahrzehnten eine der niedrigsten Geburtenraten Europas. 2022 lag sie laut dem italienischen Statistikamt Istat bei 1,24 Kindern pro Frau. In Österreich waren es 1,41 Kinder pro Frau. Die Geburtenzahl im Land ist im Jahr 2023 zum 15. Mal in Folge gesunken, lediglich 379.000 Kinder kamen in Italien zur Welt. Das ist die niedrigste Zahl seit der Vereinigung Italiens im Jahr 1861.

Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat die Erhöhung der Geburtenrate zu einer ihrer Prioritäten gemacht, aber bisher wenig Erfolg bei der Umkehrung des demografischen Rückgangs gehabt. Am Donnerstag und Freitag fand in Rom eine hochkarätige Konferenz zum Thema Demografie statt, an der auch der Papst teilnahm. (APA)

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