Nicht ganz tragfähig: Bremen schränkt Verkehr auf drei Weserbrücken ein
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Nicht ganz tragfähig: Bremen schränkt Verkehr auf drei Weserbrücken ein

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Die Wilhelm-Kaisen-Brücke, Bremens zentrale Weserquerung, ist besonders stark betroffen und soll zuerst ertüchtigt werden.
Die Wilhelm-Kaisen-Brücke, Bremens zentrale Weserquerung, ist besonders stark betroffen und soll zuerst ertüchtigt werden. © Kuzaj

Bremen – Der Verkehr mit schweren Lastwagen hat – im doppelten Sinne – zugenommen. Bundesweit leiden Straßen und Brücken darunter, weil sie dafür nicht ausgelegt sind. Drei Weserbrücken in Bremen sind nur noch eingeschränkt tragfähig. Der Lastwagenverkehr wird auf ihnen nun drastisch eingeschränkt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung der Tragfähigkeit.

Die Einschränkungen für den Lastwagenverkehr auf der Karl-Carstens-Brücke („Erdbeerbrücke“), der Wilhelm-Kaisen-Brücke sowie der Bürgermeister-Smidt-Brücke sind eine kurzfristige Notmaßnahme. Zugleich beginnen beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) Planungen zur Verstärkung und Ertüchtigung der drei Brücken, um sie wenigstens noch für einen begrenzten Zeitraum nutzen zu können.

„Die aktuelle Beanspruchung der Straßeninfrastruktur ist hoch“, so ASV-Chef Rick Graue. „Der Schwerlastverkehr hat zugenommen und Prognosen zur Entwicklung des Verkehrs lassen erkennen, dass künftig von einer weiteren Zunahme auszugehen ist.“ Vor diesem Hintergrund seien die Maßnahmen des ASV „unabdingbar“.

FDP: „Zustand der Bremer Brücken ist eine Frechheit“

Die oppositionelle FDP kritisiert, dass „am Logistikstandort Bremen“ nun „zeitgleich mehrere zentrale Brücken betroffen“ sind, für „deren Unterhalt Bremen verantwortlich“ sei. Dies sei „erklärungsbedürftig“, so der bau- und verkehrspolitische Sprecher Thore Schäck. „Der Zustand der Bremer Brücken ist eine Frechheit.“ Die Tragfähigkeitsanalyse offenbare „die tiefgreifenden Folgen jahrelanger Abwehrkämpfe der Grünen gegen jede Form motorisierter Mobilität“, so Hartmut Bodeit, verkehrspolitischer Sprecher der CDU.

Bodeit weiter: „Statt Brücken und Straßen zu sanieren und zentrale Neubauprojekte wie den A-281-Tunnel mit Pragmatismus voranzutreiben, wird bis ins Detail blockiert oder im Grundsatz auf die lange Bank geschoben. Es mag sein, dass die grüne Verkehrssenatorin Maike Schaefer das Ziel mit uns teilt, die Umwelt von der fossilen Mobilität entlasten zu wollen. Aber wir unterscheiden uns fundamental in der Frage, wie man das Ziel am besten erreicht. Nach unserer Auffassung müssen sich Verkehre verteilen und besser fließen und zeitgleich neue CO2-neutrale Angebote massiv ausgebaut werden.“

Alle drei betroffenen Brücken sind wichtige Einfallstore für Pendler, die per Auto oder Bus und Bahn aus dem Umland nach Bremen kommen. Geplant ist es, zunächst die Wilhelm-Kaisen-Brücke zu ertüchtigen, anschließend die Bürgermeister-Smidt-Brücke und am Ende die „Erdbeerbrücke“. Fragen und Antworten zu den Details:

Was geschieht mit der „Erdbeerbrücke“?

Für sie gilt – laut Planung – ab Mitte Dezember eine Beschränkung auf Fahrzeuge bis 20 Tonnen; Busse dürfen weiter hinüberfahren. Die 1971 für den Verkehr freigegebene Brücke soll voraussichtlich bis Ende 2025 verstärkt werden. Bis dahin wird für Fahrzeuge über 20 Tonnen eine Umleitung via Stephanibrücke beziehungsweise über die Weserbrücke der A1 empfohlen (und ausgeschildert). Kostenschätzungen zu den Ertüchtigungsarbeiten gibt es noch nicht.

Was geschieht mit der Bürgermeister-Smidt-Brücke?

1952 eingeweiht, ist die Bürgermeister-Smidt-Brücke zwischen Neu- und Altstadt die älteste Brücke des betroffenen Trios. Sie wird auf Fahrzeuge bis 30 Tonnen beschränkt, außerdem gilt kurzfristig ein Überholverbot. Groß- und Schwerlast-Verkehr mit Fahrzeugen über 44 Tonnen wurde hier – wie auch auf den anderen beiden Brücken – ohnehin bereits unterbunden. Bahnen und Busse dürfen im (mittig liegenden) Straßenbahnbereich weiter über die Bürgermeister-Smidt-Brücke fahren. Die voraussichtlich bis Ende 2025 abgeschlossenen Verstärkungsmaßnahmen sollen die Lebensdauer auch dieser Brücke verlängern. Kostenschätzungen liegen noch nicht vor.

Was geschieht mit der Wilhelm-Kaisen-Brücke?

Die Unterseite der Wilhelm-Kaisen-Brücke.
Die Unterseite der Wilhelm-Kaisen-Brücke. © Kuzaj

Die am 22. Dezember 1960 freigegebene zentrale Weserquerung hat den dringendsten Sanierungsbedarf. Hier gilt fortan eine Beschränkung auf Fahrzeuge bis 16 Tonnen sowie ein Überholverbot für Laster; aus der Neustadt kommende Laster werden über die Tiefer weitergeleitet. Die St.-Pauli-Brücke (Neustadt bis Teerhofinsel) bleibt befahrbar; für Laster wird eine Wendemöglichkeit auf dem Teerhof eingerichtet. Bahnen und Busse dürfen weiter über die Wilhelm-Kaisen-Brücke fahren, allerdings auch hier nur im Straßenbahnbereich. Langfristig wird mit der Notwendigkeit eines Brücken-Neubaus gerechnet. Bis dahin muss die Ertüchtigung halten, die bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll. Die Ertüchtigung der Brücke kostet nach derzeitiger Schätzung etwa eine Million Euro, so ASV-Sprecherin Andrea Voth auf Nachfrage.

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