Invasive Pflanze als Spargelersatz – „so schnell wie sie sich ausbreitet, kann man sie eigentlich nicht essen“
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Invasive Pflanze als Spargelersatz – „so schnell wie sie sich ausbreitet, kann man sie eigentlich nicht essen“

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Der japanische Staudenknöterich ist Fluch und Segen zugleich. Während er in der Küche Spargel ersetzen kann, bedroht die invasive Pflanze die heimische Flora.

Kassel – Wenn es ein Gemüse gibt, dass im Frühjahr in Deutschland in aller Munde ist, dann wohl der Spargel. Doch der Preis für weißen und grünen Spargel ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Viele können oder wollen sich Spargel nicht mehr leisten. Experten ohnehin davon ab, zu viel von dem beliebten Gemüse zu verspeisen, da Spargel zu Beschwerden führen kann. Was aber, wenn es eine kostenlose Spargel-Alternative geben würde, mit deren Verzehr man gleichzeitig auch der Natur einen wichtigen Dienst erweisen könnte?

Invasiver Staudenknöterich als Spargelersatz? – „Man kann das Ding roh essen, kochen, dünsten“

Invasive Pflanzen- und Tierarten können eine Bedrohung für heimische Gattungen darstellen. Zu den „Eindringlingen“ unter den Pflanzen in Europa und Deutschland gehört auch der Japanische Staudenknöterich, beiläufig als Riesenknöterich bekannt. Ein Exemplar genau dieses Gewächses war vor kurzem Thema in der Gruppe „naturfreunde“ auf der Internetplattform Reddit.

Ein Nutzer postete Fotos des Riesenknöterichs unter dem Titel „Spargel“-Zeit. Immerhin eines der Bilder zeigt aufgrund der Struktur des Stils eine gewisse Ähnlichkeit zu Spargel. Darunter schrieb der Beitragsersteller: „Egal, wie oft sich die Leute über diese Pflanze aufregen. Ich kann nur sagen: Esst sie halt?“ Prompt folgt auch der Vorschlag, wie der Knöterich am besten mundet: „Man kann das Ding roh essen, kochen, dünsten, sogar Kompott und Marmelade daraus herstellen. Wie Spargel zubereiten“, heißt es in seinem Kommentar.

Roh schmecke die Pflanze wie „Salat gemischt mit Sauerklee“, zudem könne man die Blätter verwenden, um etwa Fleisch, Kartoffeln oder anderes Gemüse einzupacken. Der Vorteil des Riesenknöterichs sei laut dem Beitragsverfasser, dass dieser im Gegensatz zu Spargel oder Rhabarber in den gesamten wärmeren Monaten des Jahres nachwachse und nicht wählerisch bezüglich des Standortes sei. „Wenn man die älteren Triebe abschneidet, wachsen kurzerhand wieder neue saftige nach“, schreibt der Nutzer.

Japanischer Staudenknöterich hält sich hartnäckig

Der User hält fest: „Ja, das Zeug ist invasiv. Das heißt aber nicht, dass man nicht auch einen Nutzen daraus ziehen kann, wenn es eh schon überall wächst.“ Der Japanische Staudenknöterich mag zwar für naturnahe Feinschmecker durchaus seine Vorzüge haben. Gerade deshalb ist die invasive Art für die heimische Flora ein Problem. Denn sie breitet sich rasant aus und lässt sich nur schwer eindämmen: „So schnell wie sie sich ausbreitet, kann man sie eigentlich nicht essen“, schreibt ein Nutzer dazu.

Japanischer Staudenknöterich

Der Japanische Staudenknöterich wurde als Zierpflanze bereits im 19. Jahrhundert nach Zentraleuropa importiert. Dank der starken vegetativen Vermehrung durch unterirdische Rhizome hat er sich insbesondere an Ufern von Gewässern „monokulturartig“ angesiedelt. Die Pflanze kann sich über angerissene Rhizome und Sprossstücke aber auch ferner ausbreiten. Durch das dichte Blattwerk werden heimische Frühlingspflanzen und Ufersträucher weitestgehend verdrängt, was zulasten des Erosionsschutzes geht und eine Gefahr im Hinblick auf Hochwasser darstellen kann.

Die Bekämpfung des Staudenknöterichs ist sehr aufwendig, kleinste liegengebliebene Sprossenteile können zu erneutem Gedeihen der Pflanze führen. In Hessen kommen der Japanische Staudenknöterich, der Sachalin-Staudenknöterich und eine Hybride aus beiden Arten, der Böhmische Staudenknöterich, vor.

Quelle: naturschutzbund.at, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie

Unter dem Beitrag entfacht eine hitzige Diskussion, um die Nützlichkeit der invasiven Pflanze. „Ja, man kann durchaus was damit anfangen“, schreibt ein Nutzer: „aber das macht eine invasive Spezies, die durchaus beachtlichen Schaden im Ökosystem anrichtet, nicht weniger problematisch.“

So lässt sich der Japanische Staudenknöterich laut hessischem Umweltamt bekämpfen:

  • Ausgraben kleiner Bestände und nach drei Wochen Kontrolle auf Nachtriebe, nachtreibende Sprosse sollten alle drei Wochen ausgerissen werden.
  • Ausbaggern von Rhizomen: sehr aufwendige Methode, da Rhizome tief in den Boden und sogar zum Grundwasser reichen können. Auftretende Nachtriebe anschließend ebenfalls alle drei bis vier Wochen ausreißen.
  • Sechs mal mähen im Abstand von drei Wochen zwischen Mai und September, je nach Reservestoffvorrat der Pflanze über mehrere Jahre. Das Liegenlassen der Sprossen sollte vermieden werden und nur bei trockenheißer Witterung erfolgen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Sprossen wieder Fußfassen.
  • Beweidung oder Errichtung von sogenannten Weidenspreitlagen.

Nicht nur für das Ökosystem, auch für den Mensch selbst birgt der Staudenknöterich potenzielle Risiken. Die nordrhein-westfälische Landwirtschaftskammer etwa schreibt, dass in den vergangenen Jahren die „Probleme mit der Verkehrssicherheit im Straßenbereich und an Bahndämmen“ in den Fokus gerückt seien.

Junge Sprossen des Staudenknöterichs können in der Küche verarbeitet werden

Selbst anbauen sollte man das Gewächs im eigenen Garten auf keinen Fall. Wer den japanischen Staudenknöterich dennoch in der Küche verarbeiten möchte, kann die zarten, jungen Sprossen verwenden, die eine Höhe von rund 20 Zentimetern aufweisen, schreibt utopia.de. Bei der Zubereitung von Spargel wagen Feinschmecker bereits völlig neue Methoden, etwa mittels Heißluftfritteuse.

Japanische Staudenknöterich invasive Art in Deutschland und Europa
Der Japanische Staudenknöterich stellt eine Gefahr für heimische Ökosysteme dar, kann aber in der Küche als Spargelersatz fungieren. (Symbolbild/Montage) © Imago/Screenshot r/Kurominos ·

Wichtig ist auch die Handhabe mit den nicht verwendeten Bestandteilen der invasiven Pflanze. Diese sollten ordnungsgemäß im Hausmüll und keinesfalls im eigenen Kompost entsorgt werden. Größere Mengen sollten hingegen zur nächsten Kompostieranlage oder dem nächsten Wertstoffhof gebracht werden.

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