Die Schiffbr�chigen der Jonathan

Collection Fehrmann

Jules Vernes �Voyages extraordinaires*"

* Dieser Band ist nicht offizieller Bestandteil der VE.  Postum ver�ffentlicht. Erfasst unter: Apocrypha X, 8







Beispielb�cher und Quellen:

Hartleben Broschur

/1/ Verlag A. Hartleben 1910; Band 1 mit Bd. 95 & 96 der Ausgabe Bekannte und unbekannte Welten (CF /8805/); Broschur, die Titelgestaltung mit der neuen Schreibweise Jules Verne (nicht Julius wie innen) legt den Verdacht nahe, dass es eine offizielle Neubindung ab 1929 ist � der Schriftzug ist identisch mit den gelben Leinenausgaben des Verlages Hermann Michel aus Berlin. Siehe dazu:  Die Hartleben-Prachtausgaben: Die Originale und die Buchclubeditionen im Vergleich

/2/ Bild im Text s/w: Kaw-Djer, (3. Teil; Also Bd. 97 der Ausgabe Bekannte und unbekannte Welten; Seite 269 (CF /8806/) � 2. Teil von /1/

/3/ Jules Verne: Les Neufrag�s du Jonathan; Collection Hetzel Paris 1909; mit 478 Seiten und Illustrationen von Georges Rioux, teilweise als Chromotypographien; Bildzitat von Seite 400/401 (zwischengeklebt); CF /8807/

/4/ Eine franz. Postkarte um 1890: Canaux De Patagonie - Le Havre Grappler (der Grappler-Hafen, im gleichnamigen Kanal gelegen); PK ungelaufen; CF /21440/

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B�cher oben: 1968 by Diogenes Verlag AG Z�rich; Ver�ffentlicht als Diogenes Taschenbuch 1977, ISBN 3 257 20409 4 (Band 1) und ISBN 3 257 20410 8 (Band 2); CF /8801/ /8802/ Aussage Diogenes: Hauptwerk ungek�rzt (Bemerkung dazu siehe Text rechts), originalgetreu mit allen Illustrationen der franz. Erstausgabe


Die Schiffbr�chigen der Jonathan (1909), auch Die Gestrandeten oder Die Schiffbr�chigen des >Jonathan<

Vorbemerkungen

Hartleben TiteleiDas Manuskript wurde von Jules Verne 1897/98 unter dem Arbeitstitel En Magellanie geschrieben. Die Hauptperson Kaw-Dier scheint auf eine reale Person zu reflektieren. Hintergrundinformationen dazu versuche ich auch meiner Seite: Ludwig & Johann Salvator � oder die Faszination schillernder Pers�nlichkeiten aufzuzeigen. Die Fertigstellung des Romans erfolgte durch Michel Verne, der das Manuskript um das doppelte erweiterte. Lange galten die Seiten des manuskripts als verschollen. Die Erstausgabe erschien 1909 in Frankreich unter dem Titel Les Neufrag�s du Jonathan im Le Journal (Paris), dann bei Hetzel in Buchform. 1910 folgte die deutschsprachige Erstausgabe bei A. Hartleben (siehe /1/ und /2/).

Nach seinem Tode hinterlie� Jules Verne seinem Sohn Michel, dem Alleinerben, diverse Manuskripte. Diese lagen in unterschiedlichen Graden der An- bzw. Ausarbeitung vor. Michel hat in seiner Gesch�ftst�chtigkeit, gepaart auch mit schriftstellerischen F�higkeiten (die im nicht abzustreiten sind, siehe auch Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac), diese einer Ver�ffentlichung zugef�hrt. So sind die bis zirka 1990 verlegten B�cher im Anspruch auf Authentizit�t nicht sehr hoch anzusetzen. Die Aussage "Originalausgabe" vor diesem Datum, bedeutet in diesem Zusammenhang: Entsprechend den Ver�ffentlichungen Michel Vernes. Da dieser sehr stark in den Entwurf eingriff, haben sich die Kritiker und Literaturwissenschaftler entschieden, dass der Roman Die Schiffbr�chigen der Jonanthan in der Version Michel Verne nicht dem Gesamtschaffen Vernes zugeordnet werden kann. Daher erfolgte die Erfassung des Romans im System der Katalogisierung The complete Jules Verne Bibliography unter Apocrypha X, 8.

Das Original des Werkes, also ohne die �berarbeitungen von Michel Verne, wurden unter dem Titel En Magellanie im Jahre 1987 erstver�ffentlicht. Dies war m�glich, weil der italienische Verneast Piero Gondolo della Riva erst kurz davor die urspr�nglichen Manuskripte von Jules Verne wiederentdeckte.Dadurch kam die Freiz�gigkeit des Umgangs mit den Ideen Jules Vernes zum Vorschein.

Kan�le in PatagonienNoch ein kleiner geografischer Exkurs: Titelgeber des Originals ist die geografische Zuordnung der Handlung in Magellanien (franz.: En Magellanie). Dieser Begriff ist heutzutage nicht mehr so gebr�uchlich. Es handelt sich um die Region der S�dspitze S�damerikas, heute meist in der Zuordnung Feuerland oder S�dpatagonien. In der Querverbindung unterbrochen von der Magellanstra�e, benannt nach dem gro�en portugisischen Seefahrer Magellan. Dieser war auch Namenspate der �lteren Regionsbezeichnung.

Bild rechts: Kan�le in Patagonien um 1890 /4/

Die eigentliche Handlung

Kaw DjerMit den �Schiffbr�chigen....� griff Verne erneut eine Robinsonade auf. Diesmal aber nicht als Geschichte einer kleinen vereinzelten Gruppe die um ihr �berleben k�mpft, sondern er lies eine gro�e Menschenmenge Statisten in einem Gesellschaftsmodell sein. Zur Story:

An der einsamen K�ste Magellaniens, zu Beginn der Geschichte ein staatenloses Gebiet an der S�dspitze des amerikanischen Kontinents, lebt der Anarchist Kaw-Djer (siehe Bild links /2/). Dieses Wort aus der s�damerikanischen Eingeborenensprache bedeutet soviel wie: �Freund, Helfer oder Retter�. Dieser hat sich der Gesellschaft entsagt und er lebt gemeinsam mit den Indianern Karroly und dessen Sohn Halg. Kaw-Djer wird uns als ein von der Zivilisation entt�uschter und an anarchistischen Maximen glaubender Idealmensch vorgestellt. Unter seiner Losung: �Kein Gott, kein Herr!� lebt er enthaltsam, widmet sich seinen Studien der Natur und tut Gutes unter den Eingeborenen. Dabei hilft ihm seine hohe Bildung und sein medizinisches Wissen. Im Laufe der Zeit hat er sich als Helfer einen guten Ruf erworben. Die im Einklang mit der Natur lebenden, sonst aber nur im lockeren Stammesverband organisierten S�dl�nder kommen seiner gesetz- und regellosen Vorstellungswelt am n�chsten. Aus diesem Grunde hatte er sich vom zivilisiertem Europa abgekehrt und hier die Einsamkeit gesucht.

Wie ein Blitzschlag kommt in das Alltagsleben der Abgeschiedenheit eine �berraschende Information: Chile und Argentinien haben sich geeinigt und unter sich die Fl�chen Magellaniens aufgeteilt. Damit ist die Zeit der Staaten- und Regellosigkeit dahin.

Kaw-Djer beschlie�t gemeinsam mit Karolly, der auch als Lotse zwischen den wild zerkl�fteten Inseln Feuerlands arbeitet, und dessen Sohn Halg, weiter nach S�den in Richtung Kap Horn zu ziehen. Zu Halg hat Kwa-Djer noch eine besondere Beziehung: Er liebt ihn wie seinen leiblichen Sohn � aus diesem Grunde l�sst er ihn eine umfassende Ausbildung, durch Weitergabe seines Wissens, zukommen. Aber wieder zur�ck zum Handlungsfaden:

Jetzt passiert die eigentliche Schl�sselsituation der Geschichte. Ein offensichtlich f�hrer- und steuerloses Schiff treibt auf die Klippen Kap Horns zu. Unsere Drei, die gerade mit ihrer Schaluppe Wel-Kiej an Land gegangen waren, stachen wieder in See, um dem Schiff beizustehen. Es gelingt unter vielen M�hen das fast mastlose Schiff an der Insel Hoste stranden zu lassen. Die Menschenleben waren damit gerettet. Damit sind die Rahmenbedingungen der weiteren Geschichte gegeben: Die 19 Mann Besatzung (ohne dem vermissten Kapit�n) und die 1179 Passagiere der Jonathan, denn so hie� das Schiff, stellen jetzt die Statisten einer Gesellschaftsutopie, die die Vernes vor uns entwickeln, dar.

Die Passagiere waren unterwegs mit Hab und Gut, Werkzeugen, transportablen Baracken und Lebensmitteln, um in S�dafrika als Kolonisten ein neues Leben zu beginnen. Jetzt mussten sie sich den Gegebenheiten der Insel Hoste stellen, die Karten waren neu gemischt. In den sich jetzt entwickelnden Konflikten werden auch gleich die Gegenspieler Kaw-Djers vorgestellt. Da ist zuerst der Franzose Beauval. Ein erfolgloser Jurist, ein Demagoge und sich sich selbst �bersch�tzender Propagandist, der ohne Praxisbezug �ber den Sozialismus schwafelte. Der zweite Part wird vom Amerikaner Lewis Dorick �bernommen. Dieser predigt den reinen unverf�lschten Kommunismus: �Nichts geh�rt irgend jemanden � und damit besitzt jeder alles.�. Abweichend von seiner Theorie lernen wir ihn sp�ter dabei kennen, wie er mit diesen Leitgedanken die schw�cheren Kolonisten um die M�he ihrer Arbeit oder um ihre Rationen bringt.

Der eigentliche Handlungsfaden der Story rankt sich um den Prozess der Entwicklung Kaw-Djers. Pl�tzlich verstrickt sich sein Leben mit dem Schicksal der Schiffbr�chigen. Es ist n�mlich Folgendes passiert: Eigentlich wurde durch Kontaktaufnahme mit den chilenischen Beh�rden (die Schaluppe wurde losgeschickt um Hilfe zu holen) eine Entsendung von Hilfstruppen und von Schiffen erwartet. Aber es kam anders: Chile �berlies den Kolonisten die Insel Hoste um dort eine freie Republik und damit eine Kolonie aufzubauen. Unter erster F�hrung von Beauval, der sich als Gouverneur einsetzen l�sst, geht so ziemlich alles schief. Der Winter l�sst Menschen sterben, frieren und hungern. An dieser Stelle wird jetzt Kaw-Djer aktiv, der schon durch gute Ratschl�ge und seinem medizinischen Erfahrungen gut ankam. Entgegen seiner �berzeugung wirkt er jetzt als Gouverneur dieser Menschen, schlimmer noch, er wird immer mehr zum Diktator, da eine �straffe� Hand ben�tigt wird. In der Praxis des Alltags werden gesellschaftliche Zust�nde gespiegelt und der Versuch des Kollektivismus wird exemplarisch dargelegt. Kaw-Djer erkennt, dass eine Leitung und Organisation von Menschengruppen ohne Reglement und einer festgelegten hierarchischen Ordnung nicht funktioniert. Das weitere Buch schildert den Werdegang des Haupthelden, der dieser Herausforderung nicht gewachsen ist, das Experiment scheitert.....

Schlie�lich zieht er sich zum von ihm errichteten Leuchtturm vor Kap Horn zur�ck. Er �berlies dem jungen Mann Dick die �Staatsgeschicke� mit einem Abschiedsbrief, den er so beendete: �... Leb Wohl! Denke immer daran, dass es nur ein einziges menschenw�rdiges Ziel gibt: die Gerechtigkeit; einen einzigen Hass: die Sklaverei; eine einzige Liebe: die Freiheit!� (Bild rechts /3/)

Verbindungen zu weiteren Robinsonaden Jules Vernes

Sein erstes Inselabenteuer: Onkel Robinson sozusagen der Vorl�ufer des Werkes Die Geheimnisvolle Insel , dann Die Schule der Robinsons und Zwei Jahre Ferien. Diese und andere Inselabenteuer von ihm zeige ich euch auf der Seite: Robinsonaden bei Jules Verne.

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Hinweis: Beschrieben werden nur in meiner Sammlung befindliche B�cher und Verfilmungen. Dargestellte B�cher sind Beispiele daraus.

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� Fehrmann 01/01, letzte Aktualisierung 1. Juni 2022