Arnulf (Artikel aus Neue Deutsche Biographie) | bavarikon

Arnulf (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Arnulf, eine kraftvolle Persönlichkeit, übernahm 907 als Herzog die Führung des bayerischen Stammes. Es gelang ihm, in mehreren Treffen die Ungarn zu schlagen; nach einem Sieg, den er 913 am Inn über die Eindringlinge erfocht, schloß er wahrscheinlich einen Vertrag mit ihnen, der das Land bis zum Jahre 927 von ihren Beutezügen befreite. Nach der Wahl des Franken Konrad zum König kam es zu einer Kraftprobe zwischen der neuerstarkten Herzogsgewalt und der Königsgewalt, mit der sich der gesamte bayerische Episkopat, derdie Umwandlung seiner mächtigen, durch die fränkisch-reichskirchliche Tradition bestimmten Stellung in den abhängigeren landeskirchlichen Zustand befürchtete, verbündet hatte. Es gelang Konrad I., Arnulf vorübergehend aus Bayern zu vertreiben. Die Synode von Hohenaltheim 916, die grundsätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Königsmacht wie zum Schutze des kirchlichen Besitzstandes beschloß, und später eine bayerische Bischofsversammlung zu Regensburg forderten Arnulf auf, sich zur Verantwortung zu stellen. Der Herzog setzte sich mit Erfolg zur Wehr und konnte 917 sein Herzogtum zurückerobern. In den Jahren 907-14 hatte er in großem Umfange Säkularisationen vorgenommen – daher der ihm von mönchischen Chronisten beigelegte Name „der Böse“ – und damit die bayerischen weltlichen Großen und Bischöfe ausgestattet, deren Hilfe es ihm ermöglichte, sich Bayerns voll und ganz wieder zu bemächtigen. Auch seiner Außenpolitik kam die Verfügung über den Klosterbesitz zustatten. Bei der Königswahl des Jahres 919 in Fritzlar stand er abseits und nahm für sich selbst den Königstitel in Anspruch. Daß es ein deutsches Gegenkönigtum gewesen sei, überliefert eine späte Abschrift einer Salzburger Chronik. Denkbar wäre auch, daß er mit einem bayerischen Königtum der Entwicklung des Landes den seiner Tradition und damaligen Situation gemäßen Abschluß geben wollte. Nach einer kurzen Belagerung Regensburgs durch Heinrich I. kam es hier im Jahre 921 zu einem Vertrag zwischen den beiden Herrschern, demzufolge der Herzog eine lose Oberhoheit des Königs anerkannte, in der Innen- und Außenpolitik aber freie Hand behielt – sogar das wichtige Recht der Bischofsernennungen fiel darunter. Arnulf unternahm 922 einen Zug nach Böhmen, um die Wende 933/34 einen erfolglosen Kriegszug gegen König Hugo von Italien mit der Absicht, die langobardische Königskrone für seinen Sohn Eberhard zu erwerben. Diesen designierte er auch 935 zu seinem Nachfolger. Bei der Krönung Ottos I. in Aachen amtierte er als Marschall des Reiches. Die Anerkennung der Herzöge fiel dem neuen König als selbstverständliches Erbe zu.

Autor

Reindel, Kurt

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften