Königin Katharina von Württemberg
„Die Liebe höret nimmer auf"
Aus Good News aus Stuttgrt vom15.10.2011
Die erste soziale Unternehmerin: Königin Katharina von Württemberg.
Die schönsten Liebesgeschichten schreibt das Leben. Die folgende handelt von einer schönen, intelligenten Zarentocher, die sich fernab ihrer Heimat verliebte: in das deutsche Volk. Heute noch verdanken wir der Liebesbeziehung mit Wilhelm I. die erste württembergische Sparkasse, das Cannstatter Volksfest und viele soziale Einrichtungen, die nach ihr benannt wurden: die Rede ist von Königin Katharina Pawlowna von Württemberg.
Die zweite Ehe
Im Jahr 1816 heiratete Katharina mit 27 Jahren in zweiter Ehe ihren Cousin, den damaligen Kronprinzen Wilhelm von Württemberg. Ihr erster Mann, mit dem sie zwei gemeinsame Söhne hatte, war nach drei glücklichen Ehejahren an Typhus gestorben. Obwohl Katharinas Vermählung mit Wilhelm, wie damals üblich, politische Ziele hatte, war es dennoch eine Liebesheirat.
Von Petersburg ins arme Deutschland
Sie verließ Russland und folgte ihrem Mann nach Stuttgart, der kurz nach der Heirat den Thron bestieg, da Wilhelms Vater König Friedrich gestorben war. Trotz pompöser Hochzeit in Petersburg und glamourösen Einzuges in Deutschland mit über 60 Wagen erwartete Katharina im bettelarmen Königreich Württemberg eine harte Bewährungsprobe: Das Volk litt an der bis dato schlimmsten Hungersnot, hervorgerufen durch schlechte Wetterverhältnisse und daraus resultierende Missernten. Das Straßenbild war geprägt von hungrigen Kindern in zerlumpten Kleidern, die vergebens an Haustüren um Brot bettelten.
Eine engagierte Königin
Am selben Tag brachte Katharina ihre erste von zwei gemeinsamen Töchtern zur Welt. Noch im Wochenbett begann die Königin mit der Gründung eines Wohltätigkeitsvereins. Sie beschaffte für die Hungernden sowohl Nahrungsmittel als auch Kleidung und besorgte beispielsweise den Schuhmachern Leder, um ihre Arbeitsgrundlage zu sichern. Katharina finanzierte dies zum Teil aus ihrer eigenen russischen Mitgift. Auch ihr Bruder, Zar Alexander I., linderte die Not mit Getreidelieferungen.
„Arbeit schaffen hilft mehr als Almosen geben.“
Mit diesem leidenschaftlichen Tatendrang eroberte die Königin die Herzen des Volkes und setzte als erste soziale Unternehmerin Maßstäbe für die Zukunft. Katharina brachte dem Land eine außergewöhnlich moderne Sozialstruktur, da Sie früh erkannte: „Arbeit schaffen hilft mehr als Almosen geben.“ Für die Frauen errichtete sie Spinn- und Nähschulen und betrieb aktive Beschäftigungspolitik.
Die Gründung des Katharinenstifts
Selbst Mutter, schmerzte Katharina besonders die Not der Kinder. Sie gründete Armenschulen gegen das Kinderbetteln und auch die Gründung des Katharinenstifts in Stuttgart geht auf sie zurück, ebenso das Katharinenhospital. Heute wissen wir, dass Katharina in ihrem Engagement eine Nachhaltigkeit bewiesen hat, die zur damaligen Zeit ihresgleichen suchte. Ihr außergewöhnlich soziales Gespür ließ sie erkennen, dass die mangelnde Vorsorge für das Alter ein Grund für die unaufhörliche Armut war. Das Ergebnis: Sie gründete 1818 die erste „Spar-Casse zum Besten der ärmeren Volks-Classe“, heute die Württembergische Landessparkasse.
Das Volkfest als Motivation für die Bauern
Auch für das Cannstatter Volksfest legte sie gemeinsam mit Wilhelm den Grundstein. Um der Armut der Bauern entgegenzuwirken, wurde 1817 die „Centralstelle des landwirtschaftlichen Vereins“ gegründet. Dieser Verein sollte jährlich die Leistungsschau der Landwirtschaft mit Pferderennen sowie Preisverleihungen für herausragende Leistungen in der Viehzucht veranstalten – und das alles mit einem allgemeinen Volksfest verknüpfen. Ziel war es, die Bauern zu motivieren und die schwer geschädigte württembergische Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.
Das Ende der Königin
Für alle überraschend starb die Königin im Alter von nur 30 Jahren an einer Erkältung. Viel Gutes und Nachhaltiges hat Katharina in nur knapp drei Jahren bewegt. Die Erkältung, so wird zumindest vermutet, soll sie sich zugezogen haben, als sie in einem offenen Pferdewagen zurück nach Stuttgart fuhr, nachdem Sie den König mit seiner Geliebten in Scharnhausen erwischt hatte.
Ein Mausoleum als Liebesbeweis
Das ganze Land Württemberg versank nach dem Tod Katharinas in Trauer. Trotz angeblicher Affären führten Wilhelm und Katharina nach außen hin eine harmonische Ehe. Um seine hohe Wertschätzung für seine Frau zu untermauern, ließ der König das alte Stammschloss der Württemberger auf dem Rotenberg abtragen und ein Mausoleum als Grabkapelle erbauen. Die Grabkapelle gilt als ewiger Liebesbeweis des Königs für seine jung verstorbene Gemahlin Katharina. Über den Haupteingang auf der Vorderseite ließ er die Inschrift „Die Liebe höret nimmer auf“ anbringen. Heute birgt der Bau die Gräber von Königin Katharina, König Wilhelm I. von Württemberg und der Tochter Prinzessin Marie Friederike Charlotte. Jährlich findet an Pfingstmontag in der Grabkapelle zu Katharinas Gedenken ein orthodoxer Gottesdienst statt.
Ein herrliches Ausflugsziel
Heute ist die Grabkapelle nicht nur ein romantischer Pilgerort für Verliebte; der herrliche Ausblick über das Neckartal lockt auch viele Einheimische und Touristen auf den Rotenberg. Auch wenn das Wirken Katharinas nach wie vor lebendige Früchte trägt, so lohnt der Besuch des Mausoleums in jedem Fall. Der Innenraum mit einer Höhe von 20 und einem Durchmesser von rund 24 Metern versprüht, als letzte Ruhestätte der Königin Katharina, seinen ganz eigenen Charme.
Noch bis November geöffnet
Ab 1. März bis zum 1. November haben Besucher die Möglichkeit, das Innere der Grabkapelle zu besichtigen. Danach schließt sie bis Ende Februar ihre Pforten. Den schönen Ausblick allerdings kann man selbstverständlich das ganze Jahr über genießen. (LR) - Weitere Informationen: www.grabkapelle-rotenberg.de
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