Worum es geht

Beschreibung

Das um 1496 entstandene Blatt Der verlorene Sohn thematisiert das bekannte Gleichnis aus dem Lukas-Evangelium. Darin wird geschildert, wie sich der Sohn sein Erbe vorzeitig auszahlen lässt, es verprasst und hernach sein Leben als Schweinehirt fristen muss. Hunger und das fehlende Mitgefühl der Menschen lassen ihn reumütig werden und zum Vater zurückkehren, der ihn mit Freude aufnimmt. Dürer entscheidet sich für die eher seltene Darstellung des Sohnes unter den Schweinen und verlegt die eigentlich auf freiem Feld stattfindende Szene in ein menschenleeres, trostloses Gehöft am Rande eines Dorfes. Es ist der Moment, in dem der Sohn auf die Knie fällt, bereut und zu Gott betet. Dass bereits seit Karel van Mander (1604) in dem Gesicht ein Selbstbildnis Dürers angenommen wird, unterstreicht den Gleichnischarakter: auch Dürer selbst steht somit für den reuigen Sünder, dem Gnade zuteil werden wird. Das Blatt besticht zudem zum einen durch seinen genrehaften Ton, denn Dürer zeigt mit lustvoller Hingabe raumgreifend die kleinen und großen Schweine, mit denen der verlorene Sohn um das Essen konkurrieren muss. Das größte Schwein fixiert hierbei den Betrachter. Zum anderen spiegelt die naturalistische und präzise Wiedergabe der bäuerlichen Architektur, die Dürer nach Studien in der Umgebung Nürnbergs entworfen hat, sein Interesse an der ihn umgebenden Wirklichkeit wider. Hierfür wurde das Blatt schon zu seinen Lebzeiten sehr bewundert. [PSc] Ausstellung: »Albrecht Dürer und Lucas van Leyden. Kunst und Leben um 1500«, 2015/16

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