Die Haut der anderen (2018)

"Die Haut der Anderen" ist der erste Kinofilm des Wiesbadener TV- und Filmregisseurs Thomas Stiller seit zehn Jahren. Bekanntheit erlangte der 57-J�hrige vor allem mit seinen Filmen "Stille Nacht – Heilige Nacht" und "Zw�lf Winter", die f�r den Adolf-Grimme-Preis nominiert waren. Auf gro�e Resonanz beim Publikum stie� Stillers M�nchner Tatort-Folge "Der traurige K�nig" von 2012, die beim Deutschen Fernsehkrimipreis mit dem Publikumspreis pr�miert wurde. F�r "Die Haut der Anderen" lieferte Stiller auch das Drehbuch. Premiere erlebte das Drama auf den Hofer Filmtagen 2016.

Eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art mit zwei r�tselhaften Au�enseitern im Zentrum – das ist es, was Regisseur Stiller mit "Die Haut der Anderen" kreieren wollte. Und dieses Vorhaben gelang ihm ausgesprochen gut, was u.a. der ruhigen Erz�hlweise und der Zeit, die sich "Die Haut der Anderen" nimmt, geschuldet ist. Behutsam und mit Geduld f�hrt Stiller seine Figuren und ihre Lebenswelten ein. Dadurch erh�lt der Zuschauer einen ausf�hrlichen Einblick in den Alltag der Hauptfiguren, und damit auch in deren �ngste und Probleme.

Da ist der sexs�chtige Erotik-Autor Marc, der jedoch selbst keinen Sex haben kann. Er hat Angst vor zu viel menschlicher N�he und Ber�hrungen, weshalb er Kreativit�t und Einfallsreichtum den Tag legen oder auf Pornos ausweichen muss, um an seine Befriedigung zu kommen. Zwischendurch h�lt er Lesungen ab oder trifft sich mit seinem Sohn, der jedoch mehr Interesse an seinem Smartphone hat als am Leben des biologischen Vaters bzw. "Erzeugers" (Marc war regelm��iger Samenspender). Oliver Mommsen spielt seinen komplexen Charakter mit viel �berzeugungskraft und verleiht ihm ein gewisses Ma� an subtiler Zerbrechlichkeit – auch wenn Marc nach au�en stets unnahbar, selbstsicher und teils auch egozentrisch wirkt.

Mommsen in nichts nach steht die ausdrucksstarke, charismatische Isabel Thierauch, die – wie Marc – unter einem sexuellen bzw. erotischen Spleen leidet: sie will beim Sex Gewalt erfahren und gew�rgt werden. Und: sie sammelt tote Tiere, die sie u.a. auf der Stra�e aufliest und im heimischen Schuppen akkurat aufbewahrt. Viele Beziehungsdramen erz�hlen ihre Geschichte im Eilverfahren: kennenlernen nach wenigen Filmminuten, erster Sex gleich in der ersten Nacht, erster Streit ca. bei der H�lfte des Films.

Nicht so "Die Haut der Anderen", der ohne Stress und Hektik von der Begegnung zweier Individuen erz�hlt, deren ungew�hnliche sexuelle Vorlieben sie von den anderen unterscheiden. Es dauert rund 20 Minuten bis sich Marc und Justine das erste Mal – zuf�llig – auf einer Lesung begegnen und fast nochmal so lange bis sie sich zum ersten Mal verabreden. Die Harmonie zwischen Mommsen und Thierauch stimmt dabei jederzeit, ihr Miteinander wirkt nicht aufgesetzt oder gek�nstelt. Sch�n ist zudem, dass "Die Haut der Anderen" auch Raum f�r Schmunzler l�sst. Etwa wenn Marc bei einer Lesung Einblicke in seinen j�ngsten Erotik-Roman gew�hrt – und mit seiner deftigen Wortwahl und den sexuellen Anz�glichkeiten einige Zuh�rer schockiert. Bis auf Justine, deren Interesse f�r Marc ab diesem Zeitpunkt geweckt ist.

Fazit: Unkonventionelles, abseitiges Beziehungsdrama �ber zwei Au�enseiter mit "besonderen" sexuellen Neigungen, das von seinen gut harmonierenden Darstellern und der gelassenen-entspannten, ruhigen Erz�hlweise getragen wird.