Marvin Plattenhardt im Interview: "Meine Standards sind eine Waffe"

Marvin Plattenhardt gehört bereits seit einem Jahr zum Kreis der Nationalmannschaft, läuft aber noch etwas unter dem Radar. Im Interview spricht der Außenverteidiger über die Ansprüche an seine Position, seine WM-Ziele und ganz wichtig: Seine Wellensittiche.

Frage: Herr Plattenhardt, obligatorisch gefragt: Sind Sie in Russland dabei?

Marvin Plattenhardt: Es sind ja noch einige Tage. Bis dahin werde ich mich empfehlen und in jeder Trainingseinheit Vollgas geben. Nächste Woche wird der Bundestrainer entscheiden müssen. Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn es klappt. Negative Dinge lasse ich gar nicht an mich ran, ich bin positiv gestimmt, und zuversichtlich, dass ich dabei bin.

Frage: Wenn der Bundestrainer die Position des Linksverteidigers doppelt besetzen will, dürften Sie noch positiver gestimmt sein, oder?

Plattenhardt: Das stimmt schon, aber im Fußball kann man sich nie richtig sicher sein. Ich habe auch noch keinen Urlaub gebucht.

Frage: Sie wurden relativ spät Nationalspieler und spielen, anders als viele Nationalspieler, nicht international. Müssen Sie sich daher umso mehr kneifen, wie ihre Karriere derzeit verläuft?

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Plattenhardt: Wenn ich zurückblicke, wird mir schon bewusst, dass echt viel passiert ist, aber ich habe mich auch Jahr für Jahr weiterentwickelt. In kleinen Schritten vielleicht, aber immer ein bisschen weiter. Ich habe ja auch mehr als 50 Junioren-Länderspiele. Aber jetzt sitze ich hier in Südtirol und bin mit der Nationalmannschaft im WM-Trainingslager. Da ist schon ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Bei der WM dabei zu sein, wäre überragend für mich. Die Teilnahme, das wäre der nächste Traum, der für mich in Erfüllung ginge.

Frage: Wie fühlt sich die Nationalmannschaft für Sie an?

Plattenhardt: Ich bin jetzt seit einem Jahr dabei, das ist zugegeben noch nicht allzu lange. Wir hatten aber viele Länderspiele, wo man sich getroffen hat. Einige Mitspieler trifft man ja auch in der Bundesliga, einige kenne ich sogar aus den Jugend-Nationalmannschaften. Ich habe mich in dieser Zeit gut eingelebt und fühle mich in diesem Kreis und mit den Jungs sehr wohl. Auch deshalb hoffe ich natürlich, dass ich weiterhin dabei bin.

Frage: Was zeichnet Sie als Spieler aus?

Plattenhardt: Meine Standards sind auf jeden Fall eine Waffe. Dass die zumeist gefährlich sind, hat sich in der Bundesliga rumgesprochen, da muss ich mich nicht verstecken. Zweikämpfe und das Umschaltspiel sind sicherlich auch Stärken in meinem Spiel. Und egal ob im Training oder im Spiel, ich gehe immer an meine 100 Prozent. Privat bin ich dafür ein eher gelassener und ruhiger Typ.

Das kann ich nicht mehr verbergen, da habe ich schon eine Waffe.

Frage: Was bereitet Ihnen auf der Position des Linksverteidigers Freude?

Plattenhardt: Es macht einfach Spaß, sich nach vorne einzuschalten zu können, Torvorlagen zu geben und selbst welche zu schießen. Gerne auch Freistoß-Tore. All das versuche ich natürlich auch bei der Nationalmannschaft umzusetzen.

Frage: Welchen Anspruch hätten Sie im Falle Ihrer WM-Nominierung?

Plattenhardt: Ansprüche hat man natürlich gar keine. Mein Ziel ist erstmal dabei zu sein. Dann möchte ich natürlich auch Einsatzminuten bekommen, das möchte aber jeder Spieler. Ich werde auf jeden Fall keiner sein, der einen Aufstand macht, wenn er nicht spielen sollte. Ich werde dann zurückstecken und für die Mannschaft da sein. Ich meine, das weiß Jogi Löw auch zu schätzen.

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Frage: Was unterscheidet Sie von Ihrem Konkurrenten Jonas Hector?

Plattenhardt: Wir haben beide unsere eigenen Stärken und sind nicht die gleichen Spielertypen. Aber ich schaue erstmal nur auf mich und auf meine Leistung.

Frage: Auf ihrem Arm haben Sie ein Tattoo mit der Aufschrift "Take me as I am". Wie ist denn der Typ Marvin Plattenhardt?

Plattenhardt: Ich bin ein sehr bodenständiger Typ, der gerne zu Hause ist, der Zeit mit der Familie verbringt. Meine Freunde kommen mich gerne besuchen. Die meiste Zeit verbringe ich aber mit meiner Freundin, mit der ich zusammenwohne. In unserer Beziehung ist alles im grünen Bereich. Ansonsten gibt es wirklich nichts Besonderes über mich zu wissen. Ich bin einfach ein ganz normaler Mensch, der eben ganz gut Fußball spielen kann.

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Frage: Sie wirken sehr ruhig und kontrolliert. Darf man in der Nationalmannschaft eigentlich mal eine große Klappe haben?

Plattenhardt: Es ist auf jeden Fall nicht verboten, auch mal lauter zu sein - und es schadet auch keinem. Fakt ist, dass wir viele verschiedene Typen in der Truppe haben und genau diese Mischung ist auch wichtig. Untereinander haben wir alle ein gutes Verhältnis und harmonieren sehr gut.

Frage: Sind Sie ein Streichkandidat?

Plattenhardt: Das sind Begriffe, mit denen ich nichts anfangen kann. Der Trainer hat 27 Spieler nominiert und hier wird auf höchstem Niveau gearbeitet. Die nächsten Tage kann man sich in den kommenden Einheiten noch weiter zeigen und genau das werde ich machen.

Frage: Viele Experte/Die Sky-Experten sahen etwa Caligiuri im vorläufigen WM-Kader und nicht Sie.

Plattenhardt: Keine Ahnung, das nehme ich den Experten jedenfalls nicht übel. Es ist ja klar, dass jeder spekuliert - aber entscheiden wird der Bundestrainer. Obwohl ich schon seit einem Jahr dabei bin, haben mich manche noch nicht so richtig auf dem Schirm. Klar wäre es schön, wenn ich auf der Cola-Dose drauf wäre. Aber das ist nicht entscheidend. Für mich bedeutet das einfach nur, weiter mein Bestes zu geben, um in Russland dabei zu sein. Dann wird bald jeder wissen, wer Marvin Plattenhardt ist. Darauf freue ich mich.

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Frage: Sie und ihre Mitspieler mussten am Dienstagmorgen um 7 Uhr zur Dopingkontrolle. Wie lief das ab?

Plattenhardt: Um 7.20 h klingelte das Zimmer-Telefon. Ich ging ran, aber keiner sprach mit mir. Dann habe ich wieder aufgelegt und bin wieder ins Bett gegangen. Dann klingelte es wieder, weil mich die Rezeptionistin anrief und mir von der Dopingkontrolle berichtete.

Frage: Und dann?

Plattenhardt: Habe ich mir kurz die Zähne geputzt und mich frisch gemacht. Verschlafen wollte ich da nicht antanzen. Das Problem war auch, dass ich schon eine Stunde vor dem Anruf auf Toilette war. Deshalb hat es bei mir dann ein bisschen länger gedauert als bei den anderen. Die konnten sofort (lacht).

Frage: Wie verfolgen Sie die Diskussion um Manuel Neuer?

Plattenhardt: Ich habe Manuel hier das erste Mal so richtig persönlich kennengelernt und kann seine Leistung jetzt aus nächster Nähe beobachten. Er ist ein Weltklasse-Torwart, auch wenn er jetzt fast ein Jahr nicht gespielt hat. Man sieht schon wieder seine guten Ansätze: Er macht das Spiel schnell und ist wieder mit dem Kopf dabei. Manuel ist schon jetzt wieder ein wichtiger Rückhalt für uns.

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Frage: Man spricht ja viel über Druck im Fußball. Wie gehen Sie damit um?

Plattenhardt: Druck hat man immer, denn in jedem Spiel geht es um viel. Die Zuschauer und der Verein verlangen einem Einiges ab. Persönlich kann ich mit Druck gut umgehen, dabei habe ich noch immer vor jedem Spiel eine positive Nervosität. Die legt sich nach einigen Minuten aber wieder, dann bin ich im Tunnel. Druck gehört im Fußball einfach dazu, aber in jedem anderen Beruf ist Druck doch auch vorhanden.

Frage: Vermissen Sie eigentlich ihre beiden Wellensittiche?

Plattenhardt: Die nehme ich mit nach Russland. Nein, Spaß. Meine Freundin ist zu Hause und kümmert sich um die. Ab und zu nerven die beiden übrigens. Vor allem, wenn ich einen Mittagsschlaf mache. Dann lassen sie mich nicht einschlafen oder wecken mich, wenn ich gerade weggedöst bin.