ROCKTIMES - CD-Review / V.A. - Jimmy Dawkins Presents The Leric Story
 

V.A. / Jimmy Dawkins Presents The Leric Story
From LA To NYC Via Nashville Spielzeit: 62:10
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2010
Stil: Blues

Review vom 14.12.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Die Song-Zusammenstellung von Künstlern des Leric Labels ist etwas für unsere Blues-Freunde, die an der traditionellen Schiene des 12-Takters ihren Spaß haben.
Das Label existierte in den Achtzigern und wurde vom Musiker Jimmy Dawkins ins Leben gerufen und geleitet. Ganz allgemein gesehen hatte er Künstler aus Chicago in seiner Plattenfirma unter Vertrag. Nun hat Delmark Records die Aufnahmen unter ihre Fittiche genommen und unter dem Titel "Jimmy Dawkins Presents The Leric Story" eine erste Compilation veröffentlicht. Einige Lieder erschienen damals als Singles und sind nun zum ersten Mal auf CD erhältlich. Außerdem gibt es darüber hinaus noch vier unveröffentlichte Tracks frei Haus mitgeliefert. Drei davon ergeben das Kontingent an Liedern von Vance Kelly und eine Nummer von Big Mojo Elem.
Die Daten bezüglich der mitwirkenden Musiker sind zumeist unvollständig. Leider ist das Line-up zu einigen Kompositionen löchrig wie ein Käse. Michael Coleman, Stan Banks sowie Vance Kelly haben Informationen zur Besetzung in den Songs beigesteuert. Auf jeden Fall war der Label-Besitzer mit seiner Gitarre aktiv und wahllos heraus gepickt tauchen auch Erskine Johnson (Orgel), Larry Taylor (Schlagzeug), Lafayette Leake (Piano), Willie Kent (Bass) oder Eddie Burks (Harmonika) auf.
Unter anderem ist Robert 'Big Mojo' Elem aka Big Mojo Elem mit seinem einzigen Lied "Special Kind Of Love" eine mittlere Überraschung auf der Platte. Das Stück ist energetischer Chicago Blues und der Bassist Elem hat eine super Stimme. Mr. Unbekannt spielt ein tolles Piano. Interessant ist, dass Elem zusammen mit dem Harper Earl Payton eine Band gründete und man einen gewissen Freddie King als Gitarristen anheuerte. Elem ist auf Kings erster Single vertreten und war auch später bei ihm aktiv. Unter anderem ist der Mann auf Luther Allisons "Love Me Mama" am Tieftöner zu hören. 1997 verstarb dieser überzeugende Blueser.
Mit dem Bass geht es weiter, wenn wir zu einer der drei Frauen auf der Compilation kommen. Queen Sylvia (Sylvia Embry) ist mit zwei Songs vertreten und in beiden spielt Dawkins eine rasiermesserscharfe Gitarre. Der Gesang der Protagonistin ist rau und sie verfügt über ein tolles Vibrato in der Stimme. "I Know I Ain't Number One" kommt richtig flott daher und ist um einiges luftiger als das typisch im Chicago-Outfit stampfende "Too Bad Baby". Diese Frau kann punkten.
Auf zur nächsten Weiblichkeit. Wesentlich bekannter als Queen Sylvia dürfte Nora Jean Wallace sein. Sie firmiert jetzt unter dem Namen Nora Jean Bruso. Mit ihrer Stimmgewalt bringt sie Gospel und viel Soul ins Spiel. In "Untrue Love" hören wir neben zwei Gitarren auch ein Keyboard und die Ballade "Oh My Love" hat nichts mit der Windy City zu tun. Mit Streichern und einer super Stimme ist die Nummer toller R&B/Soul in Motown-Manier.
Am Ende der CD gibt sich Sister Margo (auch Lady Margo) mit ihrem Healing Center Choir die Ehre. Diese tolle Gospel-Sängerin war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt, aber ihre beiden Songs sind echte Hinhörer. Oh Mann, kann die Frau singen! Und der Chor ist auch noch klasse. Wer Lieder aus den "Sister Act"-Filmen mag, bekommt eine Vorstellung von dem, was hier abgeht.
Bei Vance Kelly schlagen gleich drei unveröffentlichte Songs zu Buche. Sind viele der Künstler bereits im Blues-Himmel, gehört der Mittfünfziger Kelly zu den jüngeren Akteuren auf der Zusammenstellung. Bei "Use What You Got" wird deutlich, dass er dem Genre eine deutlich modernere Note verpasst. Es rockt etwas mehr und "The Jam" groovt mit funkigem Ambiente dahin und ein furioses Tenorsaxofon sowie Erskine Johnsons Keyboards bildet das Zentrum des Interesses. Und abermals ist Groove, aber anders, angesagt. Auch das Kelly-Songtrio macht Appetit auf mehr Blues von ihm.
Langsam aber sicher wird es Zeit, dass Tail Dragger nicht nur über diverse Sampler bei RockTimes vertreten ist. Einen Sänger wie ihn muss man wahrscheinlich fesseln, damit er ruhig wird. Geboren als James Yancey Jones vertritt er definitiv den Blues von der Straße mit dem dazugehörigen Dreck. "So Ezee" und "My Head Is Bold" belegen das eindeutig.
Wenn in Vance Kellys Songs schon der Funk-Funke zündet, hat man Little Johnny Christian noch nicht gehört. Seine vier Songs sind die Vertreter für tolle Partystimmung auf der CD. Variantenreich aufgemacht, bietet der Sänger musikalische Fußwippen-Tracks mit viel, sehr viel Bläserarrangements.
Rundum kann diese Compilation sehr kompetent über die damaligen Leric Records-Künstler Auskunft sowie Aufschluss geben und hoffentlich wird Delmark Records noch mehr von diesem feinen Blues veröffentlichen. Es lohnt sich!
Tracklist
Little Johnny Christian
01:New Life (3:19)
02:Luv Sumbody (3:46)

Tail Dragger
03:So Ezee (3:44)
04:My Head Is Bald (4:14)

Queen Sylvia
05:I Know I Ain't Number One (3:22)
06:Too Bad Baby (2:52)

Vance Kelly
07:Use What You Got (3:17)
08:The Jam (4:37)
09:Why You Hurt Me So Bad (3:33)

Nora Jean
10:Untrue Love (4:03)
11:Oh My Love (4:02)

Big Mojo Elem
12:Special Kind Of Love (3:16)

Little Johnny Christian
13:Ain't Gonna Worry About Tomorrow (5:53)
14:I Gotta Sad Feeling (3:27)

Sister Margo And The Healing Choir
15:My God Is Real (4:41)
16:Peace Be Still (3:18)
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