Sennhausers Filmblog

Die Unverpassbaren, Woche 22 – 2024

‚Sterben‘: Corinna Harfouch, Lars Eidinger © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Sterben von Matthias Glasner. Das ist keine Komödie. Aber schmerzlich lustig, weil Regie und Darstellerinnen den komischen Aspekten familiärer Verlorenheit nicht ausweichen.
  2. L’été dernier von Catherine Breillat. Eine Anwältin lässt sich auf eine Affäre mit ihrem jungen Stiefsohn ein und beschliesst, zu lügen. Breillat interessiert nicht die Moral, sondern die Dynamik.
  3. Goodbye Julia von Mohamed Kordofani. Eine südsudanesische Haushaltshilfe und ihre Arbeitgeberin könnten beste Freundinnen sein, hätte nicht eine der beiden etwas Unverzeihliches getan. Privates ist politisch, vor allem aber unwiderstehlich melodramatisch in diesem vertrackten Versteckspiel.
  4. Hors-saison von Stéphane Brizé. Was wäre gewesen wenn…? 15 Jahre nach  der Trennung treffen sich Mathieu und Alice zufällig und spielen das durch. Romantische Melancholie gegen die Unwiderruflichkeit des Lebens.
  5. Omen (Augure) von Baloji. Ein junger Belgier wird von seiner kongolesischen Verwandtschaft geächtet. Aus Aberglaube – oder es geht tatsächlich übernatürlich zu in diesem absurd-afrofuturistischen Universum, in dem das Abwehren des Fluchs zum Fluch selbst wird.

Im Filmpodcast morgen: Sterben, Sidonie au Japon, Teaches of Peaches

Filmpodcast Nr. 834: Cannes, High & Low – John Galliano, Goodbye Julia, L’été dernier

Kino im Kopf – mit Brigitte Häring. Aus Cannes vom Filmfestival berichtet Michael Sennhauser – unter anderem über Furiosa, den neuen Teil der «Mad Max»-Saga, der diese Woche auch schon bei uns im Kino ist. Ich habe die Dokumentation High & Low über den Modedesigner John Galliano gesehen und Georges Wyrsch den sudanesischen Spielfilm Goodbye Julia. Und Michael Sennhauser hat sich mit der französischen Regisseurin Catherine Breillat über ihren neuen Film L’été dernier unterhalten. Dazu wie immer die Kurztipps und eine Tonspur.

Saugen: Filmpodcast Nr. 834


filmpodcast

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Die Unverpassbaren, Woche 21 – 2024

‚L’été dernier‘ mit Léa Drucker und Samuel Kircher © xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. L’été dernier von Catherine Breillat. Eine Anwältin lässt sich auf eine Affäre mit ihrem jungen Stiefsohn ein und beschliesst, zu lügen. Breillat interessiert nicht die Moral, sondern die Dynamik.
  2. Goodbye Julia von Mohamed Kordofani. Eine südsudanesische Haushaltshilfe und ihre Arbeitgeberin könnten beste Freundinnen sein, hätte nicht eine der beiden etwas Unverzeihliches getan. Privates ist politisch, vor allem aber unwiderstehlich melodramatisch in diesem vertrackten Versteckspiel.
  3. Hors-saison von Stéphane Brizé. Was wäre gewesen wenn…? 15 Jahre nach  der Trennung treffen sich Mathieu und Alice zufällig und spielen das durch. Romantische Melancholie gegen die Unwiderruflichkeit des Lebens.
  4. Omen (Augure) von Baloji. Ein junger Belgier wird von seiner kongolesischen Verwandtschaft geächtet. Aus Aberglaube – oder es geht tatsächlich übernatürlich zu in diesem absurd-afrofuturistischen Universum, in dem das Abwehren des Fluchs zum Fluch selbst wird.
  5. La voie royale von Frédéric Mermoud. Ihre Mathematikbegabung katapultiert Bauerntochter Sophie mitten in die französische Realität zwischen Gilets jaunes und Elitehochschulen. Packend und herzlich.

Im Filmpodcast morgen: Goodbye Julia, L’été dernier, Catherine Breillat

MOTEL DESTINO von Karim Aïnouz

© The Match Factory

Der Film beginnt mit einer Trigger-Warnung, einem Hinweis auf grelles, stroboskopartiges Licht.

Aber die paar Bildüberlagerungen im dramatischen Finale geben nicht genügend Unruhe her, um das einzulösen. Ironie? „MOTEL DESTINO von Karim Aïnouz“ weiterlesen

GRAND TOUR von Miguel Gomes

Cláudio da Silva als Timothy Sanders und Lang Khê Tran
als Ngoc © Match Factory

Ein Film wie dieser erinnert daran, was die eigentliche Magie des Kinos ausmacht: Bilder und Stimmungen, die sich mit anderen verbinden, uneindeutig, sehnsüchtig, traumähnlich.

Miguel Gomes ist es gelungen, «Heart of Darkness», Apocalypse Now, Pilgrims Progress zu einer Liebesgeschichte zu machen.

Diese Grand Tour ist eine Art «travelogue», ein Reisebericht mit entrückter Positionierung. „GRAND TOUR von Miguel Gomes“ weiterlesen

MARCELLO MIO von Christophe Honoré

Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve © frenetic

Chiara Mastroianni verwandelt sich in ihren Vater Marcello, zur Verblüffung ihrer Mutter Catherine Deneuve. Zwei weitere der Männer aus dem Leben der Chiara, der Sänger Benjamin Biolay und der Schauspieler Mélvil Poupaud, spielen ebenfalls mit in der wunderbaren Charade.

Fabrice Luchini, der es stets bedauert hat, nie mit Marcello auf der Leinwand gewesen zu sein, bietet sich dem neuen Marcello als Freund durch dick und dünn an. „MARCELLO MIO von Christophe Honoré“ weiterlesen

ANORA von Sean Baker

Anora (Mikey Madison) © UPI

Anora, genannt Ani, ist eine junge Stripperin, Lap-Dance- und Gelegenheits-Escort-Frau, die sich – gegen Bezahlung, aber auch aus Sympathie – auf eine wilde Woche mit dem verzogenen, aber charmanten, fröhlichen und grosszügigen Sohn eines russischen Oligarchen einlässt, in einer Villa auf der Vergnügungsinsel Coney Island.

In den ersten Szenen im Strip-Club gibt sie schon ihrem Boss den Tarif durch: Ani lässt sich nichts gefallen, kennt ihre Arbeitsrechte und fordert sie auch ein.

Am Ende der Woche steht ein Privatjet-Ausflug mit der Entourage des Jungen nach Las Vegas, wo die wilde Liaison in eine Las-Vegas-Heirat mündet. „ANORA von Sean Baker“ weiterlesen

THE SHROUDS von David Cronenberg

Vincent Cassel und Diane Krüger © Pyramide

Karsh (Vincent Cassel) hat seine Frau Becca (Diane Krüger) an Krebs verloren. Das Bedürfnis, ihr ins Grab zu folgen, sie beim weiteren Zerfall ihres Körpers nicht allein zu lassen, sei der Anlass gewesen für sein Hightech-Friedhof-Projekt.

Gräber, in denen die Körper der Verstorbenen in Nanotech-Leichentücher eingewickelt bestattet werden. Das Material scannt den Körper in Echtzeit und liefert via App jederzeit hochauflösend gerenderte 3D-Modelle der Leichen. „THE SHROUDS von David Cronenberg“ weiterlesen

THE APPRENTICE von Ali Abbasi

Roy Cohn (Jeremy Strong) und Donald Trump (Sebastian Stan) © DCM

Dieser Film ist so unterhaltsam wie Donald Trump.
Das ist ein Kompliment. Für den Film.

Darüber hinaus leistet er aber zum Glück noch etwas mehr: Er führt uns unsere eigenen Position gegenüber der trumpschen Faszination vor Augen, manipuliert unsere Empathie und schlägt dann doch noch zu. „THE APPRENTICE von Ali Abbasi“ weiterlesen

THE SUBSTANCE von Coralie Fargeat

Demi Moore in ‚The Substance‘ © The Match Factory

Mit ihrer für das neue Jahrtausend aufgepeppten und radikalfeministisch unterlegten Neuauflage der bewährten Rape-Revenge-Exploitation Revenge hat Coralie Fargeat 2017 Aufsehen erregt.

Fashionable hat das Unterfangen der Erfolg von Ana Lily Amirpours A Girl Walks Home Alone At Night von 2014 gemacht.

Mit Titane und der goldenen Palme von 2021 für Julia Ducournau hat schliesslich der feministisch reinterpretierte Body-Horror seine intellektuelle Adelung erfahren. „THE SUBSTANCE von Coralie Fargeat“ weiterlesen