Klinische-Notfallmedizin
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Klinische Notfallmedizin

Ein neues Arbeitsgebiet

Dr. Lars Lomberg

Nachdem mittlerweile in der Mehrzahl der europäischen Länder der Facharzt für Notfallmedizin, basierend auf dem Curriculum der EuSEM (European Society for Emergency Medicine) eingeführt wurde, entsteht nun auch in Deutschland verzögert eine dieses Thema betreffende Diskussion.

Hervorgebracht wurde dieses Thema von der DGINA (Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Notaufnahmen), die sich derzeit noch dem (allerdings schwindenden) Widerstand der etablierten Fachgesellschaften entgegenzustellen hat, insbesondere dem der Inneren Medizin, der Chirurgie und Anästhesie entgegenzustellen hat.


Entwicklung in Deutschland

Ähnlich den Anlaufschwierigkeiten der Anästhesie, bei der Ausbildung ihrer eigenen Fachdisziplin aus der Chirurgie heraus, besteht aktuell die Tendenz der Klinischen Notfallmedizin, sich in Form von eigenständigen Abteilungen mit unabhängigen Chefärzten zu formieren. Zahlreiche Kliniken haben so genannte ZNAs (Zentrale Notaufnahmen) bereits installiert und monatlich entstehen neue Abteilungen. Nachdem zunächst vor allem mittelgroße Häuser die fachliche und ökonomische Notwendigkeit einer interdisziplinären Notaufnahme erkannt und organisatorisch, sowie zum Teil auch baulich umgesetzt haben, zieht sich dieser Trend nun zunehmend bis in die größten kommunalen und auch universitären Kliniken hinein.

Als kommunale Beispiele seien hier zum Beispiel das Klinikum Nürnberg und Asklepios Klinikum Hamburg-Altona, als universitäre Einrichtungen federführend die Unis Jena und Aachen genannt. Warum also noch diese Abneigung der etablierten Fachgesellschaften?

Zunächst erscheint dies berufspolitisch verständlich. Eigene Pfründe möchten gewahrt, die eigene Expertise betont, die Abwanderung junger Ärzte in neue Tätigkeitsfelder verhindert werden. Anästhesisten wie Internisten fürchten nicht zu Unrechteine Umorientierung der notfallmedizinisch interessierten Studenten und Jungärzte zu einem Facharzt für Klinische Notfallmedizin. Mit Betonung des deutschen Sonderfalls einer primär arztbasierten, prähospitalen Notfallversorgung wird die Notwendigkeit eines Facharztes für Klinische Notfallmedizin kontinuierlich bestritten und das Funktionieren eines derartigen Systems angezweifelt, obgleich dieses seit Jahrzehnten in zahlreichen Ländern höchst erfolgreich umgesetzt wird.


Notstand Notaufnahme

Die Realität in den Notaufnahmen besteht zur Zeit aus vielfach unerfahrenen Nicht-Fachärzten. Sie begegnen dieser fordernden Aufgabe zum Teil mit Engagement, zum Teil mit Gleichgültigkeit, zum Teil jedoch auch mit Widerwillen. Die Notaufnahme ist für die meisten Kollegen eben nicht der Wunscharbeitsort, sondern notwendiger Ausbildungsteil. Wer einmal im präklinischen Notdienst gearbeitet hat, weiß, wie es nachts um zwei in 95% der deutschen Krankenhäuser um den „Facharztstandard“ bestellt ist. Krankenhausverantwortliche haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und installieren zunehmend ZNAs in dem Wissen, so medizinische Qualität... senken. Dies alles bei steigenden Patientenzahlen von jährlich sieben bis zehn Prozent.
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