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Nach stillem Protest bei WM: Diese Konsequenzen drohen den mutigen iranischen Spielern
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Die iranische Nationalmannschaft boykottierte die Hymne.
Julian Finney/Getty Images Die iranische Nationalmannschaft boykottierte die Hymne.
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Irans Nationalspieler reagierten auf die Proteste in ihrem Heimatland und setzten bei ihrem ersten WM-Spiel in Katar ein klares Zeichen. Das Staatsfernsehen bracht die Übertragung ab. Den Spielern könnten nun Konsequenzen drohen.

Schon vor dem Anpfiff sorgte die Partie zwischen dem Iran und England für Schlagzeilen. Während Englands Kapitän Harry Kane wegen des Drucks der Fifa nicht wie geplant die „One Love“-Binde trug, setzte die iranische Nationalelf ein klares politisches Zeichen.

Als die iranische Nationalhymne aus den Lautsprechern des Khalifa-Stadions dröhnte, blickte die Mannschaft stoisch nach vorne und blieb demonstrativ stumm. Damit solidarisierten sie sich mit abertausenden Menschen, die seit Wochen für ihre Freiheit und gegen das Mullah-Regime im Iran demonstrieren.

Bereits vor dem Spiel hatte Kapitän Ehsan Hajsafi die Unruhen im Iran kommentiert. „Wir müssen akzeptieren, dass die Situation in unserem Land nicht gut ist und dass unsere Leute unzufrieden ist“, sagte er bei einer Pressekonferenz. „Unsere Tore widmen wir diesen Menschen in Iran.“

Iran: Sportler motivieren Demonstranten

Der stille Protest der iranischen Nationalelf wurde im iranischen Staatsfernseher nicht gezeigt. Das Bild brach kurz nach Beginn der Nationalhymne ab. Auch die staatliche Presse gab kein Kommentar ab, sondern fokussierte sich auf die sportliche Niederlage der Mannschaft. Der Auftakt sei das Ergebnis „wochenlanger unfairer und beispielloser psychologischer Kriegsführung gegen die Mannschaft durch in- und ausländische Verräter“, heißt in der Staatspresse laut Spiegel .

Trotzdem ist die Aktion im Land nicht unbemerkt bleiben. Professionelle Sportler sind im Iran hoch angesehen und waren zum Teil Vorreiter der Protestbewegung. So etwa auch die Kletterin Elnaz Rekabi, die während eines Wettkampfs ihr Kopftuch ablegte. Besonders die junge Generation im Iran dürfte sich durch die Solidarisierung beflügelt fühlen.

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Das Ende ihrer Karriere droht

Die Protestaktion könnte für die iranische Mannschaft durchaus Konsequenzen haben. Eine sofortige Sperre scheint jedoch kaum vorstellbar, wenn die Mullahs wollen, das ihr Team das Turnier noch beendet und nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf die Aktion lenken möchte.

Realistischer wären Konsequenzen daher nach der Rückkehr der Mannschaft, etwa durch eine Zeitsperre oder sogar ein Rauswurf aus der Mannschaft für einzelne Spieler. Einige Sportler sollen in der Vergangenheit wegen Solidaritätsbekundungen sogar bereits inhaftiert worden seien. Auch Fußballlegende Ali Karimi wurde in Abwesenheit wegen angeblicher Anstiftung zu Unruhen angeklagt. Laut Iran International ist es Autoritäten ebenfalls möglich, Besitztümer der Spieler zu beschlagnahmen. So sei Karimis Villa in Teheran von der Polizei verbarrikadiert worden.

Aus diesem Grund wäre es denkbar, dass einige Spieler zunächst nicht in ihr Heimatland zurückreisen werden. Die größten Stars wie der Doppeltorschütze Mehdi Taremi (FC Porto) oder Sardar Azmoun (Bayer Leverkusen) spielen in den europäischen Topligen und sind somit nicht auf einen Einsatz in der iranischen Fußballliga angewiesen. Für ihre Teamkameraden, die im Iran spielen, könnte der Protest aber tatsächlich Folgen haben.

Fans vor dem Stadion: „Das iranische Regime tötet uns“

Doch während die Nationalelf aus Protest still blieb, waren die angereisten Fans vor dem Spiel umso lauter. Viele trugen Flaggen und T-Shirts mit der Aufschrift „Woman. Life. Freedom.“, um ihre Solidarität mit den Menschen in ihrer Heimat zu bekunden.

„Ich bin nur für den Iran hier, für mein Volk und nicht für das iranische Regime. Wir hassen das iranische Regime“, sagt ein Fan vor dem Stadion der Deutschen Welle. „Das iranische Regime tötet uns. Ich bin hier, weil sie unsere Kinder getötet haben.“

Iran: Was Sie zur islamischen Atommacht wissen sollten

Doch scheinbar durften nicht alle Fans ihren Protest offen zeigen. Der Journalist Pouria Zeraati postete auf Twitter ein Video einer jungen Frau, die offenbar die „falsche iranische Flagge“ zeigte. Statt des Hoheitszeichens waren in der Mitte der Fahne ein Löwe und eine Sonne erkennbar. Diese Flagge war vor der islamischen Revolution offiziell im Iran gebräuchlich und gilt mittlerweile als Zeichen der Bewegung gegen das Mullah-Regime.

Zeraatis Video zeigt die Frau, wie sie von katarischen Polizisten umringt wurde. Sie durfte das Stadion aber offenbar ungestraft verlassen. Bedrohlicher könnte es für sie werden, wenn sie in den Iran zurückkehrt. Die Regierung geht hart gegen jegliche Regime-Kritik vor, über 300 Demonstranten sind bei den Protesten im Iran bereits ums Leben gekommen. Doch das scheint die junge Frau nicht zu beeindrucken. Auf Twitter ließ sie sich nur wenig später erneut mit der „falschen Fahne“ abbilden.

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