ROCK AM RING 2017 – unser Rückblick auf ein grandioses Festival. Es lebe der Ring!
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ROCK AM RING 2017 – unser Rückblick auf ein grandioses Festival. Es lebe der Ring!

13.06.2017  von Ben Foitzik

Sad but true: Das Rock am Ring 2017 ist Geschichte. Was bleibt vom diesjährigen Spektakel am Nürburgring? Fantastische Stimmung und großartige Musik-Acts natürlich, aber auch ein kleines Schockerlebnis. Wir blicken zurück auf ein Festival, das allen Beteiligten aus unterschiedlichen Gründen nachhaltig in Erinnerung bleiben wird.

First things first: Natürlich ist es unfassbar schade, dass der Rammstein-Auftritt am Freitagabend aufgrund der Terrorwarnung entfallen ist und nicht mehr nachgeholt werden konnte. Aber wie denn auch? Rammstein liefern eine der spektakulärsten Live-Shows überhaupt ab, die man nicht mal eben so auf- und abbauen kann. Die Band selbst schreibt dazu auf ihrem Facebook-Account: „Leider war es nicht möglich, den Auftritt am Samstag nachzuholen – in diesem Fall hätte die Band Rock im Park nicht spielen können. Grund dafür ist, dass der Abbau der Rammstein-Produktion mehrere Stunden dauert, dazu kommt die notwendige Anreise zum Schwesterfestival. Der Aufbau da dauert 8-10 Stunden und kann nur Nachts erfolgen, d.h. bei einem Festival nach der letzten Band und vor der ersten Band am Showtag.“

Schock am Ring


Bei allem Frust über den Rammstein-Ausfall – freuen wir uns lieber darüber, dass das Rock am Ring am Samstag überhaupt weitergehen konnte und alle trotz der angespannten Lage entspannt geblieben sind. Die Coolness, mit der die Festivalbesucher den vorläufigen Abbruch am Freitagabend zur Kenntnis nahmen und beim Rückweg zu den Zeltplätzen fröhlich "You'll Never Walk Alone" anstimmten, ist für mich persönlich jedenfalls das emotionale Highlight des Festivals gewesen.

Rock am Ring 2017 – der Freitag


Schon der Freitagnachmittag hatte mit Bands wie Skindred, Welshly Arms oder In Flames einige musikalische Highlights zu bieten, bevor am frühen Abend dann Simple Plan und Five Finger Death Punch die Stimmung unter den Festivalbesuchern noch weiter nach oben peitschten. Auf der Beck’s Crater Stage zeigte Shootingstar Rag 'n' Bone Man, dass er sehr viel mehr zu bieten hat als nur seine Hit-Single „Human“, und verzauberte die Fans eine gute Stunde lang mit seiner einzigartig schönen Stimme.

Im Anschluss legten die Düsseldorfer Punkrock-Helden Broilers, die gerade erst weitere Tourdaten für Dezember dieses Jahres angekündigt haben, auf der Volcano Stage los wie die Feuerwehr. Doch nach ein paar Songs war bereits Schluss – Sänger Sammy Amara & Co. mussten die Bühne räumen. Veranstalter Marek Lieberberg und ein Mitarbeiter vom „Schutzengel“-Team standen plötzlich auf der Bühne und informierten die zigtausend fröhlich feiernden Menschen darüber, dass es einen Verdacht auf eine terroristische Bedrohung gebe und das Gelände geräumt werden müsse. Statt mit Panik reagierten die Musikfans besonnen und machten sich friedlich auf den Weg zurück zum Zeltplatz – inklusive der wunderschönen „Terror ist scheiße!“-Sprechchöre, die uns allen aus dem Herzen sprechen.

Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Rag ’n’ Bone Man
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers

Rock am Ring 2017 – der Samstag


Als am Samstagvormittag die Fortsetzung des Festivals bekannt gegeben wurde, fiel wohl jedem Rock am Ring-Besucher und allen Beteiligten ein riesiger Stein vom Herzen. The Show must go on! Rapper RIN eröffnete den zweiten Ring-Tag auf der Beck’s Crater Stage – und mit einem Mal war die gute Stimmung zurück auf dem Nürburgring. Die Donots wirbelten über die Volcano Stage, als wären sie von Tito & Tarantula gestochen worden, Sum 41 packten ihre großen Pop-Punk-Hymnen aus und Wirtz rockte die Massen fürs große Finale warm.

Die Beck’s Crater Stage war am Samstag hingegen fest in Hip-Hop-Hand: Machine Gun Kelly, Dat Adam, 187 Strassenbande, Bonez MC& RAF Camora und die Beginner hämmerten ihrem Publikum donnernde Beats in die Eingeweide – was zum Beispiel bei der Strassenbande aus den Boxen wummerte, war nicht von dieser Welt! Uns schlackern immer noch die Ohren.

Besonders emotional war die Rückkehr der Broilers auf die Volcano Stage. Spontan hatten die Düsseldorfer beschlossen, ihren abgebrochenen Gig vom Vortag zu Ende zu spielen. Um das möglich zu machen, wurden Running Order und Umbaupausen hier und da ein bisschen gestrafft, so dass die Band um 19:20 Uhr auf der Bühne stehen und eine Stunde lang Vollgas geben konnte. „Ist da jemand?“, der das nicht grandios fand?

„Let Me In“ forderten im Anschluss die Beatsteaks – und wurden erhört. Sänger Arnim Teutoburg-Weiß, der in praktischer Hochseefischermontur angetreten war, und seine Kollegen feuerten Hits wie „Summer“, „Cheap Comments“, „Hello Joe“ oder „I Don’t Care As Long As You Sing“ in die Menge und lieferten sogar ein astreines „Ace Of Spades“-Cover von Motörhead ab – was für ein Pfund!

Mit den Toten Hosen folgte schließlich das Finale furioso auf der Volcano Stage: Campino & Co. präsentierten neben Hits wie „Bonnie & Clyde“, „Pushed Again“, „Hier kommt Alex“ oder „Eisgekühlter Bommerlunder“, die inzwischen fest in der Ring-DNA verankert sind, auch einige Songs ihres neuen Nummer-1-Albums „Laune der Natur“: Nummern wie „Urknall“, „Wie viele Jahre (Hasta la muerte)“, „Unter den Wolken“ oder „Wannsee“ machten sich prächtig in der Setlist der Hosen und werden sicherlich schnell zu neuen Klassikern reifen. Mit dem Klassiker „You’ll Never Walk Alone“ verabschiedeten sich Die Toten Hosen auf bewegende Art und Weise in die Nacht – eine Nacht, die für die Musikfans noch lange nicht zu Ende war.

Schließlich gab es auf der Beck’s Crater Stage noch Kraftklub zu erleben. Und auf der Engelbert Strauss Alternastage, die an diesem Tag von Vertretern der härteren Gangart – wie The Raven Age, Motionless In White, Beartooth oder Suicide Silence – bespielt wurde, stachen Pierce The Veil zu später Stunde noch mal mit großem Getöse durch den Schleier der Nacht.

Donots
Donots
Donots
Donots
Donots
Donots
Donots
Donots
Wirtz
Wirtz
187 Strassenbande
187 Strassenbande
187 Strassenbande
187 Strassenbande
187 Strassenbande
187 Strassenbande
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Broilers
Beatsteaks
Beatsteaks
Beatsteaks
Beatsteaks
Beatsteaks
Beatsteaks
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen
Die Toten Hosen

Rock am Ring 2017 – der Sonntag


Am Sonntag gab es Grund genug, nicht allzu lang in den Federn zu liegen: Frank Carter & The Rattlesnakes erwiesen sich als perfekter Wachmacher auf der Beck’s Crater Stage. Und Carter als erstaunlich gut gelaunter Entertainer – auch wenn er sich in Songs wie „I Hate You“ den Hass aus der Galle kreischt.

Auf der Volcano Stage ging es ebenfalls recht deftig zu. Vor allem die Franzosen Gojira sorgten mit ihren perfekt arrangierten, markerschütternden Metal-Kaskaden für andächtiges Staunen. Airbourne wiederum machten, was Airbourne halt so machen: durchdrehen! Frontmann Joel O’Keeffe sprang wie ein irrsinniger Berserker über die Bühne und kloppte sich eine Bierdose so lange an die Birne, bis diese explodierte (also die Dose jetzt) und einen Gerstensaft-Wasserfall über die Bühne regnen ließ (siehe weiter unten und Galerie). Im weiteren Verlauf ließ er sich dann wieder mal auf Schultern durch die Menge tragen, während er seine Klampfe malträtierte – die spinnen doch, diese Hardrock-Aussies!

Heimliche Highlights des Tages: Der nachgeholte Auftritt von Marteria auf der Beck‘s Crater Stage und die Prophets Of Rage auf der Volcano Stage. Marteria, dessen Auftritt am Freitagabend nicht stattfinden konnte, stand kurz nach sechs auf der Bühne, spielte ein einstündiges Set und düste dann sofort runter zu Rock im Park, wo er um halb zwölf ebenfalls Vollgas gab. Was für ein Einsatz von „El Presidente“ – Respect, Marteria!

Als absoluter Volltreffer erwiesen sich auch die Prophets of Rage, die aus Mitgliedern der legendären Bands Rage Against The Machine, Public Enemy und Cypress Hill bestehen und sich ein Ziel auf die wehenden Fahnen geschrieben haben: „Unfuck The World“, wie es in der neuen Single ihres im September erscheinenden Debütalbums „Prophets Of Rage“ so schön heißt. Die aus Tom Morello, Tim Commerford, Brad Wilk, DJ Lord, Chuck D und B-Real bestehende Combo gab größtenteils Songs von Rage Against The Machine zum Besten – was das Publikum selbstredend mit kollektiver Ekstase quittierte. Auch die Cypress-Hill- und Public-Enemy-Covers waren natürlich allererste Feine Sahne Fischfilet (die übrigens früher am Tage ebenfalls am Start gewesen waren).

Höhepunkt des Auftritts war der Audioslave-Song „Like A Stone“, für den System Of A Down-Sänger Serj Tankian auf die Bühne kam und gemeinsam mit den Kollegen den kürzlich verstorbenen Chris Cornell ehrte. Da kullerte hier und dort durchaus das ein oder andere Tränchen. Zum Schluss gab’s den Rage-Überhit „Killing In The Name“ – und der Nürburgring bebte unter den Sprüngen der ausrastenden Masse. Parallel zu den Wutpropheten brachten auf der Beck’s Crater Stage Genetikk die Hiphop-Crowd zum Hiphoppen.

Frank Carter
Frank Carter
Gojira
Gojira
Airbourne
Airbourne
Airbourne
Airbourne
Airbourne
Airbourne
Marteria
Marteria
Marteria
Marteria
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down
System Of A Down

System Of A Down machen zum Finale Chop Suey!


Langsam aber sicher neigte sich das Rock am Ring 2017 dem Ende entgegen – doch ein paar letzte Highlights standen noch an, allen voran der Auftritt von System Of A Down. Die legendäre Alternative-Metal-Band, die um die Jahrtausendwende mit ihrem verrückten Crossover-Sound Pionierarbeitet geleistet hatte, erwies sich mal wieder als würdiger Headliner und kloppte im Prinzip alles kurz und klein. Hymnen wie „Aerials“, „Chop Suey!“, „B.Y.O.B.“, „Toxicity“ oder „Sugar“ funktionieren nach wie vor hervorragend – und Serj Tankian ist noch immer einer der charismatischsten Sänger im Business – auch wenn er naturgemäß nicht ganz so kommunikativ ist wie beispielweise Campino, der am Ring ja sozusagen ein „Heimspiel“ hat.

Die Crystal Fighters auf der Engelbert Strauss Alternastage und Macklemore & Ryan Lewis auf der Beck’s Crater Stage beendeten schließlich das Rock am Ring 2017, das mehr denn je gezeigt hat, welch magische universale Kraft der Musik innewohnt. Und dabei ist es völlig egal, ob man lieber Rock oder Rap hört – für jeden Geschmack gibt es beim Rock am Ring und seinem Schwesterfestival Rock im Park genug wunderbare Bands zu hören. Es lebe die wunderbare Vielfalt der Musik, es lebe der Ring!

Bis zum nächsten Jahr – Rock am Ring & Rock im Park 2018 steigen vom 1. bis 3. Juni 2018!

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