Frankfurt

Echt goldig

Am 17. und 18. Oktober von 10 bis 18 Uhr öffnet die Bundesbank ihre Tore fürs Publikum. Geboten werden Informationen, Kunst, Architektur, Musik, Foodtrucks – und natürlich Gold.

Echt goldig

Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles… Fast könnte man meinen, die Bundesbank hätte den guten alten Goethe damit beauftragt, eine Tragödie zu schreiben, um dann hinterher Künstler damit zu beauftragen, ihre Hauptverwaltung vom Text inspiriert zu schmücken. Wie gut Goethe, Frankfurt, Geld und Gold zusammenpassen und -gehören, erschließt sich an diesem Wochenende dem geneigten Besucher des Tags der offenen Tür. Unter dem Titel „Backstage Bundesbank“ präsentiert sich die Bundesbank am 17. und 18. September – von 10 bis 18 Uhr – auf dem Gelände der Hauptverwaltung in Hessen in der Frankfurter Innenstadt. Denn die in Bockenheim ansässige Zentrale wird derzeit saniert und soll künftig als Campus strahlen.

Gestrahlt wird jetzt aber erstmal an der Taunusanlage: Hausherr Thomas Ollinger, Präsident der Hauptverwaltung Hessen, freut sich, den Besuchern sein Gebäudeensemble aus einem postmodernen Dienstgebäude, zwei Villen aus der Gründerzeit sowie dem um 1930 gebauten ehemaligen Reichsbankgebäude mit seiner historischen Fassade zu präsentieren. Ein eher unbekannteres architektonisches Highlight Frankfurts, das es in sich hat. Da wäre etwa der Notenbanksaal, in dem 1948 über die Einführung der D-Mark beraten wurde. Dieser befindet sich in der Endphase der Renovierung und der lederbezogene Tisch muss erst noch warten, bevor er seinen angestammten Platz wieder einnehmen darf: Hier erwartet den Besucher eine Reise mit der Virtual-Reality-Brille. Auf Drehstühlen sitzend gibt es einen Rundumblick in das Büro von Bundesbankpräsident Joachim Nagel, in den Sitzungssaal der Europäischen Zentralbank, natürlich das Goldlager und einen Drohnenflug über die Innenstadt.

Wem der Blick aufs Gold zu kurz war, bekommt eine zweite Chance. Rein in die Vorhalle, links und rechts die Gemälde – Öl auf Leinwand – „Die Entstehung des Papiergeldes“, inspiriert vom ersten Akt des Goetheschen Dramas, bestaunt und dann gleich wieder scharf links. Durch die Schalterhalle durch, an der Bronze „Mephisto überredet den Kaiser“ vorbei. Und da ist er, Besuchermagnet der Veranstaltungen von 2014, 2017, 2019 und aller Wahrscheinlichkeit nach auch dieses Jahres. 12,5 Kilo oder auch 700000 Euro schwer, von Glas umkastelt, aber mit einer runden Öffnung an der Seite versehen. Der Goldbarren zum Anfassen, Hochheben. Ein gutes Workout, wie Nagel beim Presserundgang feststellt. Nur ist er nicht zum mitnehmen. Goldiges für daheim gibt es dennoch: Egal ob Groß oder Klein, wer alle Fragen der Codeknacker-Rallye richtig beantwortet, kann den Safe öffnen und wird mit einem goldfarbenen Quietscheentchen belohnt.

Denn eines bezweckt das Wochenende auch: Gerade in einer Zeit, in der Inflation beherrschendes Thema ist, will die Bundesbank über ihre Aufgaben informieren. Erstmals in den direkten Bürgerkontakt tritt dabei Bundesbankvorstand Nagel – der verspricht, dass man ihn bei den vier Interviews, die er auf der Hauptbühne gibt, auch Persönliches fragen darf. Zur aktuellen Geldpolitik sagt er aber nur so viel: Er ist sehr zufrieden mit der Reaktion auf das Thema Inflation, also der Zinserhöhung um 75 Basispunkte und auch der Zusage, dass es weitergehen wird. Rede und Antwort stehen aber auch seine Vorstandskollegen Johannes Beermann, Claudia Buch und Joachim Wuermeling. Auf der Bühne stehen in den beiden Tagen zudem die BuBa Singers, Robeat oder die Eastside Band, um nur einige zu nennen.

280 Bundesbankmitarbeiter sorgen dafür, dass das Bürgerfest gelingt und der Informationstransfer nicht zu kurz kommt. Neben den altbekannten Infozelten gibt es dieses Jahr in einer der beiden Gründerzeitvillen statt Frontalvorträgen lockere Quizvorträge. In der zweiten Villa gibt es einen Ausblick auf den neuen Bundesbank-Campus. Nahrung be­kommt aber nicht nur der Geist, sondern auch der Magen: In der gesperrten Niddastraße steht eine Foodtruckmeile bereit. Später kann man dann – die Treppe hoch an der schönen Helena vorbei – eine farbenfrohe Mosaikwand und ein Wasserbecken bestaunen, bevor man sich auf dem Sofa niederlässt, das zwar nicht aus Gold, aber aus geschredderten Banknoten im Wert von 1 Mill. Euro gefertigt wurde. Und etwas mehr für das ebenfalls parat liegende Kissen.