Sanfte braune Augen, schön geschwungene Lippen, dunkle Locken und ein Name wie aus "1000 und eine Nacht" - Minu Barati ist eine Frau, der Männerblicke folgen. Zur Pressevorführung ihres Kinofilmes "Ausgerechnet Sibirien" kommt die Produzentin aus Berlin nach Hamburg, um das zu tun, was sie sonst lieber vermeidet - mit Journalisten zu reden.

Seit sie 2004 beim Bundespresseball Exaußenminister Joschka Fischer begleitete, steht sie im Rampenlicht. 30 war sie, schüchtern und pummelig, doch der 28 Jahre ältere Fischer war sichtlich stolz auf die neue Frau an seiner Seite.

Schnell hatte die Klatschpresse die Fakten parat: die Mutter deutsch, der Vater ein oppositioneller Iraner, und - Skandal, Skandal! - eine Tochter aus einer früheren Beziehung hat sie auch.

Im gläsernen Käfig

Von einer Sekunde zur anderen wurde Minu Baratis Leben gläsern. Als Konsequenz zog sie sich zurück, um ihr Privatleben zu schützen. Natürlich wurde trotzdem bekannt, dass sie und Fischer kurz nach Ende seiner Amtszeit im Oktober 2005 geheiratet haben. Für ihn ist es die fünfte, für sie die erste Ehe.

Seither wird, was in Minu Baratis Leben passiert, kommentiert. Als sie 2008 die Filmproduktion "Jooyaa" (persisch für "der Suchende") gründete, traute ihr niemand zu, jemals einen Film zu drehen. Als sie zwei Jahre später 20 Kilo abspeckte ("Das war so furchtbar, dass ich überhaupt nicht darüber reden möchte"), machte auch das Schlagzeilen in den bunten Blättern der Republik.

Doch heute will sie trotzdem mit handverlesenen Journalisten sprechen. Über ihren ersten Film nämlich. In "Ausgerechnet Sibirien" wird der spießige Logistiker Matthias Bleuel (großartig: Joachim Król) von seinem Chef (Michael Degen) nach Sibirien geschickt, wo er überall aneckt und sich dann Hals über Kopf in die schorische Sängerin Sajana (Yulya Men) verliebt.

Begeistert erzählt Minu Barati, wie sie 2009 auf den Roman "Der Neuling" von Michael Ebmeyer stieß, zu dem sie sofort jede Menge Bilder im Kopf hatte. Sie sicherte sich die Rechte, schickte das Buch an Joachim Król und überredete Ebmeyer, auch das Drehbuch zu schreiben.

Bei der mühsamen Finanzierung half ihr Name zwar, manche Tür zu öffnen, aber sie betont, keiner gäbe ihr eine Million, nur weil sie die Frau von Joschka Fischer sei. Zwei Monate ist die Produzentin mit ihrem Team durch Russland gereist. Von Sankt Petersburg bis ins nördlich des Polarkreis gelegene Murmansk. "Viele hatten uns gewarnt, dass Dreharbeiten in Russland ein unkalkulierbares Risiko wären", sagt Barati. "Und tatsächlich gab es viele Schwierigkeiten zu überwinden, aber unlösbare Probleme kein einziges."

Gegen die Schlaflosigkeit in den taghellen Murmansker Sommernächten zum Beispiel half ganz pragmatisch: Wodka.

Susanne Sturm