Dirk Küchmeister: Anwalt und Laiendarsteller aus Leidenschaft - glowing-mag.de
Montag, 3 Juni 2024

Dirk Küchmeister: Anwalt und Laiendarsteller aus Leidenschaft

by AdminGlowingMag
Symbolbild @maeching chaiwongwatthana/shutterstock.com

Mit der Jahrtausendwende boomten in Deutschland die sogenannten Gerichtsshows. Gemeint sind Fernsehsendungen, in denen Rechtsprozesse mit meist realem Hintergrund nachgestellt wurden. Zu den bekanntesten Gesichtern solcher Produktionen, die nicht selten ein Millionenpublikum erreichten, zählte Dirk Küchmeister. Doch wer war er eigentlich, wie gelangte er zum Fernsehen und was wurde aus ihm?

Dirk Küchmeister: Die Liebe für die Juristerei setzte sich durch

Bereits zu Schulzeiten, die er zwischen 1968 und 1981 an der Grundschule sowie am Gymnasium in Essen verbracht hat, soll Dirk Küchmeister eine ausgeprägte Leidenschaft für die Rechtswissenschaft gezeigt haben. Bei klasseninternen Debatten und Streitigkeiten fiel er als fairer Schlichter auf, der mit moderierenden Aussagen gerne einmal zu einer gütlichen Einigung führte. Nach dem Abitur und der zweijährigen Wehrzeit, die er im Rang des Leutnants beendete, war sodann der Weg für das Studium frei, bei dem die Wahl natürlich auf die Juristerei fiel. Innerhalb von fünf Jahren erlangte er 1988 das Erste Staatsexamen.

Dirk Küchmeister, der am 20. Mai 1962 in Essen das Licht der Welt erblickte, absolvierte zwischen 1989 und 1992 die zum Zweiten Staatsexamen führende Referendarausbildung in Essen sowie in Dortmund, die ihm neben einer ersten Tätigkeit als Verteidiger auch einen Einblick in die Arbeit des Staatsanwaltes erlaubte. Nach kurzem Aufenthalt in einem Notariat in Mühlheim entschied sich Küchmeister für den Schritt in die Selbstständigkeit: 1993 eröffnete der Volljurist eine eigene Kanzlei in Duisburg, die er bis zum Ende seines Lebens führte und mit der er sich neben dem Straf- vor allem auf das Verkehrsrecht spezialisierte.

Der unerbittliche Gegenspieler im Gerichtssaal

Zur größten Bekanntheit gelangte Dirk Küchmeister, da er ab dem Jahr 2000 wiederholt in unterschiedlichen Fernsehsendungen als Jurist auftrat. Wurde er zunächst als Berater für die TV-Anstalten verpflichtet, denen er mit seinem rechtlichen Know-how weiterhalf, so trat er recht bald auch vor die Kamera: In Produktionen wie “Richterin Barbara Salesch” oder “Das Jugendgericht” schlüpfte er sowohl in die Rolle des Staatsanwalts als auch in jene des Verteidigers. Küchmeister, relativ groß gebaut, wirkte dabei durchaus einschüchternd und erarbeitete sich schnell das Image eines Rechtsgelehrten, der innerhalb der Verhandlungen ein hohes Maß an Präsenz und Dominanz ausstrahlen konnte.

Der Rechtsgelehrte, der das Schauspiel nie erlernt hat, galt als Naturtalent. Immer wieder gelang es ihm, seinem Charakter einen polarisierenden Anstrich zu verleihen. Glänzte er einerseits mit tiefer Kenntnis der Materie und konnte er sich als ebenso eloquenter wie schlagfertiger Redner im Gerichtssaal manches Lob erwerben, so trat er insbesondere als Staatsanwalt gegenüber den Angeklagten vermehrt sarkastisch und mit beißendem Humor auf. Vielfach wirkte es, als würde er mit seinem Gegenüber Katz‘ und Maus spielen – bis er diesem doch ein Geständnis entlockt oder Einzelheiten einer Tat ermittelt hatte. Unter Zuschauern war er damit berüchtigt und geliebt.

Dirk Küchmeister als Experte der Rechtswissenschaft

Abseits solcher Fernsehsendungen erwarb sich Dirk Küchmeister indes einen Namen als ebenso kompetenter wie gewissenhafter Jurist. So konnte er sich in langen Wortgefechten mit seinem Gegenüber um die Auslegung einzelner Gesetze streiten und nicht selten neue oder sogar einzigartige Interpretationen derselben liefern. Häufig mit einem guten Ende für die Personen, die er vor Gericht vertrat: Küchmeister galt als Fachmann für solche Fälle, die etwas kompliziert aufgebaut waren. Kleinste Zweifel an Täterschaft oder Schuld seiner Mandanten nutzte er vielfach zum Freispruch, wobei er durch seine kluge Argumentation oft bereits eine außergerichtliche Einstellung des Verfahrens erreichte.

Im Verhandlungssaal selbst zählte Küchmeister zu den strengen Vertretern seiner Zunft. Überzeugte er im Fernsehen oftmals in der Rolle des humorvollen bis sarkastisch spottenden Staatsanwalts, so neigte er im realen Gerichtssaal kaum einmal zu Witzen. Vielmehr agierte er stets gut vorbereitet sowie mit allen Argumenten und Gegenargumenten vertraut. Seine Strategie, bis ins kleinste Detail nach Ungereimtheiten zu suchen, die seinem Mandanten zum Vorteil gereichten, führte gerne einmal dazu, dass sich Dirk Küchmeister auch mit Richtern und Schöffen anlegte, deren Unvoreingenommenheit hinterfragte oder Absetzungsanträge stellte. Ein sicherlich unbequemer Jurist also, der sich mit seinem Vorgehen aber doch Anerkennung unter Kollegen und Angeklagten erwarb.

Die Vorliebe für das Familienleben und die Sehnsucht nach Italien

Neben seiner Tätigkeit als Jurist und Laiendarsteller gab es indes auch den Privatmann Dirk Küchmeister. Er war mit seiner Ehefrau Sabine verheiratet, blieb jedoch kinderlos. Umso mehr Platz bot das Eigenheim den beiden Hunden und den vier Hühnern, die sich die Küchmeisters hielten. Zu den Leidenschaften des Juristen gehörten Reisen, die ihn vorwiegend nach Südeuropa führten – Italien zählte dabei zu jenen Ländern, die er am meisten liebte. Für seine Aufenthalte in fremden Gefilden lernte er fleißig die englische, die französische sowie die italienische Sprache. In jeder von ihnen soll er ein hohes Niveau erreicht haben.

Dirk Küchmeister verstarb am 17. Dezember 2014. Der eifrige Hobbysportler, der mit Freunden gerne einmal Fußball spielte und der in seiner Freizeit die einsamen Joggingläufe durch den Wald zu schätzen lernte, erlag einem Herzinfarkt. Die näheren Umstände seines Todes wurden nicht veröffentlicht. Küchmeister gehörte aber zu jenen Juristen, die zwar einerseits immer mit hohem Einsatz agierten, die andererseits aber stets auf eine gute Balance zwischen dem Berufs- und dem Privatleben bedacht waren. Auch darum strebte er nach arbeitsreichen Monaten und intensiven Verhandlungen immer wieder nach kurzen Auszeiten, in denen er neue Energie für seinen Arbeitsalltag sammeln konnte.

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