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Torwarttraining: Übungen, Kraft, Kondition, mentale Stärke

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Torwarttraining Übungen: Der Torwart hat im Fußball eine wichtige, nicht selten spielentscheidende Bedeutung. Die Anforderungen an ihn sind vielseitig. Dementsprechend benötigt er ein hochspezialisiertes Training: Schnelligkeit, Reaktion, Kraft, Kondition, mentale Stärke.

Torwarttraining im modernen Fußball

Dem Torwart kommt in vielen Sportarten eine große Bedeutung zu. Nicht immer spiegelt sich das in den Trainingseinheiten wieder, denn nach wie vor besteht das Training für den Torwart aus einigen Torschüssen, die irgendwie in das Mannschaftstraining eingebaut werden.

Im Spitzenbereich hingegen ist die Bedeutung des Torwarts hinreichend bekannt und die meisten Vereine arbeiten mit spezialisierten Trainern, die das Torwarttraining übernehmen. Das geschieht nicht zuletzt aufgrund der Annahme, dass ein überragender Torwart ein Spiel auch mal alleine „herausreißen“ kann.(1)

Der Torwart ist innerhalb einer Mannschaft eine Art Einzelsportler und kann mit seiner Leistung noch stärker im Fokus von Sieg oder Niederlage stehen. Ihm wird deshalb in vielen Untersuchungen eine spielentscheidende Funktion zugeschrieben.(2)

Auch wenn man pauschal sagen kann, dass die Aufgabe des Torwarts ausschließlich darin besteht, kein Tor zuzulassen, hat sich das Spiel des Torwarts in den letzten Jahren rasant entwickelt.

Torwarttraining: Die Aufgaben im Tor sind komplex

Auch wenn sich die Aussage, dass es im Wesentlichen darum geht, Tore zu verhindern, zunächst einmal etwas stark vereinfachend anhört, trifft sie den Kern des Problems sehr gut. Allerdings können wir ihr nicht entnehmen, wie sich ein Torwart am besten auf diese Aufgabe vorbereitet und dafür trainiert. Dazu benötigt man ein Profil, das die konditionellen Anforderungen ebenso abbildet, wie die Aktionen der Torhüter hinsichtlich der technischtaktischen Bedeutung und der sportphysiologischen Voraussetzungen.

Jedoch liegen statistische Analysen zum Verhalten von Torhütern selbst im Spitzenfußball nur vereinzelt vor. Im Rahmen einer Studie der Sporthochschule Köln wurden Spiele aus verschiedenen Wettbewerben analysiert, um ein Anforderungsprofil für Profitorhüter erstellen zu können.(1) In diesem Rahmen wurden auch die Gründe für Gegentore analysiert und die Häufigkeiten der Aktionen gezählt, die ein Torwart innerhalb eines Spiels absolviert.

Die Anforderungen an den Torwart

Die Aktionen, die ein Torwart im Spiel einbringt, müssen vorab definiert werden, wenn die Trainingsinhalte an das Anforderungsprofil angepasst werden sollen. Nur so kann ein Profil erstellt werden, das die konditionellen und technisch-taktischen Aspekte analysieren kann. Wir wollen Ihnen nun in Anlehnung an Rechner und Memmert einige Definitionen der entsprechenden Spielanteile vorstellen:(1)

  • Die Torverteidigung ist die direkte Verteidigung des Tores und kann z. B. „1 gegen 1“ geschehen.
  • Die Raumverteidigung ist die indirekte Verteidigung im und um den Strafraum.
  • Zu den Grundtechniken gehören Aktionen wie das „Fangen“ oder das „Fallen“ – diese können weiter untergliedert werden.
  • „1 gegen 1“ sind Situationen, in denen der Angreifer direkt gegen den Torhüter spielt.
  • Bei der Spieleröffnung kann der Torwart mit dem Fuß oder der Hand die Offensivaktion der eigenen Mannschaft einleiten.
  • Abdrücke sind Sprünge hin zu Bällen. Auch sie können weiter untergliedert werden.
  • Flanken und Mitspielen spielt bei der Torverteidigung im und um den Strafraum eine wichtige Rolle.
  • Ballaufnahme als einfaches Aufnehmen des Balls im Spielverlauf.

Die grundlegenden Aufgaben des Torwarts im modernen Fußball

  • Verteidigung des Tors
  • Raumverteidigung
  • Eröffnung des Spiels(1)

Diese Aktionen sind dem Bereich Technik und Taktik zuzuordnen und es zeigt sich, dass die Torhüter von Mannschaften der oberen Tabellenplätze weniger dieser Spielaktionen aufweisen als Torhüter von schlechteren Mannschaften.(1) Die Eröffnung des Spiels, also Abstöße, Abwürfe und Abschläge, macht den größten Anteil der Aktionen eines Torwarts aus.

Daraus ergibt sich, dass die Aufgaben eines Torhüters über das reine Verhindern von Toren hinausgehen und eben auch den Spielaufbau einer Mannschaft beeinflussen. Schaut man sich ergänzend das Spiel des Torhüters innerhalb der verschiedenen Spielsituationen an, können Standardsituationen, Flanken und Tore unterschieden werden. Innerhalb dieser Bereiche kann man in fünf Aufgaben differenzieren:

  1. Flanken und Mitspielen
  2. Abwehraktionen, bei denen gesprungen wird
  3. „1 gegen 1“
  4. Spieleröffnung
  5. Die Grundtechniken wie das „Fangen“ oder „Fallen“

Torwarttraining: Die Spieleröffnung wird immer wichtiger

Auch in dieser Betrachtung zeigt sich, dass die Eröffnung des Spiels eine sehr häufige Aktion ist, während das Spiel „1 gegen 1“ ebenso wie das Abdrücken eher selten vorkommt. Häufig zu bewältigende Aktionen eines Torwarts bestehen zudem in den Standardsituationen.

Auch wenn das Verhindern von Toren den Schwerpunkt in der Aufgabe eines Torwarts bildet, so zeigt sich doch, dass sich der Aktionsradius eines Torhüters bis über die Grenze des Strafraums hinaus ausgedehnt hat.(3) Aber auch wenn sich in den Zahlen zeigt, dass die Anteile von verteidigenden Aktionen geringer sind als die offensiven Spielanteile, ist deren Bedeutung für das Endergebnis entscheidend.

Die Grundlage bilden die konditionellen Fähigkeiten, während die Technik und die Taktik wesentliche Bestandteile im Anforderungsprofil bilden. Während also die Athletik die Basis für die Fähigkeiten eines Torwarts bildet, sind die technisch-taktischen Fähigkeiten Aspekte, die mit verschiedenen Schwerpunkten in Ihr Training einfließen müssen. Zusammenfassend sieht die Verteilung der Anforderungen in etwa so aus:

  1. Spieleröffnung: sehr viele Aktionen, die nicht spielentscheidend sind, aber einfache Offensivtechniken darstellen.
  2. Grundtechniken: viele Aktionen im Bereich der Grundtechniken.
  3. Abdrücken, „1gegen 1“ und Flanken/Mitspielen: sehr wenige Aktionen in diesen Bereichen.
  4. Sehr viele Tore aus einer Entfernung von 0-16 Meter.

Mentaltraining: Der Torhüter muss lernen, Entscheidungen zu treffen

Die Aktionen eines Torwarts sind nur dann effektiv, wenn man sie von der richtigen Position aus startet. Wenn das Stellungsspiel stimmt, können auch dann noch Bälle gehalten werden, wenn die Technik nicht optimal ausgeprägt ist. Umgekehrte Abläufe sind eher schwierig und auch sehr selten. Saubere Technik und schlechtes Stellungsspiel resultieren häufig in Torwartfehlern.

Wenn nun ein Torhüter aus der Grundstellung in Richtung Ball geht, muss er eine Entscheidung treffen, die die Basis für seine folgende Aktion bildet. Je nachdem, ob die Situation zulässt, dass er den Ball fängt und aufnimmt oder er ihn abwehrt und abprallen lässt, kann dies die Voraussetzung für Erfolg oder Misserfolg legen. Diese Entscheidungen fallen ebenso in Verbindung mit den Grundtechniken, wenn beim Abdruck z.B. die entsprechende Basis für das Festhalten oder das Ablenken des Balls gelegt wird.

Trainieren Sie das Treffen von Entscheidungen

Da das Treffen von Entscheidungen also eine Leistungsgrundlage darstellt, muss es auch eine Gewichtung in Ihrem Training bekommen. Entscheidungstraining gehört zum spezialisierten Torwarttraining und sollte schon im Nachwuchstraining eingesetzt werden.

Dieses Torwarttraining kann am besten spezifisch und spielnah durchgeführt werden. Torhüter lernen so, Entscheidungen schnell zu treffen und Situationen besser einzuschätzen. Dass dies eine wichtige Grundlage sein kann, zeigt sich an der Bedeutung der Erfahrung bei hochklassigen Torhütern.(1)

Der Torhüter im Mittelpunkt des Teams

Torhüter stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit bei Sieg und Niederlage einer Mannschaft. Können sie den „Kasten“ sauber halten, sind sie die Garanten für den Punktgewinn. Wie herausragend die Position des Torhüters ist, zeigt sich auch anhand der vielen Diskussionen zur Nummer 1 in der Fußball Bundesliga oder in der Nationalmannschaft. Die Trainingsinhalte sollten sich aufgrund dieser enormen Bedeutung an den Erkenntnissen von Weltstandsanalysen richten und das Sondertraining der Torhüter entsprechend aufgebaut werden.(1)

Individuelles Konditionstraining für den Torwart

Auch wenn das konditionelle Training der Feldspieler grundsätzlich eine größere Bedeutung hat als das des Torwarts, darf die Athletik hier nicht unterschätzt werden. Neben den Grundlagen für kurze Antritte und Sprünge ist beispielsweise das Krafttraining auch ein wichtiges Mittel, wenn es darum geht, dass der Torhüter sich unmittelbar gegen Feldspieler durchsetzen muss.

Standartsituationen wie Eckbälle und Freistöße können z. B. Situationen erzeugen, in denen für den Spieler im Tor auch die Kraft und die Stabilität des Körpers leistungslimitierende Faktoren darstellen. Hinzu kommt, dass die Kraftfähigkeit eine große Einflussgröße für Sprint- und Sprungaktionen darstellt. Es empfiehlt sich deshalb, den Torhüter neben dem fußballspezifischen Konditionstraining auch mit allgemeinen Trainingsformen zu belasten.

Krafttraining für den Fußballtorwart

Da das zur Verfügung stehende Zeitfenster sowohl in den unteren Leistungsbereichen eher knapp bemessen ist und auch in der Fußball-Bundesliga nur wenig Zeit für extra Krafttrainingseinheiten eingesetzt werden kann, müssen zeitsparende, aber effektive Methoden entwickelt werden. Hierbei bietet sich beispielsweise das komplexe Langhanteltraining an, bei dem Übungen wie die Reißkniebeuge, Standumsetzen oder das Reißen angewendet werden. Dabei sind Effekte sowohl in Bezug auf die Schnellkraft und die Schnelligkeit als auch für die Körperstabilität zu erwarten.

Nachteil dieser Trainingsform ist, dass das Erlernen der Übungstechnik den Einsatz von Fachleuten erfordert. Kooperationen mit Gewichthebervereinen, die den Konditionstrainer der Fußballer entsprechend ausbilden, sind mögliche Lösungsansätze. Die Trainingsumfänge bleiben bei dieser Trainingsform sehr überschaubar und bereits mit 2–3 Trainingseinheiten pro Woche, die einen zeitlichen Umfang von 30-60 Minuten haben, sind positive Entwicklungen zu erwarten.

Ausdauertraining auch für den Torwart?

Das Ausdauertraining steht bei Torhütern selten im Vordergrund! Grund hierfür ist, dass die Laufwege im Tor nicht so groß sind wie die eines Feldspielers. Dabei kann eine gut geschulte Grundlagenausdauer auch einem Torwart nützen.

Die Stresshormonausschüttung im Spielverlauf kann gesenkt werden. Die Anpassung des Herz-Kreislaufsystems an das Ausdauertraining unterstützt zudem auch die Konzentrationsfähigkeit im Spielverlauf. Alles in allem können die konditionellen Fähigkeiten wichtige Bausteine sein, wenn es darum geht, die optimale Leistungsfähigkeit eines Torhüters auszubilden.

Trainingstipps für das Torwarttraining

  • Das Konditionstraining bildet die Basis für gute Torwartleistung und sollte neben Schnelligkeit auch Sprungkraft und Krafttraining beinhalten. (Lesen Sie dazu auch: So revolutionieren Sie das Konditionstrainig)
  • Das Vermitteln der Grundtechniken ist die Basis des Torwartspiels.
  • Trainieren Sie das Treffen von Entscheidungen.
  • Analysieren Sie das Spiel Ihres Torhüters und arbeiten Sie an Stärken und Schwächen.

Dennis Sandig

Torwarttraining Quellenangaben

  1. Leistungssport, 2010, Bd. 40, (4). S. 32–37
  2. Fußballtraining,1998, Bd. 15, (7), S. 4–8
  3. Hoeck (1998), Der Fussball-Torwart. München: BLV Verlag

Fachsprache

  • Flanke – Das Hereingeben eines vom Boden angehobenen Balls oder eines hohen Balls mit dem Fuß aus dem Bereich der beiden Seitenlinien. Der Ball wird hierbei mit dem Spann, also dem Bereich zwischen der Innenseite und dem Fußrücken gespielt.

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Über den Autor

Dennis Sandig

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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