Der Konjunktiv II der Vergangenheit

Wenn wir irreale Bedingungssätze in der Gegenwart bilden, brauchen wir oft den Konjunktiv II im Präsens, wie in diesem Beispiel …

Wenn es regnen würde, bräuchte ich einen Regenschirm.

Aber es gibt auch Situationen, in denen wir erst später wissen, dass es besser war, etwas zu tun oder nicht.

Da diese Situationen jedoch in der Vergangenheit liegen, können wir daran nichts mehr ändern. Es handelt sich also um irreale Bedingungssätze in der Vergangenheit oder um Wünsche, die sich auf die Vergangenheit beziehen.

Dafür braucht ihr den Konjunktiv II der Vergangenheit, um den es in diesem Artikel geht.

 

Wie bildet man den Konjunktiv II der Vergangenheit?

Wir bilden den Konjunktiv II mit den Formen des Konjunktivs II von haben oder sein und dem Partizip II des Verbs, das wir in den Konjunktiv II der Vergangenheit setzen wollen, wie in diesen Beispielen …

Du wärest ins Theater gegangen.

Er hätte das Essen gekocht.

Ob ihr ‘hätte’ oder ‘wäre’ verwenden müsst, hängt davon ab, ob das Verb im Perfekt oder im Plusquamperfekt mit ‘haben‘ oder mit ‘sein‘ gebildet wird.

Wann braucht ihr den Konjunktiv II der Vergangenheit?

Wenn man sagen will, dass etwas in der Vergangenheit unter anderen Bedingungen anders wäre oder eine Aktion / Handlung in der Vergangenheit unter veränderten Bedingungen anders laufen würde, braucht man den Konjunktiv II der Vergangenheit.

Wie ihr schon gesehen habt, könnt ihr den Konjunktiv II der Vergangenheit für Wünsche mit Bezug auf die Vergangenheit oder in Bedingungssätzen in der Vergangenheit verwenden.

 

Wünsche mit Bezug auf die Vergangenheit

Wenn wir Wünsche mit Bezug auf die Vergangenheit äußern, drücken wir damit oft aus, dass wir etwas machen, sein, erleben oder haben wollten, aber nicht konnten oder durften, wie in diesen Beispielen …

Ich hätte gerne die Party besucht.

(Aber ich konnte leider nicht kommen.)

Paul wünschte, er hätte mehr Zeit für meine Frau gehabt.

(Aber Paul musste immer viel arbeiten.)

 

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Irreale Bedingungssätze in der Vergangenheit

Bedingungssätze stehen meistens mit den Konnektoren ‘wenn‘ oder ‘falls‘. Im Nebensatz, der nach dem Konnektor steht, findet ihr normalerweise die Bedingung, während der mit dem Nebensatz verbundene Hauptsatz die Folge(n) beschreibt, wenn die Bedingung erfüllt wird.

Wenn es sich um irreale Bedingungssätze handelt, braucht ihr den Konjunktiv II. Damit macht ihr klar, dass die Bedingung nicht realisierbar ist.

Wenn man irreale Bedingungssätze in der Vergangenheit verwendet, bedeutet das, dass die Bedingung NICHT MEHR realisierbar ist, wie in diesen Beispielen …

Wenn ich Jura studiert hätte, wäre ich Anwalt geworden.

(Aber die Realität ist, dass ich NICHT Jura studiert habe. Folglich bin ich NICHT Anwalt geworden.)

 

Wenn eine irreale Bedingung Folgen für die Gegenwart hat …

Manchmal wollen wir jedoch sagen, dass etwas in der Vergangenheit nicht realisiert wurde, und deshalb etwas in der Gegenwart oder in der Zukunft nicht mehr möglich ist. In diesen Situationen braucht ihr den Konjunktiv II der Vergangenheit nach dem Konnektor und den Konjunktiv II der Gegenwart im Hauptsatz.

Seht euch dafür das Beispiel von oben an, das jetzt aber mit Bezug zur Gegenwart steht …

Wenn ich Jura studiert hätte, wäre ich heute Anwalt.

(Ich habe NICHT Jura studiert, also bin ich kein Anwalt.)

… und noch ein weiteres Beispiel …

Wenn sie früher aufgestanden wäre, hätte sie mehr Zeit für ihr Frühstück.

(Da sie aber spät aufgestanden ist, hat sie NICHT so viel Zeit für ihr Frühstück.)

 

Der Konjunktiv II der Vergangenheit im Passiv

Wenn ihr den Konjunktiv II der Vergangenheit im Passiv gebrauchen wollt, müsst ihr ‘wäre‘, ‘worden‘ und das Partizip II des Verbs verwenden, wie in diesem Beispiel …

Wenn das Auto repariert worden wäre, wäre es teurer verkauft worden.

(Aber das Auto ist NICHT repariert worden.)

Auch im Passiv sind Bedingungssätze mit Folgen in der Gegenwart möglich, wie hier …

Wenn ich im Lotto gewonnen hätte, wäre ich jetzt reich.


 

 

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