Entthront: Führungswechsel an der Bayerischen Staatsoper in München? | Abendzeitung München

Führungswechsel an der Bayerischen Staatsoper: Wird sie jetzt Generalmusikdirektorin ?

Markus Blume hat offenbar wenig Neigung, die Verträge von Serge Dorny und Vladimir Jurowski zu verlängern. Jetzt gibt es Gerüchte um eine mögliche Nachbesetzung an der Bayerischen Staatsoper.
| Robert Braunmüller
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Serge Dorny, Kunstminister Markus Blume, der neue Ballettchef Laurent Hilaire und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski (von links).
Serge Dorny, Kunstminister Markus Blume, der neue Ballettchef Laurent Hilaire und Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski (von links). © Wilfried Hösl

Am gestrigen Dienstag, so scheint es, war ein Gespräch zwischen Kunstminister Markus Blume und Serge Dorny, dem Intendanten der Bayerischen Staatsoper anberaumt. Ob es stattfand, ist offen. Thema kann nur die lange hinausgezögerte Vertragsverlängerung über 2026 hinaus gewesen sein.

Gleichzeitig kursierten Gerüchte, Blume wolle den Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski spätestens 2028 durch die Dirigentin Joana Mallwitz ersetzen. Damit verbunden sei auch ein Wechsel in der Intendanz. Die Rede ist von Viktor Schoner, vormals Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros unter dem Intendanten Nikolaus Bachler und gegenwärtigem Intendanten der Stuttgarter Staatsoper. Der dementiert allerdings Gespräche mit dem Kunstministerium,

Kunstminister Markus Blume will noch nichts bestätigen

Blume, darauf angesprochen, empfiehlt den Genuss des Sonnenscheins draußen vor dem Fenster, seine Sprecherin möchte gar nichts sagen. Aber eine Aussage, dass sie Dorny und Jurowski halten wollen, kommt beiden nicht über die Lippen.

In der Staatsoper gibt es seit Dornys Amtsantritt anhaltende Vorbehalte gegen den Führungsstil des Intendanten. Das Verhältnis mit dem Verwaltungsdirektor, dem Vertreter des Ministeriums im Haus, gilt als schlecht bis zerrüttet. Jurowski scheint im Bayerischen Staatsorchester offenbar nicht nur Fans zu haben. Aber derlei Kritik ist letztlich normal.

Blume dürfte zuletzt Gespräche mit Mitarbeitern der Staatsoper geführt haben. Es ist nicht auszuschließen, dass ihn die von außen schwer einschätzbare Unruhe am Haus bewogen hat, Dorny und Jurowski keine Verlängerung ihrer Verträge mehr anzubieten. Und womöglich war es auch keine gute Idee, auf der Leitungsebene der Staatsoper allzu offen Kritik am Minsterium zu üben und gleichzeitig über die Medien eine Verlängerung einzufordern.

Erfolgszahlen als Hilfeschrei?

Die von der Staatsoper am vergangenen Freitag bekanntgegebenen Erfolgszahlen sprechen angesichts des anspruchsvollen Spielplans mit düsteren Werken wie "Pique Dame" und "Die Passagierin" eigentlich für den Intendanten und den Generalmusikdirektor. Aber ihre Veröffentlichung hatte gleichzeitig auch den Beigeschmack eines Hilfeschreis.

Wird Joana Mallwitz Generalmusikdirektorin in München?
Wird Joana Mallwitz Generalmusikdirektorin in München? © Hannes P Albert/dpa

Die heute 38-jährige Joana Mallwitz war Musikchefin der Nürnberger Oper, wo sich ihre Erfolge gewiss auch bis zum wenig klassik-affinen Ministerpräsidenten herumgesprochen haben. Sie ist derzeit Chefin des Konzerthausorchesters in Berlin, wo ihr Vertrag bis 2028 läuft. Am Montag und Dienstag dirigiert sie die Musikalische Akademie des Bayerischen Staatsorchesters. Der Wechsel zu einer Generalmusikdirektorin ließe sich als befreiende Geste und zugleich als Akt der Modernisierung verkaufen. Sie entspräche ganz und gar dem wissenschaftspolitischen Führungsstil der Staatsregierung, weshalb das Gerücht auch so plausibel wirkt.

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Dorny und Jurowski wären nicht die ersten, die ihre Ablösung aus der Zeitung erfahren. Guter Stil sieht anders aus. Aber in diesem Punkt kennt man weder in der Politik noch am Theater wirklich Gnade. Bisher ist alles aber nur ein Gerücht.

 

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5 Kommentare
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  • Elisa am 17.04.2024 23:16 Uhr / Bewertung:

    Warum sollte es in der bayerischen Staatsoper anders sein als in der deutschen Regierung? Bei der Besetzung wichtiger Posten zählen nicht die Kompetenz, das Können und die Erfahrung, sondern das Geschlecht und die Frauenquote.

  • Celle72 am 17.04.2024 14:39 Uhr / Bewertung:

    Zu Yeswecan:
    Nur, weil der Intendant nicht immer in seiner Loge sitzt und somit für das Publikum sichtbar ist, heißt das nicht, dass seine Präsenz mäßig ist. Wer sich im Haus auskennt und sehr oft vor Ort ist, wie ich als Stammgast und Förder weiß, dass Herr Dorny gerne mitten im Publikum sitzt und nicht in der Loge.
    Auch würde ich nicht von ‚glücklos‘ sprechen wenn, die Oper unter seiner Führung für die letzte Spielzeit einige Awards unter anderem für Krieg und Frieden und Opernhaus des Jahres gewonnen hat!
    Es gibt ein schönes Sprichwort, was gut auf München passt: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit… Wenn München ewig an den alten Hausgöttern, Künstler und Inszenierungen hängen bleibt, wird das Haus in Zukunft in der Belanglosigkeit verstauben!

  • Yeswecan am 17.04.2024 13:22 Uhr / Bewertung:

    Die bisherige Ära Dorny war mehr als glücklos.Das beginnt schon mit dem Programmbuch-mehr ein Tageskalender.Leider fehlen in München seit dem Weggang von Bachler viele prominente Sängerinnen/Sänger, die Präsenz von Herrn Dorny im Haus während der Vorstellungen ist nach meiner Beobachtung auch mäßig.Und sich dann zu allem Überfluss auch noch in Salzburg zu bewerben setzt dem Ganzen die Krone auf. Eigentlich sollte Herr Dorny von sich aus den Hut nehmen. Es sollte sich doch irgendwo ein Stadttheater finden, welches den großen Erneuerer weiterbeschäftigt.