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Der Mann, der fünf Airlines gründete

Formel-1-Legende Niki Lauda ist tot

Formel-1-Legende Niki Lauda ist tot. Seine Angehörigen teilten mit, dass der dreimalige Weltmeister friedlich im Kreise seiner Familie entschlafen ist. Nach einem schweren Unfall hatte er immer wieder gesundheitliche Probleme.

Quelle: WELT

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Niki Lauda war nicht nur Rennfahrer-Legende, sondern auch erfolgreicher Unternehmer. Gleich fünf Airlines gründete der Österreicher. Dabei legte er sich besonders gern mit den Großen der Branche an. Einen Tiefschlag konnte er dabei nie verwinden.

Eigentlich hätte Niki Lauda das alles nicht mehr nötig gehabt. Längst war der Österreicher gleich im doppelten Sinne zur Legende geworden – im Rennwagen und als Luftfahrtunternehmer. Doch als im Herbst 2017 Air Berlin pleiteging, wollte es Lauda noch einmal wissen. Und wie immer nahm der damals 68-Jährige kein Blatt vor den Mund und attackierte auch scheinbar übermächtige Gegner. „Es ist diese Arroganz der Lufthansa, die mich bei allem am meisten ärgert!“, schimpfte er im Gespräch mit WELT AM SONNTAG. „In Österreich sagen wir: Die Gier ist ein Hund.“

Niki Lauda konnte über das Airline-Geschäft mindestens so leidenschaftlich sprechen – und streiten – wie über die Rennen der Formel 1. Die Fliegerei war immer seine zweite Leidenschaft neben dem Motorsport. Als Pilot konnte Lauda nicht nur im Formel-1-Cockpit, sondern auch am Steuer seiner eigenen Flugzeuge Platz nehmen. Schon Ende der 1970er-Jahre gründete er Lauda Air – die erste von gleich mehreren Fluglinien, die seinen Namen tragen würden. Als der Österreicher seinen dritten Weltmeistertitel holte, war er bereits Unternehmer. Und das blieb er, bis zuletzt.

Insgesamt fünf Fluggesellschaften gründete Lauda und jonglierte im Geschäft mit Fliegern und Urlauberreisen mit verschiedenen Gesellschaftern und verstand es geschickt, Anteile im Millionenwert auch wieder zu verkaufen. So gehört seine letzte Fluggesellschaft LaudaMotion seit Ende des Jahres zu Europas größter Billigairline Ryanair, die jetzt seinen Namen weiterführt.

Es war der letzte Coup des Unternehmers Lauda, mit den irischen Billigfliegern ins Geschäft zu kommen. Begonnen hatte alles vor rund 40 Jahren mit Lauda Air I. Mit ihr startete er den ersten Flugbetrieb, auf kleiner Basis vom Salzburger Flughafen. Doch der erste Versuch ging schief, die erste Airline musste nach vier Jahren Insolvenz anmelden. Aber Niki Lauda gab nicht auf und startete 1985 einen neuen Anlauf mit Lauda Air II. Schrittweise wurde das Geschäft ausgebaut.

Doch im Mai 1991 kam es zur Katastrophe: Lauda-Air-Flug 004 stürzte in Thailand ab, 223 Menschen starben in der Boeing 767. Im Steigflug hatte das linke Triebwerk auf Schubumkehr geschaltet. Später wurde festgestellt, dass der Unfall durch ein falsch konstruiertes Ventil ausgelöst worden war. Lauda gab zu Protokoll, dass der Absturz für ihn schlimmer gewesen sei als sein eigener Unfall im Rennwagen.

Mit seiner roten Mütze, die längst ein Markenzeichen geworden war, eilte der Airline-Chef zum Absturzort und musste mit ansehen, wie Schaulustige sich über das Hab und Gut der Verunglückten hermachten. „Das war eine Szene, die ich niemals vergessen werde“, sagte Lauda später. Niki Lauda baute das Fluggeschäft trotz dieses massiven Rückschlags weiter aus, verkaufte Lauda Air dann aber schrittweise Ende der 1990er-Jahre und zu Beginn des neuen Jahrtausends an den Konkurrenten Austrian Airlines.

Doch die Leidenschaft für die Fliegerei blieb. So übernahm er schon kurz nach dem Verkauf im Jahr 2003 im Rahmen der Insolvenz der Aero Lloyd die Mehrheitsanteile an deren Österreich-Tochter und gründete wieder eine eigene Fluglinie. Nachdem die erste Airline seinen Nachnamen getragen hatte, bekam die zweite nun seinen Vornamen: Niki.

Es war auch die Lust, wie auf der Rennstrecke den Gegner zu jagen, die ihn antrieb, noch einmal ein Unternehmen aufzubauen. So gab es eine enge Kooperation von Niki mit dem damaligen Lufthansa-Rivalen Air Berlin. 2010 übernahm Air Berlin erst knapp die Hälfte der Anteile an Niki, ein Jahr später schluckten die Deutschen Laudas Airline dann ganz. Tatsächlich wurde es dann für einige Jahre etwas stiller um den Luftfahrtunternehmer Lauda, bis er im Herbst 2017 umso lauter zurückkehrte und dagegen protestierte, dass die Lufthansa das gesamte Geschäft der gerade pleitegegangenen Air Berlin übernehmen könnte.

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Es sei ein abgekartetes Spiel, wetterte er. „Das ist doch wirklich kompletter Blödsinn! Wir reden hier ganz klar von einem Monopol, und zwar bei Ihnen in Deutschland“, schimpfte er im Interview mit WELT AM SONNTAG. „Die Lufthansa macht genau das, was sie immer geplant hatte: die Air Berlin zu ihrem Vorteil zu zerstückeln. Die Lufthansa hat dabei die Politik ins Boot geholt, um den Wettbewerb zu reduzieren“, tobte er.

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Tatsächlich war Niki Lauda dann aber indirekt ein Profiteur der Air-Berlin-Pleite, denn die Lufthansa durfte Niki nicht übernehmen. In einem Bieterverfahren bekam der österreichische Unternehmer im Januar 2018 quasi in der zweiten Runde den Zuschlag und kaufte seine Ex-Airline zurück.

Doch schon drei Monate später wurde bekannt, dass der Geschäftsmann Lauda die irische Fluggesellschaft Ryanair mit ins Boot holte und zunächst knapp 25 Prozent und später die gesamte Fluglinie an die Iren verkaufte. Der irische Billigflieger bekam damit eine weitere Fluggesellschaft und zudem eine kleine Airbus-Flotte, während Ryanair sonst nur Boeing-Modelle nutzt.

Ryanair hat mit der letzten Lauda-Airline Großes vor, auch wenn das vergangene Geschäftsjahr von hohen Verlusten geprägt war. „Wir werden LaudaMotion weiter ausbauen“, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary noch an diesem Montag – derselbe Tag, an dem der Unternehmer und Rennfahrer Niki Lauda starb.

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