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Der traurige Verfall des „Airwolf“-Helden

Redakteurin
Jan-Michael Vincent spielte Stringfellow Hawke in „Airwolf“ Jan-Michael Vincent spielte Stringfellow Hawke in „Airwolf“
Jan-Michael Vincent spielte Stringfellow Hawke in „Airwolf“
Quelle: picture-alliance/ dpa
Er war der „Knight Rider“ der Luft: Jan-Michael Vincent, der Super-Pilot Hawke aus der Serie „Airwolf“. Ein Video dokumentiert den dramatischen Zustand des einst bestbezahlten Schauspielers im TV.

Auf den Straße sorgte „Knight Rider“ für Gerechtigkeit, in der Luft war es der „Airwolf“. Ein Super-Kampfhubschrauber, der mehr konnte als jeder andere. Geflogen wurde er natürlich vom besten Piloten der Welt: Stringfellow „Huckleberry“ Hawke, gespielt von Jan-Michael Vincent. Hawke war zwar ein bisschen eigenbrötlerisch, hatte das Herz aber am richtigen Fleck. Wann immer es Probleme gab, löste Hawke sie, auch über Grenzen hinweg, schließlich gab es ja noch den Kalten Krieg.

Vier „Airwolf“-Staffeln mit insgesamt 79 Episoden strahlte CBS in den 1980er-Jahren aus, die in Deutschland bei Sat.1 zu sehen waren. Vincent war so etwas wie der Brad Pitt seiner Zeit: Er war schön und erfolgreich, hatte viel Geld, er hatte Frauen. Mehr als 200.000 Dollar zahlte ihm der Sender pro Folge, so viel wie keinem anderen TV-Star damals. Doch von dem Vermögen und dem Ruhm ist nichts mehr übrig. Ein neues Video zeigt den ehemaligen Star in einem traurigen Zustand. Ein Schock für diejenigen, die seine Abenteuer einst verfolgten.

Von dem scharfen Draufgänger und Frauenschwarm mit den markanten Gesichtszügen, der immerhin zwei Mal für den Golden Globe nominiert war, ist kaum etwas übrig. In einem Schaukelstuhl sitzend, ein Bein amputiert, krächzt der mittlerweile 70-Jährige dem Reporter seine Antworten zu. Das schäbige Sakko hängt an seinen Schultern, die fisseligen, langen Haare sind schnell nach hinten gekämmt. Bald wird klar: Vincent geht es nicht gut. Und das schon seit Jahren.

Stimme Weg, Bein amputiert

In dem Interview mit dem „National Enquirer“, das auch „Radar online“ veröffentlichte, enthüllt der Schauspieler das ganze Ausmaß seines tragischen Verfalls. Schon während der Dreharbeiten zu „Airwolf“ litt er unter Drogen- und Alkoholproblemen, die sich nach dem Ende der Serie im Jahr 1986 verschlimmerten. Erst blieben neue Rollen aus – wenn Angebote kamen, dann nur für B-Movies und Low-Budget-Produktionen. Bei einem Autounfall im Jahr 1996 verlor er seine Stimme: Er hatte sich drei Wirbel im Nacken gebrochen, danach fiel ihm das Sprechen immer schwerer.

Die gesamte „Airwolf“-Crew: Ernest Borgnine (als Dominic Santini, v.l. hinten), Jean Bruce Scott (als Caitlin O'Shannessy), Jan-Michael Vincent (als Stringfellow Hawke) und Alex Cord (als Michael Archangel)
Die gesamte „Airwolf“-Crew: Ernest Borgnine (als Dominic Santini, v.l. hinten), Jean Bruce Scott (als Caitlin O'Shannessy), Jan-Michael Vincent (als Stringfellow Hawke) und Alex Co...rd (als Michael Archangel)
Quelle: picture-alliance/ dpa

2012 folgte der nächste Schicksalsschlag: Er verlor infolge eines weiteren Unfalls sein rechtes Bein. Er hatte an einer Komplikation der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit gelitten, die eine Infektion verursachte. Die Ärzte teilten ihm mit, er könne trotz der Amputation sterben. „Ich fühlte mich wie ausgepeitscht“, sagte Vincent. Tatsächlich musste ihm nach dem Unterschenkel auch noch ein Teil des Oberschenkels entfernt werden. Zudem verlor er Teile seines Gedächtnisses, er konnte sich weder an den Unfall erinnern noch an das Geburtsdatum seiner Tochter.

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Auch seine Frau – es ist inzwischen die dritte – äußert sich in dem Bericht zur dramatischen Situation: „Ich erinnere mich an eine schreckliche Nacht im Krankenhaus. Ich musste helfen, ihm die Sauerstoffmaske aufzusetzen, damit er atmen konnte“, sagt Anna. Vincent war in erster Ehe mit Bonnie Poorman verheiratet gewesen, seiner Jugendliebe. 1994 verließ ihn seine zweite Frau mit dem Vorwurf der Misshandlung. 1995 musste er nach einem Prozess mehr als 350.000 Dollar an seine ehemalige Freundin zahlen. Sie hatte ihn verklagt, weil er sie misshandelt und dadurch eine Fehlgeburt verschuldet haben soll. Mit Anna lebt er nun in Mississippi.

Die letzten großen Wünsche

Nach den Operationen sei er vollgepumpt gewesen mit Schmerz- und Schlafmitteln, darunter Propofol – dem Mittel, an dem Pop-Legende Michael Jackson starb, erzählt Vincent. Heute kann er sich nur mit einer Prothese allein fortbewegen, manchmal braucht er einen Rollstuhl.

Ein Talent-Scout entdeckte Vincent, weil er seiner Meinung nach durch und durch amerikanisch aussah
Ein Talent-Scout entdeckte Vincent, weil er seiner Meinung nach durch und durch amerikanisch aussah
Quelle: Getty Images

Die Situation muss schwierig sein für einen Mann wie ihn, einen, dessen Karriere überhaupt erst angefangen hatte, weil er einem Talent-Scout wegen seines durch und durch „amerikanischen Looks“ aufgefallen war. 2007 sagte er in einem Interview mit „The Insider“: „Ich habe immer nur gewollt, dass die Leute mir gerne zusehen. Ich wollte ein guter Schauspieler sein. Ich habe es geliebt zu arbeiten.“

Heute kämpft Vincent immer noch mit seiner Alkoholsucht. „Ich bin ein Alkoholiker. Ich habe meine Persönlichkeit. Ich bin ich“, sagte er kaum verständlich. Es sei egal, ob er trocken sei. Er sei froh, dass er überhaupt noch lebe. „Ich benehme mich nicht wie ein Alkoholiker.“ Auch von dem vielen Geld, das er verdiente, scheint nichts mehr vorhanden zu sein. Seine Steuerschulden belaufen sich mittlerweile auf 70.000 Dollar. „Ich bete für eine Lösung“, sagte seine Frau Anna.

Er habe nur noch zwei Wünsche, sagte Vincent weiter. Zum einen möchte er wieder Kontakt zu seiner inzwischen 41-jährigen Tochter aus erster Ehe, zum anderen würde er gerne noch einmal Wellenreiten gehen – auch wenn er nicht auf dem Brett stehen könne.

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