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Literatur Le Carrés Spionage-Klassiker

Warum man zum Verräter am eigenen Land wird

Literarischer Korrespondent
Gary Oldman als George Smiley in „Dame, König, As, Spion“ von 2011 Gary Oldman als George Smiley in „Dame, König, As, Spion“ von 2011
Gary Oldman als Smiley in „Dame, König, As, Spion“
Quelle: picture alliance/dpa/StudioCanal
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Auch im Ukrainekrieg spielen Geheimdienste eine zentrale Rolle. Der Informationsfluss braucht Überläufer und Doppelagenten. John Le Carrés „Dame, König, As, Spion“ ist ein Klassiker auch für den neuen Kalten Krieg.

Spionage gibt es nicht nur zu (heißen) Kriegszeiten, im Gegenteil wird die Arbeit von Geheimdiensten durch wachsende Paranoia und die rituelle Ausweisung von „Diplomaten“ auf beiden Seiten erschwert. Aber im Krieg wird die Bedeutung von Spionen besonders offensichtlich.

Über Putins Pläne waren die Amerikaner (und so die Ukrainer) gut informiert, umgekehrt scheint das Versagen der russischen Dienste wesentlich zum Scheitern der ursprünglichen Offensive beigetragen zu haben. Vergangene Woche erst soll freilich ein Spion im ukrainischen Generalstab aufgeflogen sein.

Bei Klassikern des Spionageromans wie John Le Carré ist freilich auch nachzulesen, dass der Schein stets trügt und die Nachrichtendienste nicht deswegen so heißen, weil ihre Informationen in den Nachrichten vorkämen.

„Dame, König, As, Spion“ von 1974 setzt nach einer geheimdienstlichen Katastrophe ein: Eine Aktion namens „Testify“ in der Tschechoslowakei lief fatal schief; ein britischer Top-Agent ging in die Falle. Das öffentlichkeitswirksame Desaster inklusive Fotostory kostete den Chef des „Circus“ seinen Job.

Doch verdichten sich die Hinweise auf einen sowjetischen „Maulwurf“ in der Führungsebene des Dienstes, so dass George Smiley mit Sonderauftrag aus dem Ruhestand geholt wird. Durch gründliches Aktenstudium kann er den wahren Ablauf von „Testify“ rekonstruieren und schließlich den Spion in den eigenen Reihen enttarnen.

Nur ein wahrer Meister kann aus einem Plot, in dem es überwiegend um die aufmerksame nächtelange Lektüre von Berichten, Spesenabrechnungen, Dienstplänen, Personalakten etc. geht, einen spannenden Thriller machen.

Das gilt sowohl für Le Carré, als auch für Schauspieler wie Alec Guinness, der Smiley in der siebenteiligen BBC-Serie von 1979 spielt, oder Gary Oldman in der ebenfalls großartigen Kino-Neuverfilmung von 2011 (in der Benedict Cumberbatch als Smileys Assistent brilliert).

Der Roman vermittelt die Atmosphäre einer in West- und Ostblock gespaltenen Welt, die uns nun wieder droht. Geheimdienste, so heißt es einmal, seien „der einzig reale Maßstab für die Gesundheit einer Nation, der einzig reale Ausdruck ihres Unbewussten“. Wenn die Spionage nicht funktioniert, ist auch sonst der Wurm drin – eine These, die sich im Falle Russlands, von einem Ex-Geheimdienstler tyrannisch regiert, zu bestätigen scheint.

Le Carré gab damals dem Selbstzweifel des Westens Ausdruck, ob das eigene System wirklich das überlegene sei. Wie ist das heute? Finden sich wieder Menschen, die aus Überzeugung die Sache der Freiheit verraten?

Der enttarnte Maulwurf im Roman spricht am Ende über seine verborgenen Motive, von seinem Hass auf die USA und dem Leiden an der Ohnmacht Großbritanniens nach dem Verlust der Weltmachtstellung. Der Osten sei ihm als Sieger lieber gewesen, so offenbart er Smiley, und das sei „zum Teil ein moralisches“, aber auch ein „ästhetisches Urteil“. Hoffentlich verliert Russland heute auch den Wettlauf um die klügsten Köpfe – in beiden Kategorien.

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