Chronologie zum Vermisstenfall Arian: Sein letztes Lebenszeichen, die Theorien und aktuellen Polizei-Infos
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Chronologie zum Vermisstenfall Arian: Sein letztes Lebenszeichen, die Theorien und aktuellen Polizei-Infos

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Seit einer Woche sucht die Polizei nach dem kleinen Arian aus Bremervörde. Die Chronologie der Ereignisse lässt viele Fragen offen.

Das Wichtigste in
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  1. Das Verschwinden von Arian - Arian aus Bremervörde wird seit dem Abend des 22. April vermisst.
  2. Die Suche nach Arian - Tagelang durchsuchen Helfer das Gebiet bei Bremervörde nach dem kleinen Jungen.
  3. Die aktive Suche nach Arian wird eingestellt – die Gründe - Die Polizei ändert die Strategie. Jetzt ermitteln Fachleute für Vermisstenfälle.

Bremervörde – Hunderte Hinweise aus der Bevölkerung, in der Spitze über 1200 Suchende im Gebiet Elm, Bremervörde – doch der kleine Arian ist auch nach fast zwei Wochen weiter verschwunden.

Fußspuren legen nahe, dass sich Arian am Ufer der Oste, dem Fluss, aufgehalten haben könnte. Oder aber an einem Tümpel. Doch neuere Spuren gibt es Stand heute (3. Mai) nicht. Dabei waren die Einsatzkräfte unermüdlich, suchten hoch kreativ und mit gewaltigem Aufwand. Süßigkeiten, Feuerwerk oder Leuchtstrahler schafften es nicht, den Jungen anzulocken. Einsatzkräfte berichteten von emotionalen Momenten. Am 30. April beendeten sie die aktive Suche, was auch für Kritik sorgte. Eine fünfköpfige Ermittlergruppe hat den Fall bereits übernommen.

Vermisster Arian: Experten bringen neue Theorien ins Spiel – Überwachungsvideo als wichtiges Puzzleteil

Die Fachleute für Vermisstenfälle werden Hypothesen aufstellen und Theorien abwägen. Vermissten-Experte Peter Jamin schloss bei IPPEN.MEDIA schon nach wenigen Tagen nichts mehr aus. Er brachte wie auch Ex-Mordermittler Axel Petermann eine mögliche Entführung ins Spiel. Petermann wollte aber auch einen Unfall nicht ausschließen. Unserer Redaktion sagte er: „Dann werden die Ermittler auf einen Täter achten, der sich aus welchen Gründen auch immer für Kinder interessiert, aber natürlich auch das Umfeld der Familie nicht außer Acht lassen dürfen: Also im Haus nach Spuren schauen, wenn es noch nicht geschehen ist und auch das Auto überprüfen.“

Ein Puzzlestück ist dabei mit Sicherheit das Video einer Überwachungskamera vom Tag des Verschwindens am Montag, 22. April. Darauf zu sehen: das womöglich unbeschwerte letzte Lebenszeichen des vermissten Arian.

Chronologie des Vermisstenfalls Arian aus Elm, Bremervörde:

Wir zeichnen die wichtigsten Eckdaten des Vermisstenfalls, der Deutschland seit Ende April 2024 in Atem hält, chronologisch nach.

Das Verschwinden von Arian

  • Montagabend, 22. April, gegen 19.15 Uhr: Arian Arnold verschwindet aus seinem Wohnhaus in der Straße Ohfeldring in Elm. Ein Facebook-Beitrag legt nahe, dass der Junge ferngesehen habe. Das Video einer privaten Überwachungskamera zeigt, dass Arian sein Elternhaus allein verlassen hat. Er soll recht zügig Richtung Wald gelaufen sein und dabei mit einem Stock auf der Straße herumgespielt haben.
  • Montagabend, 22. April, gegen 19.30 Uhr: Etwa drei Minuten nachdem die Eltern Arians Verschwinden bemerkt hatten, rief der Vater die Polizei. Vermutlich hat Arian das Haus selbstständig verlassen. Arian hatte vor kurzem gelernt, die verschlossene Tür zu öffnen. Schnell wurde bekannt, dass der Sechsjährige ein Autist ist und sich daher nicht verbal ausdrücken kann. Zudem reagiert er nicht auf Ansprache. Arian ist nur leicht bekleidet. Er trug zuletzt einen orangefarbenen, langen Pullover, eine schwarze Jogginghose mit Drachenmuster und Socken. Schuhe nicht.
  • In der Nacht auf Dienstag geht das Thermometer unter null Grad Celsius. Dennoch machen sich Hunderte von Einsatzkräften der Polizei, der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes mit Freiwilligen auf die Suche nach dem vermissten Jungen. Suchhunde, eine Drohne und ein Boot kommen zudem zum Einsatz.

Die Suche nach Arian

  • Mittwoch, 24. April: Polizeiboote mit Sonar und Taucher sind am Mittwoch am Fluss Oste im Einsatz. Am Nachmittag melden Medien gefundene Fußspuren in der Nähe des Flusses. Einsatzkräfte hängen Ballons und Süßigkeiten auf Wunsch der Eltern auf. Es sind Dinge, die Arian liebt. Man hofft, ihn so anzulocken. Zudem wurden Wildkameras im Wald positioniert, die den Jungen entdecken sollen. 
  • In der Nacht auf Donnerstag, 25. April, zünden die Helfer ein Feuerwerk, um Arians Aufmerksamkeit zu erregen. Zudem sind erneut Fußspuren von Arian entdeckt wordenDabei seien Zehenabdrücke deutlich zu sehen gewesen. „Die Hunde haben eine Fährte aufgenommen“, sagt ein Polizeisprecher. Sie führen zu einem Tümpel. Weil Arian Wasser so sehr mag, suchen Polizeitaucher diesen Tümpel ab.
  • Die Bevölkerung wird aufgerufen, auf den eigenen Grundstücken nach Arian zu suchen. Gullydeckel und Mülltonnen werden angehoben und geöffnet. Bei der Suche unterstützt auch die Bundeswehr. Rund 250 Soldaten des Fallschirmjägerregiments 31 treffen ein. Dies sind laut Polizei Kräfte des Heers aus der Gemeinde Seedorf in Niedersachsen. Während der Suche setzten die Helfer Drohnen ein, einen Hubschrauber und ein Tornado-Flugzeug, das Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera erstellt. 
  • In der Nacht auf Freitag, 26. April, greift die Polizei zur nächsten Überraschungsmaßnahme: Sie lässt Kinderlieder abspielen und verwendet Skybeamer, also Scheinwerfer, die einen Lichtkegel in den Himmel projizieren (siehe Bilderstrecke). 
  • Könnte sich Arian in eine warme Mülltonne gelegt haben? Das schließen die Ermittler zumindest nicht aus und deshalb ist die Müllabfuhr im Ortsteil Bremervörde-Elm am Freitagmorgen abgesagt. 
  • Freitagmittag verkündet die Polizei eine strategische Anpassung. „Wir haben wieder neue Suchkorridore eingerichtet und suchen dort, allerdings nicht mit den langen Polizei- oder Personenketten, sondern in kleineren Gruppen“, erklärt Polizeisprecher Heiner van der Werp. Die Ermittler weiten die Suche auf das Kanalsystem aus. Auch ein Experte des Technischen Hilfswerks (THW) inspizierte das Gebiet, um potenzielle Verstecke, insbesondere entlang von Kanälen und Gräben auf Feldern, zu entdecken.
  • In der Nacht auf Samstag, 27. April, wird auch die Nacht-Taktik angepasst. Eine sogenannte „leise Strategie“ wurde unter anderem mit einer Expertin für Autismus besprochen, so eine Polizeisprecherin.
  • Die Einsatzkräfte werden zum Wochenende auf den Moment vorbereitet, indem sie den vermissten Arian entdecken. Der Sechsjährige solle dabei nicht angefasst werden, die jeweilige Einsatzkraft solle sich stattdessen vielmehr auf seine Höhe begeben oder zu dem Jungen legen und mit deutlicher ruhiger Sprache „Ich bringe dich nach Hause/zu Mama!“ zu Arian sagen.
  • Zusätzlich zur Polizei sind Helfer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks beteiligt. Eine Vertreterin des Landeskommandos Niedersachsen der Bundeswehr teilte am Samstag mit, dass derzeit etwa 400 Objektschützer und Logistiker tagsüber bei der Suche helfen würden. Nachts seien es etwa 60 Soldaten.
  • Am Samstagabend brummen die Smartphones. Eine Gefahrenmitteilung über die Warn-App Katwarn hält Landwirte im Ort Bremervörde und in Nachbarorten im Umkreis von 15 Kilometern dazu an, ihre Felder und Wiesen nicht zu mähen. Es könnte sein, dass sich der Sechsjährige auf den Feldern versteckt hält.
  • In der Nacht zum Sonntag, 28. April, versuchten es die Ermittler nochmal mit der „leisen Strategie“. Ohne Erfolg. Tagsüber erreicht die beispiellose Suche ihren Höhepunkt. Ab 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit ziehen 1200 Helfer in einer 1,5 Kilometer langen Menschenkette von Norden in Richtung Elm. Eine XXL-Aktion der Behörden bei der Suche nach Arian. Zusätzlich waren Boote, zehn Drohnen, Reiterstaffel und Suchhunde unterwegs. Doch abgesehen von weiteren Fußspuren, stehe man „mit leeren Händen da“, konstatierte die Polizei.

Die aktive Suche nach Arian wird eingestellt – die Gründe

  • Am späten Montagnachmittag, 29. April, kündigt die Polizei das Ende der aktiven Suche an. Ab Dienstag werde man nicht mehr vor Ort sein. Die Suche wird nur noch anlassbezogen stattfinden. Nun startet die Ermittlungsphase um Arians Verschwinden. Ein fünfköpfiges Team bildet nun die „Ermittlungsgruppe Arian“ mit Fachleuten für Vermisstenfälle.
  • Dienstag, 30. April: Die Polizei verfolgt mehrere Theorien gleichzeitig. „Es ist immer ganz wichtig, dass man sich nicht zu sehr auf eine Richtung fokussiert und etwas anderes dabei aus den Augen verliert“, so ein Sprecher der Polizei am Dienstag. Man stehe aber noch ganz am Anfang.
  • Mittwoch, 1. Mai: Seit dem Verschwinden des sechsjährigen Arian sind bei der Polizei hunderte Hinweise eingegangen. Diese werden jetzt von den Einsatzkräften überprüft und gehen in die Ermittlungsarbeit ein. Bisher ergab sich dadurch jedoch noch keine neue Spur.
  • Donnerstag, 2. Mai: Der tragische Fall wird sicher noch lange Thema in Elm, Bremervörde, und Umgebung bleiben. So etwas lasse sich nicht leicht abhaken, sagte eine Anwohnerin. „Das Schlimmste ist, dass es keinen Abschluss gibt“, erklärt eine andere.
Noch immer vermisst: Vor dem Bürgerhaus in Bremervörde hängen gebastelte Kleeblätter mit Wünschen für den vermissten Arian.
Noch immer vermisst: Vor dem Bürgerhaus in Bremervörde hängen gebastelte Kleeblätter mit Wünschen für den vermissten Arian. © Bodo Marks/dpa/Polizei

Der Fall Arian bewegt viele Menschen in Deutschland, weit über die örtlichen Grenzen hinaus. Private Suchtrupps planten offenbar weiterzusuchen, als die Polizei ihre Bemühungen vor Ort einstellte. Weil aber Arian ein Autist ist, bat die Familie: „Sucht bitte nicht eigenständig nach Arian.“ Die große Sorge der Familie ist offenbar, dass laute Geräusche durch Suchtrupps und Spaziergänger oder eigens durchgeführte Aktionen, die den Jungen aus seinem Versteck locken sollen, ihn stattdessen verschrecken könnten.

In Elm hofft man auf ein Wunder wie vor zwei Jahren in Oldenburg. Damals tauchte der kleine Joe nach acht Tagen in einem Gullydeckel wieder auf – lebend.

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