Schutzraum für DDR-Spionagechef: Das Bunkerbett des Porno-Freunds Markus Wolf

Führungen im DDR-Spionagebunker

Schutzraum für DDR-Spionagechef: Das Bunkerbett des Porno-Freunds Markus Wolf

Bunker-Verein veranstaltet Führungen in dem Atombunker, der die Führung der DDR-Auslandsspionage schützen sollte

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Das unterirdischee Schlafgemach des Stasi-Spionagechefs Markus Wolf im Atombunker bei Berlin.
Das unterirdischee Schlafgemach des Stasi-Spionagechefs Markus Wolf im Atombunker bei Berlin.Wolfgang Kumm/dpa

Der frühere Atombunker der DDR-Auslandsspionage in der Nähe von Berlin öffnet nach der Winterpause wieder für Besucher. Bei den ersten Führungen am 25. und 26. März will der Verein Bunker-Dokumentationsstätten dabei Sonderführungen zur Lebensgeschichte von Stasi-Spionagechef Markus Wolf (1923-2006) anbieten.

Anlass sei dessen Geburtstag vor 100 Jahren, hieß es. „Wir haben sein Privatleben durchforstet und bislang unbekannte Informationen synchronisiert mit den beruflichen Stationen“, erklärte Jörg Diester vom Verein.

Stasi-Boss Markus Wolf taktete Scheidungen und Hochzeiten penibel durch

Dazu zählt, dass er nicht nur die Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) generalstabsmäßig geplant habe, sondern auch sein Privatleben. Dreimal war er verheiratet, „einer Scheidung folgt unmittelbar die nächste Hochzeit. Wolfs Chronik als Ehemann ist somit zwischen 1944 bis 2006 lückenlos – rekordverdächtig.“

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Eher bekannt ist dagegen, dass Wolf für westliche Nachrichtendienste 28 Spionagejahre lang ein „Mann ohne Gesicht“ blieb, obwohl er einen für die Bundesrepublik katastrophalen „Erfolg“ gehabt hatte: Sein Agent Günter Guillaume wurde zum Persönlichen Referenten von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD), der 1974 zurücktrat, nachdem der Spion (und seine Stasi-Ehefrau) enttarnt und verhaftet worden waren.

Erst 1979 wurde Wolf vom für die Bundesrepublik überaus nutzbringenden Stasi-Überläufer Werner Stiller (1947-2016) auf einem BND-Foto identifiziert, das 1978 bei einem Einkaufsbummel in Stockholm aufgenommen worden war.

Oberster DDR-Spion besuchte Porno-Club in Stockholm

Dort hatte Wolf den bayerischen SPD-Landtagsabgeordneten und Stasi-Agenten Friedrich Cremer getroffen, mit der zweiten Gattin Wohnungsinventar gekauft und nebenher noch einen Porno-Club besucht.

Markus Wolf führte bis Ende 1986 die DDR-Auslandsspionage, wurde dann von MfS-Minister Erich Mielke entlassen.
Markus Wolf führte bis Ende 1986 die DDR-Auslandsspionage, wurde dann von MfS-Minister Erich Mielke entlassen.Jürgen Ritter/imago

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte den Bunker am Rande der brandenburgischen Gemeinde Gosen-Neu Zittau 1984 für den Generaloberst Wolf errichten lassen –  als „Ausweichführungsstelle“. Er sollte als geheimer Standort für Krisenfälle zur Koordinierung der Spionage im Ausland dienen.

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Die Stasi gab sich auch alle Mühe, die Leute der Umgebung über den Zweck der Bauarbeiten zu täuschen, errichtete im Walde eine Fabrikhalle über dem Bunker, die nie genutzt wurde. Selbst die Studenten der 1988 in der Nähe eingerichteten MfS-Agentenschule hätten nicht gewusst, was sich unter der Erde verbarg.

Bunker sollte acht Tage Schutz bei einem Atomkrieg bieten

Wie zum Glück auch der Bunker selbst: Wolf hat nie in dem Bett übernachtet, das für ihn aufgeschlagen war. Jörg Diester wusste schon früh zu sagen, dass es auch nie eine Übung gegeben habe. Fünf Mann der Stasi taten aber ständig Dienst, um die Einsatzbereitschaft sicherzustellen. Im Falle eines Atomkriegs hätten 135 Leute eine gute Woche lang in dem Bunker ausharren können.

Dafür gab es Luftfilter, Wasseraufbereitungsanlagen und eine eigene Stromversorgung. Der Bunker hat zwei gespiegelte Trakte mit jeweils 22 Räumen. Wäre einer getroffen worden, hätte der andere weiter genutzt werden können, hofften die Planer.

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Seit 2019 ist das einst höchst geheime Bauwerk unter der Erde ein „Lernort“ für Geschichte. Knapp 700 Menschen haben die Anlage nach Vereinsangaben im vergangenen Jahr an den Wochenenden in der Zeit von März bis November besucht.

Interessierte können die Führungen zu Markus Wolf und der Bunkergeschichte am 25. und 26. März (jeweils um  11, 13 und 15 Uhr) buchen: info@bunker-doku.de .