Antoine de Saint-Exupéry: „Ich habe ihn abgeschossen“ - WELT
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Kopf des Tages Antoine de Saint-Exupéry

„Sie können aufhören zu suchen, ich habe ihn abgeschossen“

Der Autor des Weltbestsellers „Der kleine Prinz“ stieg am 31. Juli 1944 in sein Flugzeug – und verschwand. Es dauerte 64 Jahre, bis das Schicksal Saint-Exupérys geklärt wurde: Er wurde von einem deutschen Jagdflieger abgeschossen.
Kombo Saint-Exupery, Antoine Kombo Saint-Exupery, Antoine
31. Juli 1944: Mit einer zum Aufklärer umgerüsteten Lockheed P-38 stürzte Antoine Saint-Exupéry ab
Quelle: picture alliance / akg-images; picture-alliance / dpa
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„Ich bin froh, dass du den Fehler in der Maschine gefunden hast“, sagte der kleine Prinz zu dem Piloten, „du kannst jetzt nach Hause zurückkehren.“ Mit diesen aufmunternden Worten verabschiedete sich der kleine Außerirdische von dem Flieger, der in der Sahara notgelandet war und mit dem er während der Reparatur ein freundschaftliches Gespräch über die wichtigen Dinge im Leben geführt hatte. Dann kehrte der Prinz zu seinem Asteroiden zurück, denn er starb durch den Biss einer befreundeten Schlange.

Ob der Autor dieser merkwürdigen Freundschaft an die Abschiedsworte des kleinen Prinzen gedacht hat, als er am 31. Juli 1944 in sein Jagdflugzeug stieg, hat Generationen beschäftigt. An diesem Montag war der berühmte französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry auf dem alliierten Stützpunkt auf Korsika gestartet, aber nicht mehr zurückgekehrt. Für Jahrzehnte blieb er verschollen, sodass das Gerücht umging, er habe sich gleichfalls mit Suizid auf seinen Planeten zurückgezogen.

The Little Prince (Le Petit Prince), 1942-1943. Private Collection. (© Fine Art Images/Heritage Images)
Der kleine Prinz und die Schlange
Quelle: picture alliance / Heritage-Imag

Bis 1998 ein Fischer vor Marseille in seinem Netz ein Silberarmband entdeckte, in das die Namen Saint-Exupérys, seiner Frau und Namen und Adresse seiner New Yorker Verleger Reynal & Hitchcock eingraviert waren. Zwei Jahre später entdeckte ein Taucher bei der Île de Riou das Wrack eines Flugzeuges, das 2003 schließlich gehoben und anhand der Motornummern identifiziert wurde: Es war die Maschine Saint-Exupérys.

Der war 44 Jahre alt, als er sich das letzte Mal in das Cockpit der Lockheed P-38 zwängte. Zwar sollten die Tantiemen des „Kleinen Prinzen“, der 1943 erschienen war, erst nach seinem Tod fließen – die Weltauflage bis heute wird auf 140 Millionen in rund 350 Sprachen geschätzt – , aber Bücher wie „Nachtflug“ und „Wind, Sand und Sterne“ hatten Saint-Exupéry bereits zu Lebzeiten berühmt gemacht. Hinzu kam seine Leidenschaft für die Fliegerei, die er in spektakulären Aktionen auslebte.

Der französische Autor Antoine de Saint-Exupery, aufgenommen vor seinem Flugzeug (undatiertes Archivfoto). Im Mittelmeer bei Marseille haben französische Forscher Wrackteile des Flugzeugs von Antoine de Saint-Exupery entdeckt. Das bereits im Herbst gefundene Wrackteil sei als Teil von Saint-Exuperys Maschine identifiziert worden. Der Autor des "Kleinen Prinzen" war vor knapp 60 Jahren zu einem militärischen Aufklärungsflug von Korsika aus gestartet und galt seitdem als vermisst. dpa ( zu dpa "Wrackteile von Saint-Exuperys Flugzeug vor Marseille entdeckt") nur s/w WIEDERHOLUNG MIT KORRIGIERTEM TEXT +++ dpa-Bildfunk +++
Der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery (1900–1944) war ein begeisterter Pilot
Quelle: picture-alliance / dpa/dpaweb

Seiner Popularität verdankte er es, dass er nach den alliierten Landungen in Nordafrika und Italien als Air-Force-Pilot Verwendung fand, allerdings nicht mehr in Kampfeinsätzen. Die Lockheed-Langstreckenjäger mit ihrem markanten Doppelrumpf waren den wendigen Jagdflugzeugen nicht gewachsen, sondern wurden als F-5 für Aufklärungsflüge eingesetzt. Man hatte Saint-Exupéry wohl signalisiert, dass sein Flug am 31. Juli der letzte sein würde, was die depressive Grundstimmung des Schriftstellers verstärkt haben mochte und den Selbstmord erklären würde.

Doch alle Spekulationen wurden 2008 durch das Bekenntnis des ZDF-Sportreporters Horst Rippert (1922–2013) beendet, der im Zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe gedient hatte: „Ich habe Saint-Exupéry abgeschossen“, erklärte er zwei Autoren, die den Fall Saint-Exupéry einer Revision unterzogen. „Ich war Jagdflieger und hatte den Auftrag, einen Aufklärungsflug im Gebiet über Toulon zu machen“, bestätigte Rippert – übrigens ein Bruder von Ivan Rebroff – der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Da habe ich dann ein Flugzeug gesehen und an der Kokarde erkannt, dass es feindlich war. Ich habe es verfolgt und abgeschossen. Aber ich konnte natürlich weder durch meine Glasscheibe der Kabine noch durch dessen Glasscheibe sehen, dass es mein Freund Exupéry war.“

Saint-Exupérys Silberarmband, das 1998 gefunden wurde
Saint-Exupérys Silberarmband, das 1998 gefunden wurde
Quelle: Wikipedia/Fredriga/Public Domain

Eine endgültige Klärung steht allerdings immer noch aus. Die deutschen Akten sind im Chaos des Kriegsendes verloren gegangen. Auch wird die Frage, warum Rippert erst so spät mit seiner Darstellung an die Öffentlichkeit trat, immer noch von Zweiflern angeführt. Aber das Gros der Exupéry-Gemeinde hat ihren Frieden mit dieser plausiblen Geschichte vom Ende ihres Helden gemacht, zu dem „Der kleine Prinz“ wie ein literarisches Testament zu passen scheint.

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