Vorerst keine Rampe - Aufzüge am Verdener Bahnhof fahren wieder
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Vorerst keine Rampe - Aufzüge am Verdener Bahnhof fahren wieder

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Endlich wieder möglich: der Blick aus dem funktionierenden Fahrstuhl auf Gleis 2 des Verdener Bahnhofs.
Endlich wieder möglich: der Blick aus dem funktionierenden Fahrstuhl auf Gleis 2 des Verdener Bahnhofs. © Gath

Die Fahrstühle am Bahnhof Verden fahren vorerst wieder, mehrere Anzeigetafeln bleiben jedoch kaputt. Behinderten-Vertreter kritisieren das Vorgehen der Deutschen Bahn.

Verden – Seit etwa zwei Wochen können Menschen im Rollstuhl, aber auch ältere Fahrgäste mit Rollator, wieder am Bahnverkehr in Richtung Bremen und Rotenburg teilhaben. Nach einem wochenlangen Ausfall aufgrund von nachdrückendem Grundwasser hat die Bahn die Aufzüge Ende April wieder in Betrieb genommen. Vorerst, denn „leider dringt trotz des Einsatzes noch stärkerer Pumpen immer wieder Wasser nach“, schreibt eine Bahnsprecherin auf Nachfrage. „Wir kontrollieren das wöchentlich und steuern bei Bedarf nach.“ Die Ursache für das einsickernde Wasser und somit auch eine endgültige Lösung hätten die Techniker laut der Sprecherin jedoch noch nicht gefunden.

Verdens Kreisbehindertenbeirat fordert den Bau einer Rampe

Der Vorsitzende des Verdener Kreisbehindertenbeirates, Alfons Adam, meint, die endgültige Lösung zu kennen. „Das kann nur eine Rampe sein“, sagt er und kritisiert die Deutsche Bahn scharf: „An einen Umbau will anscheinend keiner ran. Alle, die mit Behindertenpolitik zu tun haben, ärgern sich dermaßen darüber – es ist beschämend.“

Auch wie machtlos die Politik gegenüber der Bahn zu sein scheine, sei für Adam nicht hinnehmbar. „Die Bahn schickt zwar Leute, die gut reden können. Einen vernünftigen Umbau kriegt man mit denen aber nicht besprochen. Die sitzen das mit einer Arroganz aus, die ich nicht verstehen kann“, schießt Adam gegen den Staatskonzern.

Der Bau einer Rampe in Richtung Holzmarkttunnel sei zwar nicht möglich, sagte Verdens Bürgermeister Lutz Brockmann im vergangenen Jahr. Eine lange Zuwegung in Richtung Friedrichstraße wäre für ihn aber durchaus denkbar – verantwortlich sei jedoch die Deutsche Bahn.

Die sitzen das mit einer Arroganz aus, die ich nicht verstehen kann.

Alfons Adam, Vorsitzende des Verdener Kreisbehindertenbeirates

Verdens Behindertenbeauftragter Lars Schmidtke wäre „Feuer und Flamme“, wenn eine Rampe umsetzbar wäre, bremst jedoch die Erwartungen: „Der Bahnhof ist verbaut und eine Rampe, die für Rollstuhlfahrer nicht zu steil ist, ist gar nicht so einfach umzusetzen.“ Zudem würde Planung und Bau seiner Schätzung nach mindestens zehn Jahre dauern. Schmidtke fordert deshalb vor allem mehr Engagement der Bahn, defekte Aufzüge zu reparieren: „Wenn der Bahnhof ein Privathaushalt wäre, hätte der Hausbesitzer sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen Keller trocken zu kriegen. Das ist eine Frage der Prioritätensetzung.“

Seitens der Bahn gebe es laut Adam keinerlei Signale, das Projekt einer Rampe in Angriff zu nehmen. „Wir haben auch gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Dörte Liebetruth Kontakt zur Bahn aufgenommen, aber leider ohne Erfolg“, sagt Adam. „Wir konnten nur erreichen, dass die Bahn die Kosten für Ersatzfahrten mit dem Taxi übernimmt.“

Steigendes Grundwasser führt immer wieder zu Ausfällen

Wochenlang hatte immer wieder nachdrückendes Grundwasser zum Ausfall der Aufzüge geführt. Die Bahn bot Menschen mit Mobilitätseinschränkungen an, in Dörverden auszusteigen und sich die Taxikosten nach Verden erstatten zu lassen. Das sei für die meisten Betroffenen jedoch keine Alternative gewesen, sagt Adam. „Die Leute haben sich lieber privat fahren lassen oder sind zu bestimmten Terminen gar nicht erst hin.“

Schon im Spätsommer 2023 hatte von den Dächern abfließendes Regenwasser immer wieder zu Ausfällen der Fahrstühle geführt. Während des Hochwassers zum Jahreswechsel spitzte sich die Situation zu. Im Fahrstuhlschacht stand der Pegel mehr als knie- und im Tunnel immerhin knöchelhoch. Die Freiwillige Feuerwehr musste mehrfach ausrücken, pumpte an einem Tag etliche tausend Liter aus Tunnel und Schächten.

Die Anzeigetafeln am Verdener Bahnhof sind ebenfalls defekt

Ein weiteres Ärgernis: Mehrere Anzeigetafeln der Station, unter anderem in der Bahnhofshalle, sind seit Ostern defekt. Über spontane Gleisänderungen können sich Fahrgäste derzeit nur über das Smartphone informieren. Obwohl es sich zumindest bei der Anzeige in der Bahnhofshalle um einen handelsüblichen Bildschirm zu handeln scheint, teilt die Bahnsprecherin mit: „Die Reparaturen wurden in Auftrag gegeben und werden schnellstmöglich ausgeführt. Ein Zeitplan kann jedoch aktuell nicht genannt werden.“ Die Bahn bittet für die Einschränkungen um Entschuldigung.

Weiterhin defekt: die Anzeigetafel in der Bahnhofshalle.
Weiterhin defekt: die Anzeigetafel in der Bahnhofshalle. © Gath, Tom

Mit der App „DB Bahnhof live“ können Fahrgäste kontrollieren, ob die Aufzüge am Start- und Zielbahnhof in Betrieb sind. Für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste steht die Mobilitätsservice-Zentrale unter 030/65212888 oder per E-Mail unter msz@deutschebahn.com zur Verfügung.

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