Heimweh von Graham Norton bei LovelyBooks (Literatur)

Heimweh

4,5 Sterne bei

Neue Kurzmeinungen

tanteruebennases avatar
tanteruebennase
vor 9 Monaten

Einfach eine rundum tolle Geschichte!

graphidas avatar
graphida
vor einem Jahr

Ein überraschendes Buch, das viel mehr ist als der Klappentext verspricht.

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Inhaltsangabe

Ein Sommertag Ende der Achtziger, sechs junge Leute fahren ans Meer. Auf dem Rückweg ein schrecklicher Unfall: Es sterben ein junges Paar, das am nächsten Tag hätte heiraten sollen, und eine Brautjungfer; die andere überlebt schwer verletzt. Kaum blessiert sind Martin, der Arztsohn, und Connor, der eigentlich nicht zur Clique gehörte. Er saß am Steuer.

Der ganze Ort Mullinmore ist wie gelähmt. Und nach dem Prozess wird Connor nach England geschickt. Niemand weiß, dass er noch vor etwas ganz anderem flieht. Bald bricht er den Kontakt zu den Eltern ab. Connors Schwester wird derweil von Martin umworben. Die beiden heiraten, und die Ehe wird für Ellen ein Unglück.

Zwanzig Jahre später betritt ein Gast eine Bar in New York. Er versteht sich sofort gut mit dem jungen Barkeeper. Dann stellen sie fest, was sie verbindet. Und jenseits des Atlantiks, in einem kleinen Ort im County Cork, löst dies eine dramatische Kette von Ereignissen aus.

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783499006500
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Taschenbuch
Umfang:384 Seiten
Verlag:ROWOHLT Taschenbuch
Erscheinungsdatum:18.10.2022

Rezensionen und Bewertungen

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Livricieuxs avatar
Livricieuxvor einem Jahr
Ein Coming Out auf Irisch

»Sie war auf den Beerdigungen gewesen und hatte gesehen, wie echte Trauer aussah, aber nur, weil die anderen mehr verloren hatte, bedeute das ja nicht, dass sie gar nichts verloren hatte.«

Ein Sommertag Ende der Achtziger, sechs junge Leute fahren ans Meer. Auf dem Rückweg ein schrecklicher Unfall: Es sterben ein junges Paar, das am nächsten Tag hätte heiraten sollen, und eine Brautjungfer; die andere überlebt schwer verletzt. Kaum blessiert sind Martin, der Arztsohn, und Connor, der eigentlich nicht zur Clique gehörte. Er sass am Steuer.
Der ganze Ort Mullinmore ist wie gelähmt. Es kommt zu einer Gerichtsverhandlung infolge derer, Connor für einen Neuanfang nach England geschickt wird. Allerdings weiss niemand in Mullinmore, dass Connor noch vor etwas ganz anderem flieht.

„Heimweh“ zeichnet ein lebhaftes Bild einer irischen Kleinstadt und deren Bewohner*innen. Es geht um Themen wie die Ehe und das Familienleben, aber auch um Homosexualität und wie dieses Thema im erzkatholischen Irland der 80er Jahre behandelt wurde. Vor allem aber geht es um junge Menschen, die sich trotz schwieriger Umstände versuchen zu entfalten und ihre eigene Persönlichkeit zu finden. Manchen gelingt es eher, andere brauchen ein wenig länger, aber unterkriegen lässt sich keiner.
Und so ist Heimweh nicht nur die Verarbeitung einer Lebensgeschichte, sondern auch ein grosses Plädoyer dafür, sich selbst und andere so anzunehmen und wert zu schätzen, wie sie sind.

Wer gerne ein wenig mehr zum Buch lesen möchte, darf auf dem Blog vorbei schauen. Dort werde ich noch ein wenig ausführlicher. Link ist in der Bio ⬆️

S
Simone_081vor einem Jahr
Etwas fehlt

Ich habe bisher alle Bücher von Graham Norton gelesen und fand sie alle gut. Bei "Heimweh" bin ich jedoch eher hin- und hergerissen. Es ist definitiv kein 5-Sterne-Buch, auch wenn viele scheinbar dieser Meinung sind. Von allen drei Norton-Büchern, die es bisher auf Deutsch gibt, ist dieses allerdings das schwächste.

Die Geschichte hat jedoch viel Potenzial, ebenso wie die Charaktere. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich leicht lesen und trotzdem fehlt das gewisse Etwas.

Das liegt meiner Meinung an verschiedenen Punkten:

1. Die Charaktere haben zwar Potenzial (s. oben), bleiben aber eher an der Oberfläche und sind auch nicht wirklich sympathisch; auch nicht Connor, der Protagonist, da dieser eigentlich hauptsächlich sich bemitleidet (ohne etwas an seiner Situation zu ändern) und nie wirklich erwachsen wird. Das nervt auf die Dauer.

2. Die Geschichte wird größtenteils "erzählt", d.h. vieles wird durch innere Monologe und erlebte Rede wiedergegeben; es gibt wenig Dialog, das meiste spielt sich in den Köpfen der Charaktere ab. Großen Raum nehmen auch Rückblenden ein, die dem Leser erklären, was zwischen den Zeitsprüngen, die es reichlich gibt, passiert ist. Dies zusammengenommen macht die Geschichte träge, schleppend und langatmig. 

3. Hinzu kommt, dass eigentlich auch nicht viel passiert; es fehlen Höhen und Tiefen, die den Leser/die Leserin packen und zum Weiterlesen animieren würden (s. Punkt 2).

4. Der Roman weiß nicht so genau, was er eigentlich sein will: Ein Familienroman? Eine Coming-of-age-story? Eine Coming-out-Geschichte eines Homosexuellen? Die Aufarbeitung eines Traumas aus der Jugendeit? Er ist vieles und vermischt vieles. Das ist nicht optimal.

5. MINI-SPOILER: Was dem Ganzen aber echt die Krone aufsetzt und die Geschichte wirklich unglaubwürdig macht, ist, dass sich am Ende des Romans fast alle Männer als schwul herausstellen. SPOILER-ENDE.

"Heimweh" ist kein schlechter Roman, aber er hat für mich zu viele Schwachstellen, um als überdurchschnittlich zu gelten. Es ist definitiv kein 5-Sterne-Buch. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu anspruchsvoll.


*3,5 Sterne

buchstaeblichverliebts avatar
buchstaeblichverliebtvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Mochte ich sehr.
Gelungen

"Das Glück schmeckte irgendwie süßer, wenn ihm eine Prise schlechtes Gewissen beigemischt war."  (S. 82)

Connor überlebt als vermeintlicher Fahrer einen Verkehrsunfall, bei dem drei der weiteren Insassen ums Leben kommen.
In dem kleinen Ort, in dem sie leben, werden er und seine Familie von da an gemieden, so dass er ihn verlässt, damit alle zur Ruhe kommen. 

Fern der Heimat muss er sich alleine mit seinen Schuldgefühlen und seiner Andersartigkeit auseinander setzen.
Währenddessen heiratet seine Schwester Martin, einen weiteren Überlebenden des tragischen Unglücks.
Das Leben geht weiter.
Connor lebt fern der Heimat seine Homosexualität offen aus und trifft irgendwann unverhofft in einer Bar auf seinen ihm unbekannten Neffen, der die Familie wieder zusammenführt.
Dabei kommt das ein oder andere wohlbehütete Geheimnis an die Oberfläche und rückt jenes vergangene Ereignis in ein ganz anderes Licht. 

Dieses Buch beginnt trotz der tragischen Ausgangssituation langsam und unspektakulär und ich habe mich tatsächlich gefragt, ob es lohnenswert ist dranzubleiben, aber letztendlich hat es in Gänze überzeugt.

Die Tragweite vom Outing, gegenüber den konservativen Eltern und die damit einhergehende "Flucht", überschattet von dem Unfallereignis, war an sich tragisch genug. Durch den ruhigen Erzählstil konnte dieses am Ende gut wirken und ich fand es sehr emotional anrührend, ohne zu kitschig zu werden.
Mochte ich sehr.

YukBooks avatar
YukBookvor 2 Jahren
Ein verhängnisvoller Sommertag

Die Hauptfigur Connor erlebt den reinsten Alptraum: Er verursacht einen Autounfall, bei dem drei junge Menschen sterben, drei überleben. Unmöglich für ihn, nach dem Gerichtsprozess in der irischen Kleinstadt Mullinmore zu bleiben, wo er von allen geächtet wird. Er geht nach England und bricht jeglichen Kontakt mit seiner Familie ab.

In der Zeitspanne von 1987 bis 2019 begleiten wir Connor zunächst nach Liverpool, dann nach London und New York, im Gepäck stets seine Schuldgefühle, seine Scham und quälenden Erinnerungen an jenen tragischen Tag. Dass noch mehr dahinter steckt, erfahren wir erst später. Parallel erzählt Graham Norton wie Connors Schwester Ellen in eine unglückliche Ehe gerät, ausgerechnet mit einem Arzt, der zu den Überlebenden des Unfalls zählt.

Ein homosexueller Mann auf der Flucht vor seiner Vergangenheit sollte für mich wenig Identifikationspotenzial bieten und doch trieb es mich immer weiter durch die Geschichte, ähnlich wie auch Connor sich durch sein Leben treiben lässt, ziel- und hoffnungslos Ablenkung in diversen Beziehungen sucht – bis der große Wendepunkt eintritt: In einer New Yorker Bar lernt Connor den jungen Finnbar kennen, mit dem ihm etwas Besonderes verbindet. Die tragischen Lebenswege von Connor und Ellen und die raffinierte Dramaturgie mit vielen Twists haben mich stark in den Bann gezogen und wirkten noch lange nach.

SharonBakers avatar
SharonBakervor 2 Jahren
Empathisch, durchwärmend, ergreifend ...

1987 ist das Jahr, was einen ganzen Ort verändert. Es ist ein wunderschöner irischer Sommertag und sechs junge Menschen beschließen zusammen zum Strand zu fahren und auf der Rückfahrt passiert das Unglück. Drei von ihnen sterben noch vor Ort, darunter das junge Brautpaar, was am nächsten Tag heiraten wollte und ihre Brautjungfer. Die Schwester der Brautjungfer ist so schlimm verletzt, das sie im Koma liegt und nur der Arztsohn Martin und Connor, der gar nicht zur Gruppe gehört, überleben den Unfall kratzerfrei.  Der ganze Ort Mullinmore steht unter Schock und die Bar Hayes von Connors Eltern bleibt fürs Erste geschlossen. Wie soll man mit dem Drama umgehen, wie soll ein Ort zusammen finden und wie geht man nun mit Connor um? Nach dem Prozess schicken Connors Eltern diesen nach Liverpool und dann verschwindet er ganz aus dem Leben seiner Familie. Wo geht er hin? Welche Beweggründe führen ihn? Erst Jahre später treffen sich in New York zwei Iren in der Bar und lösen damit jede Menge dramatische Ereignisse aus. Wird Connor nach Mullinmore zurückkehren? Was hat er erlebt? Und was ist 1987 tatsächlich passiert?


Graham Norton ist in England ein Star. Für mich somit eher unbekannt, aber als Autor hat er sich mir ins Gedächtnis geschrieben. Ich habe sein Debüt geliebt, sein zweites Buch verschlungen und ganz klar musste ich sein drittes Werk lesen. Nun endlich habe ich es getan, so mit einem Hundebaby gar nicht so einfach, aber es hat mich wieder gepackt. Sein unglaubliches Feingefühl für Figuren ist einfach grandios und ich nehme es einfach vorweg, es war große Klasse.

Der Beginn dieses Romans steht ganz im Zeichen der Vorbereitung für die Hochzeit des jungen Brautpaares. Die Mutter überdenkt die Blumen, die Nachbarin muss noch ein passendes Kleid besorgen, während gleichzeitig das Unglück passierte. Im Kreisverkehr verliert der Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und drei Menschen verlieren ihr Leben. Wie ein Lauffeuer geht es durch den Ort, Schock, Trauer und auch Wut über den Fahrer breiten sich aus. Es war ein Unfall, aber was hat es diesen Ort gekostet. Die Bar Hayes von Connors Eltern bleibt erst mal geschlossen. Statt einer Hochzeit findet eine Beerdigung statt, und zwar sind die Eheleute Hayes eingeladen, aber Connor möchte keiner sehen. So überlegen die Eltern von Connor, ihn wegzuschicken und hoffen, dass ein Neuanfang irgendwo anders für ihn das Beste ist. Das er für Jahrzehnte verschollen geht, damit haben sie nicht gerechnet.

Connor Hayes ist ein junger Mann, der sich ruhig verhält, eher im Hintergrund bleibt und nicht viele Freunde hat. Er hat sich selbst noch nicht richtig gefunden und auch Angst, manches in seinem Leben zuzulassen. Eigentlich steckt er mitten in einer Identitätskrise und hat mehr Angst und Scham vor der Wahrheit, als dazu zu stehen. Aber nach diesem Ausflug verliert er erst mal alles, seine Heimat, seine Eltern, seine Schwester und muss mit Scham, Schuld und Schweigen leben. Nun also Neustart in Liverpool und der Gedanke, endlich der zu sein, der er ist, aber auch hier Vorurteile, Diskriminierung und Flucht. Connor landet in London und dort blüht er zwar auf und lebt endlich sein Leben, aber immer mit gezogener Handbremse.

Derweil verfolgen wir auch das Leben seiner Schwester Ellen und erfahren so abwechselnd aus beidem Sichten ihren Lebensfortgang. Als die Schwester von einem Mörder im Ort zurückzubleiben ist auch nicht einfach. Keiner begegnet ihr mehr offen, alle schauen sie mit dem gewissen Seitenblick an und Unbeschwertheit ist nicht wirklich vorhanden. Erst als Martin sie zum Tanzen einlädt, ändert sich was in ihrem Leben und die Familie Hayes kommt aus dem Schatten wieder heraus und darf in Mullinmore wieder mitspielen. Ellen ist glücksselig und verliebt sich in Martin und das Glück scheint perfekt, als er um ihre Hand bittet. Aber die Ehe steht alles andere als unter einen guten Stern.

Graham Norton erzählt eine Familiengeschichte, die einen nicht kalt lässt, die einen bewegt, und gleichzeitig gibt er eine ganze Epoche an Bewegung, Umdenken und Geschichte wieder. Eine Familie, die geächtet wird, ein Junge, der dafür büßen muss und der dadurch die harte Schule des Lebens erlebt, um Jahre zu brauchen, um sich selbst zu finden. Eine Schwester, die in den Strudel aus Unwahrheiten gerät und dabei nur eine Nebenfigur in ihrem eigenen Leben spielt. Und ein ganzer Ort, der mit der Trauer leben muss. Geschickt erzählt der Autor seine Geschichte und geschickt lässt er uns zuerst nur das sehen, was alle anderen sehen, aber er lässt uns auch spüren, das hier etwas nicht stimmt. So gewinnt man beim Lesen immer mehr den Eindruck, das hier die Unwahrheit im Raume schwebt und entwickelt so einige Eigentheorien. Die sich dann auch noch eine nach der anderen offenbarten und man über dessen Folgen nachdenkt, erschüttert und schockiert zurücklässt. Wie kann eine Tat so viele Leben beeinflussen.

Graham Norton schafft es einfach, Gefühle und Figuren so authentisch zu beschreiben, dass man meint, sie kommen jeden Moment zur Tür herein. Dazu noch diese Studie über Scham, Identität, Schuld und Macht, die mich absolut überzeugt und mitgenommen hat. Dieser Autor ist einfach großartig.

Heimweh ist eine Familiengeschichte mit vielen Schattenseiten, die lange braucht, um die Sonne durchzulassen. Absolut empathisch, druchwärmend und ergreifend.

tanteruebennases avatar
tanteruebennasevor 9 Monaten
Kurzmeinung: Einfach eine rundum tolle Geschichte!
graphidas avatar
graphidavor einem Jahr
Kurzmeinung: Ein überraschendes Buch, das viel mehr ist als der Klappentext verspricht.
Fantasia08s avatar
Fantasia08vor einem Jahr
Kurzmeinung: Eine moderne Familien-Saga. Mein erster Graham Norton, positiv überrascht.
lisa_marie806s avatar
lisa_marie806vor 2 Jahren
Kurzmeinung: So, so gut! Eine spannende und berührende Geschichte mit herausragender Erzählweise.
Schuemels avatar
Schuemelvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Atmosphärisch. Vielseitige Charaktere. Zum Schluss hin gefiel mir das Buch immer besser. Jetzt finde ich es schade, dass es zu Ende ist.

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Pressestimmen

Faszinierender Roman
Die Presse

Klug und packend erzählt Graham Norton von der teils schmerzhaften
Suche nach Familie, Heimat, Identität und Erlösung.
Tina

Ein famoser Roman, speziell für nebelige Herbsttage; er weckt Sehnsüchte und macht dank der atmosphärischen Dichte und der inhaltlichen Fülle lesesüchtig.
Kleine Zeitung

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783499006500
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Taschenbuch
Umfang:384 Seiten
Verlag:ROWOHLT Taschenbuch
Erscheinungsdatum:18.10.2022

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