300 Jahre Immanuel Kant - Eine kritische Wertschätzung - Nationale Partei - DER III. WEG

300 Jahre Immanuel Kant – Eine kritische Wertschätzung

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Immanuel Kant, geboren am 22.04.1724, war ein bedeutender Aufklärungsphilosoph. Wir befinden uns dementsprechend im Jahr 2024 in einem Kant-Jahr, der große deutsche Denker wurde vor 300 Jahren geboren. Kant kann als Höhepunkt der europäischen Aufklärung betrachtet werden und kann, das soll schon mal vorweggenommen werden, als Lösung für Probleme und als Ursache der Probleme gleichsam betrachtet werden. Er ist Lösung und Problem zugleich, dementsprechend ist dieser Artikel auch danach aufgebaut. Es sollen seine Leistungen, aber auch die Schwächen in seinem Denkgebäude aufgezeigt werden und eine weltanschauliche Einordnung erfolgen.

Mit seinen Denkansätzen überwand er die früheren dogmatischen Denksysteme der Philosophie. Er begründete die vier Grundfragen der Philosophie, die wie folgt lauten:

  • Was kann ich wissen? (Metaphysik)
  • Was soll ich tun? (Moralphilosophie)
  • Was darf ich hoffen? (Fragen zur Religion)
  • Was ist der Mensch? (Anthropologie)

 

Dabei wird die letzte Frage als Zusammenfassung der vorherigen Fragen verstanden, in dem Sinne, dass jegliche Philosophie Anthropologie sei.

Mit Kant ging eine radikale Wende in der Philosophie einher: Er betrachtete nicht mehr primär das objektive Sein, also die Welt und die Dinge in der Welt; er betrachtete das menschliche Erkenntnisvermögen, die Fokussierung wanderte vom objektiven Sein zum subjektiven Erkenntnisvorgang des Menschen. Auf seinen Überlegungen bauten weitere Philosophen auf und es entstand eine neue philosophische Epoche.

Immanuel Kant war also ein wesentlicher Wegbereiter des deutschen Menschen auf der Suche nach Ordnung, er brachte mit seinen Fragen die Wissenssuche voran. Die Fragen, die wir uns aber weltanschaulich stellen müssen, sind: Wie weit können wir heute Kant noch folgen, was ist seine Bedeutung und lohnt es sich, seine Werke zu studieren?

Kant hat drei große Kritiken formuliert:

Das Einflussreichste dürfte die Kritik der reinen Vernunft sein, das als sein Hauptwerk betrachtet werden kann. Es geht um das Vernunftvermögen des Menschen und seiner Grenzen, es behandelt also primär erkenntnistheoretische Fragen. Vor Kant gab es zwei Strömungen, die einen Kampf der Deutungshoheit ausfochten: Der Kampf zwischen Rationalismus und Empirismus. Der Rationalismus steht für das Vernunftdenken. Sie glaubten, dass die Vernunft und nicht die Erfahrung zum Wissen über die Dinge in der Welt führt. Der Empirismus steht für die Sinneswahrnehmungen, das Beobachten. Anhänger des Empirismus glaubten, dass das Wissen über die Welt aus unseren Erfahrungen stammt. Kant brachte für diesen Streit die Lösung, indem er beide Strömungen zusammenbrachte, er begründete sein Denkgebäude des transzendentalen Idealismus. Aus dem heutigen Stand der Wissenschaft ist er jedoch eher ein Rationalist, denn ein Vermittler beider Richtungen. Kant stellt sich also die Frage, warum unser Wissen so beschaffen ist, dass die wissenschaftliche Methode funktioniert.

Seine Erkenntnistheorie geht davon aus, dass beides in einem geordneten Zusammenspiel ineinander wirken muss, die Sinneswahrnehmung und die Verstandestätigkeit. Wir brauchen beides, die Sinneswahrnehmung, um die Begriffe wahrzunehmen, und den Verstand, um diese Dinge zu ordnen, ihnen Begriffe zuzuordnen. Es sollen jetzt bewusst tiefgründige Erklärungen ausgeklammert werden, es soll hier nur darum gehen, aufzuzeigen, mit welchen Themen er sich beschäftigt hat. Er geht davon aus, dass es beide Kategorien des Erkennens braucht: Auf der einen Seite den Verstand, sonst könnten wir uns keine Begriffe zu einem „Ding“ bilden, wie zum Beispiel eines Buches (Rationalismus), aber auch die sinnliche Wahrnehmung, weil wir sonst die Bücher nicht sehen würden (Empirismus). Wir brauchen also die Wahrnehmung, um die realen Bücher wahrzunehmen, zu erkennen, und den Verstand für das begriffliche Denken, sonst wüssten wir nicht, was wir in unserer Anschauung sehen, könnten es nicht einordnen. Ein Wissen, das von Erfahrung unabhängig ist, nennt man Wissen a priori, eine Erkenntnis im Voraus, vor den Sinneseindrücken. Erkenntnisse, die durch die Sinneseindrücke entstanden sind, nennt er a posteriori. Da er sich aber nicht um Erkenntnisse der objektiven Welt bemüht, sondern seine Ausrichtung subjektiver Natur ist, bezieht sich Gesagtes nicht darauf, wie die Welt wirklich ist, sondern nur so, wie wir sie wahrnehmen. Aufgrund dieser Haltung wird er auch der Denkschule des Konstruktivismus zugeordnet, eine philosophische Strömung, die später entstanden ist. Tiefer soll an dieser Stelle gar nicht auf das Thema eingegangen werden.

Es soll stattdessen eine rasche weltanschauliche Einordnung seiner Lehre erfolgen. Am Ende wird das aus einer anderen Perspektive angesprochen. Seine Grundausrichtung fußt auf der philosophischen Annahme des Idealismus, er nennt seine Lehre den transzendentalen Idealismus (Transzendentalphilosophie). Dabei geht Kant durch seine Überlegungen davon aus, dass Begriffe und physikalische Größen wie Raum und Zeit unserer Erfahrungswelt entstammen und nicht aus der Welt an sich, wie sie unabhängig von unserer Erfahrung an sich sind.

Wir halten, aus dem aktuellen naturwissenschaftlichen Erkenntnisstand, den Idealismus für eine nahezu widerlegte philosophische Position.
Ähnliches gilt auch für den Konstruktivismus. Kants These lautete sinngemäß, dass wir nicht fähig sind, eine Welt an sich, eine Welt jenseits des Bewusstseins („Ding an sich“) erkennen zu können. Der Konstruktivismus meint sinngemäß, dass jeder seine Welt selbst konstruiere.
Beispiele hierfür werden in sozialen Medien als kleine Bilder geteilt und lassen sich schnell finden.

Stehen sich zwei Menschen gegenüber und unterhalten sich über eine Zahl in ihrer Mitte, die mit Kreide auf den Boden gemalt wurde. Für den einen ist es eine 9, für den anderen eine 6, je nachdem, wo die beiden stehen. Eine objektive Realität wird damit angezweifelt, es gibt also mehrere Wirklichkeiten, Realitäten, suggeriert dieses Bild.

Solche Gedankenspiele halten dem Stand der Wissenschaft natürlich nicht mehr stand. Im Falle des Beispiels solle man doch denjenigen fragen, der das Symbol auf den Boden malte, vielleicht war es ein Kind, das sein Alter angab und mit diesem abstrakten Symbol (Zahl) niedergeschrieben hat. Diese Zahl ist ja nur ein Symbol für das Alter, das Alter ist unabhängig von der Wahrnehmung. Es gibt also durchaus unterschiedliche Wahrnehmungen, je nach Perspektive, es gibt jedoch nur eine objektive Wirklichkeit.

Ein anderes Beispiel ist die Betrachtung eines Elefanten. Der eine Beobachter beschreibt den Elefanten aus seiner Perspektive von hinten, der andere von vorn und der andere von oben, da er auf ihm reitet. Alle beschreiben nun den Elefanten anders, je nach ihrer Perspektive; wer hat Recht? Die Schlussfolgerung, man ahnt es: Es gibt keine objektive Wirklichkeit. Diese objektive Wirklichkeit muss nur aus allen Perspektiven betrachtet werden, um das Ganze erkennen zu können, die Teilbeschreibungen des Elefanten müssen nur als Gesamtbild zusammengefasst werden, um den Elefanten als Gesamterscheinung wahrzunehmen. Es gibt verschiedene Wahrnehmungen (Perspektiven/Teilabschnitte), aber auch eine objektive Wirklichkeit (den Elefanten als Gesamtbild). Aber das soll nur am Rande erwähnt werden, da die Doktrin des Konstruktivismus unverkennbar auf Kants Ausführungen aufbaut.

Eine weltanschauliche Einordnung von Kants Erkenntnislehre mit dem aktuellen Stand der Wissenschaften wird am Ende dieses Artikels erfolgen.
Sein zweites Werk stellt die Kritik der praktischen Vernunft dar, dort ist Kants Moralphilosophie vorzufinden. Hier lassen sich die gängigen Ideen vom moralischen Gesetz in uns und seinem kategorischen Imperativ finden. Selbstverständlich kann man sich hier von seinen Ausführungen auch leiten lassen, uns muss jedoch bewusst sein, dass sein Menschenbild einen starken Kontrast zum evolutionären Menschenbild bildet.

Dieses Werk erschien vor dem Bekanntwerden der Evolutionstheorie von Charles Darwin, also auch weit vor der synthetischen Evolutionstheorie, in der auch die Genetik in die Evolutionslehre einbezogen wurde. Seine Überlegungen bilden folglich einen Wissensstand ab, der bestenfalls als veraltet angesehen werden kann. Es ist fraglich, ob sich auf ein fehlerhaftes Fundament hin eine fehlerfreie Ableitung finden lässt?

Für Kant ist der Mensch ein Doppelwesen, er sei zwar auch ein Naturwesen und somit Teil der äußeren Sinnenwelt, er besäße jedoch das „moralische Ich“ („Das moralische Gesetz in mir“), das kein äußerer Teil der Naturwelt sei, sondern zu einer übersinnlichen Vernunftwelt gehöre. Somit löst auch er den Menschen von der Natur ab. Dieses „moralische Ich“ führe von der äußeren Natur, von der gesamten Sinnenwelt ein unabhängiges Leben. Kant behauptet, dass die gesamte Welt zu nichts da sein würde, wenn es den Menschen nicht gäbe, das „moralische Ich“ sei der Endzweck der Schöpfung.
Kommen wir aber wieder zu seinen Ausführungen seiner Moralphilosophie. Unser Verhalten wird entschieden durch Normen bestimmt. Moralisch handeln heißt, der Sitte gemäß, also sittlich handeln.

Nach Kant sei allein die praktische Vernunft dazu in der Lage, Ansätze zu Sollangaben zu machen. Er begründet seine Ethik allein auf Vernunft und Einsicht. Ein vernunftbegründetes moralisches Handeln benötigt jedoch einen emotionsfreien „klaren Kopf“, ob das immer möglich ist? Man müsse, laut seinem kategorischen Imperativ, die Frage stellen, ob das, was man zu tun im Begriffe sei, zum allgemeinen Gesetz erhoben werden könne, dass andere also so handeln, wie man selbst.

Kommen wir zur knappen weltanschaulichen Einordnung, der Kantschen Moralphilosophie:

Es ist durchaus richtig, dass wir zu einem vernunftbegründeten moralischen Handeln befähigt sind, doch irrt Kant, wenn er die Vernunft als einzige Quelle moralischen Handelns annimmt. Friedrich Schiller hat die Realität besser abbilden können, indem er als Antwort auf Immanuel Kant formulierte, dass er gern diene, lieber aber aus Freuden der eigenen Neigung. Aus der modernen biologischen Verhaltensforschung wissen wir, dass die moralische Motivation vielmehr auf instinktiver Ebene angesiedelt ist, denn auf der vernunftbegründeten Moral.

Konrad Lorenz zeigte den Zusammenhang auf, am Beispiel der Gruppenverteidigung:

Das Affekterlebnis der Begeisterung von Menschen, die sich für ihre Gruppe aufopfern, zeigt die instinktive Grundlage dieses Verhaltens. Was aber einen Mann in schweren Lebenslagen anhält, seinen Entschlüssen treu zu bleiben, die er in der Stunde der Begeisterung gefasst hat, das ist die kategorische Ebene. Das tief empfundene Gefühl der Verpflichtung, das ist jedoch kein Erzeugnis einer Überlegung, sondern biologisches Erbe.
Bevor wir dementsprechend zur Kantschen Moralphilosophie greifen und diese studieren, ist hier zu neuerer Forschung zu raten, die alle Ebenen erforscht.

Eine neuere Untersuchung bildet zum Beispiel das Werk von Norbert Bischof: „Moral: Ihre Natur, ihre Dynamik und ihr Schatten“ aus dem Jahr 2012 ab. Aber auch ein Norbert Bischof ist nicht leicht zugänglich. Wer sich also leichtere Literatur zum Thema Moral wünscht, als die von Immanuel Kant, wird diese bei Norbert Bischof nicht finden. Aber diese Literatur ist immerhin aktueller; hat man sich bis zum Schluss eingelesen, ist ein enormer Wissenszuwachs bemerkbar, anders als bei Kant, der eben nicht mehr aktuell ist.

Kants historische Leistung besteht also darin, die mittelalterlichen Verhaltensgrundsätze zu entwerten, gar abzulösen und eine Neubewertung in die Wege geleitet zu haben. Für unsere Ausrichtung heute sind seine Ausführungen aber nicht mehr tragfähig.

Seine dritte Kritik ist die Kritik der Urteilskraft, in diesem Werk geht es um die Ästhetik, um das Schöne. Hier wird der Versuch unternommen, das Gefühl und die Vernunft zusammenzubringen, um mit ihnen zu einem Urteil über die Dinge, wie der Beurteilung der Kunst oder der Geschmack der Nahrung, zu gelangen. Es geht um die Bedingungen der Wahrnehmung des Schönen. Die Urteilskraft ist ein Verbindungselement zwischen den subjektiven Denkkategorien (Ratio) und der Anschauung der subjektiv wahrgenommenen Welt (Empirie). Nach Kant ist der Endzweck der Natur der Mensch, der Mensch als Vernunftwesen, als Kulturwesen, Kant stellt sich Fragen zum Menschenbild. Auf diese dritte Kritik soll nicht tiefer eingegangen werden, seine Grundannahmen werden weiter auf andere Bereiche geschlossen, die Grundannahmen bleiben stets die gleichen. Die Biologie liefert hier neuere Erkenntnisse zu den Fragen, was der Mensch ist und welche Stellung der Mensch in der Welt hat und auch zur Einordnung der Ästhetik.
Als Beispiel soll hier als Werk „Weltsprache Kunst: Zur Natur- und Kunstgeschichte bildlicher Kommunikation“ vom Humanethologen Irenäus Eibl-Eibesfeldt und der Kunsthistorikerin Christa Sütterlin von 2007 vorgeschlagen werden. Oder das Kapitel 9 „Das Schöne und Wahre: Der ethologische Beitrag zur Ästhetik“ aus dem Buch: „Die Biologie des menschlichen Verhaltens: Grundriss der Humanethologie“ von Irenäus Eibl-Eibesfeldt aus dem Jahre 2004.

Wir können an dieser Stelle ein Zwischenfazit ziehen. Kant war ein großer Denker, der in vielen Bereichen Einfluss genommen hat, wie der politischen Philosophie oder in der Rechtsphilosophie.

Aus heutiger Sicht ist Kant kaum noch aktuell. Seine Bedeutung liegt darin, dass er viele Themen angestoßen hat, die nachfolgende Generationen zum Forschen bewegten. Kant stellte Fragen, Wissenschaftler nach ihm fanden die Antworten. So kann man sich das in etwa vorstellen.
Die Würdigung seiner Person ist daher angebracht, seine Werke zu lesen führt jedoch nicht zwangsläufig zu einem Wissenszuwachs. Was bringt es einem, verschachtelte Sätze und Spekulationen über Lebenszusammenhänge zu lesen, die dort ins Leere führen, statt Werke zu Rate zu ziehen, die bereits Antworten auf Kants Fragen fanden? Es bringt uns nichts, zu verstehen, was er dachte, hier eine Kantsche Abhandlung niederzuschreiben, wenn wir über diese Dinge, mit dem heutigen Stand der Wissenschaft, zu ganz anderen Schlussfolgerungen kommen, in der Physik und in der Biologie primär. Kants physikalische Spekulationen lassen wir hier völlig unbehandelt, die moderne Physik widerlegt seine meisten Ausführungen oder ordnet sie als Spezialfälle ein. In der Physik sind zwei große Revolutionen nach der Zeit Kants entstanden, die die physikalischen Erkenntnisse immer mehr anwachsen ließen: die Relativitätstheorie sowie die Quantenmechanik. Kant spekulierte also von einer Grundlage aus, die heute als überholt gilt und kommt daher zu unzureichenden Schlussfolgerungen zur Struktur der Dinge. Dogmatisch an der Kantschen Philosophie festzuhalten, bringt uns also nicht voran.

Die neueren Erkenntnisse der Naturwissenschaften liefern uns hier einen undogmatischen Baustein, auf dem wir weltanschaulich aufbauen können.

Zum Ende soll nochmal der Blick auf den aktuellen Stand der Wissenschaft darüber geworfen werden, wie Kants Erkenntnistheorie heute bewertet wird. Da es hierzu noch einen separaten Grundsatzartikel geben wird, soll dies nur grob umrissen werden. Die Rede ist von der Evolutionären Erkenntnistheorie. Prägender Autor ist hier Konrad Lorenz. Lorenz hat sich schon 1941 mit dem Kantschen A priori beschäftigt und dies evolutionsbiologisch zerlegt und evidenzbasiert erklärt. Konrad Lorenz´ Hauptwerk: „Die Rückseite des Spiegels, Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens“ von 1973, beschäftigt sich ausgiebig mit diesem Themengebiet. Aufbauend auf Lorenz haben Rupert Riedl und Gerhard Vollmer diese Erkenntnistheorie ausformuliert.

Die Frage, die man sich hier stellt, ist, wieso passt unser Eindruck von der Welt, so gut zu der Welt? Die Antwort können wir der Evolutionsbiologie entnehmen. Unsere Sinneswahrnehmungen sind Hilfsmittel, um uns in der realen Natur zurecht zu finden. Wir entwickelten unseren Mesokosmos, unsere kognitive Nische, und können die Welt in dem Bereich, der für uns überlebensnotwendig ist, gut erkennen. Wir können zum Beispiel die Entfernungen gut abschätzen, weil es für unsere Vorfahren notwendig war, diese abschätzen zu können, als sie von Ast zu Ast sprangen. Vorfahren, die dies nicht gut konnten, starben und somit gehören diese nicht zu unserer Ahnenkette. Wir stammen also von Vorfahren ab, die das gut konnten. Allerdings war und ist unser Gehirn primär ein Überlebensorgan, es sollte unserem Überleben dienen, es ist kein Organ zum Erkennen der gesamten Welt.

Daher nehmen wir Bereiche der realen Welt nicht wahr, die für unser Überleben keine Rolle spielten, wie zum Beispiel die Wahrnehmung bestimmter Wellen und Strahlungen. Wir können unseren Mesokosmos allerdings durch die Methoden der Wissenschaften und durch technische Hilfsmittel erweitern und die Wirklichkeit wahrheitsähnlich immer besser abbilden. Durch die Erklärungen der Evolutionären Erkenntnistheorie kommen wir zum Standpunkt des kritischen Realismus. Das ist der heutige wissenschaftliche Standpunkt und gründet auf Konrad Lorenz, einem Forscher, auf den wir uns häufig als Grundlage beziehen. Tiefer soll auf die Evolutionäre Erkenntnistheorie an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Sie zerlegt aber die meisten Gedankengänge von Kants Erkenntnistheorie. Kant hatte auch nicht völlig unrecht, er hat apriorisches Wissen angenommen, das durch die Ethologie und Neurobiologie bestätigt wurde. Es ist aber nicht empfehlenswert, bei Kant nachzulesen, sondern dann direkt bei der Ethologie und Neurobiologie, wenn man aktuelle Erkenntnisse zu diesem Themenbereich erfahren möchte. Bei Kant war vieles spekulativ.

 

Weltanschauliche Einordnung von Immanuel Kant

Kant war ein Revolutionär seiner Zeit. In einer Phase, in der die Gesellschaftsordnung und das Glaubenssystem von der christlichen Ordnung geprägt waren, trat er dafür ein, dass die Menschen selbst ihren Verstand benutzen sollen. Das war ein revolutionärer Gedanke der Aufklärung: Nicht Gott, sondern ihr selbst seid verantwortlich für eure Lebensordnung, in der ihr leben wollt!

Revolutionär war auch seine darauf aufbauende Aussage von seinem kategorischen Imperativ. Es gibt keine übergeordnete Instanz, keine Kirche, keinen Papst, keinen Gott, auf den die gesellschaftliche Ordnung sich begründen muss. Er zeigte auf, dass sich die Menschen selbst ihres Verstandes bemächtigen und selbst vernunftbegründete Regeln vorgeben können. Das war ein Befreiungsschlag von der christlichen Zwingherrschaft. Aufklärung war ein Freiheitskampf gegen die herrschende, dogmatische Ordnung der Kirche. Man baute etwas Neues auf, mit völlig neuen Grundlagen (göttliche Ordnung wurde abgelöst, Vernunftdenken stand im Zentrum).

Somit war er die Lösung für die früheren Probleme. Kant solidarisierte sich mit den Werten der Französischen Revolution und wollte, dass seine philosophischen Ausarbeitungen praktische Anwendung finden. Früher war es revolutionär, heute nicht mehr, heute hängt dieses spekulative Gedankengebäude Kants maßlos dem Stand der Wissenschaft hinterher.

Aus den Schriften der Philosophen der Aufklärung entstand ein neues Menschenbild, eine neue Gesellschaftsauffassung, neue Herrschaftsformen und neue Werte formten sich aus. Diese bündelten sich zu einer neuen Ideologie und brachten neue Herrschaftssysteme hervor. Eine Ideologie, die die Vernunft des Menschen ins Zentrum rückte, die Milieutheorie als Grundlagentheorie nutzte und zu einer Zeit entstand, in der die Evolutionstheorie, Genetik, Verhaltens- und Hirnforschung noch nicht etabliert waren.

Dieses System, das Kant mit erschuf, hält dem Stand der Wissenschaft heute nicht mehr Stand. Somit stellt er gleichzeitig die Ursache der heutigen Probleme dar. Es ist also dringend notwendig, eine zweite Aufklärung voranzutreiben. Eine Aufklärung, die die Fehler im Menschenbild der Aufklärer revidiert und zu einer Neuausrichtung führt. Das System, das auf Immanuel Kant, John Locke, John S. Mill und Jean-Jacques Rousseau aufbaut, ist genauso in die Jahre gekommen. Diese Ordnung der Aufklärer ist genauso zu bewerten und zu überwinden, wie das System, das die Aufklärer überwinden wollten. So muss jetzt auch der Liberalismus, mit seinen Fehlern im Menschenbild und seiner Glaubens- und Lebensordnung, entwertet und abgelöst werden. Es ist notwendig, eine Neuordnung unseres Denkens einzuleiten und eine neue weltanschauliche Ordnung für eine neue politische Ordnung zu etablieren. Eine neue biologische Wertordnung, die mit den neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang steht. Kant war ein Meilenstein in der Entwicklung unseres Volkes. Gäbe es ihn nicht, ständen wir heute nicht dort, wo wir heute stehen. Mehr als diese Würdigung bleibt jedoch von ihm nicht über. Sämtliche Ausführungen von ihm führen ins Leere.

Heutige Kantianer leben in seinem Denkgebäude, sie betrachten die Welt dogmatisch aus seiner Doktrin heraus, im Sinne einer Ideenlehre (Ideologie). Daher sind die meisten Kant-Anhänger Liberale oder liberale Linke.

Wir sind durch die Naturwissenschaften jedoch wesentlich weiter in der Naturerkenntnis und können daher eine schlüssigere Ordnung etablieren als diejenigen, die sich heute in Kants Denkgebäude eingelebt haben und die Welt einseitig rational-philosophisch erklären.

Eine ganzheitlich weltanschauliche Grundlage, welche mit den wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen im Einklang steht, ist für eine neue politische Ordnung dringend notwendig. Dieser Aufgabe verpflichtend, verstehen wir uns als eine neue Weltanschauungsbewegung.

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