Altes Geld: Wo die reichsten Familien Deutschlands leben
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Altes Geld: Wo die reichsten Familien Deutschlands leben

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Die reichsten Menschen Deutschlands haben ihr Vermögen über Generationen weitergegeben. Wie sie das geschafft haben und wo sich der Reichtum konzentriert.

Wer in Deutschland zu den reichsten Menschen zählt, hatte schon vor über hundert Jahren vermögender Vorfahren. Das zeigt eine neue Auswertung der Forscherinnen Emma Ischinsky und Daria Tisch vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Demnach befindet sich das Vermögen von insgesamt 563 Milliarden Euro, das die Geldelite über die Jahre angehäuft hat, vor allem an den Orten, an denen sich erfolgreiche Familienunternehmen seit Generationen ansiedeln. Das sind unter anderem Kleinstädte wie Neckarsulm in Baden-Württemberg oder Melsung in Hessen, berichtet die Zeit.

Das Geld verbleibt in denselben Familien

In Neckarsulm beispielsweise konzentriert sich nach Angaben des Manager Magazin ein Vermögen von 29 Milliarden Euro. Das liegt insbesondere an Lidl-Gründer Dieter Schwarz, der laut einer von Forbes herausgegebenen Liste aktuell der zweitreichste Mensch Deutschlands ist. Ebenfalls zu den vermögendsten Deutschen gehört Familie Bosch, die in Gerlingen bei Stuttgart sitzt, sowie Familie Oetker in Bielefeld. Weitere Orte, an denen sich reiche Familienunternehmen niedergelassen haben, sind die Kleinstadt Rottendorf, wo 2,3 Milliarden Euro liegen, und in Herzogenaurach, wo sich 14 Milliarden Euro konzentrieren.

Mann stapelt Euro-Geldscheine aufeinander
Altes Geld beschreibt Vermögen, das bereits vor Generationen entstanden ist. In Deutschland liegt es bei wohlhabenden Familienunternehmen. © Future Image/Imago

Das Vermögen der Unternehmerfamilien ist seit Generationen weitergegeben worden, wie die Auswertung des Max-Planck-Instituts zeigt. Dazu verglichen die Forscherinnen die heutige Reichenliste mit einer ähnlichen Zusammenstellung aus dem preußischen Innenministerium vom Jahr 1913. Daraus geht hervor, dass zehn Prozent der 500 wohlhabendsten Familien schon damals zu den reichsten Menschen in Deutschland zählten. Das Geld ist also innerhalb weniger Familien verblieben. „Wenn über einen so langen Zeitraum die gleichen Menschen reich geblieben sind, wurden die Konsequenzen der deutschen Vermögensungleichheit bislang unterschätzt“, resümiert Forscherin Daria Tisch aus den Daten.

Steuerrecht bevorzugt Unternehmer

Dass die reichen Familien über einen langen Zeitraum so reich bleiben konnten, hat mehrere Gründe. Zum einen liegen sie im Steuerrecht, das sich laut Julia Jirmann, Vertreterin des Netzwerks Steuergerechtigkeit, in den vergangenen Jahren zunehmend zugunsten Hochvermögender entwickelt habe. So hat sich der Steuersatz auf Gewinne, die im Unternehmen oder in Holdinggesellschaften angespart werden, seit 1996 auf unter 30 Prozent fast halbiert, erklärt die Expertin in der Zeit. Zudem fördere die Regierung die Familienunternehmen, indem sie die Erbschaft dieser steuerlich begünstigt. Laut dem Netzwerk Steuergerechtigkeit wechseln jährlich Unternehmen im Wert von 36,6 Milliarden Euro unversteuert den Eigentümer.

Zum anderen grenzen sich die reichen Familien bewusst ab, erläutert Forscherin Emma Ischinsky. Vermögende heiraten nämlich vor allem unter sich. Ein Teil der Geldelite sei sowohl innerhalb als auch zwischen den Generationen eng miteinander verbunden. So seien etwa Georg von Opel, Karl Friedrich von Hohenzollern und Karl-Theodor zu Guttenberg durch verwandtschaftliche Beziehungen verbunden. „Solche Verwandtschaften zeigen, wie wichtig die Rolle der Familie für Vermögensaufbau immer noch ist“, sagt Emma Ischinsky der Zeit.

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Auch die zehn reichsten Deutschen, die die Forbes-Liste anführen, sind vornehmlich Familienunternehmen. Die vermögendsten Menschen hierzulande sind demnach:

  1. Klaus-Michael Kühne (41,8 Milliarden Dollar): Machte den Familienbetrieb, der heute als Kühne+Nagel bekannt ist, zu einem weltweit agierenden Logistik- und Gütertransportunternehmen.
  2. Dieter Schwarz (38 Milliarden Dollar): Eigentümer der Schwarz-Gruppe, zu der auch die Discounter Lidl und Kaufland gehören.
  3. Reinhold Würth und Familie (27,5 Milliarden Dollar): Baute Ende der Fünfzigerjahre das Unternehmen Würth zum internationalen Marktführer in der Montagetechnik auf.
  4. Stefan Quandt (25,7 Milliarden Dollar): Hauptaktionär der Management-Holding Delton.
  5. Susanne Klatten (24,4 Milliarden Dollar): BMW-Erbin.
  6. Karl Albrecht Jr. und Familie (15,7 Milliarden Dollar): Er und sein Bruder Theo sind die Kinder von Karl Albrecht und erbten nach seinem Tod 2014 die Supermarktkette Aldi Süd.
  7. Beate Heister (15,7 Milliarden Dollar): Tochter von Karl Albrecht, erbte nach dem Tod ihres Vaters zusammen mit ihrem Bruder, Karl Albrecht Jr., ein beträchtliches Vermögen.
  8. Andreas von Bechtolsheim und Familie (14,3 Milliarden Dollar): Informatiker, Unternehmer und einer der vier Gründer von Sun Microsystems.
  9. Theo Albrecht Jr. und Familie (14 Milliarden Dollar): Sohn von Theo Albrecht Senior, von dem er auch alle Vermögenswerte an Aldi Nord erbte.
  10. Hasso Plattner und Familie (11 Milliarden Dollar): Deutscher Unternehmer und Mitbegründer des Softwareunternehmens SAP SE.

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