Schuberts Erlkönig – Herr Pfefferle
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8. Jgst Musik

Schuberts Erlkönig

Das bekannteste Lied Schuberts. Die schaurige Ballade vom Erlkönig.

1. Die Entstehung

Der Dichter Johann Gottfried Herder (1744-1803) übersetzte eine dänische Volksballade ins Deutsche. Sie handelt vom Elfenkönig Elveskud, der junge Menschen in sein Reich gelockt haben soll, um sie mit einem Schlag auf das Herz zu töten. Aus dem dänischen „ellerkonge“ (= Elfenkönig) War durch die falsche Übersetzung des Wortes „eller“ als „Erle“ nun ein „Erlkönig“ geworden.

Johan Wolfgang von Goethe (1749-1832) kannte das Gedicht Herders und schrieb die Ballade als Einlage zu seinem Singspiel „Die Fischerin“ (1782): Beiläufig, bei der Arbeit, summt die Fischerin dieses Lied. Goethe hatte daher wohl die Vorstellung, dass die Melodie einfach, leicht zu behalten und ähnlich wie „Der König von Thule“ gebildet sein sollte. Hat ihm darum wohl Schuberts geniale Vertonung nicht gefallen?

Der 18jährige Franz Schubert begeisterte sich für Goethes Gedicht und vertonte es. Sein Freund Joseph von Spaun berichtete über die Entstehung (16.11.1815):
„Wir fanden Schubert glühend, den Erlkönig aus einem Buch laut lesend. Er ging mehrmals mit dem Buch auf und ab, plötzlich setzte er sich hin und in kürzester Zeit stand die herrliche Ballade nun auf dem Papier. Wir liefen damit (…) in das Konvikt, und dort wurde der Erlkönig noch denselben Abend gesungen und mit Begeisterung aufgenommen. Der alte Ruziczka spielte ihn dann selbst, ohne Gesang, in allen Teilen aufmerksam durch und war tief bewegt über die Komposition. Als einige dort eine mehrmals wiederkehrende Dissonanz ausstellen wollten, erklärte Ruziczka, sie auf dem Klavier anklingend, wie sie hier notwendig dem Text entspreche, wie sie vielmals schön sei und wie glücklich sie sich löse.“
Das Lied „Erlkönig“ gilt als Schuberts „opus 1“. Er schickte das Lied zu Goethe nach Weimar, bekam aber keine Antwort (Mehr zu Goethes überlieferter Reaktion kannst Du HIER nachhören).

2. Die Klavierbegleitung

Franz Schubert war einer der ersten Komponisten, der beim Kunstlied den/die Sänger*in und den/die Pianist*in als gleichwertige Partner ansah. Zuvor war der Gesang oft kunstvoller als die Klavierbegleitung.
Der Klavierpart des Erlkönig gilt als wahnsinnig schwer zu spielen, was zur Folge hat, dass bei den meisten Aufführungen professionelle Muisker*innen benötigt werden, weil ein Laie den Klavierpart niemals meistern könnte.
Bereits der Anfang macht jedem Zuhörer deutlich, wie schwer es ist, das circa vierminütige Stück komplett durchzuhalten. Die Begleitung besteht nämlich aus einer Unzahl an hämmernden Triolen, die des rasenden Galopp des Pferdes symbolisieren.

Versucht doch einmal, den Rhythmus im Tempo des Hörbeispiels auf der Tischplatte mit der Hand mitzuklopfen. Ihr werdet schnell merken, dass das auf die Dauer bei Tempo 152 mit dem Metronom fast unmöglich ist.

In der folgenden Übung lernst Du, dass Schuberts Klavierbegleitung fast schon Programmmusik ist, die imstande ist, Bilder im Kopf des Zuhörers hervorzurufen.

3. Der Gesang

Beim Kunstlied ist eigentlich nicht festgelegt, ob das Stück von einem Mann oder einer Frau gesungen werden soll. Der Erlkönih kann also sowohl von einer Sängerin als auch einem Sänger vorgetragen werden. In jedem Fall wird aber von der Künstlerin eine hohe Wandlungsfähigkeit bzw. schauspielerisches Talent verlangt. Im Erlkönig treten nämlich vier unterschiedliche Personen auf: Der Erzähler, der Vater, der Sohn und der Erlkönig. Alle müssen während der Gesang klar erkennbar sein. ordne die Klangbeispiele in der Interpretation des walisischen Bariton Bryn Terfel und des Pianisten Malcom Martineau den entsprechenden Personen zu.

Wie dramatisch die Melodie des Liedes immer noch erlebt man am besten an dieser Acapella Version der Vokalgruppe Maybebop.