Alle Mörder sind schon da | Film-Rezensionen.de
Alle Mörder sind schon da Clue
© Paramount Pictures

Alle Mörder sind schon da

Inhalt / Kritik

Alle Mörder sind schon da Clue
„Alle Mörder sind schon da“ // Deutschland-Start: 9. Mai 1986 (Kino) // 1. November 2003 (DVD)

1954, in einer abgelegenen Gegend in New England: Nach und nach treffen Mrs. Peacock (Eileen Brennan), Mrs. White (Madeline Kahn), Professor Plum (Christopher Lloyd), Mr. Green (Michael McKean), Colonel Mustard (Martin Mull) und Miss Scarlet (Lesley Ann Warren) in einem Landhaus ein, der Einladung zu einem Dinner folgend. Während sie dort vom Butler Wadsworth (Tim Curry) und dem Hausmädchen Yvette (Colleen Camp) begrüßt werden, ist vom eigentlichen Gastgeber zunächst nichts zu sehen. Die Verwirrung ist umso größer, da keiner der sechs diesen überhaupt kennt, was sie schnell beunruhigt. Als daraufhin Mr. Boddy (Lee Ving) hinzustößt, steigt die Anspannung noch weiter, schließlich handelt es sich dabei um den Mann, der sie alle schon seit längerer Zeit erpresst. Kurze Zeit später ist er tot, womit klar ist: Einer im Raum muss ein Mörder sein …

Spielerisch zum Erfolg

Brettspiele erfreuen sich selbst heute in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung großer Beliebtheit. Jedes Jahr erscheinen Hunderte neue Titel, die zwar sehr unterschiedlich sind, aber zum Großteil auf einem Prinzip basieren: Mehrere Menschen setzen sich zusammen und bestimmen mithilfe eines Spiels den Sieger. Das hat unzählige Klassiker hervorgebracht, Sachen wie Monopoly, Mensch ärger dich nicht oder Risiko kennt jeder, sind zu eigenen Franchises mit vielen Varianten geworden. So gab es immer wieder Spezialausgaben, welche berühmte Filme verarbeiteten. Der umgekehrte Weg ist hingegen sehr selten: Brettspiele, die für die große Leinwand adaptiert wurden.

Eine dieser seltenen Adaptionen ist Alle Mörder sind schon da aus dem Jahr 1985. Zugrunde liegt dem Film dabei das Ende der 1940er erschienene Spiel Cluedo, bei dem bis zu sechs Leute herausfinden müssen, wer, wo und womit einen Mord begangen hat. Aufgrund des stärker narrativen Szenarios bot sich dieses natürlich auch mehr an für einen Film. Tatsächlich gab es eine Reihe von Versuchen, das Spielprinzip durch Zuhilfenahme anderer Medien zu erweitern – etwa mit einer speziellen Ausgabe, die auf einer Videokassette Filmszenen enthält. Dabei war die reine Filmvariante nicht einmal sonderlich erfolgreich. Die Einspielergebnisse waren enttäuschend, das Kritikerecho verhalten. Heute genießt die Suche nach dem Mörder bzw. der Mörderin hingegen Kultstatus.

Die Komik des Mordens

Der anfängliche Misserfolg dürfte wohl auch daran gelegen haben, dass der Film eine etwas unerwartete Richtung einschlägt. Alle Mörder sind schon da ist eben kein reiner Krimi, wie es die Spielvorlage gewissermaßen war, sondern in erster Linie eine Komödie. Zwar griff Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Lynn auf Figuren, Tatorte und Tatwaffen von Cluedo zurück, machte daraus jedoch eine Farce. Ähnlich zu dem ein knappes Jahrzehnt zuvor veröffentlichten Eine Leiche zum Dessert, nahm man ein in Kriminalgeschichten beliebtes Szenario, nur um sich darüber lustig zu machen. Tatsächlich sind die Gemeinsamkeiten der beiden Filme kaum zu übersehen: ein abgelegenes Landhaus, eine Einladung zum Dinner durch einen Unbekannten, die mit dem Mord des Hausherren und diverser Angestellter endet. Zudem spielt Eileen Brennan in beiden Krimikomödien eine der tatverdächtigen Gäste.

Das Ensemble ist es auch, das den Film tatsächlich bis heute zu einem Vergnügen macht. Dass die Geschichte der größte Unsinn ist, das wissen natürlich alle – und haben genau damit Spaß. Jede Darstellung ist überzogen, Klischees und Karikaturen werden ohne jegliche Hemmungen ausgekostet. Tim Curry (The Rocky Horror Picture Show) begeistert beispielsweise als hyperaktiver Butler. Madeline Kahn (Höhenkoller) schlüpft in die Rolle der eiskalten, mysteriösen Mrs. White. Lesley Ann Warren (Das Leben stinkt) gibt den verführerischen Vamp. Christopher Lloyds Darstellung eines verwirrten Professors erinnert an seinen einige Monate zuvor gestarteten Kultfilm Zurück in die Zukunft. Gerade weil die Figuren so unterschiedlich angelegt sind, kommt es zwangsläufig zu Reibungen, zumal jeder hier auch ein möglicher Mörder ist.

Trotz mehrerer Enden kein großes Finale

Leider kann das Drehbuch dabei nur zum Teil mithalten. Wo Eine Leiche zum Dessert das Szenario auch nutzte, um grundsätzliche Kritikpunkte an Krimis offenzulegen, da fehlt hier diese Meta-Ebene. Stattdessen gibt es viel Herumalbern. Der ist über weite Strecken dafür lustig, gerade mit dem wachsenden Chaos, das der Haufen anrichtet und noch weitere Opfer fordert. Doch zum Ende hin gehen dem Ganzen spürbar die Ideen aus. Die Rekonstruktion des Falles wird zu einer Geduldsprobe, die verschiedenen Auflösungen, die seinerzeit produziert wurden, sind nicht mehr als ein Gimmick. Statt eines großen Finales zerfranst sich die Geschichte nur, ist dann einfach irgendwie vorbei. Aber auch wenn die herrliche erste Hälfte sich nicht in der zweiten bestätigt und einiges verschenkt wurde: Alle Mörder sind schon da ist noch immer eine vergnügliche Krimikomödie fürs Fans des atmosphärischen und teils gemeinen Blödsinns.

Credits

OT: „Clue“
Land: USA
Jahr: 1985
Regie: Jonathan Lynn
Drehbuch: Jonathan Lynn
Musik: John Morris
Kamera: Victor J. Kemper
Besetzung: Eileen Brennan, Tim Curry, Madeline Kahn, Christopher Lloyd, Michael McKean, Martin Mull, Lesley Ann Warren, Colleen Camp

Bilder

Trailer

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„Alle Mörder sind schon da“ zeigt basierend auf dem Brettspielklassiker „Cluedo“, wie die Gäste eines abgelegenen Landhauses in einen Mord hineingezogen werden und nach dem wahren Mörder suchen. Statt eines reinen Krimis gibt es jedoch viel Herumalbern. Das ist gerade in der ersten Hälfte sehr spaßig, da das Ensemble komplett überzogen auftritt und Klischees auskostet. Zum Ende hin gehen dem Drehbuch aber die Ideen aus.
7
von 10