Während der Karriere durchlaufen die aufstrebenden Ärztinnen und Ärzte viele verschiedene Positionen im Klinikalltag. Angefangen von den Praktika während dem Medizinstudium, über den Einstieg als Assistenzarzt bis zur Spitzenstellung als Chefarzt oder ärztlicher Direktor. In diesem Artikel beleuchten wir die einzelnen Positionen und zeigen am Ende anhand eines übersichtlichen Organigramms die beispielhafte Hierarchie innerhalb der Klinik.
Von unten nach oben befassen wir uns mit folgenden Positionen auf dem Karrierepfad innerhalb der Klinikhierarchie:
- Famulus
- PJ-Student
- Assistenzarzt
- Facharzt
- Oberarzt
- Leitender Oberarzt
- Chefarzt
- Ärztlicher Direktor
Wichtig: Es gibt keinen generellen Standard für die Krankenhaus Hierarchie in Deutschland. Hierzulande hat jede Klinik eine individuelle Hierarchie, die das Krankenhaus im Rahmen seiner Geschäftsordnung selbst definieren kann. Die Krankenhäuser legen etwa zum Teil weitere, abweichende Stellenbezeichnungen fest, wie zum Beispiel Geschäftsführender Ärztlicher Direktor, Geschäftsführender Oberarzt oder Funktionsoberarzt. Diese Stellen ersetzen oder ergänzen die in diesem Artikel beschriebenen Positionen.
Überblick: Die Hierarchie in der Klinik zusammengefasst
Ein Krankenhaus (z.B. ein Uniklinikum) besteht aus mehreren Kliniken beziehungsweise Abteilungen. Eine Abteilung kann etwa die Chirurgie, die Radiologie oder die Anästhesie sein. Jede Klinik wird durch einen einzigen Chefarzt geleitet. Ein ärztlicher Direktor ist einer von vielen Chefärzten des Krankenhauses und leitet das gesamte Krankenhaus.
Eine Klinik selbst wiederum kann in mehrere Bereiche aufgeteilt sein. Zum Beispiel kann die chirurgische Klinik in die Allgemeine Chirurgie, die Thoraxchirurgie, die Enddarmchirurgie und weitere Bereiche aufgeteilt sein. Diese werden wiederum von Oberärzten geführt und betreut. In der Regel hat jede Klinik außerdem einen leitenden Oberarzt, welcher der ständige Chefarztvertreter ist.
Für jeden Fachbereich gibt es außerdem Fachärzte. Diese Ärzte haben sich in einem Fachgebiet spezialisiert und decken nach Abschluss dieser Ausbildung genau ein medizinisches Fachgebiet ab. Eine Abteilung hat somit mehrere Fachärzte, die aktiv in der Patientenversorgung tätig sind.
Bevor man Facharzt wird, startet man die Arztkarriere als Assistenzarzt. Ein Assistenzarzt ist man nach Erteilung der Approbation und entscheidet sich an diesem Punkt, welche Facharztausbildung man in einer Klinik bestreiten möchte. Sowohl Facharzt als auch Assistenzarzt können als Stationsarzt tätig sein, das heißt, sie sind für die Betreuung der Patienten auf einer Bettenstation zuständig.
Vor Abschluss des Medizinstudiums durchläuft man zunächst verschiedene Pflichtpraktika. Beginnend mit dem Pflegepraktikum zu Beginn des Studiums, folgen daraufhin mehrere Famulaturen, um erste praktische Erfahrungen sammeln zu können. Abgeschlossen wird das Studium mit dem praktischen Jahr, das in verschiedene Abschnitte in diversen Fachgebieten aufgeteilt ist.
Famulatur: Der Einstieg in die Praxis
„Famulus“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutete in etwa „Gehilfe“. Dieses Praktikum findet im klinischen Abschnitt des Medizinstudiums statt. Insgesamt 120 Tage gilt es in verschiedenen Bereichen abzuleisten. In Frage kommen dafür allerdings nur vorlesungsfreie Zeiträume, sprich die Ferien oder ein Urlaubssemester. Entsprechende Bescheinigungen über abgeleistete Famulaturen sind notwendig, um zum zweiten Staatsexamen (M2) zugelassen zu werden.
Da die Famulatur wie ein ärztliches Praktikum gedacht ist, übt man eigenständig meist keine verantwortungsvollen Aufgaben aus. Vielmehr geht es darum, das erworbene theoretische und praktische Wissen unter ärztlicher Anleitung zu vertiefen. Das Praktikum hat den Zweck, die Studierenden mit der ärztlichen Patientenversorgung in Einrichtungen der ambulanten und stationären Krankenversorgung vertraut zu machen.
Weitere Infos dazu gibt es in unserer Übersicht: Die Famulatur im Medizinstudium
PJ-Student: Wichtige Erfahrungen vor dem Berufsstart
Das Praktische Jahr (PJ) in der Medizin findet im letzten Jahr des Medizinstudiums statt. Voraussetzung ist ein bestandenes zweites Staatsexamen (M2). Dabei unterscheidet sich das PJ sehr stark von den vorangegangenen Studienjahren: Obwohl es sich hierbei immer noch um einen Teil des Studiums handelt, befindet man sich trotzdem nahezu ausschließlich im Krankenhaus im Einsatz. Waren die ersten fünf Jahre vorwiegend von der Theorie geprägt, steht im praktischen Jahr der Umgang mit dem Patienten im Mittelpunkt der Ausbildung.
Alle im Studium erworbenen Kenntnisse werden nun in der Praxis eingesetzt, wodurch entsprechende ärztliche Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt werden. Das Ganze geschieht unter Anleitung und Aufsicht eines leitenden Arztes.
Absolvieren muss man in der Regel drei Tertiale à 16 Wochen an einer Uniklinik oder einem anerkannten Lehrkrankenhaus. Verpflichtende Tertiale sind dabei Innere Medizin und Chirurgie; das dritte darf man sich frei aussuchen.
Neben der persönlichen „Heimatuni“ hat man auch die Möglichkeit, sein PJ in anderen deutschen Krankenhäusern oder sogar im Ausland zu machen.
Es ist nicht selten, dass PJ-Studenten sich erfolgreich in genau den Häusern bewerben, in denen sie eines ihrer PJ-Tertiale abgeleistet haben. Das PJ bietet nämlich eine hervorragende Möglichkeit, bereits einen guten Eindruck zu hinterlassen. Außerdem lernt man so schon mal das Team und seine Arbeitsweise besser kennen, was den Einstieg als Assistenzarzt erleichtert.
Weitere Infos zum PJ findet ihr im Artikel: Das Praktische Jahr in der Medizin
Assistenzarzt: Die Reise beginnt
Nachdem das dritte Staatsexamen nach dem PJ (mündlich-praktisch) erfolgreich gemeistert wurde, kann der Start in das Berufsleben als Arzt beginnen. Mit abgeschlossenem Medizinstudium und gültiger Approbation können sich die aufstrebenden Mediziner als Assistenzärzte auf eine medizinische Fachrichtung festlegen und sich in entsprechenden Kliniken auf eine solche Stelle bewerben.
Die Assistenzarzt-Ausbildung dauert je nach Fachrichtung fünf bis sechs Jahre. In den ersten Berufsjahren hat man meist sehr viel Patientenkontakt, beispielsweise in Form von Aufnahmegesprächen, Untersuchungen und Behandlungen. Operationen dürfen in der Regel zunächst nur unter Aufsicht durchgeführt werden.
Der Abschluss der Assistenzarztzeit erfolgt mit der Facharztprüfung in dem entsprechend gewählten medizinischen Fachbereich.
Alles zum Thema Facharztausbildung gibt es hier: Die Facharztausbildung
Facharzt: Der Spezialist auf seinem Gebiet
Hat man alle Anforderungen des Ausbildungskataloges erfüllt und fleißig alle Logbuch-Punkte abgehakt, steht noch die Facharztprüfung bevor. Ist auch diese bestanden, hat man den nächsten Schritt in der Klinik Hierarchie geschafft: Man ist nun Facharzt. Dieser Titel wird einem von der jeweiligen Landesärztekammer verliehen und befähigt zur selbstständigen Berufsausübung (auch mit eigener Praxis).
Darüber hinaus stellt der Facharzttitel auch den Grundstein für die weiteren Arztpositionen im Krankenhaus dar.
Ein Facharzt ist durch die Weiterbildung ein Spezialist auf seinem Gebiet. Jede Abteilung in einer Klinik hat daher mehrere Fachärzte, um eine umfassende Patientenversorgung gewährleisten zu können.
Zu den Aufgaben gehört demnach die eigenständige Patientenversorgung in dem gewählten Fachbereich. Teilweise übernehmen Fachärzte auch schon die Leitung einer gesamten Station.
Alles Weitere zu dieser Position gibt es in diesem Artikel: Berufsbild Facharzt
Oberarzt: Facharzt mit Führungsaufgaben
Jeder Oberarzt ist ein ausgebildeter Facharzt, der gleichzeitig leitende Funktionen in seinem Fachbereich ausübt. Um zu dieser Hierarchiestufe zu gelangen, sind neben der Facharztausbildung auch mehrere Jahre berufliche Erfahrung notwendig. Grob kann man acht bis zwölf Jahre Berufserfahrung veranschlagen.
An Unikliniken sind die Hürden oftmals noch höher gesteckt: In diesen Häusern wird teilweise sogar eine abgeschlossene Habilitation gefordert, um eine Stelle als Oberarzt zu bekommen.
Prinzipiell kann jeder Facharzt nach einigen Jahren Berufserfahrung ein Oberarzt werden. In kleinen Krankenhäusern ist dieser Karriereschritt jedoch meist etwas einfacher zu realisieren.
Zu den Aufgaben der Oberärzte gehören Visiten, Durchführung von komplexen Behandlungen und Operationen, Ausbildung und Führung von Assistenz- und Fachärzten sowie die medizinische Verantwortung für Teil- und Funktionsbereiche der Klinik.
Alle detaillierten Aufgaben und Funktionen findet ihr im Oberarzt-Artikel: Oberarzt: Alle Infos zu Aufgaben, Beruf, Karriere und Jobs
Der leitende Oberarzt: Zwischen Chefarzt und Oberarzt
Leitende Oberärzte sind Oberärzte, die mit der ständigen Vertretung des Chefarztes beauftragt wurden. Das bedeutet im Klartext: Ist der Chef nicht da, ist der leitende Oberarzt dazu in der Lage, alle seine Aufgaben zu übernehmen.
Als leitender Oberarzt ist man somit für eine Fachabteilung beziehungsweise einen Teilbereich einer Klinik verantwortlich. Pro Abteilung gibt es jedoch (im Gegensatz zur „normalen“ Oberarzt-Position) nur einen einzigen leitenden Oberarzt.
Abseits der chefärztlichen Tätigkeiten bei dessen Abwesenheit decken sich die Aufgaben als leitender Oberarzt überwiegend mit denen eines Oberarztes.
Wer mehr über die Position des leitenden Oberarztes erfahren möchte, findet alles im zugehörigen Artikel: Leitender Oberarzt – Definition, Funktion und Gehalt
Der Chefarzt: Das Zentrum der Kompetenz
Der Chefarzt ist der Häuptling unter den Ärzten eines spezifischen Fachbereiches. Pro Krankenhaus gibt es zwar mehrere Chefärzte, allerdings immer nur einen pro Abteilung. Der Chefarzt übernimmt dementsprechend die Leitung dieser Fachrichtung.
Notwendig für diese hohe Position ist auf jeden Fall langjährige Berufserfahrung als Oberarzt. Doch damit nicht genug: Management-Kompetenzen sind als Chefarzt unentbehrlich, denn bis zu drei Viertel seiner Arbeitszeit verbringt der Chefarzt mit Management-Tätigkeiten. Die medizinischen Aufgaben werden also auf ein Minimum reduziert.
Des Weiteren ist der Chefarzt auch für die gesamte Patientenversorgung seiner Abteilung sowie für das dort arbeitende Personal verantwortlich. Somit ist er Manager, Führungskraft und fachlicher Leiter und daher das Zentrum der Kompetenz in seinem Fachbereich.
Betrachtet man nun die erforderlichen Fähigkeiten eines Chefarztes als Ganzes, so könne vor allem Weiterbildungen auf den Gebieten Betriebswirtschaft, Management und Personalverwaltung die persönlichen Chancen auf eine Chefarzt-Stelle erhöhen.
Weitere Infos zu dieser Position gibt es hier: Chefarzt – Alle Infos zu Aufgaben, Beruf und Karriere
Der ärztliche Direktor steht an der Spitze
Einer der Chefärzte einer Klinik kann den Posten als ärztlicher Direktor einnehmen. Der Fachbereich spielt dabei keine Rolle. Oftmals erfolgt die Auswahl dieses Amtes durch eine hausinterne Wahl.
Der ärztliche Direktor leitet ein gesamtes Krankenhaus. In dieser Position fallen jegliche medizinischen Aufgaben weg, denn nun dreht sich alles um Management, Personalführung, Lehrkonzept und Wirtschaftlichkeit. Fast schon zu viel für eine einzige Person, vor allem wenn man bedenkt, dass manche deutsche Krankenhäuser mehrere tausend Betten haben.
Aus diesem Grund hat der ärztliche Direktor oftmals Hilfe an seiner Seite und die mit der Führung des Krankenhauses einhergehenden Aufgaben werden auf zwei oder sogar drei Positionen aufgeteilt. In der Praxis arbeitet man als ärztlicher Direktor meist mit einem Geschäftsführer zusammen, der überwiegend die kaufmännischen und ökonomischen Angelegenheiten regelt. Außerdem ist häufig auch eine leitende Pflegefachkraft mit von der Partie, um entsprechend diesen Part des Managements abzudecken.
Ausführliche Informationen zum diesem verantwortungsvollen Berufsbild gibt es hier: Ärztlicher Direktor – Position, Aufgaben, Chancen
Das Organigramm zur Klinikhierarchie
Anbei zeigen wir in einem Beispiel-Organigramm simpel auf, wie die Hierarchie-Ebenen in einer Klinik unter Ärzten aufgeteilt sein können. Dazu führen wir auf, welche Stellen es häufiger oder nur einmal gibt und wie sich die Gehaltspyramide unter den Positionen (Durchschnittsgehälter) aufteilen:
Die Gehaltstabelle findet ihr ebenfalls in unserem Artikel: Arzt Gehalt – Wie viel verdienen Ärzte?
Häufige Fragen
- Welche Hierarchie gibt es im Krankenhaus?
- Wie wird man Facharzt?
- Wie wird man Oberarzt?
- Wie wird man Leitender Oberarzt?
- Wie wird man Chefarzt?
- Wie wird man ärztlicher Direktor?