Der Planet der Affen endlich wie in echt
Gelohnt hat es sich. Den Planet der Affen als solchen so real wirkend zu erleben, ist ein wesentlicher Grund, diesen Film anzusehen. Dieses Gefühl haben die direkten Vorgänger mit ihren sehr eingeschränkten, wenigen Locations noch nicht hinbekommen. Im positiven Sinne erinnert das mit all den vielen, nahtlos ins Bild eingefügten Computerfiguren von Wētā an Schauwerte, wie wir sie sonst fast nur aus James Camerons Avatar kennen. Dass die Affen in New Kingdom auch den naturverbundenen Weg der Na'vi eingeschlagen haben, mit ihren Holzhütten in Baumwipfeln und Ritualen, bei denen sie Vögel zähmen, trägt gestalterisch sein Übriges zu diesem Vergleich bei.
Kurz vor Sichtung des neuen Teils haben wir uns alle Planet-der-Affen-Filme noch einmal angesehen und waren zum einen wirklich überrascht davon, wie gut die Teile Revolution und Survival auch nach knapp zehn beziehungsweise sieben Jahren immer noch aussehen. Zum anderen waren wir aber auch etwas verwundert darüber, einen Tag später im Kino von den digitalen Figuren aus New Kingdom nicht mehr genauso beeindruckt worden zu sein. Zumal es in begleitenden Behind-the-Scenes-Videos ja heißt, die Technik habe sich seit dem letzten Film stetig weiterentwickelt. Hat da bei uns etwa nur der Gewöhnungseffekt eingesetzt?
Als läge ein wenig Weichzeichner auf den Affenkörpern
Wir denken eher, die beiden direkten Vorgänger von Regisseur Matt Reeves (Cloverfield, The Batman) haben stilistisch manches anders gemacht, hatten eine eindrücklichere, dramatischere Bildsprache, von der die Effektarbeit entsprechend profitiert hat. Besonders in düstereren Szenerien, auch mal bei Regen, bei Nacht, hat eine effektiv gesetzte Beleuchtung beispielsweise den grimmig-kriegsmüden Blick von Andy Serkis auf Caesars Gesicht erinnerungswürdig plastisch und lebensecht gezeichnet, wie wir das vergleichbar in New Kingdom nie zu sehen kriegen. Details wie Schnee oder Staub im Fell waren in beiden der vergangenen Filme immer klar erkennbar. Bei New Kingdom wirkt es oft so, als läge ein wenig Weichzeichner auf den Affenkörpern, als wäre das Bild auf dem feineren Detail-Level nicht mehr so rundum glasklar wie zuvor gewohnt. Lange und intensive Close-Ups der Affengesichter sind außerdem seltener geworden.
Für die Größe seiner Sets, die Weite seiner neuen Welt, die ein oder andere rasante Kamerafahrt über episch angelegte Szenerien, hat Planet der Affen etwas von seinem Fokus auf, damit auch ein wenig Begeisterung für, seine lebensnah gestalteten CGI-Affen geopfert. Dass sich die intelligent gewordenen Tiere abermals glaubwürdig bewegen, überzeugende Mimik haben, wir New Kingdom sogar weniger wie einen reinen Animationsfilm wahrnehmen als das bei Avatar mit seinen blauen Riesenmenschen definitiv der Fall ist, zeugt dennoch erneut von erstklassiger Arbeit aller beteiligten Effektstudios.
Momente, in denen echte Schauspieler mit den am Computer generierten Figuren auf komplexe Weise interagieren, belegen, wie ausgereift heutige Performance-Capture-Technik ist, bei der Ausdruck und Bewegungen realer Menschen fast verlustfrei vom Set auf die CGI-Protagonisten im Computer übertragen werden. All das ist nicht neu, längst auch in Videospielen angekommen, aber auf solch hohem Niveau wie hier immer sehenswert.
Obwohl New Kingdom kein Explosionsfeuerwerk ist, wir ihn keineswegs als Actionfilm bezeichnen würden, kommen VFX-affine Kinobesucher im neuen Planet der Affen viel mehr auf ihre Kosten als zuletzt bei generisch-mittelmäßig, manchmal sogar schlecht aussehendem Hollywood-Durchschnitt wie Godzilla vs. Kong, The Marvels oder The Flash. Auch daran haben wir keinen Zweifel.
''Affen. Zusammen. Stark.'' | Affen wie aus König der Löwen |
*g
Nova!
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