Bastille

Bastille-Viertel, zwischen revolutionärer Geschichte und Moderne

Zu den angesagtesten Stadtvierteln von Paris zählt das Quartier de la Bastille, das seinen Namen dem berühmt-berüchtigten Gefängnis verdankt, dessen Erstürmung am 14. Juli 1789 den Beginn der Französischen Revolution symbolisiert. Inzwischen ist das Gefängnis längst abgerissen. An die Bastille-Festung erinnert heute nur noch der Place de la Bastille. Spätestens mit dem Bau der hypermodernen Opéra Bastille zog die Moderne in das Bastille-Viertel ein.

Tagsüber geht es in den Straßen rund um den Place de la Bastille geschäftig zu. Durch die vielen gemütlichen Cafés und Restaurants findet man hier aber auch das entspannte, gemütliche Paris. Urlauber spazieren durch das grüne Pflanzenparadies des Coulée verte-Parkwanderwegs und halten auf dem Marché d‘Aligre nach regionalen Köstlichkeiten Ausschau. Überall locken Geschäfte zu einem Stadtbummel.

Nachts erwacht das Bastille-Viertel zu neuem Leben. Dann strömen Studenten, Einheimische und Touristen zu den vielen trendigen Bars, Konzerthäusern und Diskotheken. Besonders erfreulich sind die für Pariser Verhältnisse moderaten Preise im Bastille-Viertel, die sich auch Studenten beim Feiern noch leisten können.

In unserem Artikel erinnern wir an die historische Bedeutung der Bastille. Vor allem aber stellen wir Ihnen das moderne Bastille-Viertel mit seinen Sehenswürdigkeiten und empfehlenswerten Aktivitäten vor.

Sehenswertes und Aktivitäten im Bastille-Viertel

Place de la Bastille mit der Colonne de Juillet

Der zentrale Platz im Bastille-Viertel ist der Place de la Bastille. Er verdankt seinen Namen dem Gefängnis, das dort früher stand. Am 14. Juli 1789 befreite sich das französische Volk von der Unterdrückung und Willkür des Königs und stürmte die Bastille, die in Folge dessen zerstört wurde. Dabei verloren viele Menschen ihr Leben. Der französische Nationalfeiertag am 14. Juli erinnert an die Erstürmung der Bastille.

Anstelle der Gefängnisfestung gibt es heute auf dem Place de la Bastille einen großen Kreisverkehr, in dessen Mitte sich eine beeindruckende Bronzestatue, die „Colonne de Juillet“, befindet. Sie hat eine Höhe von fast 60 Metern und ist weithin sichtbar. Die Freiheitsstatue erinnert an die Julirevolution von 1830. Oben auf der Säule balanciert der „Geist der Freiheit“ (französisch Le Génie de la Liberté) in Form eines vergoldeten Engels auf einem Bein. Der Geist der Freiheit hält die Fackel der Freiheit und zeigt die zerrissene Kette der Tyrannei.

Am 29. Juli 1840 wurden die Überreste der Gefallenen nach einem Gedenkgottesdienst in St-Germain-l’Auxerrois zum Place de la Bastille gebracht und unter der Julisäule beigesetzt. Die Säule wurde 1848 als Denkmal auch für die Februarrevolution geweiht. Die Gräber in den Gewölben unter der Freiheitssäule sind öffentlich zugänglich.

Adresse: Pl. de la Bastille, 75004 Paris, Frankreich

Bastille - Colonne de Juillet
Auf der Colonne de Juillet balanciert der „Geist der Freiheit“ und erinnert an die Julirevolution von 1830.

Opéra Bastille

Ebenfalls am Place de la Bastille steht die Opéra Bastille, ein Gebäude, das durch seine eigenwillige Form und Architektur aus Glas und Aluminium für Aufsehen sorgt. Die Oper wurde im Juli 1989 eröffnet und passt optisch nicht zu den alten Bauwerken und Fassaden, die sonst am Platz zu finden sind. Trotzdem zählt sie zu den architektonischen Meisterleistungen.

Für die Opéra-Bastille sollten Sie Karten vorbestellen. Sie können die Tickets online reservieren oder telefonisch buchen. Um mit der Metro anzureisen, benutzen Sie die Linien 1, 5 und 8. Steigen Sie einfach an der Station „Bastille“ aus.

Adresse: Pl. de la Bastille, 75012 Paris, Frankreich

Bastille - Opéra Bastille
Die Opéra Bastille sorgt durch ihre eigenwillige Form und Architektur aus Glas und Aluminium für Aufsehen.

Kunstzentrum Atelier des Lumières

Im digitalen Kunstzentrum Atelier des Lumières können Sie in die fantastischen Welten berühmter Künstler eintauchen. Die Projektionen bekannter Kunstwerke erstrecken sich über Wände und Böden und schaffen mit passender Musik ein einzigartiges audiovisuelles Erlebnis. Weitere Informationen auf atelier-lumieres.com.

Adresse: 38 Rue Saint-Maur, 75011 Paris, Frankreich

Parkwanderweg Coulée Verte René-Dumont

Die Coulée Verte René-Dumont, auch bekannt als Promenade Plantée, ist ein erhöhter Parkwanderweg, der auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke errichtet wurde. Die Strecke mit vielen liebevoll arrangierten Pflanzen bietet grüne Oasen, Blumenbeete, Bänke und schöne Ausblicke auf das Viertel.

Adresse: 1 Coulee verte Rene-Dumont, 75012 Paris, Frankreich

Marché Bastille

Der Marché Bastille ist ein beliebter Wochenmarkt, der jeden Donnerstag und Sonntag stattfindet. Hier finden Sie frische Lebensmittel, lokale Produkte, Kleidung und Kunsthandwerk von Händlern aus der Region.

Adresse: Boulevard Richard Lenoir, 75011 Paris, Frankreich

Port de l’Arsenal de la Bastille

Wie wäre es mit einem Bummel zum Port de l’Arsenal? Der malerische Jachthafen liegt nahe am Place de la Bastille und verbindet die Seine mit dem Canal Saint-Martin. Er bietet Bootsliegeplätze, Grünflächen und Restaurants in einer entspannten Atmosphäre.

Adresse: 50 Boulevard de la Bastille, 75012 Paris, Frankreich

Rashomon Escape

Oder doch lieber kribbelnde Unterhaltung? Im Rashomon Escape erwartet Sie ein spannendes Escape-Room-Erlebnis im Viertel. Hier können Sie Ihre Fähigkeiten zur Problemlösung und Teamarbeit in einer Vielzahl von herausfordernden Rätseln und Szenarien testen.

Adresse: 13 Rue de la Roquette, 75011 Paris, Frankreich

Bastille - Stadtpanorama
Nachts erwacht das Bastille-Viertel zu neuem Leben.

Nachtleben

Besonders die Straßen Rue de la Roquette, Rue Oberkampf, Rue de Lappe und Rue de Charonne sind bekannt für ihre lebendige Atmosphäre. Dort gibt es eine große Auswahl an trendigen Bars, Clubs, Diskotheken und Restaurants, die bei Einheimischen und Touristen gleichermaßen beliebt sind.

BAM Karaoke Box Parmentier

Unser Tipp: die BAM Karaoke Box Parmentier. Die Cocktailbar ist ein beliebter Treffpunkt für Karaoke-Fans. Hier herrscht immer gute Stimmung. Noch dazu gibt es leckere Cocktails.

Adresse: 40 Av. de la République, 75011 Paris, Frankreich

Les Petites Flèches

Eine sehr empfehlenswerte Adresse ist auch das Les Petites Flèches, das mit Dart-Spiel-Unterhaltung lockt. Getränke und Fingerfood runden den spannenden und lustigen Abend ab.

Adresse: 49 Rue Jean-Pierre Timbaud, 75011 Paris, Frankreich

Bataclan

Das Bataclan ist ein historischer Veranstaltungsort für Live-Musik und kulturelle Veranstaltungen. Die Konzerthalle ist vermutlich allen Besuchern als Schauplatz des tragischen Terroranschlags am 13. November 2015 im Gedächtnis, bei dem viele Unschuldige sinnlos ihr Leben verloren.

Das Bataclan wurde inzwischen grundlegend saniert, renoviert und neu eröffnet. Es symbolisiert auf seine Weise, dass terroristische Extremisten nicht siegen dürfen, selbst wenn es „nur“ um Kultur geht. Heute ist es wieder ein wichtiger Ort für Musikliebhaber.

Adresse: 50 Boulevard Voltaire, 75011 Paris, Frankreich

Im Viertel Saint-Ambroise können Sie die Bar Les Pirates besuchen oder bei Bar la Planète Mars Livemusik in einer Bluesbar genießen. Die Pili Pili-Bar in der Rue Jean-Pierre Timbaud und Monsieur Antoine in der Ave Parmentier sind weitere beliebte Bars, um einen entspannten Abend in geselliger Atmosphäre zu verbringen.

Geschichte der Bastille-Festung

Von der Stadtbefestigung zur Festung

Ursprünglich war die Bastille eine kleine Stadttorburg mit zwei Türmen, die zwischen 1356 und 1358 erbaut wurde. Sie erwies sich im Hundertjährigen Krieg als wenig widerstandsfähig und wurde mehrmals eingenommen. Daher beschloss König Karl V. im Jahr 1367, sie zur Festung mit eigener Garnison zu erweitern. Sie sollte die Porte Saint-Antoine und die östlichen Stadtmauern von Paris vor allem vor den umherziehenden englischen Truppen schützen. Außerdem erhoffte sich der König im Falle einer Revolte des Pariser Volkes dadurch Sicherheit für sich und seine Getreuen.

Der Bau begann 1370 unter der Leitung des Pariser Propstes Hugues Aubriot und dauerte bis 1383. Zunächst gab es vier Türme, die später um vier weitere Türme ergänzt wurden. Die Bastille war 66 Meter lang, 34 Meter breit und 24 Meter hoch, umgeben von einem 25 Meter breiten und 8 Meter tiefen Wassergraben, der von der Seine gespeist wurde.

Staatsgefängnis und Schatzkammer

Zuerst nutzte Ludwig XI. die Bastille gelegentlich als Gefängnis. Doch schließlich war es Kardinal de Richelieu, der sie in ein Staatsgefängnis umwandelte. Unter Ludwig XIII. und seinen Nachfolgern wurden rund 80 Zellen genutzt. Ein Gouverneur, dessen Posten übrigens käuflich war, betrieb das gepachtete Gefängnis wie ein kommerzielles Unternehmen. Das versprach viel Profit, vor allem, wenn man an den ärmeren Insassen sparte.

In der Bastille saßen oft auch Leute ohne anständiges Gerichtsverfahren ein, indem sie per Lettres de Cachet, also durch schriftliche Anordnung des König oder seiner Minister, inhaftiert wurden.

Vor allem der Stand und das Vermögen des Insassen bestimmten, wie sich das Gefangenenleben gestaltete. Die Bastille galt als sehr schonendes Gefängnis für hochrangige Adelige und Bürger, die in den 42 besser ausgestatteten Zellen untergebracht waren. Die Zellen ähnelten eher größeren Zimmern und waren mit Möbeln und Kamin ausgestattet. Es gab ordentliches Essen und wenn die Dienerschaft bereit war, das Gefangenenleben ihres Herren zu teilen, durften sogar ein Diener mitgebracht werden.

Solche hochrangigen Gefangenen des Königs hatten während ihrer Haft auch die Möglichkeit, sich mit der Außenwelt auszutauschen, Besucher zu empfangen und sich innerhalb der Festung vergleichsweise frei zu bewegen. Zu den bekannteren Gefangenen gehörten Voltaire, die Herzogin von Berry und der Marquis de Sade. Ludwig von Luxemburg und Jacques d’Armagnac, Herzog von Nemours und Graf von La Marche, wurden dort sogar enthauptet.

Ganz anders als den Adligen erging es Insassen aus den niederen Schichten, die auf Zuwendungen des Königs, das sogenannte „Königsbrot“, Almosen oder Unterstützung der Verwandtschaft angewiesen waren. Für sie stand meist schnell kein Geld zur Verfügung. Sie fristeten dann unter menschenunwürdigen Bedingungen im Keller ein jämmerliches Dasein, wurden oft angekettet und schliefen auf Strohmatratzen, deren Stroh monatlich gewechselt wurde.

Das Gefängnis hatte sechs Kerker, darunter einen als Folterraum genutzten, der sechs Meter tief lag und widerspenstige Gefangene brechen sollte.

Bastille
Das Gemälde „Prise de la Bastille“ (1789) von Jean-Pierre-Louis-Laurent Houel zeigt den Sturm auf die Bastille während der Französischen Revolution.

Symbol der Französischen Revolution

Schon vor dem Sturm auf die Bastille fanden wichtige Ereignisse der Französischen Revolution statt: die Versammlung der Generalstände am 5. Mai, der Ballhausschwur des Drittens Standes am 20. Juni und die Einsetzung der Nationalversammlung am 9. Juli. Nach Finanzminister Jacques Neckers Entlassung am 12. Juli fürchteten die Menschen einen Rückschritt in diesem Prozess und begannen sich zu bewaffnen.

Am 14. Juli 1789 stürmten Pariser Bürger, hauptsächlich aus dem Faubourg Saint-Antoine, die Bastille, um Pulver und Munition zu holen. Die Festung symbolisierte königliche Willkür und wurde von über hundert Soldaten verteidigt. Mehrere Verhandlungen der Revolutionäre mit Gouverneur Bernard-René Jourdan de Launay scheiterten. Er ließ schließlich das Feuer eröffnen und wurde nach der Eroberung gelyncht. Der Sturm auf die Bastille kostete über 90 Menschen das Leben.

Bereits am 16. Juli 1789 begann der Abriss des unter den einfachen Menschen verhassten Gefängnisses unter der Leitung von Pierre-François Palloy. Der Abriss dauerte bis Oktober 1790 und es blieb nur ein kleiner Mauerrest übrig, der später auch noch fast vollständig entfernt wurde.

Obwohl die sieben befreiten Gefangenen und der militärische Sieg unbedeutend waren, wurde der Sturm auf die Bastille durch die Revolutionäre zum symbolischen Ereignis im Kampf gegen die Despotie.

Heute wird der 14. Juli als Nationalfeiertag in Ehren gehalten. Einige Mauerreste des Gefängnisses können noch an der Metrostation gesehen werden.

Sehenswürdigkeiten in der Nähe

In der Nähe des Bastille-Viertels in Paris gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten, die zum Teil fußläufig erreichbar sind:

  • Place des Vosges: Dieser historische Platz, der als einer der schönsten Plätze in Paris gilt, ist von symmetrischen Arkaden und prächtigen Gebäuden umgeben und liegt im Marais-Viertel, das an das Bastille-Viertel angrenzt.
  • Le Marais: Dieses historische Viertel ist bekannt für seine engen Gassen, gut erhaltenen Fachwerkhäuser und trendigen Boutiquen, Cafés und Restaurants. Hier finden Sie auch das Musée Picasso und das Musée Carnavalet.
  • Notre-Dame de Paris: Die berühmte Kathedrale Notre-Dame liegt etwa 2 Kilometer westlich des Bastille-Viertels und ist ein beeindruckendes Beispiel für gotische Architektur.
  • Hôtel de Ville: Das Pariser Rathaus, ein beeindruckendes Gebäude im Renaissancestil, liegt etwa 1,5 Kilometer nordwestlich.
  • Île Saint-Louis: Diese malerische Insel in der Seine liegt südwestlich des Viertels und ist bekannt für ihre gut erhaltenen Herrenhäuser aus dem 17. Jahrhundert, charmanten Straßen und die berühmte Eisdiele Berthillon.
  • Canal Saint-Martin: Dieser malerische Kanal liegt nördlich des Bastille-Viertels und ist ein beliebter Ort zum Flanieren, Picknicken und Bootfahren.

Stadtplan mit Bastille

Unser Tipp

Wenn Sie Paris besuchen, ziehen Sie unbedingt auch das Bastille-Viertel mit Gemütlichkeit und marktgerechten Preisen für Ihren Aufenthalt in Erwägung. Der lebendige Stadtteil im Osten von Paris ist bekannt für seine Geschichte zu Zeiten der Französischen Revolution und lockt heute mit vielen Sehenswürdigkeiten, Freizeitangeboten sowie trendigen Bars, Clubs und Restaurants.

 

 

 

 

 

Urheberrechte Fotos:

Bastilleviertel, Guillaume FlamentEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons
Geist der Freiheit auf der
Colonne de Juillet, SatyaPrem, Pixabay
Opéra Bastille, Arthur WeidmannEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons
Bastille-Viertel  am Abend, pierre9x6, Pixabay
„Prise de la Bastille“ (1789) von Jean-Pierre-Louis-Laurent Houel, Jean-Pierre Houël Bibliothèque nationale de France, Public Domain, Wikimedia Commons