Ein kleines bisschen Glück
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Ein kleines bisschen Glück

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Im klassischen schwarzen Frack stehen die Sänger der »Real Comedian Harmonists« auf der Bühne und erinnern musikalisch und optisch an die vielleicht erste »Boygroup« der Welt. Ihre Stimmen sind so eingänglich, dass sie in der Stadthalle ohne Tontechnik auskommen. © Loni Schuchardt

Friedberg (har). Sie werden oft als die »erste Boygroup der Welt« bezeichnet, obwohl es diesen Begriff Ende der 1920er Jahre noch gar nicht gab: Gemeint sind die »Comedian Harmonists«, die mit ihrem fünfstimmigen Gesang und Klavierbegleitung für Begeisterung sorgten.

Mit ihrem Programm »Ein kleines bisschen Glück« erinnern die »Real Comedian Harmonists« an die Gesangsgruppe, die von 1927 bis zu ihrer Zwangsauflösung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1935 die Massen nicht nur in Deutschland faszinierte.

Am Donnerstagabend gastierte das Sextett auf Einladung der Volksbühne Friedberg in der sehr gut besetzten Stadthalle. Klassisch im schwarzen Frack kamen die fünf Sänger sowie Pianist Florian Fries auf die - vom Piano abgesehen - leere Bühne, um diese in den folgenden 100 Minuten mit ihrer unglaublichen Bühnenpräsenz zu füllen.

Schon der Auftakt mit dem zur Jahreszeit bestens passenden Comedian-Harmonists-Klassiker »Veronika, der Lenz ist da« war so recht nach dem Geschmack des begeisterten Publikums.

Dieses wurde im Verlauf des Abends nicht nur mit perfektem fünfstimmigen Gesang verzaubert, sondern erfuhr auch viel über die Geschichte der Harmonists und deren Mitglieder, ebenso wie über die Ursprünge der aktuellen Show, die ganz ohne Tontechnik auskommt. Es war dies eine Produktion der Stuttgarter Schauspielbühnen Ende 2019, die in über 50 ausverkauften Vorstellungen gefeiert wurde, wie Pianist Florian Fries, der als Moderator mit viel Humor durch den Abend führte, erläuterte. Nun ist die Gruppe endlich auf Tournee - was die Corona-Pandemie zunächst verhindert hatte.

Die Geschichte der »Harmonists«

Auch in der Stadthalle begeisterte das Quintett mit ihrem Gesang, das dem Original schon sehr nahekommt. »Wir singen und spielen die Originalarrangements mit ähnlichen Stimmfarben«, erklärte Fries, der in die Rolle des Harmonists-Stammpianisten Erwin Bootz geschlüpft war.

Initiator der Harmonists war der gerade volljährig gewordene Berliner Harry Frommermann, der im Dezember 1927 per Anzeige Mitstreiter suchte, um ein Gesangsgruppe ähnlich der US-Band »The Revelers« zu gründen. Deren Song »Dina« gehört denn auch zum Programm in der aktuellen Show, in der alle fünf Sänger überzeugten, so wie der gebürtige Ungar Lénárd Kókai als 3. Tenor Harry Frommermann. Als 1. Tenor Ari Leschnikoff überzeugte der Kölner Tobias Rusniak ebenso wie der Luxemburger Loic Schlentz in der Rolle des 2. Tenors Erich A. Collin.

Zu den drei Tenören kommt Bariton Michael Rapke aus Köln, der Roman Cycowski verkörpert. Und dann ist da noch Bassist Tobias Hagge aus Berlin als Robert Biberti. Das Gesangsquartett überrascht nicht nur mit dem zu einer Einheit verschmolzenen Gesang der Comedian Harmonists, sondern auch mit einer Choreografie voller Humor und sehr viel Spaß.

So werden die fünf schon mal zu »Instrumentalisten« in einer »Swing Band« oder zu einem »Streichquartett«, das sogar ein Stück von Brahms interpretierte. Was die Sänger alles mit ihren Stimmen anstellen, überrascht, fasziniert und begeistert die Konzertgäste ein ums andere Mal.

Kein Klassiker der Comedian Harmonists fehlt an diesem außergewöhnlichen Konzertabend, so wie »das Lied von der stacheligen Zimmerpflanze«, wie Fries den Hit »Mein kleiner grüner Kaktus« zum Ende des ersten Programmteils ankündigt.

Voller Humor und mit viel Spaß

Den zelebrieren die Fünf ebenso wie beispielsweise »Ein Freund, ein guter Freund« oder »Schöne Isabella« Mit der »instrumental gespielten« Ouvertüre« aus der Oper »Der Barbier von Sevilla« beginnen die fünf den zweiten Programmteil gleich mit einem weiteren umjubelten Glanzlicht.

Im Laufe des Abends begeistert jeder der Fünf mit einem Soloauftritt, während Fries den weiteren Lebensweg der Harmonists-Mitglieder nach dem erzwungenen Ende der Gruppe - drei Sänger erhielten wegen ihrer jüdischen Wurzeln Berufsverbot - aufzeigte.

Mit »Irgendwo auf der Welt gibt’s ein kleines bisschen Glück« - dem letzten live gesungenen Lied der Harmonists - wurde denn auch das Ende des Programms eingeläutet.

Es folgten Jubelstürme des Publikums, die zu mehreren Zugaben führten - mit »Wochenend’ und Sonnenschein« zum Abschluss eines wunderschönen außergewöhnlichen Konzertabends.

»Ich geh’ jetzt beschwingt und mit einem bisschen Glück ins Wochenende«, meinte eine Besucherin. Da war sie sicher nicht die Einzige.

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Der Däne Florian Fries führt durch das Programm. © Loni Schuchardt

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