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Ausland Fico-Attentäter

„Er muss verrückt geworden sein“, sagt ein langjähriger Bekannter

Die Slowakei rückt nach Schüssen auf Robert Fico zusammen – trotz seiner Politik

Nach einer Kabinettssitzung hat ein Mann mehrfach auf Ministerpräsident Robert Fico geschossen. Nach Angaben seines Stellvertreters sei er außer Lebensgefahr. Medien berichten, Fico solle wieder bei Bewusstsein sein. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

Quelle: WELT TV

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Ein Nachbar beschreibt den 71-jährigen Fico-Attentäter als Rentner, der gerne mit seiner Frau in der Natur spazieren gegangen sei. Er soll als Wachmann in einem Einkaufszentrum gearbeitet haben und laut seines Sohns legal eine Waffe besitzen.

Ein „guter Nachbar“, ein Hobbyschriftsteller, ein wütender Bürger. Der Mann, der versucht hat, den slowakischen Regierungschef Robert Fico zu ermorden, hat viele Gesichter. Doch auf eine derartige Gewaltbereitschaft schien nichts hinzudeuten. „Er muss verrückt geworden sein“, sagt Ludovit Mile, ein langjähriger Bekannter.

Juraj Cintula, wie der mutmaßliche Täter laut lokalen Medien heißt, stammt aus Levice, einer 30.000-Einwohner-Stadt im Zentrum des Landes. Passanten werfen einen Blick hoch zu seiner Wohnung im 7. Stock eines Apartmentblocks an einer der Hauptstraßen. Er kenne Cintula seit 1983, erzählt Mile und beschreibt den 71-Jährigen als „freundlichen, hilfsbereiten Nachbarn“. Zuletzt habe er am Montag mit ihm gesprochen – zwei Tage vor den lebensgefährlichen Schüssen auf Fico im 80 Kilometer entfernten Handlova.

„Wir haben alle unsere politischen Ansichten, aber er hat seine nie mit Nachdruck verkündet“, versichert Mile, räumt aber ein, dass sein Nachbar „einige Maßnahmen der Regierung“ des nationalistischen Populisten Fico abgelehnt habe. Insgesamt hätten sie jedoch „sehr wenig über Politik“ gesprochen.

Einen „politisch motivierten“ Mordversuch, wie die Polizei es Cintula vorwirft, hält der 68-jährige Mile für ausgeschlossen. „Nein, nein, das ist unmöglich“, beharrt der Nachbar und beschreibt das friedliche Leben eines Rentners, Vater zweier erwachsener Kinder, der gerne mit seiner Frau in der Natur spazieren gegangen sei.

Mutmaßlicher Attentäter gründete politische Bewegung „gegen Gewalt“

Sein Vater habe legal eine Waffe besessen, sagte Cintulas Sohn dem Nachrichtenportal aktuality.sk. Früher arbeitete Cintula laut Mile als Wachmann in einem Einkaufszentrum in Levice – bis er wegen gesundheitlicher Probleme aufhören musste.

Slowakische Medien gruben einen TV-Bericht von 2016 aus. Darin erzählt Cintula vom Angriff eines wütenden Kunden. Die Aufnahmen zeigen einen schlanken Mann mit grauem Kinnbart, Gesicht und Arme mit blauen Flecken übersät.

Kurze Zeit später verkündete Cintula in einem YouTube-Video, er habe eine politische Bewegung „gegen Gewalt“ gegründet. „Die Welt ist voll von Gewalt und Waffen. Die Menschen scheinen verrückt zu werden“, sagt er darin. „Unser Ziel ist es, die Menschen zu vereinen, den Frieden zu bewahren und die Demokratie wiederherzustellen. Die Migranten strömen nach Europa, Hass und Extremismus sind allgegenwärtig. Aber das Schlimmste ist, dass die europäischen Regierungen keine Alternative zu diesem Chaos haben.“

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Die Bewegung hat eine Facebook-Seite mit 191 Followern. Eine der letzten Veröffentlichungen stammt aus dem April 2022, ein Video von einer von Russen organisierten Demonstration in Bratislava gegen den Krieg in der Ukraine.

Foto zeigt Cintula mit Anhängern prorussischer Vereinigung

„Er sprach nicht über den Konflikt“, sagt sein Nachbar Mile. Auch die Leidenschaft des Rentners fürs Schreiben war kein großes Thema zwischen den beiden Männern. 2005 war Cintula einer der Gründer des Literaturclubs „Duha“ (Regenbogen) in Levice. Er verfasste mehrere Gedichtbände, einer hat den Titel „Traum eines Rebellen“.

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„Cintula hat seit 2019 an keinem Treffen oder keiner Veranstaltung des Clubs teilgenommen und keine seiner Arbeiten wurde seither veröffentlicht“, sagte ein Mitglied des Clubs, das nicht namentlich genannt werden möchte, der Nachrichtenagentur AFP. Der Club versteht sich als „strikt unpolitisch“ und verurteilte den Anschlag auf den Regierungschef als „riesige Tragödie“.

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Die Frage, wie der Dichter zum mutmaßlichen Attentäter wurde, beschäftigt die Slowakei. Rätsel gibt auch ein acht Jahre altes Foto auf, das Cintula mit Anhängern der prorussischen Vereinigung Slovenskí branci zeigt. Die Gruppe steht der extremen Rechten nahe, ist jedoch seit zwei Jahren nicht mehr aktiv. Auf Facebook lobte Cintula sie als „Patrioten“, die die Bevölkerung schützten.

Innenminister Matus Sutaj Estok sprach von dem Tatverdächtigen als „Einzelgänger“, der über den Sieg des Fico-Verbündeten Peter Pellegrini bei der Präsidentschaftswahl im April verärgert gewesen sei.

AFP/jr

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