Wirecard-Ticker: Nur noch Pflichtverteidiger für Markus Braun

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Wirecard-Ticker: Nur noch Pflichtverteidiger für Markus Braun

Der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard wird abgewickelt. Der FINANCE-Ticker fasst die wichtigsten Geschehnisse zu dem früheren Dax-Konzern zusammen.
Wirecard AG
5. Juni 2024

Staranwalt Dierlamm nicht mehr Verteidiger von Markus Braun

Markus Braun muss im Wirecard-Prozess ab sofort ohne seinen Hauptverteidiger Alfred Dierlamm auskommen. Der Staranwalt, der unter anderem im VW-Dieselskandal und Cum-Ex-Skandal aktiv war, hat das Mandat aus finanziellen Gründen niedergelegt, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte.

Demnach kann Brauns Manager-Haftpflichtversicherung nicht länger Dierlamms Honorar bezahlen, das dafür vorgesehene Budget sei erschöpft. Somit wird Braun künftig von staatlich bezahlten Pflichtverteidigern vertreten. Wer am Ende die Kosten für den Prozess tragen muss, ist bislang offen und dürfte erst im Rahmen des 2025 erwarteten Urteilspruches entschieden werden.

2. Mai 2024

Musterkläger geht gegen Prozessfolgen von EY-Umfirmierung vor

Welche Folgen hat die Umfirmierung von EY in Deutschland für die Schadensersatzklagen, die in der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals auch gegen den früheren Wirecard-Prüfer angestrengt wurden? Schon Anfang April war von Seite der geschädigten Wirecard-Anleger der Verdacht geäußert worden, EY wolle mit dem gesellschaftsrechtlichen Umbau möglichen Schadensersatzansprüchen im Fall Wirecard ausweichen beziehungsweise diese im Sinne einer Kapitalflucht ins Leere laufen lassen. Im Kapitalanleger-Musterverfahren zu Wirecard sind die Anwälte von Musterkläger Kurt Ebert aktiv geworden. Sie wollen erreichen, dass als formale Beklagte weiterhin die GmbH gilt. Im Zuge der Umfirmierung EYs in Deutschland von einer GmbH in eine Kommanditgesellschaft war nämlich auch die Wirtschaftsprüfung rechtlich stärker von den weiteren Einheiten Tax, Strategy & Transactions sowie Consulting getrennt worden. EY dementierte damals, dass die Neuorganisation einen Bezug zu Wirecard habe.  

Der einstige Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY hatte die Abschlüsse des Unternehmens mehr als zehn Jahre testiert und bis einschließlich 2018 uneingeschränkt freigegeben. Er sah sich zuletzt mit einer Klageflut konfrontiert.  

Bei diesem Betrag handelt es sich um eine überarbeitete Version der Beträge vom 2. Mai und 8. April 2024. 

19. April 2024

Aufsichtsrätin belastet Markus Braun

Lästige Aufsichtsräte bei Wirecard? Die ehemalige Wirecard-Aufsichtsrätin Tina Kleingarn hat als Zeugin im Wirecard-Prozess ausgesagt und den Umgang des Vorstands mit dem Aufsichtsrat kritisiert, wie die Börsenzeitung berichtet.

Kleingarn, die von Mitte 2016 bis Ende 2017 Aufsichtsrätin bei Wirecard war, ihr Mandat aber vorzeitig niederlegte, sagte demnach im Prozess, sie habe den Eindruck gehabt, dass der Vorstand die Kontrolle durch den Aufsichtsrat als lästig empfunden habe. Es habe unter anderem einen mangelnden Informationsfluss des Vorstands an den Aufsichtsrat und strukturelle Schwächen in den Arbeitsprozessen der Konzernführung gegeben.

Auch habe sie erhebliche Bedenken gehabt, als 2018 Alexander von Knoop die Nachfolge von Burkhard Ley als CFO antreten sollte. Kleingarn hielt ihn für keinen geeigneten Kandidaten, konnte sich mit ihrer Meinung aber nicht durchsetzen. Sie sei zudem „überrascht“ gewesen, dass das Drittpartnergeschäft einen so „hohen“ Anteil am Konzerngewinn habe.

26. März 2024

Gesteht Ex-Chefbuchhalter Stephan von Erffa?

Gibt es eine neue Wendung im Wirecard-Prozess? Wie mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters berichteten, soll nun auch der ehemalige Chefbuchhalter von Wirecard, Stephan von Erffa, erwägen, Tatvorwürfe einzuräumen.

Dem Bericht zufolge sollen Erffas Verteidigung, die Staatsanwaltschaft sowie das Landgericht München Ende vergangener Woche im Rahmen eines Rechtsgesprächs über einen möglichen Deal gesprochen haben. Dieser soll sicherstellen, dass ein Angeklagter im Gegenzug für ein Geständnis eine Zusage des Gerichts über die Größenordnung der Strafe erhält. Das Gericht bestätigte, dass ein Rechtsgespräch stattgefunden hat. Es gebe bisher aber noch keine Einigung, so der Artikel weiter. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet.

12. März 2024

Markus Braun „konnte gut lügen“

Die ehemalige Assistentin von Markus Braun sagt derzeit vor Gericht aus und belastet den Ex-Wirecard-Manager. So soll Braun im Sommer 2020 gemeinsam mit Jan Marsalek versucht haben, Daten von seinem Handy zu löschen. „Eigentlich ist da ja nichts drauf, aber das könnte man falsch interpretieren“, zitiert die Assistentin ihren ehemaligen Chef laut der Nachrichtenagentur Dpa. Zudem sagte sie aus, Braun könne gut lügen. Von den Machenschaften will die heute 49-Jährige indes nichts mitbekommen haben: „Es war immer alles hinter verschlossenen Türen“.

29. Februar 2024

Wirecard-Prozess wird nicht ausgesetzt

Am Mittwoch lehnte die vierte Strafkammer des Landgerichts München I den Antrag der Anwälte von Braun ab, den Prozess zu stoppen. Die Anwälte hatten im August argumentiert, dass umfangreiche neue Unterlagen und Beweismittel ausgewertet werden müssten. Der Vorsitzende Richter Markus Födisch erklärte jedoch am 104. Prozesstag, dass es keine grundlegend neue Sachlage gebe. Eine Aussetzung wäre nach Strafprozessordnung keine bloße Unterbrechung: Die Hauptverhandlung müsste stattdessen von vorn beginnen.

Braun ist der einzige der drei ehemaligen Wirecard-Manager, die wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt sind, und mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Zusammenbruch des Dax-Konzerns in Untersuchungshaft verbleibt.

Darüber hinaus attackierte Oliver Bellenhaus laut Dpa-afx zuletzt sowohl Braun als auch den ehemaligen Chefbuchhalter als dritten Angeklagten. Er behauptete, dass die Fälschung von Geschäftszahlen „nur durch die tatkräftige Unterstützung durch Herrn Dr. Braun“ und den Chefbuchhalter möglich gewesen sei. Bellenhaus warf dem Chefbuchhalter persönliche Beteiligung an der Fälschung vor und präsentierte eine belastende E-Mail seines Mitangeklagten.

Diese Anschuldigungen waren Teil von Bellenhaus’ Antworten auf einen Katalog von 273 schriftlichen Fragen, den Brauns Verteidiger vorgelegt hatten. Eine mündliche Befragung durch Brauns Verteidiger hatte Bellenhaus zu Beginn des Prozesses abgelehnt. Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm kritisierte dies als „krassen Verstoß gegen das Konfrontationsrecht“. Die Verteidigung von Braun weist die Anklage zurück und beschuldigt stattdessen Bellenhaus und seine Komplizen, bis zu 2 Milliarden Euro echter Erlöse veruntreut zu haben.

Die Verteidigung des ehemaligen Chefbuchhalters beantragte ein „Verwertungsverbot“ für Bellenhaus’ Antworten, was bedeutet, dass die Kammer die Aussagen nicht für das Urteil heranziehen soll. Richter Födisch reagierte verblüfft, da die Anwälte zuvor schriftlichen Antworten von Bellenhaus zugestimmt hatten: „Genau das, was hier passiert ist, haben Sie doch selbst beantragt.“

23. Februar 2024

Zivilprozess gegen Wirecard-Vorstände beginnt

Am gestrigen Donnerstag ist der Zivilprozess gegen die vierköpfige Wirecard-Spitze, bestehend aus Ex-Chef Markus Braun, CFO Alexander von Knoop, Produktvorständin Susanne Steidl und dem Ex-Aufsichtsrat Stefan Klestil, am Landgericht in München gestartet.

Der Prozess gilt als einer der komplexesten Zivilprozesse in Deutschland. Kläger ist Insolvenzverwalter Michael Jaffé, der Schadenersatz in Höhe von 140 Millionen Euro für Darlehen fordert, die die Angeklagten pflichtwidrig an die Singapurer Tochter Ocap vergeben haben sollen. Wie Jaffé argumentiert, hätten weder Vorstand noch Aufsichtsrat der Kreditvergabe zustimmen dürfen, zumal selbst die Wirecard-Bank wegen fehlender Sicherheiten Einwände erhoben habe.

Braun ist nicht vor Gericht erschienen, sondern lässt sich von seinen Anwälten vertreten, was bei dem Zivilprozess, im Gegensatz zum ebenfalls laufenden Strafverfahren, möglich ist. Eine Entscheidung zu dem geforderten Schadenersatz soll laut Landgericht am 5. September verkündet werden.

Brauns private Beteiligungsgesellschaft insolvent

Fast zeitgleich mit dem Start des Zivilprozesses wurde bekannt, dass Markus Brauns private Beteiligungsgesellschaft insolvent ist. Das Amtsgericht Limburg hat für die MB Beteiligungsgesellschaft ein allgemeines Verfügungsverbot verhängt und Carsten Koch von der Kanzlei Westhelle & Partner aus Weilburg zum vorläufigen Insolvenzverwalter ernannt.

Die MB Beteiligungsgesellschaft ist Teil des Rechtsstreits um Braun. Wirecard-Gelder, die an die Tochter Ocap geflossen sind, sollen teils über Umwege schließlich bei Brauns Beteiligungsgesellschaft gelandet sein, berichtet das „Handelsblatt“.

22. Februar 2024

Klageflut zum Jahresende gegen EY

Im Wirecard-Prozess sind 2023 mehr als 4.300 neue Klagen eingereicht worden. Dies entspricht nahezu einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr, wie das Landgericht München gegenüber dem „Handelsblatt“ erklärt. Überwiegend handle es dabei um Klagen gegen den einstigen Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY, der die Abschlüsse des Unternehmens mehr als zehn Jahre testiert und bis einschließlich 2018 uneingeschränkt freigegeben hatte.  

Zu den neuen Klagen zählt auch die kurz vor Jahresende 2023 von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) eingereichte, die Forderungen von mehr als 13.000 Wirecard-Investoren bündelt. Die DSW dürfte wie viele andere Kläger vor allem deshalb aktiv geworden sein, da etwaige Ansprüche zum Jahresende 2023 zu verjähren drohten.  

Mit einer schnellen Entscheidung des Gerichts sollten die Kläger indes nicht rechnen: Das Verfahren nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz, das stellvertretend für die vielen Tausenden weiteren Klagen geführt wird, dürfte sich noch Jahre hinziehen.  

Darüber hinaus wird am Landgericht München am heutigen Donnerstag über eine Zivilklage des Wirecard-Insolvenzverwalters Michael Jaffé verhandelt. Er will die Ex-Vorstandschef Markus Braun persönlich für die massiven Verluste haftbar machen. 

6. Februar 2024

Kronzeuge Bellenhaus kommt gegen Auflagen frei

Nach rund dreieinhalb Jahren darf Oliver Bellenhaus die Untersuchungshaft wohl verlassen. Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, darunter das „Handelsblatt“ und der „Spiegel“, soll der Wirecard-Kronzeuge noch am heutigen Dienstag freikommen. Zuvor sollen Richter, Staatsanwälte, Bellenhaus selbst sowie seine Verteidiger zusammengekommen sein und sich über die Aufhebung des Haftbefehls verständigt haben. Ein Gerichtssprecher bestätigte gegenüber dem „Spiegel“, dass dem Antrag auf Außervollzugsetzung des Haftbefehls stattgegeben wurde.

Diese sei den Berichten zufolge jedoch an Auflagen geknüpft. So müsse Bellenhaus seinen Pass abgeben, dürfe Deutschland nicht verlassen und müsse sich regelmäßig bei den Behörden melden. Eine Kaution sei den Berichten nach nicht Teil der Vereinbarung. Der Ex-Wirecard-Manager ist bisher der Einzige, der seine Beteiligung an dem milliardenschweren Betrug eingeräumt hat.

24. Januar 2024

Zeuge aus Asien nährt Zweifel am TPA-Geschäft

Im Wirecard-Prozess sagt seit dem heutigen Mittwoch der gebürtige Japaner Yoshio Tomiie aus, der mittlerweile in Malaysia lebt. In Singapur saß Tomiie im Vorstand einer Firma namens „Senjo“, die zu Wirecards Third-Party-Acquirern (TPA) gehört haben soll. Ob es das Drittpartnergeschäft wirklich gegeben hat, ist unklar. Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass es dieses Geschäft nie gegeben hat.

Der Zeuge sagte am Mittwoch laut dem „Handelsblatt“ vor dem Landgericht München, dass er von der Abwicklung angeblicher Kreditkartenzahlungen nichts wisse. Wie die „Wirtschaftswoche“ direkt aus dem Gerichtssaal berichtet, erhielt Tomiie zwar ein Gehalt von umgerechnet etwa 10.000 Euro im Monat, wusste aber selbst nicht, dass er dem Vorstand von Senjo angehörte. Daran, dass er Verträge mit Wirecard unterschrieben haben soll, erinnert er sich nicht: „Ich habe alles Mögliche unterschrieben.“ Auch die Bilanzen aus dieser Zeit seien ihm nicht bekannt.

Sehr wohl bekannt sind ihm aber die Namen von Jan Marsalek und dem früheren Wirecard-Treuhänder James Henry O’Sullivan, der in Singapur vor Gericht steht, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet. Die beiden sollen Senjo geleitet haben. Zu Senjo Payment Asia sagt der Japaner: „Meine Auffassung war, dass die Firma gegründet wurde, aber nichts getan hat.“

03. Januar 2024

Wirecard-Prozess geht in die Verlängerung

Der seit 8. Dezember 2022 laufende Wirecard-Prozess geht in die Verlängerung: Wie die zuständige Strafkammer des Landgerichts München gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, wurden 86 zusätzliche Prozesstage angesetzt. Damit wird sich das Verfahren noch bis zum 19. Dezember dieses Jahres ziehen.

Ursprünglich waren für den mutmaßlichen Bilanzbetrug 100 Verhandlungstage angesetzt, womit der Prozess bereits kommende Woche, am 10. Januar, zu Ende gewesen wäre. Als erste Zeugin im neuen Jahr ist die frühere Leiterin der Rechtsabteilung der Wirecard-Bank geladen.

22. Dezember 2023

Mehr als 13.000 Anlegerklagen gegen EY eingereicht

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat am heutigen Freitag Klage gegen EY Deutschland und EY Global beim Landgericht München eingereicht. Es geht um Schadensersatzforderungen für mehr als 13.000 institutionelle und private Investoren und ein Klagevolumen von mehr als 700 Millionen Euro. Die Klageschrift umfasst 5.579 Seiten, der Anhang ist mit 75.000 Seiten sogar noch um einiges länger. Laut der DSW dürfte es sich hierbei um eine der größten Schadensersatzklagen gegen eine Big-Four-Gesellschaft überhaupt handeln.

Mithilfe eines niederländischen Stiftungsmodells ist es geschädigten Wirecard-Anlegern möglich, ohne Kostenrisiko Schadensersatzansprüche geltend zu machen, schreibt die DSW. Dieses Modell hat die Vereinigung vor etwa drei Jahren gemeinsam mit den beiden Rechtsanwaltskanzleien Nieding + Barth und AKD entwickelt.

22. Dezember 2023

Scharfe Kritik im Apas-Bericht gegen EY

Nach jahrelangem Warten hat die Wirtschaftsprüfung EY am 15. Dezember den schriftlichen Bescheid der Abschlussprüferaufsicht Apas zum Fall Wirecard erhalten, wie ein Sprecher gegenüber FINANCE bestätigte. Dabei soll die Abschlussprüferaufsicht auf rund 2.000 Seiten mit EY hart ins Gericht gegangen sein, erfährt das „Handelsblatt” durch Insider. 

Dennoch zeichnet sich eine für EY leicht positive Wendung ab: So soll aus dem Bericht hervorgehen, dass die EY-Prüfer zwar ihre Berufspflichten an zahlreichen Stellen fahrlässig verletzt haben sollen, allerdings nicht vorsätzlich gehandelt hätten. Diese Feststellung ist von grundsätzlicher Bedeutung: Bei vorsätzlichen Pflichtverletzungen greift die gesetzliche Begrenzung der Haftung von Wirtschaftsprüfern nicht.

Über das weitere Vorgehen berichten die Insider, dass EY möglicherweise Einspruch einlegen könnte, um mehr Zeit für die Prüfung des Bescheids zu erhalten. 

13. Dezember 2023

Oberlandesgericht weist Berufung von EY überwiegend zurück

Das Oberlandesgericht Stuttgart hat in einem Urteil festgelegt, dass der Wirecard-Insolvenzverwalter nach Auskunft über Unterlagen sowie Akteneinsicht vom Big-Four-Haus EY verlangen darf. Die Unterlagen müssen jedoch die Prüfung der Jahresabschlüsse und Konzernabschlüsse der Jahre 2014 bis 2019 betreffen, wie das Gericht mitteilt.

Mit dem Urteil weist das Stuttgarter Oberlandesgericht eine Berufung von EY im Wirecard-Skandal weitestgehend zurück. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hatte vor einem Jahr in Stuttgart eine Niederlage eingefahren und gegen das Urteil Berufung eingereicht.

Zudem hat der OLG-Senat angeordnet die „Vernichtung der entsprechenden Handakten zu unterlassen“. Jedoch habe der Senat die Revision zum Bundesgerichtshof zugelassen, heißt es in einer Mitteilung. Bislang sei höchstrichterlich nicht hinreichend geklärt, „in welchem Umfang Wirtschaftsprüfer gegenüber ihren Auftraggebern auskunftspflichtig sind und ob von ihnen auch noch nach dem Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist verlangt werden kann, dass sie ihre Akten nicht vernichten“.

07. Dezember 2023

Kronzeuge Bellenhaus will aus U-Haft

Kommt der Wirecard-Kronzeuge Oliver Bellenhaus nach etwa dreieinhalb Jahren in Untersuchungshaft bald auf freien Fuß? Das zumindest ist der Plan seiner Anwälte, die gestern ankündigten, einen entsprechenden Antrag auf Haftentlassung im Januar einreichen zu wollen.

Bellenhaus, der zwischen 2013 und 2020 für die Wirecard-Niederlassung Dubai zuständig war, ist bislang der einzig geständige Ex-Manager. Für die Anklage der Münchener Staatsanwaltschaft sind seine Angaben daher besonders wichtig.

24. Oktober 2023

Kronzeuge Bellenhaus schießt scharf gegen Braun

Bellenhaus war bis 2020 für Wirecard als Manager des Drittpartnergeschäfts in Asien aus Dubai tätig. Als Kronzeuge wurde er von der Verteidigung des Wirecard-CEOs Markus Braun immer wieder hart angegangen. Nun setzt sich der Manager zur Wehr. „Es stellt sich die Frage, ob Herr Dr. Braun die letzten 20 Jahre taub und blind in der Wirecard verbrachte”, zitiert das „Manager Magazin” den Kronzeugen. Für die Verteidigung Brauns ist Bellenhaus mit dem untergetauchten Vertriebsvorstand Jan Marsalek und weiteren Komplizen für die Veruntreuung von zwei Milliarden Euro in einer Schattenstruktur verantwortlich. Braun geht bei diesen Anschuldigungen als Unwissender heraus.

Der seit mehr als drei Jahre in Untersuchungshaft sitzende Bellenhaus hält die Anschuldigungen bezüglich der Schattenstruktur für „abwegig“. Er wirft der Verteidigung vor, vielfach falsch gerechnet zu haben, Fakten verdreht, falsche Zusammenhänge hergestellt und Zeugenaussagen nur selektiv beachtet zu haben. Die Ausführungen vor Gericht seitens Brauns seien „ein fein ziselierter Betrug“, der Braun zum Opfer machen solle. Brauns Verteidiger Dierlamm nennt Bellenhaus‘ Erklärung am Montag eine „kreative Aneinanderreihung von Nebelkerzen”.

6. Oktober 2023

Verlust für Ex-Wirecard-Aufsichtsratschef Eichelmann

Der ehemalige Wirecard-Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann hat im Zuge des Wirecard-Zusammenbruchs Aktienverluste in Höhe von 616.000 Euro erlitten. Dies wurde bei seiner Zeugenvernehmung am gestrigen Donnerstag von seinem Anwalt bekanntgegeben.

Eichelmann hatte zunächst gezögert, die Höhe seiner Verluste preiszugeben. Er betonte jedoch, dass er während seiner Amtszeit im Aufsichtsrat keine Geschäfte mit Wirecard-Papieren getätigt habe und nach seinem Ausscheiden die vorgeschriebene „Niederlegungsperiode“ eingehalten habe. Eichelmann übernahm im Januar 2020, fünf Monate vor dem Zusammenbruch Wirecards, den Vorsitz des Gremiums.

Hauptsächlich ging es bei der Zeugenvernehmung aber um die Ereignisse in den Monaten vor dem Kollaps des Unternehmens. Eichelmann unterstützte die Betrugsvorwürfe gegen Markus Braun nicht, brachte jedoch eine interessante Information hervor: Im Sommer 2019 habe sich Braun Eichelmann zufolge für eine unabhängige Sonderprüfung der Wirecard-Bilanzen ausgesprochen, was zuvor in Frage gestellt worden war.

Die Untersuchung durch KPMG förderte schlussendlich das Fehlen von 1 Milliarde Euro Erlöse zutage. Dennoch veröffentlichte Braun das Prüfungsergebnis damals nicht – einer der Anklagepunkte ist dementsprechend die irreführende Information von Aktionären und Kapitalmarkt. Braun bestreitet weiterhin sämtliche Anklagepunkte.

26. September 2023

Jan Marsalek gerät unter Spionageverdacht

Der ehemalige und derzeit noch flüchtige Wirecard-Vorstand, Jan Marsalek, wird von britischen Ermittlern verdächtigt, Teil eines Spionagenetzwerks für Russland gewesen zu sein. Das hat die britische Staatsanwaltschaft mitgeteilt. Marsalek soll als Vermittler zwischen Moskau und fünf Bulgaren agiert haben, die sich aktuell vor Gericht als mutmaßliche russische Spione verantworten müssen. Aus der Anklage, die im Amtsgericht in Westminster verlesen wurde, geht zudem hervor, dass die Zusammenarbeit nach der Flucht des Österreichers zustande gekommen sei.

Die britischen Ermittler werfen den Bulgaren vor, Personen und Orte, die im Visier Moskaus stehen, überwacht und ausspioniert zu haben. Auch mögliche Entführungen stehen im Raum. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, wurde ein E-Mail-Austausch zwischen Marsalek und einem der Angeklagten publik. Darin unterhielten sich die beiden demnach über Smartphones mit ungewöhnlichen Funktionen und über einen Zugang zu speziellen Mobilfunk-Protokollen, die Nutzern ermöglichen sollen, Dritte zu orten und abzuhören.  

26. September 2023

Braun zieht Berufung gegen Swiss Re zurück

In einem Rechtsstreit mit seiner Managerhaftpflichtversicherung Swiss Re verlangte Ex-Wirecard CEO Markus Braun, dass sie die Deckungssumme von 10 Millionen Euro für seine Prozesskosten zur Verfügung gestellt werden soll. Die Versicherung verweigerte jedoch die Zahlung. Nachdem Brauns Klage vom Landgericht Düsseldorf abgewiesen wurde, ging er in die Berufung. Diese hat er jetzt zurückgezogen. Weil die rechtliche Auseinandersetzung um den Wirecard-Skandal begonnen hatte, bevor er die Versicherung abgeschlossen hatte, sah das Gericht für Brauns Berufung „keine Aussicht auf Erfolg“.

15. September 2023

Jaffé: Großaktionäre sollen Dividenden zurückzahlen

Der Insolvenzverwalter von Wirecard, Michael Jaffé, lässt seinen Ankündigungen aus dem vergangenen Jahr Taten folgen: Er fordert nun Großaktionäre auf, ihre Dividenden für die Jahre 2017 und 2018 zurückzuzahlen. Betroffen sind professionelle und institutionelle Investoren. Privatanleger bleiben in Abstimmung mit dem Gläubigerausschuss verschont.

Im Mai 2022 hatte das Landgericht München I die Wirecard-Bilanzen der Jahre 2017 und 2018 für nichtig erklärt. Das hat zur Folge, dass auch die Dividendenbeschlüsse für diese beiden Geschäftsjahre hinfällig waren. Mittlerweile sind die ersten Rückforderungsschreiben von Jaffé an die Aktionäre versendet worden. Nach FAZ-Informationen haben mehrere Fonds angekündigt, die Rückzahlung ohne Diskussionen leisten zu wollen.

24. Juli 2023

Schadensforderungen in Milliardenhöhe

Der Wirecard-Prozess nimmt weiter Fahrt auf: Nun steht der Termin für die mündliche Verhandlung im Schadensersatzverfahren fest. Wie das Branchenmagazin “Juve” unter Berufung auf das Landgericht München berichtet, startet am 22. Februar kommenden Jahres das Organhaftungsverfahren gegen ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte von Wirecard. Alle Aufmerksamkeit ist dann wieder auf Insolvenzverwalter Michael Jaffé gerichtet, der das Geld für die Gläubiger eintreiben muss.

Nach dessen jüngsten Sachbestandbericht von Ende Juni stehen neben den weiterhin nachrangig behandelten Forderungen der Aktionäre in Höhe von sieben Milliarden Euro auch zusätzliche Schadenersatzforderungen im neunstelligen Bereich im Raum. Diese leiten sich aus einer Publikumsanleihe in Wert von 500 Millionen Euro und einer Wandelanleihe in Höhe von 900 Millionen Euro ab.

Neben den Ex-Wirecard-Vorständen Markus Braun und Jan Marsalek, richtet sich das Organhaftungsverfahren auch gegen die beiden ehemaligen Aufsichtsräte Wulf Matthias und Stefan Klestil, denen Pflichtverletzungen bei diversen Kreditvergaben in Höhe von insgesamt 140 Millionen Euro vorgeworfen werden. Betroffen dürfte laut Juve auch der Ex-CFO der deutschen Börse, Thomas Eichelmann, sein. Eichelmann war der letzte amtierende Aufsichtsratsvorsitzende des Skandalunternehmens.

21. Juli 2023

Mogelte Marsalek Milliarden am Vorstand vorbei?

Die ehemalige Produktvorständin von Wirecard, Susanne Steidl, sagte am vergangenen Mittwoch als Zeugin im Wirecard-Prozess aus. Ihr zufolge sollen die Verdächtigen um Jan Marsalek ihre Geschäfte vor dem übrigen Vorstand abgeschottet haben. Milliardenbeträge hätten am Vorstand vorbeigeschoben werden können.

Marsalek soll demnach eigenmächtig Summen von Singapur auf die Philippinen verschoben haben. Das habe den Ex-CFO Alexander von Knoop verärgert, so Steidl: „Er war so was von zornig. Völlig zu Recht.“ Sie selbst wusste nach eigener Aussage nichts von den Geschäften. „Ich habe keine Passwörter gehabt“, wird die 52-jährige Österreicherin zitiert.

Über das nichtexistierende Drittpartnergeschäft von Wirecard sagte Steidl: „Auf den Wirecard-Servern war das nicht. Ich hatte keine Vorstellung, wo das war.“

20. Juli 2023

Richter entscheidet später über Marsalek-Brief

Das Landgericht München vertagt die Entscheidung über den Brief von Jan Marsalek im Fall Wirecard. Am Dienstag war bekannt geworden, dass Marsaleks Anwalt dem Gericht ein Schreiben des ehemaligen COO übermittelt hatte. Daraufhin hatten Markus Brauns Anwälte gefordert, den Brief vor Gericht als Beweis aufzunehmen.

Der Vorsitzende Richter Markus Födisch teilte am Donnerstag mit, die Richter wollen sich in Ruhe überlegen, wie sie dies verfahrensrechtlich lösen. Födisch wolle sich darüber mit den übrigen Richtern seiner Strafkammer beraten.

18. Juli 2023

Plötzliches Lebenszeichen von Jan Marsalek 

Paukenschlag im Wirecard-Prozess: Der sich auf der Flucht befindende Jan Marsalek hat sich über seinen Verteidiger schriftlich an das Landgericht München gewendet und zum Verfahrensverlauf Stellung genommen, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Diese Information wurde dem Magazin sowohl von den Sprechern der Staatsanwaltschaft als auch vom Landgericht München I, an dem der Wirecard-Fall verhandelt wird, bestätigt. 

Nach Informationen der „Wirtschaftswoche“ ist Marsalek in dem Schriftstück nicht konkret auf gegen ihn erhobene Vorwürfe eingegangen. Allerdings hat er sich wohl zum Drittpartnergeschäft des Unternehmens geäußert und soll zu verstehen gegeben haben, dass dieses – anders als von der Staatsanwaltschaft behauptet – sehr wohl existierte. Marsalek hat sich dem Bericht zufolge wohl auch zu den unterschiedlichen Verfahrensbeteiligten geäußert. Zudem habe er dem Gericht mitgeteilt, dass Oliver Bellenhaus in mehreren Punkten nicht die Wahrheit sage. Der frühere Wirecard-COO Marsalek ist nach dem Zusammenbruch des Unternehmens untergetaucht und wird seither von Interpol gesucht. 

14. Juli 2023

Markus Braun geht in die Offensive

War das der Wendepunkt im Wirecard-Prozess? Zwei Stunden lang versuchte Alfred Dierlamm am gestrigen Donnerstag die Vorwürfe gegen seinen Mandanten Markus Braun auszuräumen. Eine echte Aufklärung habe bisher nicht stattgefunden, zitiert das „Handelsblatt“ den Strafverteidiger.

Seit Dezember steht der ehemalige Wirecard-CEO Braun gemeinsam mit dem damaligen Statthalter in Dubai, Oliver Bellinghaus, sowie dem ehemaligen Chefbuchhalter Stephan von Erffa vor Gericht. Ihnen werden gewerbsmäßiger Bandenbetrug, schwere Untreue sowie Bilanzmanipulation vorgeworfen. Konkret geht es um das sogenannte Drittpartnergeschäft, das laut Staatsanwaltschaft nicht existiert habe.

Diesen Vorwurf versuchte Dierlamm nun auszuräumen und reichte neue Beweisanträge ein. Auf rund 1.500 Seiten will er nachweisen, das Braun Opfer einer kriminellen Bande um den flüchtigen Ex-Vorstand Jan Marsalek und Bellenhaus sei. Diese hätten die Gelder aus dem Drittpartnergeschäft in die eigene Tasche abgezweigt.

Insolvenzverwalter Michael Jaffé hatte kürzlich in einem neuen Sachstandsbericht erneut festgestellt, dass es keinen einzigen belegbaren Anhaltspunkt dafür gebe, dass es das Drittpartnergeschäft jemals gegeben hätte.

10. Juli 2023

Haftpflicht: Braun vor Gericht mit schlechten Karten

Schlechte Nachrichten für Markus Braun: Der ehemalige CEO von Wirecard droht im Streit mit dem Manager-Haftpflichtversicherer Swiss Re leer auszugehen. Wie die Deutsche Presseagentur berichtet, attestierte die zuständige Richterin am Landgericht Düsseldorf, Petra Gundlach, der Klage des Managers im Rahmen einer mündlichen Verhandlung „keine Aussicht auf Erfolg”.

Braun, der seit knapp drei Jahren in Untersuchungshaft sitzt, will von der Swiss Re 10 Millionen Euro zur Finanzierung seiner Gerichtsverfahren. Der Österreicher beruft sich dabei auf die in seiner Manager-Haftpflichtversicherung vereinbarte Deckungssumme. Die Swiss Re verweigert dies mit der Begründung, dass die Haftpflicht nicht für die Folgen greife, die alle aus einem einzigen Schadensfall resultieren.

Die zuständige Kammer am Düsseldorfer Landgericht scheint der Einschätzung des Versicherers zu folgen, endgültig verkünden will sie ihr Urteil aber erst am 13. Juli.

27. Juni 2023

Insolvenzverwalter Jaffé: TPA-Geschäft war erfunden

Wirecards Insolvenzverwalter Michael Jaffé konnte keine Hinweise auf das Asiengeschäft und auf die laut Markus Braun veruntreuten 1,9 Milliarden Euro finden. Das berichtet er in seinem fünftem Sachstandsbericht an das Münchner Amtsgericht.

Jaffé hatte die Bank OCBC in Singapur gerichtlich dazu gezwungen, die Auszüge jener Konten herauszugeben, über die das Geschäft gelaufen sein sollte. Laut der Nachrichtenagentur Reuters schreibt Jaffé in dem Sachstandbericht, dass es „keinen einzigen Anhaltspunkt dafür“ gebe, dass es ein Drittpartner-Geschäft im behaupteten Umfang bei Wirecard gegeben habe.

„Die vorliegenden Kontoauszüge haben bestätigt, was sich bereits aus zahlreichen Indizien ergab: Die vermeintlichen Treuhandgelder sowie das (…) TPA-Geschäft mit Milliardenerträgen hat es bei Wirecard nicht gegeben, weder im Jahr 2018 oder 2019 noch in den Vorjahren.“ Und weiter: „Es ist nicht denkbar, dass ein Geschäft der Größenordnung, die Wirecard vorgegeben hat, ohne Spuren in den Daten des Unternehmens blieb.“ Laut Jaffé habe sich zudem gezeigt, dass zahlreiche Dokumente gefälscht waren, in denen ein Drittpartner-Geschäft oder die betreffenden Konten vorgetäuscht worden waren.

27. April 2023

Kurzzeit-Chef Freis belastet Markus Braun

Im Wirecard-Prozess hat der Kurzzeit-Nachfolger des angeklagten Ex-Vorstandschefs Markus Braun, James Freis, vor dem Landgericht München die Anklage gestützt. Wie Dpa berichtet, seien Freis laut eigener Aussage die Bankbestätigungen über Treuhandguthaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro sofort suspekt vorgekommen. So habe es laut Freis mehrere offensichtliche Ungereimtheiten bei Wirecard gegeben: Auf die Konten hätte das Unternehmen nie Gebühren oder Verwahrzinsen gezahlt, was „wirtschaftlich unvorstellbar“ sei. Auch berichtet Freis von eine Handy-Überweisung von 400 Millionen Euro, von derartigen Vorgängen habe er zuvor noch nie gehört.

Der Wirecard-Aufsichtsrat hatte den Juristen Freis im Frühjahr 2020 in den Vorstand berufen, zum 1. Juli sollte er Vorstand für Recht und Compliance werden. Allerdings hatte er den Posten aufgrund der Anzeichen einer Bilanzmanipulation bereits am 18. Juni 2020 angetreten und wurde einen Tag später zum neuen Interim-CEO ernannt, nachdem Markus Braun zurückgetreten war. Braun hatte noch am 18. Juni behauptet, dass das Geld sehr wahrscheinlich existiere. Unter Freis gab Wirecard schließlich zu, dass die 1,9 Milliarden Euro nicht auffindbar waren, was letztlich zur Insolvenz führte.

13. April 2023

KPMG: Braun hat mit rechtlichen Schritten gedroht

Am heutigen Donnerstag hat Sven-Olaf Leitz, Mitglied des Vorstands von KPMG, im Landgericht München schwere Vorwürfe gegen die ehemalige Führung von Wirecard erhoben. So soll der frühere Wirecard-CEO Markus Braun versucht haben, KPMG unter Druck zu setzen. Braun habe mit rechtlichen Schritten gedroht, um die Ergebnisse der KPMG-Sonderprüfung zu beeinflussen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Dpa-afx.

KPMG sollte ab Oktober 2019 im Auftrag des Aufsichtsrats von Wirecard die Bilanzen von 2016 bis 2018 prüfen, um die in der „Financial Times“ erhobenen Vorwürfe der Bilanzmanipulation zu klären. Wie Dpa-afx berichtet, hat KPMG laut Leitz bei der Prüfung jedoch das Geld, das angeblich auf Treuhandkonten vorhanden war, nicht gefunden. Wirecard-Vertriebschef Jan Marsalek habe die Prüfer daraufhin mit der unangebrachten Frage abgespeist: „Wer soll denn das Geld sonst haben? Kim Yong-Il vielleicht?“

Im April 2020 habe KPMG schließlich das Vertrauen in die weitere Zusammenarbeit mit Wirecard verloren und seine Prüfung eingestellt, so Leitz. Das Unternehmen berichtete damals, dass 1 Milliarde Euro auf Treuhandkonten nicht nachweisbar seien. Braun gab daraufhin eine Pflichtmitteilung heraus, in der er erklärte, dass die Sonderprüfung keinerlei Nachweis für Bilanzfälschung ergeben habe.

15. März 2023

Markus Braun sieht die Schuld bei anderen

Die Befragung von Markus Braun im Wirecard-Prozess ist abgeschlossen. Der frühere CEO hält weiter an seiner Unschuldsbehauptung fest.

Laut Börsen-Zeitung betonte er, die wahren Täter seien andere. Es gebe „zwingende Belege“, die zeigten, dass dem Wirecard-Konzern zwei Milliarden Euro entzogen worden seien. Während des gesamten Befragungszeitraums präsentierte Braun dem Gericht Präsentationen, Kontoauszüge, Emails und andere Dokumente, um seine These zu stützen.

Am Landgericht München I geht der Prozess nun mit der Vernehmung von Zeugen in die nächste Runde. Vorher soll die Polizei einen Überblick über das Ermittlungsverfahren liefern.

Zwei Tage zuvor hat das Bayerische Oberlandesgericht den Musterkläger im Verfahren gegen die EY Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für den Fall Wirecard im Klageregister veröffentlicht. Geschädigte Anleger haben damit nun die Möglichkeit, ihre Schadensersatzansprüche gegen die Verjährung abzusichern und mit einem begrenzten Kostenrisiko durchzusetzen, wenn sie sich innerhalb der nächsten sechs Monate über einen Rechtsanwalt zum Musterverfahren anmelden. Für EY könnte das teuer werden, denn die Ansprüche der Gläubiger belaufen sich auf mehr als 12 Milliarden Euro.

10. März 2023

Richter findet Widersprüche in Brauns Aussagen

Im Wirecard-Prozess steht es nun Aussage gegen Aussage. Gegenüber stehen sich Markus Braun und sein Verteidiger Alfred Dierlamm auf der einen Seite sowie der Aufsichtsrat und der Prüfer KPMG auf der anderen Seite. Es geht um die Ad-hoc-Mitteilung, die Wirecard am 22. April 2020 veröffentlichte. Darin heißt es, die Sonderuntersuchung bei Wirecard habe keine Belege für eine Bilanzmanipulation gefunden.

Braun bekräftige am gestrigen Donnerstag vor Gericht, für seine Darstellung der Lage im Unternehmen in einer Pflichtmitteilung zwei Monate vor dem Kollaps des Zahlungsdienstleisters keine Vorgaben des Aufsichtsrats erhalten zu haben. Prüfer und Aufsichtsrat hätten ihm freie Hand gelassen, die Formulierung in der Mitteilung sei gerechtfertigt gewesen.

Demgegenüber stehen Dokumente der Prüfer und des Aufsichtsrats, präsentiert von Staatsanwalt Matthias Bühring. So schrieb ein KPMG-Prüfer in einer E-Mail, die vor Gericht an die Wand projiziert wurde, an Braun: „Diese Darstellung entspricht nicht unserer Wahrnehmung.“ In einem Protokoll einer Aufsichtsratssitzung wurde zudem festgehalten, dass das gesamte Gremium überrascht darüber gewesen sei, dass die Empfehlungen des Aufsichtsrats vom Vorstand bei der Formulierung der Mitteilung nicht berücksichtigt wurden.

Der Vorsitzende Richter Markus Födisch sieht hierin einen Widerspruch – und das ist nicht der einzige. Bezüglich seines Vorstandskollegen Jan Marsalek sagte Braun vor einiger Zeit, er selbst habe bereits Monate vorher seine Trennung gewollt, weil er mit seiner Kooperation bei der Sonderuntersuchung unzufrieden gewesen war. Im Februar 2020 soll es sogar zum Streit gekommen sein. Am Donnerstag sagte Braun nun, er habe bis zu seinem eigenen Rücktritt nicht an Marsaleks Redlichkeit gezweifelt.

6. März 2023

Shortseller klagt gegen Wirecard-Kanzlei

Der Wirecard-Shortseller Matthew Earl erhebt schwere Anschuldigungen gegen Jonas Day, jene Kanzlei, die Wirecard vertreten hatte, wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet. Demnach habe Earl eine Klage beim Obersten Gerichtshof in London eingereicht, in der er Jonas Day beschuldigt, zusammen mit der privaten Ermittlungsfirma Kroll eine „Kampagne der unrechtmäßigen Belästigung“ durchgeführt zu haben, um ihn und seine Familie einzuschüchtern.

Earl wirft Jonas Day unter anderem vor, dass gehackte Informationen ein zentraler Bestandteil der von der Kanzlei ausgearbeiteten Rechtsstrategie gegen ihn waren. Zudem beschuldigt der Shortseller die Ermittlungsfirma Kroll, ihn überwacht zu haben. Kroll weist die Vorwürfe zurück. Die Kanzlei Jonas Day äußerte sich bislang nicht.

4. März 2023

EY muss Wirecard-Akten rausrücken

EY hat vor Gericht erneut eine Niederlage erlitten. Der Wirtschaftsprüfer muss Einsicht in bestimmte Akten, die im Zusammenhang mit der Prüfung des Konzernabschlusses 2016 stehen, herausrücken. Das Oberlandesgericht Stuttgart hat einen entsprechenden Antrag des Big-Four-Hauses abgelehnt, mit dem EY die verlangte Herausgabe von Prüfungsunterlagen stoppen wollte.

Das Oberlandesgericht bekräftigt damit eine Entscheidung der Vorinstanz aus dem Dezember 2022. Dies ist auch ein Erfolg für den Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé: Er will Ansprüche gegen den Wirtschaftsprüfer geltend machen.

3. März 2023

11:14 Uhr: Markus Braun legt Überweisungsbelege vor

Um seine Unschuld zu beweisen, hat Markus Braun nun Kontoauszüge präsentiert, berichtet die Nachrichtenagentur Dpa-afx. Braun habe dem Gericht am gestrigen Donnerstag eine detaillierte Auswertung von Überweisungen vorgelegt, die belegen sollen, dass der ebenfalls angeklagte Kronzeuge Oliver Bellenhaus Firmengelder in großem Stil abgezweigt haben soll. „Man hat sich ab 2013 massiv Gelder gegönnt“, wird Braun zitiert. Das Geld sei an einige wenige Veruntreuungsgesellschaften geflossen.

Der Vorsitzende Richter Markus Födisch gestattete eine Überprüfung der Belege. Dem Bericht der Nachrichtenagentur zufolge ließ er jedoch Skepsis durchblicken – er stellte unter anderem weitere Nachfragen und konfrontierte Braun mit Zeugenaussagen.

13. Februar 2023

11.30 Uhr: Markus Braun weist alle Anklagepunkte zurück

Im Wirecard-Prozess hat sich nun Ex-CEO Markus Braun geäußert. Er hat alle Vorwürfe der Anklage zurückgewiesen. „Ich hatte keinerlei Kenntnisse von Fälschungen oder Veruntreuungen“, zitiert die F.A.Z. Braun. „Ich habe mich auch mit niemandem zu einer Bande zusammengeschlossen.“ Die Staatsanwaltschaft wirft Braun gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor.

Zusammengebrochen war Wirecard im Sommer 2020, nachdem herauskam, dass 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten fehlten. „Ich hatte keine Kenntnis, dass diese Gelder veruntreut wurden“, so Braun. Sein Bedauern gelte den Aktionären von Wirecard, vor allem aber den Mitarbeitern des Unternehmens, hieß es weiter. Dass es Manipulationen gegeben habe, habe er nicht gewusst.

10. Februar 2023

15.00 Uhr: Bafin muss Anleger nicht entschädigen

Es bleibt dabei: Auch nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt haben Wirecard-Aktionäre keinen Anspruch auf Schadensersatz für die erlittenen Kursverluste gegen die Finanzaufsicht Bafin. Das OLG bestätigte in zweiter Instanz ein Urteil des Landgerichts Frankfurt.

Die Begründung des OLG: Die Bafin sei erst in zweiter Linie für die Kontrolle der Bilanzen von Wirecard zuständig gewesen, zuvor hatte sie bereits die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) mit der Prüfung beauftragt. Dass sie die Prüfung hätte an sich ziehen müssen, sei nicht belegt. Zudem sei „nicht feststellbar, dass der Schaden des Klägers bei einem früheren Einschreiten nicht eingetreten wäre“, so das Argument weiter.  

25. Januar 2023

12:19 Uhr: EY-Prüfer geben Lizenz zurück

Der Wirecard-Skandal führt zu weiteren personellen Konsequenzen: Vier Wirtschaftsprüfer von EY, die die Bilanzen des insolventen Zahlungsdienstleiters geprüft hatten, haben laut „Handelsblatt“ ihre Lizenzen zurückgegeben. Drei der Personen sollen demnach als hauptverantwortliche Abschlussprüfer verschiedene Jahresabschlüsse unterzeichnet haben.

Damit kommen die vier Prüfer einer möglichen Bestrafung im berufsrechtlichen Verfahren zuvor, das zurzeit die Abschlussprüferaufsicht APAS gegen sie führt. Prüfer können sich möglichen Sanktionen aus solchen Verfahren entziehen, indem sie ihre Lizenz zurückgeben. Davon unbetroffen sind mögliche Folgen aus Zivilklagen gegen die vier Prüfer. Stellt ein Gericht fest, dass sie grob nachlässig oder gar mit Vorsatz gehandelt haben, würde keine D&O-Versicherung greifen und die vier Prüfer müssten womöglich unbegrenzt haften.

Zwei der vier Personen waren laut „Handelsblatt‘“ noch bis zuletzt für EY als Wirtschaftsprüfer tätig, die beiden anderen sollen schon vor Jahren das Big-Four-Haus verlassen haben. Die APAS hatte ursprünglich gegen zwölf Abschlussprüfer ermittelt, aktuell tut sie das noch gegen acht Wirtschaftsprüfer und EY selbst. Eine Urteil wird für Ende März erwartet.

19. Januar 2023

14.47 Uhr: Was Kronzeuge Bellenhaus am Wirecard-Skandal verdient hat

4,8 Millionen Euro: So viel Geld soll der mutmaßliche Wirecard-Betrug dem Kronzeugen Oliver Bellenhaus eingebracht haben, schreibt die Nachrichtenagentur Dpa-afx. Die Summe wurde aus Firmengeldern abgeschöpft und dem Dubai-Statthalter als Einmalzahlung überwiesen. Das Geld legte Bellenhaus in einer Liechtensteiner Stiftung an.

Ein stattliches „Honorar“ gemessen an seinem Monatsgehalt von 13.000 Euro. „Das Gehalt, das ich bei Wirecard bezogen habe, war meiner Position lange nicht angemessen“, sagte Bellenhaus am heutigen Donnerstag vor Gericht aus. Er forderte daher eine Gehaltserhöhung auf 900.000 bis 950.000 Euro jährlich, Jan Marsalek soll dies aber abgelehnt und stattdessen die Einmalzahlung vorgeschlagen haben.

Wie Bellenhaus außerdem aussagte, war er in den Betrug Stück für Stück hineingerutscht und wollte schlichtweg keinen Rückzieher machen: „Wenn ich irgendwo reingegangen bin, bin ich noch nie rückwärts rausgegangen und habe geweint.“

11. Januar 2023

14.16 Uhr: Wirecard-Kronzeuge Bellenhaus sagt erneut aus

Der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft im Wirecard-Prozess, Oliver Bellenhaus, hat erneut ausgesagt und den zentralen Vorwurf der Anklage bestätigt: Die Milliardenumsätze, die Wirecard mit Geschäftspartnern in Asien und dem Mittleren Osten gemacht haben will, seien demnach frei erfunden gewesen. Die Geschäftsverträge und Umsätze habe man sich „natürlich ausgedacht“, sagte Bellenhaus vor Gericht. Ein Geschäft mit sogenannten Drittpartnern habe es nicht gegeben.

Das Ziel sei es gewesen, die Bilanzprüfer zu täuschen. „Der Wirtschaftsprüfer brauchte was, und dann entstand Panik“, zitiert die „Zeit“ Bellenhaus‘ Statement vor Gericht. „Es war ein Riesenchaos, es war alles Chaos.“ Der 2020 untergetauchte Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek soll ebenfalls involviert gewesen sein.

Das ehemalige Dax-Unternehmen war im Sommer 2020 zusammengebrochen, nachdem eine Summe von 1,9 Milliarden Euro auf Treuhandkonten der Firma nicht auffindbar war. Die Rolle Brauns ist bisher unklar. Die Verteidigung des Ex-Wirecard-CEO hat die Vorwürfe zurückgewiesen, Braun sehe sich als Opfer von Betrügern. Die erste Aussage von Braun wird nächste Woche erwartet.

6. Januar 2023 

10.29 Uhr: Gericht schlägt Befragung von Braun für den 19. Januar vor

Der Richter im Fall Wirecard, Markus Födisch, hat eine Befragung von Ex-CEO Markus Braun ab dem 19. Januar vorgeschlagen, die fünf Verhandlungstage andauern soll. Brauns Strafverteidiger, Alfred Dierlamm, hat daraufhin erneut die Aussetzung des Verfahrens gefordert. Der Grund: Die Staatsanwaltschaft überschwemme die Verteidigung nach wie vor mit einer Unmenge an Daten. Das sei, wie die F.A.Z. berichtet, auch zwischen den Jahren passiert. „Wir werden mit Unterlagen überhäuft, die kein Mensch auswerten kann“, sagte Dierlamm am Donnerstag vor Gericht. 

Sabine Stetter, die Verteidigerin des Mitangeklagten Stephan von Erffa, sprach ebenfalls von einer „enormen Zumutung“. Dierlamms Antrag auf Aussetzung schloss sie sich aber nicht an.  

Födisch betonte jedoch, dass das Gericht die Entscheidung über eine mögliche Aussetzung des Verfahrens „nicht übers Knie brechen“ werde. Die Entscheidung über eine mögliche Aussetzung und die Begründung dieser Aussetzung gelten als problematisch, da sie der Verteidigung unter Umständen Gründe für eine Revision gegen ein späteres Urteil liefern könnte. 

22. Dezember 2022

11:57 Kronzeuge Bellenhaus: Der Betrug begann vor 2015

Die Anklage gegen die ehemaligen Wirecard-Manager Markus Braun, Oliver Bellenhaus und Stephan von Erffa reicht bis ins Jahr 2015 zurück, doch der mutmaßlich größte Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte soll früher begonnen haben.

Kronzeuge Bellenhaus sagte vor dem Münchener Landgericht am Mittwoch aus, dass der Milliardenbetrug mit dem sogenannten Drittpartnergeschäft mit Zahlungsdienstleistern im Mittleren Osten und Südostasien viele Jahre vor 2015 begonnen habe. „Die Daten waren zu keinem Zeitpunkt authentisch“, zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ den ehemaligen Wirecard-Statthalter in Dubai.

Da die mutmaßlichen vor 2015 begangenen Straftaten verjährt sind, sind sie nicht Teil der Anklage. Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Ex-Managern vor, mit anderen Komplizen eine Bande gebildet zu haben, die Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro betrogen zu haben.

Der ehemalige Wirecard-CEO Braun und der Ex-Chefbuchhalter von Erffa bestreiten die Vorwürfe und sehen sich als Opfer des Betrugs. Bellenhaus sagte, beide seien „Treiber“ des Betrugs gewesen und kommentierte deren Unschuldsbeteuerungen mit den Worten: “Beide sitzen jetzt hier und sagen: ‚Mein Name ist Hase, ich weiß von nix‘.“

19. Dezember 2022

13.27 Uhr: Kronzeuge Bellenhaus belastet Markus Braun

Im laufenden Wirecard-Prozess hat der frühere Wirecard-Manager Oliver Bellenhaus seinen früheren Chef Markus Braun nach Angaben von F.A.Z. und „Handelsblatt“ als „absolutistischen CEO“ beschrieben, dem die Mitarbeitenden ebenso wie Jan Marsalek blind gefolgt seien. „Wenn er etwas sagte, wurde es so gemacht“, sagte Bellenhaus aus.

Wirecard hat Kreditgeber um 3,1 Milliarden Euro geprellt. Noch zu klären ist, wer bei Wirecard hauptsächlich dafür verantwortlich war. Mit seiner Aussage belastet Bellenhaus Braun.  

Bellenhaus war früher Geschäftsführer für Wirecard in Dubai und ist mitangeklagt. Anders als Markus Braun arbeitet er mit der Justiz zusammen und hat ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Dafür kann er mit einer milderen Strafe rechnen.

13. Dezember 2022

14.00 Uhr: Dierlamm möchte Verfahren aussetzen lassen

Alfred Dierlamm, der Strafverteidiger von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun, plant einen Antrag auf Aussetzung des Verfahrens. Die Anklage habe die Verteidigung mit Daten im Umfang von „mehr als 40.000 Seiten (…) regelrecht überflutet“, zitiert das „Manager Magazin“ den Strafverteidiger. Laut Dierlamm benötige man mehr Zeit, um die Akten und Unterlagen zu prüfen. Braun sitzt seit zweieinhalb Jahren in Untersuchungshaft.

Zudem müsse die Rolle von Oliver Bellenhaus, dem früheren Geschäftsführer von Wirecard in Dubai und jetzigen Kronzeugen im Verfahren, seiner Meinung nach geprüft werden: „Bellenhaus ist nicht Kronzeuge“, sondern „Haupttäter einer Bande“, deren Ziel es gewesen sei, Gelder von Wirecard zu veruntreuen, sagte der Verteidiger. Im Fokus sieht er vielmehr Bellenhaus und den flüchtigen Jan Marsalek, Brauns ehemaliger Vize-Vorstand. Sein Mandant sei das Opfer.

Am Montagnachmittag haben außerdem die Verteidiger von Bellenhaus und Stefan von Erffa, dem ehemaligen Wirecard-Chefbuchhalter, ihre Erklärungen abgegeben. Von Erffas Verteidigerin, Sabine Stetter, stellte wie auch schon Dierlamm die Glaubwürdigkeit des Kronzeugens Bellenhaus infrage und kritisierte die Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger von Bellenhaus hingegen konzentriert sich in seiner Erklärung auf frühere Aussagen von Markus Braun, in denen er sagte, dass er „vollen Einblick“ in die Geschäfte von Wirecard habe.

08. Dezember 2022

09.00 Uhr: Prozessauftakt im Fall Wirecard

Heute hat der Wirecard-Prozess in München begonnen. Angeklagt sind im mutmaßlich größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte drei hochrangige Ex-Manager. Der frühere CEO Markus Braun teilt sich mit dem ehemaligen Chef-Buchhalter Stephan von Erffa sowie dem ehemaligen Geschäftsführer der Dubai-Tochter des Zahlungsdienstleisters, Oliver Bellenhaus, die Anklagebank.

Die Staatsanwaltschaft München I wirft den drei Angeklagten Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. Sie sollen Umsätze in Milliardenhöhe ausgewiesen haben, die nicht existiert haben, damit Wirecard nicht in die Verlustzone rutscht. Die Folge wäre wohl gewesen, dass Investoren deutlich zurückhaltender in Wirecard investiert hätten. Kreditgeber sollen um 3,1 Milliarden Euro geprellt, insgesamt sollen durch die Wirecard-Pleite rund 20 Milliarden Euro vernichtet worden sein.

Strittig ist vor allem, wer die Verantwortung für die Bilanzfälschungen trägt. Ex-Vorstandschef Braun sieht sich als Opfer, unter anderem vom mitangeklagten Bellenhaus und dem flüchtigen Ex-Vorstand Jan Marsalek.

Konkret geht es um das sogenannte Drittpartnergeschäft, das Marsalek unterstand. Die Drittpartner wickelten für Wirecard Kreditkartenzahlungen in Asien ab. Um die Zahlungen abzusichern, sollen auf einem philippinischen Treuhandkonto 1,9 Milliarden verwahrt worden sein, laut Ex-Manager Bellenhaus sollen dieses Geschäft und damit die 1,9 Milliarden Euro jedoch nie existiert haben. Bellenhaus dient der Anklage als Kronzeuge gegen Braun und von Erffa.

An der Schuldfähigkeit von Erffas gibt es jedoch Zweifel. Das Landgericht München I hat zwei forensische Psychiater als Sachverständige zu dessen Begutachtung bestellt. Sollte sich herausstellen, dass der Ex-Buchhalter im mutmaßlichen Tatzeitraum psychisch beeinträchtigt war, könnte das strafmildernd wirken.

Zum Auftakt des Mammutprozesses wird mehrere Stunden lang die 89-seitige Anklageschrift in einem unterirdischen Hochsicherheitstrakt neben der JVA Stadelheim verlesen. Insgesamt hat die vierte Strafkammer des Münchener Landgerichts 100 Prozesstage bis ins Jahr 2024 angesetzt.

25. November 2022

10.22 Uhr: Aktionäre gehen vorerst leer aus

Die Aktionäre von Wirecard gehen nach einem ersten Gerichtsurteil leer aus. Das Landgericht München I hat eine entsprechende Klage in erster Instanz abgewiesen. Demnach gelten Aktionäre nicht als Gläubiger und können deshalb keine Schadensersatzforderungen gegenüber dem Insolvenzverwalter geltend machen. Die Frage, ob die Schadensersatzforderungen berechtigt sind, bleibt davon unberührt.

Ein prominenter Aktionär war die Union Investment. Sieist der Ansicht, Wirecard habe Kapitalmarktinformationspflichten vorsätzlich verletzt. Ohne diese Pflichtverletzung bei Wirecard hätte Union Investment keine Aktien erworben, führte die Fondsgesellschaft in ihrer Klage an und fordert deshalb Schadensersatz. Die zuständige 29. Zivilkammer des Landgerichts München I erkannte darin keine Insolvenzforderung und wies die Klage ab,  ohne dass darüber entschieden wurde, ob entsprechende Schadenersatzansprüche bestehen. 

Man sei aktuell noch in der Prüfungsphase, aber Union Investment werde sehr wahrscheinlich Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen, teilte ein Sprecher FINANCE mit.

10. November 2022

10.54 Uhr: Wirecard-Verfahren gegen EY dauert wohl bis 2023

Bis das berufsrechtliche Verfahren gegen die Big-Four-Gesellschaft EY infolge des Wirecard-Skandals abgeschlossen ist, dürften noch einige Monate ins Land ziehen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, wird die für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zuständige Behörde APAS ihre Entscheidung über Sanktionen gegen EY und einzelne EY-Mitarbeiter erst Anfang 2023 fällen.

Die Sitzung der APAS-Beschlusskammer hat bereits im Oktober begonnen und soll in der zweiten oder dritten Januarwoche fortgeführt werden, schreibt die Zeitung. Bei der Sitzung beraten die Ausschussmitglieder über die Sanktionen. Die amtlichen Bescheide sollen dann im März zugestellt werden. Ursprünglich geplant war der Versand bereits im Dezember.

09. November 2022

16.00 Uhr: Gerichtsverhandlung von Markus Braun beginnt im Dezember

Früher als erwartet wird sich Markus Braun vor Gericht für den milliardenschweren Wirecard-Betrug verantworten müssen. Am 8. Dezember findet der Prozessauftakt gegen den Ex-CEO des Skandalunternehmens aus Aschheim statt, wie das Landgericht München I mitteilte.

100 Verhandlungstage wurden zunächst dafür angesetzt. Konkret werfen die Strafverfolger Braun und seinen zwei Managerkollegen Stephan von Erffa und Oliver Bellenhaus Bilanzfälschung, Marktmanipulation, Untreue in mehreren Fällen und gewerbsmäßigen Bandenbetrug vor. 

21. September 2022

14.21 Uhr: Markus Braun muss sich vor Gericht verantworten

Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun muss womöglich bald vor Gericht, das Landgericht München I hat die Anklage gegen ihn zugelassen. Das berichtete das „Handelsblatt“ unter Verweis auf Kreise. Die Staatsanwaltschaft hatte im März gegen Braun sowie gegen den ehemaligen Vize-CFO Stephan von Erffa sowie den Dubai-Manager Oliver Bellenhaus Anklage erhoben. Auch die beiden Manager müssen womöglich vor Gericht.

Der Prozess könnte dem „Handelsblatt“ zufolge Anfang kommenden Jahres beginnen. Verhandelt werde der Fall von der vierten Wirtschaftsstrafkammer, der Markus Födisch vorsitzt. „Mit Eröffnung des Hauptverfahrens werden die schweren Aufklärungs- und Ermittlungsmängel des Ermittlungsverfahrens nicht nur nicht beseitigt, sondern perpetuiert und vertieft. Dies geschieht dann zum Schaden der Wirecard AG, ihrer Aktionäre, Investoren und Kreditgeber“, zitiert das „Handelsblatt“ eine Sprecherin von Markus Braun. Braun sowie Bellenhaus sitzen seit Sommer 2020 in Untersuchungshaft.

24. August 2022

19.14 Uhr: Geben EY-Prüfer ihre Lizenzen zurück?

Seit Juni 2020 führt die Prüferaufsicht Apas ein Berufsverfahren gegen einzelne EY-Prüfer durch – nun zeichnen sich laut einem Bericht des „Handelsblatts“ erste Ergebnisse ab. Demnach habe die Aufsicht Pflichtverletzungen bei EY-Mitarbeitern gefunden – das würde teils harte finanzielle und berufsrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Das Verfahren soll im Oktober abgeschlossen sein.

Im Visier der Apas sind zwölf Prüfer, darunter die hauptverantwortlichen Prüfer der Jahresabschlüsse von Wirecard sowie der ehemalige Deutschlandchef. Mögliche Sanktionen, die die Apas grundsätzlich aussprechen kann, gehen über eine Rüge bis hin zu einer Geldbuße von maximal 500.000 Euro, im ärgsten Fall kann auch ein Ausschluss vom Beruf ausgesprochen werden. Einzelne EY-Prüfer sollen nun schon die Rückgabe ihrer Bestellung als Wirtschaftsprüfer erwägen, berichtet das „Handelsblatt“. Gibt ein Prüfer seine Lizenz zurück, so entfällt auch die Sanktion.

„Wir bitten um Verständnis, dass wir laufende Verfahren – dazu zählt auch das berufsaufsichtsrechtliche Verfahren durch die Apas – nicht kommentieren“, zitiert die Zeitung einen EY-Sprecher. Man unterstütze das Apas-Verfahren vollumfänglich. „Das Ergebnis, zu dem die Apas nach Abschluss des Verfahrens kommt, werden wir sorgfältig prüfen.“

16. August 2022

12.00 Uhr: Ex-Wirecard-Chef Markus Braun bleibt in Untersuchungshaft

Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun sitzt seit rund zwei Jahren in Untersuchungshaft. Wie das „Handelsblatt“ nun berichtet, kommt er auch weiterhin nicht auf freien Fuß. Das hat das Oberlandesgericht München in der fünften Haftprüfung entschieden. Der Ex-Wirecard-Vorstand sitzt seit dem 22. Juli 2020 ununterbrochen in Untersuchungshaft und hatte eine Haftbeschwerde eingelegt.

Das Verfahren rund um den Wirecard-Skandal ist umfangreich und komplex. Dem österreichischen Manager und weiteren Managern wird vorgeworfen, dass sie Bilanzen gefälscht haben sollen. Darüber hinaus besteht der Verdacht, dass sie Banken um 1,7 Milliarden Euro an Krediten und 1,4 Milliarden Euro an Schuldverschreibungen betrogen haben sollen. Markus Brauns Verteidiger weist die Vorwürfe zurück.

07. Juli 2022

17.39 Uhr: Gläubiger von Wirecard-Tochter erhalten Auszahlung 

Nach einer Entscheidung des Amtsgericht Leipzig können die ersten Gläubiger der Wirecard Communication Services GmbH mit einer Entschädigungszahlung rechnen. Wie Rechtsanwalt Nils Freudenberg von der Kanzlei Tiefenbacher, der derzeit als Insolvenzverwalter für die Wirecard-Tochter Wirecard Communication Services GmbH fungiert, mitteilte, stünden knapp 1,5 Millionen Euro für die Zahlung zur Verfügung.

Insolvenzverwalter Freudenberg wird diese Summe zu einer Quote von 25 Prozent ausschütten, wie er in einer Pressemitteilung bekannt gab. Das Geld für die Entschädigungszahlung kommt einerseits vom restlichen Verkaufspreis für die Wirecard-Tochter und andererseits von ausstehenden Lizenz- und ausstehende Leistungsentgelte, die der Insolvenzverwalter für das Unternehmen verbuchen konnte.

Freudenberg stellte außerdem weitere Ausschüttungen in Aussicht. „Wir haben derzeit noch Gelder in Rückstellungen gebunden. Können diese in Zukunft aufgelöst werden, ist auch eine weitere Abschlagszahlung an die Gläubiger wahrscheinlich“, lässt sich der Insolvenzverwalter zitieren.

05. Juli 2022

13.50 Uhr: Ex-Wirecard-Chef-Buchhalter gibt Fälschung zu

Der ehemalige Chef-Buchhalter von Wirecard, Stephan von Erffa hat zugegeben, Dokumente gefälscht zu haben, die von KPMG im Rahmen einer Sonderprüfung angefordert wurden, wie die „Financial Times“ mit Verweis auf Personen, die mit der Angelegenheit vertraut sind, berichtet. Von Erffa ist einer von drei Angeklagten im Wirecard-Verfahren der Münchner Staatsanwaltschaft.

Bisher bestritt von Erffa in den Betrug verwickelt zu sein. Allerdings wurden dem Bericht zufolge bei polizeilichen Ermittlungen Beweise dafür gefunden, dass von Erffa Anfang 2020 Dokumente fälschte, die dann an die Prüfer von KPMG und EY weitergegeben wurden.

In dem konkreten Fall gehe es um Dokumente im Zusammenhang mit einer Zahlung in Höhe von 50 Millionen Euro, die Wirecard erhalten hatte. Als die forensischen Prüfer von KPMG die Zahlungsermächtigung von dem ehemaligen Chef-Buchhalter sehen wollten, habe er das Dokument gefälscht, wie von Erffa den Staatsanwälten mitteilte. Der Ex-Wirecard-Mitarbeiter erklärte, dass es sich bei der Fälschung um einen Einzelfall gehandelt habe. Die Transaktion selbst sei echt gewesen.

09. Juni 2022

12.30 Uhr: Gerichtsentscheidung – Teilerfolg für Markus Braun

Das Landgericht München I hat entschieden, dass der Großteil des Vermögens von Ex-Wirecard-CEO Markus Braun eingefroren bleibt. Einem der beiden Arrestbeschlüsse gibt das Gericht statt, damit werden 140 Millionen Euro von Brauns Vermögen sowohl von der Münchner Staatsanwaltschaft als auch vom Landgericht München eingefroren. Das Gericht gibt damit der Klage von Insolvenzverwalter Michael Jaffé statt und argumentiert, dieser habe die Kammer überzeugen können, „dass Herr Dr. Braun seine Pflichten als Vorstandsmitglied der Wirecard AG verletzt hat“. Bezüglich der kleineren Summe von 35 Millionen Euro hat Braun einen Teilerfolg erzielt, denn diesen Arrestbefehl hat das Landgericht aufgehoben. Da Brauns Vermögen aber bereits von der Staatsanwaltschaft eingefroren wurde, hat Braun weiter keinen Zugriff auf das Geld.

13. Mai 2022

10.30 Uhr: Auch Insolvenzverwalter Jaffé will Brauns Vermögen einfrieren lassen

Nach der Münchener Staatsanwaltschaft will auch Insolvenzverwalter Michael Jaffé das Vermögen von Ex-Wirecard-Chef Markus Braun einfrieren lassen, der sich dagegen wehrt. Es geht um zwei Arrestbeschlüsse gegen Braun in Höhe von 140 und 35 Millionen Euro. Der erste dürfte wohl Bestand haben, wie das Landgericht München I Brauns Anwälten in Aussicht stellte. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa-AFX. Bei dem zweiten sei die Lage komplizierter. Gegen beide Beschlüsse hat Braun Widerspruch eingelegt. Seine Anwälte argumentieren, dass die Arrestbeschlüsse von Insolvenzverwalter Jaffé nichtig seien, weil Brauns Vermögen bereits von der Staatsanwaltschaft eingefroren wurde. Die Entscheidung soll am 9. Juni verkündet werden.

Gegenstand des ersten Arrestbeschlusses über 140 Millionen Euro sind von Wirecard vergebene Kredite an die Firmengruppe Opac, für die es keine Sicherheiten gab. Der zweite Arrestbeschluss über 35 Millionen Euro bezieht sich auf einen Privatkredit, den Braun an Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek vergeben hatte. Um diesen zurückzahlen zu können, soll Marksalek das Geld in Kreiselüberweisungen aus dem Konzern abgezweigt haben.

6. Mai 2022

11.02 Uhr: Großaktionäre durch Dividendenrückforderung besonders betroffen

Das Landgericht München hatte gestern entschieden, dass die Wirecard-Bilanzen von 2017 und 2018 nichtig sind. In Folge dessen kann Insolvenzverwalter Michael Jaffé die Dividenden der damaligen Aktionäre von Wirecard zurückfordern. Besonders betroffen von den Rückforderungen seien aber vor allem Großaktionäre. Wirecard zahlte im Jahr 2017 0,18 Euro je Stückaktie und 2018 0,20 Euro je Stückaktie aus. Diese Dividenden seien vor allem an Großaktionäre wie beispielsweise die MB Beteiligungs GmbH, die Beteiligungsgesellschaft von Markus Braun, ausgeschüttet worden. Klein- und Privatanleger werden „nicht maßgeblich berührt sein“, teilte Jaffé mit.

Ein Anleger, der ein Papier mit einem damaligen Börsenwert von 10.000 Euro hielt, müsste für beide Jahre 25 Euro rückzahlen, sofern man einen Aktienkurs von 150 Euro unterstellt, rechnet der Insolvenzverwalter exemplarisch vor. Die meisten Privatanleger hielten sogar eine „weit geringere“ Zahl von Aktien in ihren Depots. Insgesamt zahlte Wirecard im Jahr 2017 Dividenden in Höhe von 22 Millionen Euro aus, im Jahr 2018 waren es 25 Millionen Euro.

5. Mai 2022

10.57 Uhr: Gericht erklärt Wirecard-Abschlüsse für nichtig

Das Landgericht München ist der Auffassung des Insolvenzverwalters Michael Jaffé gefolgt und hat die Wirecard-Jahresabschlüsse 2017 und 2018 für nichtig erklärt. Damit kann Jaffé nun theoretisch die für diese Jahre von Wirecard gezahlten Steuern und Dividenden zurückfordern. Auch die Chancen der Schadensersatzklagen gegen EY dürften durch dieses Urteil steigen.

19. April 2022

13.00 Uhr: Staatsanwaltschaft fordert Auslieferung von Marsalek

Der gesuchte Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, der Berichten zufolge in einem Versteck des russischen Geheimdienstes FSB in Moskau lebt, soll offenbar nach Deutschland ausgeliefert werden. Einem Bericht der „Bild“ zufolge hat die Staatsanwaltschaft München offenbar bereits vor Ostern ein dementsprechendes Festnahmeersuchen an den Kreml geschickt. Die Ermittler hatten erst wenig Tage zuvor erfahren, dass Marsalek sich dort aufhalten soll. Der Bundesnachrichtendienst (BND), dem die Information bereits seit Anfang 2021 vorliegen soll, hatte demnach lediglich das Bundeskanzleramt informiert.

11. April 2022

16.19 Uhr: Lebt Marsalek in Moskau?

Jan Marsalek, Ex-Wirecard-Vorstand und mutmaßliches Mastermind hinter dem 1,9 Milliarden Euro schweren Bilanzskandal, soll einem Medienbericht zufolge in Moskau gelebt haben oder dort sogar noch leben. Vom russischen Geheimdienst FSB angeblich geschützt, soll der seit dem Juni 2020 auf der Flucht befindliche Marsalek dort untergetaucht sein. Dem Bundesnachrichtendienst (BND) sei dies bereits seit Anfang 2021 bekannt, heißt es.

Wie die „Bild“ berichtet, habe die deutsche Botschaft in Moskau damals von einem Förderer der dortigen deutschen Schule erfahren, der mit dem mit dem russischen Covid-Impfstoff Sputnik V handele, mit einer paramilitärischen Söldnertruppe in Verbindung stünde und über beste Kontakte nach Österreich verfüge. Die Zeitung geht davon aus, dass es sich bei der Person um Marsalek handelt.

Vom FSB wurde der deutschen Botschaft offenbar auch ein Treffen mit dieser Person angeboten, so der Bericht weiter. Der BND sei davon in Kenntnis gesetzt geworden und sollte daraufhin der deutschen Botschaft Weisung erteilen, welche allerdings angeblich ausblieb. Auch eine Weitergabe der Information an die zuständigen bayerischen Strafverfolgungsbehörden sei ausgeblieben, lediglich das Bundeskanzleramt sei darüber in Kenntnis gesetzt geworden.

Auf Anfrage der „Bild“ teilte ein Sprecher der Bundesregierung mit, dass die Bundesregierung zu Angelegenheiten, „die etwaige nachrichtendienstliche Erkenntnisse oder Tätigkeiten der Nachrichtendienste betreffen, grundsätzlich nicht öffentlich Stellung“ nimmt.

7. April

13.55 Uhr: Mit einer Stiftung zur Entschädigung?

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat eine Strategie vorgestellt, mit der geprellte Wirecard-Anleger Schadensersatz von Wirecards Abschlussprüfer EY erhalten könnten. Dazu haben die Kanzleien Nieding+Barth, AKD Benelux Lawyers sowie die DSW eine Stiftung nach niederländischem Recht gegründet, welche einen außergerichtlichen Vergleich mit EY abschließen soll. „Die ‚Stichting Wirecard Investors Claim‘ hat den Vorteil, dass sie eine europäische Vergleichslösung für alle geschädigten Wirecard-Anleger auch und gerade mit EY Global ermöglicht“, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Die Wahl einer niederländischen Stiftung eröffne Optionen, die nach deutschem Recht nicht gegeben seien.

Das Problem: Bei dem Kapitalanlegermusterverfahren, das gegen EY Deutschland eröffnet werden soll, ist eine Einbeziehung von EY Global nicht möglich. Auch kann das ein sehr langwieriges Verfahren sein. „Die Stiftungslösung ist eine kreative Lösung für die Situation in Deutschland, wo wir keine Sammelklagen eröffnen können“, sagte Klaus Nieding, Vorstand der Nieding+Barth. Allerdings werde man parallel auch an Klagen arbeiten. „Sollten EY Deutschland/Global nicht zu einer außergerichtlichen Einigung bereit sein, beschreiten wir den Klageweg“, so Nieding.

23. März

15.00 Uhr: Wirecard-Folgen beschäftigen die Gerichte

Mehr als 900 Anleger-Klagen gegen den Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY sind bereits in München anhängig, doch ein für Ende März angesetzter Gerichtstermin wurde nun verschoben. Der Termin hätte die Frage behandelt, ob Geschädigte Ansprüche gegen das Big-Four-Haus EY geltend machen können, das den insolventen Konzern geprüft hatte. Nun sollen die Einzelkläger zunächst die Entwicklung eines Musterverfahrens abwarten, das Mitte März zugelassen wurde.

Unterdessen sind laut Insolvenzverwalter Michael Jaffé bereits 40.000 Forderungen gegen Wirecard zur Insolvenztabelle angemeldet worden, der Großteil davon stammt von Aktionären. Das Landgericht München soll nun klären, ob Kreditgeber oder Aktionäre vorrangig aus der Insolvenzmasse entschädigt werden. Fondsgesellschaften wie DWS und Union Investment machen als Großaktionäre Verluste im dreistelligen Millionenbereich geltend und wollen sich mit ihren Forderungen nicht hinter den Gläubigerbanken einreihen. Eine erste mündliche Verhandlung zu einer von Union Investment gegen Wirecard eingereichten Klage vor dem Landgericht München ist für den 6. Juli geplant.

14. März

9:33 Uhr: Staatsanwaltschaft klagt Markus Braun an

Der ehemalige Wirecard-CEO Markus Braun muss sich offenbar bald vor Gericht verantworten: Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Ex-Manager Anklage erhoben, die Klageschrift soll rund 480 Seiten umfassen. Auch gegen den früheren Dubai-Statthalter B. sowie Vize-CFO von E. sollen bereits Klagen erhoben worden sein. Den Managern drohen im Falle einer Verurteilung mehrjährige Haftstrafen. Braun hat die Vorwürfe gegen ihn in der Vergangenheit zurückgewiesen.

21. Februar

14:32 Uhr: Erster Kläger darf Brauns Privatvermögen verwerten

Laut eigenen Angaben hat die Rechtsanwaltskanzlei Leipold das erste Hauptsacheverfahren gegen Ex-Wirecard-Chef Markus Braun vor dem Landgericht München 1 gewonnen. Demnach bekommt ein Mandant der Kanzlei seinen gesamten Schaden in Höhe von 250.000 Euro zuzüglich 5 Prozent Zinsen ersetzt – und zwar aus beschlagnahmtem Privatvermögen von Markus Braun. Insgesamt hat die Kanzlei Leipold eigenen Angaben zufolge rund 500 Arreste gegen Brauns Privatvermögen erwirkt und dadurch umfangreiche Vermögenswerte gesichert. Nun könnten weitere Geschädigte dem Beispiel folgen und ebenfalls versuchen, auf Brauns festgesetztes Privatvermögen zuzugreifen.

18. Februar

15:12 Uhr: EY erleidet Gerichtsschlappe in Österreich

Dem Wirtschaftsprüfer EY ist es nicht gelungen zu verhindern, dass es nun auch zu Klagen gegen den Wirecard-Abschlussprüfer in Österreich kommen wird. Das Oberlandesgericht hält trotz des deutschen Firmensitzes von Wirecard Prozesse in Österreich für möglich, da es in den Klagen auch um einen österreichischen Aufsichtsrat von Wirecard gehe. EY will gegen diese Entscheidung Rechtsmittel einlegen.

14. Januar

13:40 Uhr: Insolvenzverwalter klagt mehrere Vorstände an

Wirecards Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat Klage gegen gleich mehrere ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte beim Landgericht München I erhoben. Jaffé wirft dem Ex-Management eine nicht sachgerechte Vergabe von 140 Millionen Euro schweren Krediten vor, 100 Millionen Euro davon für die Firma Ocap aus Singapur. Ins Visier des Insolvenzverwalters geraten nun nicht nur der ehemalige CEO Markus Braun und Vorstand Jan Marsalek, sondern auch Ex-CFO Alexander von Knoop sowie die ehemalige Personal- und Produktvorständin Susanne Steidl und die ehemaligen Mitglieder des Aufsichtsrates Wulf Matthias und Stefan Klestil. 

13. Januar

13:37 Uhr: Vertrauter von Marsalek wird angeklagt

Die Münchener Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen ehemaligen engen Vertrauen und Geschäftspartner von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek erhoben. Gemeinsam sollen sie 22 Millionen Euro aus der Konzernkasse veruntreut haben, zitieren Medien aus einem Schreiben der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte soll 8 Millionen Euro davon auch für private Zwecke genutzt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Geschäftspartner 26 besonders schwere Fälle der Geldwäsche verbunden mit Betrug in besonders schwerem Fall sowie falscher Buchführung vor. Nun muss das Münchner Landgericht über die Zulassung der Anklage entscheiden.

2021

15. Dezember

14:00 Uhr: Ex-Wirecard-CEO Braun bleibt in U-Haft

Schlechte Nachrichten gibt es auch für Markus Braun. Der Ex-Wirecard-Chef bleibt vorerst weiter in Untersuchungshaft. Das hat das Oberlandesgericht München angeordnet, wie es am Mittwochmorgen mitteilte. Braun sitzt seit rund eineinhalb Jahren in Augsburg in Untersuchungshaft. Daran dürfte sich nach dem jüngsten Beschluss bis zum Prozess, der voraussichtlich im kommenden Jahr starten soll, auch nichts ändern. Der Anwalt des ehemaligen Wirecard-CEOs hatte der zuständigen Staatsanwaltschaft München I vorgeworfen, möglichen Sachverhalten, die für eine Entlastung Brauns sorgen könnten, nicht oder nicht vollständig auf den Grund gegangen zu sein. Diese wies die Vorwürfe jedoch zurück. Die Staatsanwaltschaft wirft Braun vor, gemeinsam mit anderen Managern des insolventen Zahlungsdienstleisters Investoren und Banken um drei Milliarden Euro geprellt zu haben.

14. Dezember

11:00 Uhr: Michael Jaffé will Wirecard-Bilanzen für nichtig erklären lassen

Insolvenzverwalter Michael Jaffé will die mutmaßlich gefälschten Wirecard-Jahresbilanzen aus den Jahren 2017 und 2018 für nichtig erklären lassen. Zudem will er die Beschlüsse der Hauptversammlungen anfechten, auf denen die Aktionäre die Dividendenzahlungen für diese beiden Jahre abgesegnet hatten. Über die Zivilklage wird an diesem Donnerstag am Landgericht in München verhandelt, ein Urteil wird noch nicht erwartet.

10. Dezember

11:00 Uhr: Wirecard-Prüfer EY könnte erneut vor Gericht landen

Der Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY rückt wieder ins Visier der Justiz. Das Münchener Oberlandesgericht hat massive Zweifel am Gerichtsentscheid des Münchener Landgericht geäußert, das Klagen gegen EY ohne weitere Beweisaufnahme abgewiesen hat. Es habe den Richtern der ersten Instanz an „eigener Sachkunde“ gefehlt, um die von KPMG erhobenen Vorwürfe gegen EY adäquat zu beurteilen, kritisiert das OLG am Donnerstag. Dennoch sei kein Sachverständigen-Gutachten angefordert worden, so die Kritik des Gerichts. Auch den Bericht des Wirecard-Untersuchungsausschusses im Bundestag soll das Landgericht ignoriert haben, zum Nachteil der klagenden Anleger.

Das schürt Hoffnung bei Wirecard-Aktionären, denn das OLG München empfiehlt dem Landgericht, ein Musterverfahren zu eröffnen. Alternativ könnte das Landgericht auch die Möglichkeit erhalten, die bislang fehlende umfangreiche Beweisaufnahme nachzuholen.

29. November

12:05 Uhr: Insolvenzverwalter bringt Ex-Wirecard-Chef in Bedrängnis

Der neue Sachstandsbericht von Insolvenzverwalter Michael Jaffé bringt Ex-Wirecard-Chef Markus Braun, der auf eine baldige Haftentlassung hofft, in die Bredouille. So soll das Drittpartnergeschäft nie existiert haben, schreibt Jaffé. Konten in Singapur seien lediglich Spesenkonten gewesen.

Die vollständige Story finden Sie im FINANCE-Artikel.

12:02 Uhr: APAS einigt sich mit Ex-Chef Ralf Bose

Der Ende letzten Jahres suspendierte APAS-Chef Ralf Bose hat eine Kündigungsschutzklage gegen seine Entlassung gewonnen, wie das Arbeitsgericht Frankfurt mitgeteilt hat. Das Urteil erging bereits im Juli. Die Parteien hätten sich mittlerweile außergerichtlich geeinigt, teilte das Gericht mit, ohne Inhalte des Vergleichs anzugeben. Der Ex-Chef der APAS wurde entlassen, nachdem er mit Aktien der Wirecard AG gehandelt hatte, während seine Behörde die Wirtschaftsprüfer des inzwischen pleitegegangene Unternehmen prüfte. Die Kündigung war aber nicht rechtens.

Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, zu dem die Wirtschaftsprüferaufsicht APAS gehört, hat gegenüber dem „Handelsblatt“ bestätigt, dass man sich nach dem Gerichtsurteil mit Bose geeinigt habe und das Arbeitsverhältnis nunmehr beendet sei. Auch Boses Anwalt Thomas Dick wollte keine darüber hinausgehenden Details nennen.

26. November

12:11 Uhr: APAS nimmt Ex-EY-Chef Barth ins Visier

Informationen des „Handelsblatts“ zufolge nimmt die Wirtschaftsprüferaufsicht APAS mindestens sieben ehemalige beziehungsweise aktuelle Mitarbeiter von EY wegen einer möglichen berufsrechtlichen Pflichtverletzung ins Visier. Unter ihnen soll sich auch Ex-EY-Deutschlandchef Hubert Barth befinden.

Barth hatte im Februar die „politische Verantwortung“ für das Nichterkennen des Wirecard-Betrugs durch die Abschlussprüfer von EY übernommen und sein Amt als Deutschlandchef gegen ein anderes Führungsmandat bei EY eingetauscht. Barth hatte sich auch persönlich in die Bilanzprüfung von Wirecard eingeschaltet. Ihm vorliegende Hinweise von Whistleblowern führten aber nicht dazu, dass er erkennbar einschritt. EY hatte die Wirecard-Bilanzen von 2009 bis 2018 ohne Einschränkungen testiert.

Barths Verteidiger sagte dem Handelsblatt, dass die Apas „um eine Stellungnahme gebeten“ habe. „Dem kommen wir nun nach. Nach dem Dafürhalten von Herrn Barth ist er allen berufsrechtlichen Pflichten gerecht geworden. Wir sind optimistisch, dass das Verfahren schlussendlich eingestellt wird“, so Barths Verteidiger.  

22. November

21.20 Uhr: EY stellt Anzeige gegen Unbekannt

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Wie der langjährige Prüfer von Wirecard mitteilte, ist der Grund dafür die Weitergabe des Wambach-Berichts. Darin werden EY umfassende Versäumnisse bei der Prüfung des Finanzdienstleisters vorgeworfen.

Das 168 Seiten starke und von der Geheimschutzstelle des Bundestags als geheim eingestufte Dokument wurde vom “Handelsblatt” veröffentlicht. In der Stellungnahme von EY heißt es allerdings weiter, der Strafantrag beträfe ausdrücklich nicht die Frage, ob der Wambach-Bericht veröffentlicht werden darf.

Die juristischen Schritte seien vielmehr in der Verletzung des rechtsstaatlichen Verfahrens als auch der Verletzung persönlicher Schutzrechte von Mitarbeitern und Mandanten begründet, argumentiert EY. Daher richte sich EYs Anzeige konkret gegen denjenigen, der den Bericht dem “Handelsblatt” zugespielt hat.

15. November

Diskussionsrunde zu Wirecard auf der Structured FINANCE

Die spektakuläre Pleite von Wirecard ist inzwischen über ein Jahr her. Doch neue Erkenntnisse lassen den Fall brandaktuell erscheinen, so wie etwa die Veröffentlichung des Wambach-Berichts mit pikanten Details zur Arbeit des Abschlussprüfers EY.

Ein Grund für uns, den Wirecard-Skandal auf unserer Kongressmesse Structured FINANCE aufzugreifen! Gemeinsam mit Fabio De Masi, ehemaliger Obmann des Wirecard-Untersuchungsausschusses, Dr. Marc Liebscher, Rechtsanwalt bei Dr. Späth & Partner, und der Bilanzierungsexpertin Carola Rinker diskutieren wir den Fall: Was sind die neusten Erkenntnisse aus dem Bilanzskandal? Welche Lehren kann man daraus ziehen? Und worauf müssen CFOs und Treasurer achten?

Die Diskussionsrunde findet als Digitales Warm-up bereits am Dienstag, den 23. November 2021, von 11 Uhr bis 12 Uhr statt. Wählen Sie sich bequem von zuhause, dem Büro oder von unterwegs ein und diskutieren Sie mit! Weitere Informationen zum Inhalt gibt es hier, und hier geht es zur Anmeldung.

12. November 2021

12.15 Uhr: Handelsblatt veröffentlicht Bericht von Sonderprüfer Wambach

Am gestrigen Donnerstagabend hat das „Handelsblatt“ den „Wambach-Bericht“ zum Fall Wirecard veröffentlicht. Der Bericht untersucht die Arbeit der Wirtschaftsprüfer von EY. Der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags hatte den Wirtschaftsprüfer Wambach und sein Team beauftragt, mögliche Versäumnisse der Wirtschaftsprüfer von EY bei der Prüfung von Wirecard aufzudecken.

Das Handelsblatt geht mit dem Schritt ein Wagnis ein, da der Bericht von der Geheimschutzstelle des Bundestags als geheim eingestuft wurde. Dass die Zeitung den Bericht nun trotzdem in voller Länge veröffentlicht, begründet die Chefredaktion damit, dass der Bericht mit Steuergeldern angefertigt worden sei und der Inhalt des Berichts im öffentlichen Interesse liege. In dem Bericht adressiert Wambach Mängel, die vor allem in der Prüfung des dubiosen Drittpartnergeschäfts, auch „TPA-Geschäft“ genannt, zu Tage getreten sind.

20. September 2021

12.20 Uhr: Stolpert Marsalek über eine Mietüberweisung?

Die Staatsanwaltschaft München geht einer neuen Spur auf der Suche nach Jan Marsalek nach. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sei eine Mietüberweisung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten der Auslöser. Bei dem Vermieter einer durch den Ex-Wirecard-Vorstand angemieteten Wohnung in München seien rund 80.000 Euro eingegangen, was der gesamten Jahresmiete im Voraus entspricht.

Dem Bericht zufolge war der Name des Absenders Jamil Uddin Ahmed, das Geld sei von einer Großbank aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gekommen. Der Vermieter habe die Zahlung nicht akzeptiert. Jan Marsalek gilt als der Strippenzieher hinter dem Niedergang des Zahlungsabwicklers Wirecard, der vor rund einem Jahr pleiteging. Seither ist der Manager untergetaucht.

8. September 2021

14.29 Uhr: O’Sullivan soll gegen Kaution freikommen

Einem „Handelsblatt“-Bericht zufolge soll der in Singapur festgenommene Henry O’Sullivan gegen Kaution freikommen. Ein Bezirksgericht in Singapur habe entschieden, dass der Marsalek-Vertraute die Untersuchungshaft bis zu einem möglichen Urteil verlassen könne, wenn er 150.000 US-Dollar als Sicherheit hinterlege. O’Sullivan gilt als einer der wichtigen Hintermänner im Wirecard-Skandal. Er wurde vergangene Woche festgenommen. Zunächst hieß es, der zuständige Richter ließe eine Freilassung auf Kaution nicht zu, weil er „Verdunkelungsgefahr“ sehe. Die Festnahme galt als möglicher Wendepunkt in der Aufklärung des Milliardenskandals.

2. September 2021

11:05 Uhr: Wirecard-Drahtzieher O’Sullivan festgenommen

In Singapur ist der Jan-Marsalek-Vertraue Henry O’Sullivan festgenommen worden, kurz nachdem die Behörden dort auch den Ex-Wirecard-Treuhänder Shan Rajaratnam inhaftiert haben. Beide gelten als wichtige Drahtzieher des dubiosen Drittpartnergeschäfts, über das Milliardensummen veruntreut worden sind. Falls sie auspacken sollten, könnte dies für die Aufklärung des Wirecard-Skandals die Wende bedeuten.

20. August 2021

18:00 Uhr: Abgeordnete wollen gegen BGH-Entschluss vorgehen

Der Wirecard-Untersuchungsausschuss hat sich mit der Vorlage des Abschlussberichts eigentlich aufgelöst. Doch die Arbeit geht weiter. Dem Handelsblatt zufolge wollen einige Parlamentarier „aller Voraussicht nach“ Beschwerde gegen einen Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) einzulegen. Es geht um den Beschluss eines BGH-Ermittlungsrichters, dass der Sonderermittlungsbericht zur Arbeit von EY im Wirecard-Skandal unter Verschluss bleibt. Das hatte vor Kritik gesorgt, da viele Abgeordnete sehen bei EY eine Mitschuld für den langjährigen Erfolg Wirecards in der Täuschung der Öffentlichkeit. Nun wollen Abgeordnete aller Fraktionen nach abschließender rechtlicher Prüfung dagegen vorgehen, damit sie über die Ergebnisse sprechen können.

23. Juni 2021

10:15 Uhr: Hausdurchsuchung bei Ex-Aufsichtsratschef

Die Staatsanwaltschaft hat das Haus des langjährigen Wirecard-Aufsichtsratschefs Wulf Matthias durchsuchen lassen. Sie ermittelt gegen den 76-jährigen wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue. In seiner Funktion als Aufsichtsratschef, die Matthias von 2008 bis 2020 innehatte, soll der frühere Credit-Suisse-Banker Kredite an Partnerunternehmen in Asien durchgewunken haben, über die viele hundert Millionen Euro aus dem Konzern abflossen – nach Ansicht der Ermittler und von Insolvenzverwalter Michael Jaffé ohne erkennbare Gegenleistung. Einer der größten Empfänger dieser Zahlungen war die Singapurer Firmengruppe Senjo/Ocap, hinter der der Geschäftsmann James Henry O’Sullivan vermutet wird. Der Ire gilt als einer der Drahtzieher des Milliardenbetrugs.

Matthias wird von der Staatsanwaltschaft inzwischen als Beschuldigter geführt, befindet sich aber auf freiem Fuß. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit wurde er lange Zeit nicht als Zeuge oder Beschuldigter in die Ermittlungen eingebunden. Seine Anwälte wollten zu der Hausdurchsuchung keinen Kommentar abgeben.

9:41 Uhr: Gericht urteilt gegen Ex-EY-Bilanzprüfer

Das Verwaltungsgericht Berlin hat gegen den Eilantrag des langjährigen Chefbilanzprüfers von EY bei Wirecard, Andreas Loetscher, entschieden. Er wollte verhindern, dass er im Abschlussbericht des Wirecard-Untersuchungsausschuss namentlich genannt wird. „Die Herstellung von Publizität des Abschlussberichts ist wesentlicher Teil des parlamentarischen Untersuchungsrechts und für dessen Effektivität entscheidend“, befand das Gericht. Diesen Umstand habe Loetscher „hinzunehmen, da an der Aufklärung des Untersuchungsgegenstands und des Umfangs des Finanzskandals ein herausragendes öffentliches Interesse besteht, das sich auch auf die Rolle der Wirtschaftsprüfer bezieht“. Loetscher zählte von 2015 bis 2017 in leitender Funktion zu dem Wirtschaftsprüfer-Team von EY, das die Wirecard-Bilanzen stets ohne Einschränkungen testiert hatte.

21. Juni 2021

20:50 Uhr: Ex-EY-Partner will Veröffentlichung des Abschlussberichts verbieten

Andreas Loetscher, ein ehemaliger EY-Prüfer, der von 2015 bis 2017 die Wirecard-Bilanzen testierte, will den Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags daran hindern, seinen Abschlussbericht wie geplant zu veröffentlichen. Loetscher hat beim Verwaltungsgericht Berlin einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz gestellt. Er wendet sich insbesondere gegen die Veröffentlichung bestimmter ihn betreffender Passagen.

11:02 Uhr: Geschäfte mit Oligarch Firtasch

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek im Frühjahr 2019 den umstrittenen ukrainischen Oligarchen Dimitrij Firtasch als Kunde zur Wirecard Bank gebracht. Zu diesem Zeitpunkt geriet Firtasch, gegen den in mehreren großen Ländern unter anderem wegen Bestechung und Geldwäsche ermittelt wird, geschäftlich stark unter Druck. Der Oligarch brauchte neue Konten und eine neue Bank für seinen Zahlungsverkehr. Die Compliance-Manager von Wirecard sollen Firtasch gemäß der „Know your customer“-Vorgaben als Hochrisikokunden betrachtet haben, doch Marsalek habe die Geschäftsbeziehung durchgesetzt. Schon wenige Monate nach dem Beginn der Geschäftsbeziehung habe die Bafin begonnen, kritisch nachzufragen. 

10:04 Uhr: Streit um die Idee mit den Treuhandkonten

Ex-Wirecard-Finanzchef Burkhard Ley weist die Behauptung von Wirtschaftsprüfer EY zurück, die Idee zur Eröffnung der Treuhandkonten für das Drittpartnergeschäft habe aus der Finanzabteilung von Wirecard gestammt. Stattdessen lässt Ley über seinen Anwalt verbreiten, man habe die Treuhandkonten 2016 auf Anraten der EY-Prüfer eingerichtet, „um die Sicherheitseinbehalte zugunsten der Wirecard AG von der Bonität der Drittpartner zu trennen“. 

16. Juni 2021

09:16 Uhr: War Marsalek ein Management-Psychopath?

FINANCE hat Telegram-Chats des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek mit seinen Mitarbeitern aufgespürt. In seinen Führungs- und Kommunikationsmethoden finden sich Anzeichen von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie, behauptet der Wirtschaftspsychologe Fabian Storch.

11. Juni 2021

10.45 Uhr: Markus Braun soll noch 2021 vor Gericht

Wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Marktmanipulation und Untreue muss der Ex-Wirecard-Chef Markus Braun voraussichtlich noch in diesem Jahr vor Gericht. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, bereitet die Staatsanwaltschaft München eine Anklage gegen Braun vor. Diese soll im zweiten Halbjahr fertiggestellt werden. Der Prozess könnte dann Mitte 2022 starten, schreibt das „Handelsblatt“ unter Berufung auf mit dem Fall vertraute Kreise. Braun drohen über zehn Jahre Haft.

Neben Braun sollen noch der Kronzeuge Oliver B. sowie der ehemalige Chefbuchhalter und Vize-Finanzvorstand E. vor Gericht aussagen. Zum jetzigen Zeitpunkt nicht angeklagt werden soll dem „Handelsblatt“ zufolge hingegen der Ex-CFOBurkhard Ley, gegen den im Juli vergangenen Jahres Haftbefehl erlassen wurde. Seit November ist Ley wieder auf freiem Fuß. Markus Braun sitzt seit Juli vergangenen Jahres in Untersuchungshaft.

9. Juni 2021

10.25 Uhr: Vorwürfe gegen Anti-Geldwäsche-Einheit FIU

Wieder einmal hat der Untersuchungsausschuss zu Wirecard in der Nacht zum heutigen Mittwoch bis spät in die frühen Morgenstunden getagt. Und einmal mehr kamen dabei auch neue Vorwürfe gegen die Anti-Geldwäsche-Einheit des Bundes (FIU) auf den Tisch. Diese soll 2019 wichtige Informationen in Bezug auf Geldwäscheverdacht bei Wirecard nicht an die Ermittler weitergegeben haben. So hatte der „Bayerische Rundfunk“ vor einigen Tagen berichtet, die Commerzbank habe im Februar 2019 detaillierter über mögliche Unregelmäßigkeiten berichtet, als zunächst bekannt. Die Verdachtsmeldung der Commerzbank habe auch eine Liste mit rund 350 auffälligen Überweisungen und einen Kurzbericht enthalten, der den FIU-Aufsehern die Arbeit erleichtern sollte, heißt es in einem Bericht von „tagesschau.de“ zur jüngsten Sitzung des Untersuchungsausschusses. Diese Verdachtsmeldung habe die FIU jedoch erst nach der nach der Insolvenz von Wirecard im Juli 2020 an die bayerischen Strafermittlungsbehörden weitergegeben. Das Argument dafür: Strafrechtliche Verfolgungsmöglichkeiten in Deutschland hätten nicht bestanden.

FIU-Chef Christof Schulte und der zuständige Staatssekretär im Finanzministerium, Rolf Bösinger, verteidigten die Arbeit der Behörde in Bezug auf den Wirecard-Skandal. „Die Commerzbank-Meldung war nach unseren Maßstäben keine besonders gute Meldung”, zitiert die Tagesschau dazu den FIU-Chef. Das sieht man bei der Staatsanwaltschaft jedoch anders, wie die Aussage der Münchener Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl zeigt: „Die große Geldwäsche-Verdachtsmeldung von der Commerzbank ist die Mastercard. Das ist die wertvollste und umfangreichste Geldwäsche-Verdachtsmeldung. Sie ist elementar.”

26. Mai 2021

8:42 Uhr: Chats von Ex-Treasury-Chef aufgetaucht

Wie interne Chats zeigen, die FINANCE vorliegen, hat das Treasury von Wirecard bis zum Schluss daran geglaubt, dass die verschwundenen 1,9 Milliarden Euro auf den Treuhandkonten in Asien tatsächlich existieren. Dieses Cash wollte das Treasury kurz vor dem Zusammenbruch aktivieren, um die immer akuter werdenden Finanzlöcher zu stopfen. Als Alternative warb Chef-Treasurer Thorsten Holten um eine Kapitalerhöhung, stieß beim Management aber nicht auf Gehör. Mehr Details zu den internen Chats der Finanzabteilung von Wirecard unmittelbar vor dem Kollaps gibt es hier.  

25. Mai 2021

13.35 Uhr: Zehntausende Klagen gegen EY?

Der britische Prozessfinanzierer Litfin hat Ansprüche von 20.000 Wirecard-Geschädigten gesammelt und bereitet Klagen „überwiegend“ gegen Wirecards Prüfer EY vor. Daneben prüft Litfin auch Klagen gegen die Wirecard AG sowie Ex-Vorstände. Aufgrund des großen Interesses sei die Finanzierungsschwelle schon überschritten. Den Auftrag hat die Kanzlei Pinsent Masons.

Derweil sind beim Landgericht Stuttgart einer Gerichtssprecherin zufolge bislang 280 Klagen von Wirecard-Anlegern gegen EY eingegangen, welche rund 42 Millionen Euro Schadenersatz forderten.

21. Mai 2021

15.00 Uhr: Zweiter Wambach Report sieht auch 2018 Versäumnisse

Der erste Report des Sonderermittlers Martin Wambach sorgte bereits für Furore. Darin hatten er und sein Team von Rödl & Partner die Abschlussprüfung von EY für die Jahre 2014 bis 2016 untersucht – nun analysierten die Ermittler die Arbeit für 2018. Die Ergebnisse erhöhen den Druck auf EY weiter. In dem Bericht, der dem „Handelsblatt“ vorliegt, sei von nachlässiger Arbeit und teilweiser Pflichtverletzung die Rede, schreibt die Zeitung.

Die darin aufgeführten Unstimmigkeiten für den Abschluss 2018 betreffen vor allem die Drittgeschäft-Partner von Wirecard in Asien. Eine „durchgehende und vollständige“ Prüfung der Bezahlsysteme der Partner habe durch den Abschlussprüfer 2018 nicht stattgefunden, so Wambach. So sei aus den Prüfungsdokumenten nicht ersichtlich, dass die angeblichen Transaktionen wirklich existierten. Merkwürdig seien auch die vom Treuhänder bei EY vorgelegten Bestätigungen, etwa beim Datumsformat. Die Qualität der Prüfungsnachweise erschien nicht ausreichend und angemessen, zitiert das „Handelsblatt“ als Resümee aus dem Report. 

9.14 Uhr: Jaffé will Dividenden zurückfordern

Der Insolvenzverwalter von Wirecard, Michael Jaffé, lässt prüfen, ob Wirecard schon 2017 faktisch insolvent gewesen sein könnte. In diesem Zusammenhang könnten die von EY testierten Jahresabschlüsse 2017 und 2018 möglicherweise für nichtig erklärt werden.

Für frühere Aktionäre des Skandalkonzerns droht das unangenehm zu werden: Wie der „Spiegel“ berichtet, erwägt Jaffé, von den Aktionären Dividenden in Höhe von 47 Millionen Euro zurückzufordern. Auch aus Aktienrückkäufen könnten sich Ansprüche ergeben. Deren Volumen beziffert Jaffé auf 140 Millionen Euro. Ein Griff nach dem Aktionärsvermögen wäre extrem ungewöhnlich, da Aktionären in Insolvenzfällen in aller Regel zumindest keine Rückforderungen oder Nachschusspflichten drohen.

Jaffé will auch die früheren Vorstände für die Auszahlungen haftbar machen, allen voran Ex-CEO Markus Braun und den flüchtigen Jan Marsalek.

Zudem geht aus Jaffés Zwischenbericht hervor, dass der Sanierer inzwischen 94 „auffällige Berater“ ausfindig gemacht hat, denen rund 40 Millionen Euro von Wirecard zugeflossen seien – ohne erkennbare Gegenleistung. Viele dieser Hintermänner dürften im Zusammenhang mit dem dubiosen TPA-Geschäft stehen.   

5. Mai 2021

8:42 Uhr: Die Rolle von Brauns Schwester

FINANCE vorliegende Dokumente zeigen, dass die Schwester von Ex-Wirecard-CEO Markus Braun eine wichtige Rolle in dessen privater Beteiligungsgesellschaft gespielt hat. Dort lagen Millionen von Wirecard-Aktien, außerdem weitere Beteiligungen, Immobilien und Kunstwerke. Die Juristin war in viele Geschäfte involviert, wie der erste Artikel der „Wirecard Files“ zeigt.

30. April 2021

10.00 Uhr: Wirecard-Tochter in Vietnam verkauft

Auch das vietnamesische Geschäft von Wirecard konnte verkauft werden. Wie Insolvenzverwalter Michael Jaffé bekanntgab, gehen die Anteile der Tochter für Zahlungsabwicklungslösungen an das südkoreanische Kreditkartenunternehmen BC Card. Der Deal muss noch durch die zuständige Kartellbehörde genehmigt werden.

21. April 2021

13.01 Uhr: Altmaier verteidigt die APAS

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich im parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu Wirecard hinter die Prüferaufsicht APAS gestellt. Diese stand in der Kritik, weil sie womöglich erst zu spät Untersuchungen gegen Wirecards Prüfer EY aufgenommen hatte. Laut Altmaier habe die APAS nicht zu spät gehandelt. Es sei nach Medienberichten über Bilanzungereimtheiten bei Wirecard schon 2019 ein Vorermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte er. APAS-Chef Ralf Bose sei außerdem gekündigt worden, hier gebe es ein arbeitsrechtliches Verfahren. Bose hatte mit Wirecard-Aktien gehandelt, nachdem die APAS bereits Untersuchungen bei EY eingeleitet hatte.

Altmaier kündigte auch an, die Compliance-Vorschriften für die APAS anzupassen. Die Regeln müssten so angepasst werden, dass kein Verdacht der Befangenheit oder der Interessenkollision entstehe. Seitens der Opposition gab es viel Kritik: Wie EY habe auch der APAS eine kritische Grundhaltung gefehlt, sagte etwa die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus. Laut Florian Toncar von der FDP habe Altmaier die APAS zu lange laufen lassen, ihr fehle es an Schlagkraft und Effektivität.

16. April 2021

10:00 Uhr: Michael Jaffé findet Käufer für Asiengeschäft

Wirecards Asiengeschäft wird an an die britische und niederländische Technologie-Investmentgesellschaft Finch Capital verkauft. Insgesamt übernimmt der Investor das Geschäft aus den Philippinen, Malaysia, Thailand und Hongkong. Der Kaufpreis ist nicht bekannt, Insolvenzverwalter Michael Jaffé teilte aber mit: „Trotz schwieriger Ausgangslage ist es nach einem anspruchsvollen Bieterverfahren gelungen, die Gesellschaften bestmöglich zu veräußern und substantielle Zuflüsse für die deutschen Insolvenzmassen zu sichern.“ Auch das Geschäft aus Indonesien und Australien soll einen Käufer gefunden haben.

13. April 2021

9:00 Uhr: Staatsanwaltschaft Frankfurt nimmt Bafin ins Visier

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt nun auch zur Rolle der Bafin im WirecardBilanzskandal. Konkret prüfen die Ermittler, ob die Bafin im Fall Wirecard ihren Pflichten nachgekommen ist und ob Bafin-Mitarbeiter illegal mit Wirecard-Aktien gehandelt haben, berichtet das „Handelsblatt“.

Dieses formelle Ermittlungsverfahren hat die Staatsanwaltschaft nun nach einem Besuch bei der Bafin Ende Februar dieses Jahres eröffnet. Das legt nahe, dass es einen Anfangsverdacht gibt. Bisher ermittelt die Behörde gegen Unbekannt, wie eine Sprecherin dem „Handelsblatt“ mitteilte. In der Kritik steht außerdem das Leerverkaufsverbot, das die Bafin Anfang 2019 für Wirecard-Papiere verhängt hatte.

10:54 Uhr: Letzte europäische Wirecard-Tochter verkauft

Meilenstein bei der Verwertung der Reste des untergegangenen Dax-Konzerns: Mit der Tochtergesellschaft in der Türkei hat Insolvenzverwalter Michael Jaffé den letzten noch verbliebenen europäischen Geschäftsteil von Wirecard erfolgreich abgestoßen. Käufer ist der Finanzinvestor Finch Capital. Jetzt laufen nur noch M&A-Prozesse für einige Wirecard-Töchter in Asien. 

25. März 2021

11:04 Uhr: Ex-CFO Ley kassierte enorme Beraterhonorare

Bei der Befragung von Ex-Wirecard-Finanzchef Burkhard Ley im Wirecard-Untersuchungsausschuss kam ans Licht, dass der Manager, der nach seinem Ausscheiden als CFO Ende 2017 noch als Berater für Wirecard tätig war, für diese Tätigkeit enorme Honorare erhielt. Diese beliefen sich nach Angaben des Bundestags auf 900.000 Euro im Jahr plus Dienstwagen und Assistentin, und dies, obwohl Ley nur gelegentlich für Wirecard bei der Anbahnung von M&A-Deals im Einsatz gewesen sei. Der Unions-Abgeordnete Matthias Hauer stellte die Frage, ob dieses hohe Honorar auch dazu gedient haben könnte, Ley „bei Laune zu halten“. Ley wird verdächtigt, zumindest als Mitwisser an dem Bilanzskandal beteiligt gewesen zu sein.

2. März 2021

15.20 Uhr: Ist EY als Bankenprüfer überhaupt geeignet?

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, prüft die Finanzaufsicht Bafin, ob es angemessen ist, dass EY die Bilanzen von Finanzkonzernen für das Geschäftsjahr 2020 und später prüft. Dies gehe aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine kleine Anfrage der FDP hervor. Die Abgeordneten hätten demnach unter anderem gefragt, ob es „Zweifel an der grundlegenden Eignung von EY als Abschlussprüferin“ gäbe. Zudem wollten sie wissen, ob es problematisch sei, wenn EY die Abschlüsse jener Unternehmen kontrolliert, die aktuell haftungsrechtliche Ansprüche gegen EY prüfen. Das gilt vor allem für Banken wie die KfW oder die Commerzbank – diese haben ihr Mandat bei EY aus diesem Grund auch schon abgegeben.

„Die Bafin untersucht derzeit, ob eine Prüfung der Abschlüsse der von ihr beaufsichtigten Unternehmen durch die Ernst & Young GmbH WPG dazu führt, dass die Erreichung des Prüfungszwecks gefährdet wird“, zitiert die Zeitung  Staatssekretär Ulrich Nußbaum, „und falls ja, ob eine Gefährdung durch bestimmte Maßnahmen seitens der Unternehmen ausgeschlossen werden kann.“ Finanzinstitute müssen ihre Abschlussprüfer bei der Bafin anzeigen – das ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Die Behörde kann diese ablehnen, „wenn dies zur Erreichung des Prüfungszwecks geboten ist“. Sollte die Bafin allerdings EY in einigen Fällen die Eignung als Prüfer absprechen, wäre das ein schwerer Schlag für die ohnehin schon gebeutelte WP-Gesellschaft.

1. März 2021

8.23 Uhr: Bafin räumt Fehler bei Wirecard ein

Raimund Röseler, oberster Bankenaufseher bei der Finanzaufsicht Bafin, räumt Fehler bei der Art der Aufsicht im Fall Wirecard ein. Die Arbeitsaufsicht der Bafin war demnach nicht dafür geschaffen, den Wirecard-Betrug zu erkennen. „Der Aufsichtsansatz war nicht geeignet, um den Risiken zu entsprechen“, sagte Röseler am Freitag im Wirecard-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Die Bafin habe die Wirecard-Bank wie andere nicht-systemrelevante Banken behandelt und so nicht erkannt, dass sie Teil eines „gigantischen Betrugskonstrukts“ gewesen sei. Daher sei es unumgänglich, „dass wir unseren Aufsichtsansatz neu gestalten“, lässt sich Röseler zitieren.

26. Februar 2021

9.30 Uhr: Untersuchungshaft für Markus Braun verlängert

Der frühere Wirecard-Vorstand Markus Braun muss weiterhin in Untersuchungshaft bleiben. Das Oberlandesgericht in München hat sich für eine „Haftfortdauer“ ausgesprochen. Braun ist wegen des Verdachts auf organisierten Bandenbetrug im Visier der Staatsanwaltschaft. Das Gericht muss künftig alle drei Monate entscheiden, ob nach wie vor Haftgründe vorliegen. Der nächste Haftprüfungstermin für Braun ist am 25. Mai.

8.47 Uhr: Braun-Beratung kostet Jana Hecker den Job

Die erst vor einem Jahr von der Deutschen Bank zur Unicredit gewechselte Jana Hecker, Leiterin des globalen ECM-Geschäfts der Unicredit, hat – offenbar ohne Wissen der Bank – auf eigene Rechnung den damaligen Wirecard-Chef Markus Braun bei der privaten Kapitalbeschaffung beraten. Die Unicredit hat sich von Jana Hecker getrennt, das Salär von angeblich 790.000 Euro erhielt sie ebenfalls nicht.

25. Februar 2021

14.00 Uhr: EY-Chef Hubert Barth und DPR-Präsident Edgar Ernst müssen gehen

Der Wirecard-Bilanzskandal fordert weitere personelle Konsequenzen: Hubert Barth, Deutschlandchef von EY, und Edgar Ernst, Präsident der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, müssen zurücktreten.

Die Gründe für die Abgänge sind verschiedener Natur: EY reagiert mit dem Führungswechsel auf die heftige Kritik im Bilanzskandal. Der Wirtschaftsprüfer hatte die Bilanzen des Zahlungsdienstleisters viele Jahre lang uneingeschränkt testiert, bevor der Betrug aufflog. Barth war seit 2016 Deutschlandchef des Wirtschaftsprüfers. Künftig wird EY von einer Doppelspitze besetzt: Auf Barth folgen mit Henrik Ahlers und Jean-Yves Jégourel zwei EY-Berater.

Edgar Ernst muss die DPR hingegen aufgrund seiner Aufsichtsratsmandate bei Metro, Tui und Vonovia verlassen. Kritisiert wurde ein möglicher Interessenskonflikt bei Ernst aufgrund der verschiedenen Mandate. Die DPR prüft die Bilanzen deutscher Konzerne auf ihre Richtigkeit und soll dabei unabhängig agieren. Die Unabhängigkeit wurde aber infrage gestellt, weil Ernst zugleich gut dotierte Mandate bei großen Konzernen innehat, die einer Prüfung durch die DPR unterzogen werden könnten.

18. Februar

10.44 Uhr: Commerzbank bereitet Schadenersatzklage gegen EY vor

Die Commerzbank hat im Wirecard-Skandal viel Geld verloren, jetzt will sich die Bank einen Teil des Schadens vom langjährigen Wirecard-Wirtschaftsprüfer EY zurückholen. Die Commerzbank hat offenbar die Frankfurter Dependance der britisch-australischen Großkanzlei Ashurst damit beauftragt, eine Klage vorzubereiten. Das berichtet das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Unternehmenskreise. Demnach sei das Mandat bereits im Januar erteilt worden.

Unterstützt werden die Anwälte von der auf forensische Untersuchung spezialisierten Beratung Alvarez & Marsal. Bis die Klage eingereicht werde, könnten aber noch Wochen vergehen, schreibt das „Handelsblatt“. Im Falle einer Verhandlung stünden „exorbitante Summen“ im Raum, hieß es weiter. Die Anwälte der Commerzbank seien aber noch nicht auf EY zugegangen, um zu testen, ob sich der Wirtschaftsprüfer auf einen Vergleich einlassen würde.

Die Commerzbank gehörte zu den 15 Banken, die Wirecard eine revolvierende Kreditlinie über 1,75 Milliarden Euro bereitgestellt hatte, die zum Zeitpunkt der Pleite zu 90 Prozent gezogen war. Auf die gelbe Bank entfielen davon 200 Millionen Euro, im zweiten Quartal hatte das Geldhaus daraufhin 175 Millionen Euro abgeschrieben.

Pikant dabei: Die Commerzbank lässt derzeit selbst noch die Bücher von EY prüfen, die Bank hatte allerdings bereits im vergangenen September angekündigt, dass der Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung 2021 einen Austausch des Wirtschaftsprüfers für das Geschäftsjahr 2022 vorschlagen will.

11. Februar 2021

09.13 Uhr: Heike Pauls muss doch vor Untersuchungsausschuss

Nach Informationen von FINANCE soll Heike Pauls nun doch vor den Untersuchungsausschuss Wirecard geladen werden. Anfang des Jahres hatte der Ausschuss schon einmal damit geliebäugelt, doch dann hieß es, die umstrittene ehemalige Commerzbank-Analystin könne nur einen geringen Beitrag zur Aufklärung des Wirecard-Skandals leisten. In einer Planung vom 26. Januar war sie nicht mehr als Zeugin vorgesehen. Dass Pauls sich nun doch rechtfertigen muss, ist eine Initiative der CDU. Die Vernehmung von Pauls wird vermutlich am 18. März stattfinden, wie FINANCE aus dem Umfeld des Untersuchungsausschusses erfuhr.

Heike Pauls coverte Wirecard und hielt bis zum Ende an ihrer „Kauf“-Empfehlung fest. Der „Financial Times“, die den Skandal mit ihren Enthüllungen ins Rollen brachte, warf die Analystin Marktmanipulation vor und bezeichnete sie als „Fake News“. Zudem hat sie das Wirecard-Management vorab über vertrauliche Einschätzungen des kritischen Hedgefonds Greenvale Capital informiert.

2. Februar 2021

15.24 Uhr: Commerzbank-Analystin Heike Pauls geht

Die Commerzbank hat sich von der umstrittenen Analystin Heike Pauls getrennt. Das berichtet das „Handelsblatt“, die Bank habe die Personalie bestätigt. Pauls war im Zuge des Wirecard-Skandals unter Druck geraten. Die Analystin coverte Wirecard und hielt bis zum Ende an ihrem „Kauf“-Urteil bei einem Kursziel von 230 Euro fest. Der „Financial Times“ warf sie Marktmanipulation vor und bezeichnete die Berichte in einer Studie als „Fake News“. Besonders unter Druck geriet Pauls aber deshalb, weil sie das Wirecard-Management vorab über vertrauliche Einschätzungen des kritischen Hedgefonds Greenvale Capital informiert haben soll, wie erst kürzlich bekannt wurde. Entsprechende E-Mails liegen dem „Handelsblatt“ vor.

1. Februar 2021

 

11.00 Uhr: Opposition fordert umfassende Bafin-Reform

Nach dem Abtritt von Bafin-Chef Felix Hufeld und Vizepräsidentin Elisabeth Roegele fordern Oppositionspolitiker eine tiefgreifende Reform der Finanzaufsicht. Der FDP-Bundestagsabgeordneter Florian Toncar erklärte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, es brauche ein gründliches weltweites Auswahlverfahren für die Nachfolge von Hufeld. Der Linken-Politiker Fabio De Masi betonte: „Die Bafin muss unabhängig vom Finanzministerium werden, um ohne Rücksicht auf Minister am Finanzmarkt durchzugreifen!” Beide Politiker gehören dem Wirecard-Untersuchungsausschuss an.

29. Januar 2021

17.05 Uhr: Bafin-Chef Felix Hufeld nimmt seinen Hut

Das Bundesfinanzministerium (BMF) zieht nach dem Wirecard-Skandal Konsequenzen: Felix Hufeld, Chef der Finanzaufsicht Bafin, muss seinen Posten räumen, wie die Behörde von Olaf Scholz mitteilte. Demnach sei man einvernehmlich zu dem Entschluss gekommen, dass es einem personellen Neustart an der Spitze der Behörde bedarf.

Der Bilanzskandal um den Zahlungsabwickler habe offenbart, dass die hiesige Finanzaufsicht eine Neuaufstellung brauche, um ihrer Aufsichtsfunktion gerecht zu werden, wird das Ministerium zitiert. Dazu sei eine Untersuchung der Bafin in Auftrag gegeben worden, deren Ergebnisse in der kommenden Woche präsentiert würden.

Bafin-Chef Hufeld war für sein Management der Causa Wirecard vielfach kritisiert worden, unter anderem weil Bafin-Mitarbeiter sich des Insiderhandels mit Wirecard-Papieren schuldig gemacht haben sollen. Zudem war der Bafin vorgeworfen worden, zu langsam und inadäquat auf die zahlreichen Verdachtsmomente in den vergangenen Jahren reagiert zu haben. So hat die Aufsicht etwa ein Leervekaufsverbot gegen Wirecard-Aktien erlassen oder ist juristisch gegen Journalisten vorgegangen, die kritisch über Wirecard berichtet hatten. Wer neuer Bafin-Chef wird, steht noch nicht fest.

„Dieser Schritt war überfällig. Es war offensichtlich, dass Felix Hufeld der Aufklärung des Wirecard-Skandals im Weg stand“, kommentierte Danyal Bayaz, Obmann im Wirecard Untersuchungsausschuss für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, die Personalie. 

28. Januar 2021

Update 12:00 Uhr: CFO Alexander von Knoop bestreitet Verstrickung in Skandal

Ex-Wirecard CFO Alexander von Knoop bestreitet jegliche Beteiligung an dem mutmaßlichen Bilanzskandal. Im Untersuchungsausschuss des Bundestags sagte er Medienberichten zufolge am Donnerstag, die umstrittenen Treuhandkonten hätten nicht in seinem Aufgabenbereich gelegen. Stattdessen hätte sich der zur Fahndung ausgeschriebene Manager Jan Marsalek darum gekümmert. 

„Zu keiner Zeit sind mir die derzeit in Rede stehenden kriminellen Machenschaften anderer Personen in der Wirecard AG mitgeteilt, angedeutet oder sonst bekannt geworden“, sagt der CFO im Untersuchungsausschuss. Er sei völlig überrascht gewesen, dass das Geld auf den Treuhandkonten nicht existieren könnte. Marsalek habe ihm das Geld auf diesen Kontos bestätigt. Von Knoop sagte zudem, er habe von dem mutmaßlichen Betrug nicht profitiert und zu keiner Zeit außervertragliche Zuwendungen oder Darlehen erhalten. Dagegen seien seine persönlichen Lebens- und Berufsperspektiven „erschüttert und nachhaltig zerstört worden“. 

10:30 Uhr: Bafin zeigt Mitarbeiter wegen mutmaßlichen Insiderhandels an

Die Aufarbeitung des Wirecard-Skandals geht weiter. Die Bafin hat am gestrigen Mittwoch einen Mitarbeiter der Wertpapieraufsicht wegen Verdachts auf Insiderhandel bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart angezeigt. Das teilte die Aufsichtsbehörde am heutigen Donnerstag mit.

Der Mitarbeiter hat der Mitteilung zufolge am 17. Juni strukturierte Produkte mit dem Basiswert Wirecard verkauft. Am 18. Juni gab der Zahlungsverkehrsdienstleister bekannt, dass über das Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von 1,9 Milliarden Euro noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise vorlägen. Der Beschäftigte wurde freigestellt und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Die Bafin hatte in Folge des Wirecard-Skandals im vergangenen Herbst die Regeln für private Wertpapiergeschäft ihrer Mitarbeiter verschärft und spekulative Finanzgeschäfte verboten.

25. Januar 2021

10:20 Uhr: Mutmaßliche Fluchthelfer von Marsalek festgenommen

Die Staatsanwaltschaft Wien hat den ehemaligen Abteilungsleiter des Bundesamts für Verfassungsschutz (BVT) Martin W. und einen ehemaligen Nationalratsabgeordneten der rechtspopulistischen Partei FPÖ, Thomas S., festnehmen lassen. Sie sollen den flüchtigen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek am 19. Juni bei seiner Flucht nach Weißrussland unterstützt haben, berichtet „Der Spiegel“. An diesem Tag soll Marsalek mit einer Cessna mit der Flugnummer FTY5 von Bad Vöslau in Österreich nach Minsk geflogen sein.

Demnach soll sich der Ex-BVT-Abteilungsleiter am Tag vor der Flucht mit Marsalek in einem Restaurant getroffen haben, angeblich, um sein Verschwinden in die Wege zu leiten. Den Flug nach Minsk soll der ehemalige Abgeordnete S. im Auftrag des Ex-Geheimdienstleisters Martin W. arrangiert haben. S. hat mittlerweile eingeräumt, den Flug organisiert zu haben, so der Spiegel. Er habe unter anderem den Reisepass von Marsalek an den Piloten des Flugzeugs weitergegeben.

Martin W. soll schon seit längerer Zeit intensiven Kontakt zu Jan Marsalek gehabt haben und war dem Spiegel zufolge „ständiger Gast“ in seiner Villa. Dort hätten die beiden gemeinsame Geschäfte gemacht. Die österreichische Staatsanwaltschaft ermittelt außerdem, ob Martin W. „dubiose Nebentätigkeiten“ für Wirecard wie etwa die Prüfung der Zahlungsfähigkeit von Pornoseiten-Anbietern übernommen haben soll.

22. Januar 2021

12.00 Uhr: Oliver Samwer hatte Ex-Wirecard-Chef Braun Millionen geliehen

75 Millionen Euro soll der Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer dem ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun wenige Wochen vor der Konzernpleite geliehen haben. Das berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Emails und Dokumente, die dem Magazin vorliegen.

Dem Bericht zufolge soll das Darlehen mit 10 Prozent verzinst worden sein. Samwer hatte zuvor 15 Prozent angepeilt. Kurz vor der Pleite des Skandalkonzerns hatte der Rocket-Chef sein Geld zurückgefordert. Nach einer anfänglichen Weigerung ist die Rückzahlung erfolgt. Rocket Internet und Wirecard hatten sei 2014 kooperiert.

20. Januar 2021

10:00 Uhr: Bafin will einige Unternehmen strenger überwachen

Als Reaktion auf den Wirecard-Skandal will die Bafin nun zahlreiche andere Firmengruppen untersuchen, die eine ähnliche Struktur wie Wirecard haben. Das berichtet das „Handelsblatt“, dem entsprechende Unterlagen vorliegen würden. Konkret geht es um Firmenkonglomerate, die eine oder mehrere regulierte Banktöchter haben, aber bei der Bafin nicht als Finanzholding eingestuft wurden.

Hintergrund: Wirecard wurde bei der Bafin als Technologiekonzern eingestuft und nicht als Finanzholding. Deshalb habe laut Bafin-Chef Felix Hufeld die Aufsichtsbehörde nur begrenzten Zugriff auf alle Informationen gehabt. Laut dem „Handelsblatt“ zeigen interne E-Mails der Bafin, dass auch die Deutsche Börse zu diesen zu überprüfenden Unternehmen gehört, da sie bei der Bafin noch nicht als Finanzholding eingestuft wurde und daher noch nicht intensiv überwacht wurde.

14. Januar 2021

10.26 Uhr: EYs Verteidigungsstrategie durchgesickert

Das Handelsblatt hat die Verteidigungsstrategie des Wirecard-Abschlussprüfers EY für die anstehenden Prozesse mit den Klägern ans Licht gebracht. Demnach setzt das WP-Haus darauf, dass es ausreichend gewesen sei, die Salden der Treuhandkonten nicht bei den Banken selbst, sondern lediglich bei den von Wirecard beauftragten Treuhändern abzufragen. Ausgerechnet der EY-Wettbewerber KPMG sieht das anders.  

18. Dezember 2020

11:17 Uhr: Ex-Wirecard-Chef Braun bleibt Weihnachten im Gefängnis

Markus Braun, früherer Vorstandschef von Wirecard, wird auch den Jahreswechsel im Gefängnis verbringen. Die beim Landgericht München I anhängige Haftbeschwerde wurde im Hinblick auf die laufenden und noch nicht abgeschlossenen Vernehmungen von Braun vorerst zurückgenommen, erklärten die Anwälte des seit fünf Monaten in Untersuchungshaft sitzenden österreichischen Managers am heutigen Freitag. Im Januar 2021 soll nun auch die gesetzliche Haftprüfung durch das Oberlandesgericht München stattfinden. Eine erste Haftbeschwerde hatte die Münchner Staatsanwaltschaft Ende September unterlaufen, indem sie einen neuen, erweiterten Haftbefehl beantragte.

Die Ermittler der Staatsanwaltschaft sehen in Braun einen Hauptverantwortlichen für „gewerbsmäßigen Bandenbetrug“, bei dem einige Wirecard-Manager über Jahre hinweg Geschäfte in Milliardenhöhe nur vorgetäuscht haben sollen. Auf diese Weise sollen Braun und Komplizen kreditgebende Banken und Investoren um bis zu 3,2 Milliarden Euro geprellt haben, so der Vorwurf.

17. Dezember 2020

11.20 Uhr: Käufer für Wirecard South Africa gefunden

Der Verwertungsprozess von Wirecard geht weiter. Für Wirecard Solutions South Africa wurde ein Käufer gefunden. Adumo RF, Südafrikas größter unabhängiger Zahlungsdienstleister über die Wirecard-Tochter. Der entsprechende Vertrag wurde unterzeichnet.

„Trotz der herausfordernden Umstände des Insolvenzverfahrens und der weltweiten Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie konnten wir den Geschäftsbetrieb bei Wirecard South Africa aufrechterhalten und die Beteiligung mit einem sehr guten Ergebnis für die Gläubiger verwerten“, kommentiert Insolvenzverwalter Michael Jaffé den Deal, der noch den Genehmigungen der Aufsichtsbehörden unterliegt.

16. Dezember 2020

11:00 Uhr: Kabinett beschließt härtere Strafen für Wirtschaftsprüfer und stärkt Bafin

Wirtschaftsprüfer müssen sich nach dem Wirecard-Skandal auf härtere Haftungsregeln einstellen. Wie die Nachrichtenagentur Dpa berichtet, hat das Kabinett am heutigen Mittwoch die angekündigten neuen Regeln in einem Gesetzesentwurf verabschiedet. „Der Gesetzentwurf ist ein entscheidender Schritt, um die Bilanzkontrolle zu stärken, die Wirtschaftsprüfung zu reformieren und härter gegen kriminelle Machenschaften vorzugehen. Die Regeln werden deutlich verschärft, und die Aufsicht bekommt mehr Biss“, so Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD).

Wirtschaftsprüfer sollen bei grober Fahrlässigkeit unbegrenzt haften müssen. Dieser Punkt war im Vorfeld umstritten. Bei kleineren Unternehmen soll die Haftung aber auf 1,5 Millionen Euro beschränkt werden. Zusätzlich sollen Abschlussprüfer alle zehn Jahre wechseln und dürfen ein Unternehmen nicht mehr zugleich prüfen und beraten.

Darüber hinaus stärkt der Aktionsplan unter anderem auch die Bafin, die mehr Durchgriffsrechte erhält. So soll die Behörde beim Verdacht auf Bilanzbetrug unmittelbar zuständig sein und darf auch gegen den Willen des Unternehmens agieren. Des Weiteren werden private Finanzgeschäfte von Bafin-Mitarbeitern stark eingeschränkt um Interessenskonflikte zu vermeiden. Der Bundestag muss dem Entwurf noch zustimmen.

14. Dezember 2020

 

15.55 Uhr: APAS-Chef Bose ist freigestellt

Der APAS-Chef Ralf Bose ist seit dem 11. Dezember freigestellt, wie am 14. Dezember bekannt wurde. „Dies erfolgt, um die Integrität der APAS bis zur schlussendlichen Aufklärung des Sachverhalts sicherzustellen“, wie es in einer Mitteilung des Bafa heißt. Bis auf Weiteres übernimmt Martin Kocks, Leiter der Unterabteilung Inspektionen und Qualitätskontrolle, die Leitung der APAS.

Bose war unter Druck geraten als bekannt wurde, dass er kurz vor dem Kollaps mit Wirecard-Aktien gehandelt hatte. Sowohl der mutmaßliche Zeitpunkt des Kaufs als auch des Verkaufs der Aktien wirft viele Fragen auf.

14.30 Uhr: Bafin trennt sich von Mitarbeiter wegen Handel mit Wirecard-Aktien

Nachdem Bafin-Mitarbeiter kurz vor der Pleite noch mit Wirecard-Aktien gehandelt haben, zieht die Finanzaufsicht nun weitere Konsequenzen. Grund dafür ist, dass einige Mitarbeiter ihre Transaktion mit den Papieren offenbar zu spät gemeldet haben. Insgesamt betrifft das vier Mitarbeiter, von einem hat sich die Bafin deshalb zum 30. November getrennt. Das geht aus einer parlamentarischen Anfrage des FDP-Abgeordneten Frank Schäffler hervor, die dem „Handelsblatt“ vorliegt. 

Auch die anderen Fälle wurden von einem Sonderbeauftragten an das Personalreferat zur Prüfung weitergegeben. Ob diesen Mitarbeitern noch Konsequenzen drohen, ist unklar. Hinweise darauf, dass sich Bafin-Mitarbeiter bei ihren Geschäften Insiderwissen zunutze gemacht hätten, gäbe es bislang nicht.

10. Dezember 2020

 

15.01 Uhr: Deutsche Top-Banker müssen vor den Ausschuss

Mehrere Top-Banker müssen im Fall Wirecard Mitte Januar vor dem Untersuchungsausschuss aussagen, wie FINANCE erfahren hat. Der Großteil davon sind Banken, die Wirecard in den vergangenen Jahren Kredite gegeben haben. Konkret vor den Ausschuss geladen sind Commerzbank-CEO Martin Zielke sowie Risikovorstand Marcus Chromik, Deutsche Bank-Chef Christian Sewing, Marcus Kramer, Chief Risk Officer bei der BayernLB, LBBW-Boss Rainer Neske, Klaus Michalak, Chef der staatlichen KfW IPEX Bank, sowie Wolfgang Fink, der die Geschäfte von Goldman Sachs in Kontinentaleuropa verantwortet.

9. Dezember 2020

01.10 Uhr: Accounting-Chef der Deutschen Bank tritt zurück

Der Accounting-Chef der Deutschen Bank, Andreas Loetscher, lässt seine Aufgaben als Leiter des internen Finanzberichtwesens vorübergehend ruhen. Der Grund dafür sind die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Loetscher. Dabei geht es allerdings nicht um seinen Job bei der Deutschen Bank, sondern um seine vorherige Tätigkeit bei dem Wirtschaftsprüfer EY, wo er bis Mai 2018 für die Prüfung der Wirecard-Bilanzen verantwortlich war. 

7. Dezember 2020

8.00 Uhr: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen EY

Im WirecardBilanzskandal ermittelt die Staatsanwaltschaft München nun auch gegen frühere Wirtschaftsprüfer von EY. Grundlage für die aufgenommenen Ermittlungen sei eine Strafanzeige der Abschlussprüferaufsichtskommission APAS gegen EY-Prüfer, berichtet das „Handelsblatt“. In einem Schreiben der APAS an die Staatsanwaltschaft sagt die Behörde demnach, dass „in den Prüfungsberichten unrichtig berichtet beziehungsweise erhebliche Umstände verschwiegen worden sein könnten“.

Die APAS kritisiert dem Zeitungsbericht zufolge unter anderem, dass EY widersprüchlichen Aussagen des Wirecard-Vorstands nicht nachgegangen sei und wirft EY nachgiebiges Handeln gegenüber dem Wirecard-Management beim Testat für 2016 vor. Zudem solle es Hinweise auf strafrechtlich relevante Tatbestände beim Testat der Bilanzen 2015 bis 2017 geben.

Sollten die betroffenen Wirtschaftsprüfer tatsächlich gegen ihre Pflichten verstoßen haben, drohen ihnen Geld- oder sogar Freiheitsstrafen. „EY sind bisher keinerlei Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten von Abschlussprüfern von EY bei Wirecard bekannt. EY unterstützt von Beginn an und weiterhin vollumfänglich die Ermittlungen der zuständigen Behörden“, so die Stellungnahme der Big-Four-Gesellschaft.

27. November 2020

10.03 Uhr: KPMG klagt über Behinderungen

Alexander Geschonneck, der Kopf des KPMG-Teams, das im Frühjahr eine Bilanzsonderprüfung bei Wirecard durchgeführt hatte, hat vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestags berichtet, wie sehr die Konzernführung die Prüfarbeit behindert hat. „Wir wollten die Daten analysieren, konnten es aber nicht“, erzählte Geschonneck. Meetings seien immer wieder verschoben worden, für wesentliche Zahlungseingänge zwischen 2016 und 2018 habe es keine Nachweise gegeben. Auch bei einem Trip nach Manila im März seien seinem Team Zahlen vorenthalten worden. „Wir haben uns gewundert“, sagte Geschonneck.  

26. November 2020

11.44 Uhr: EY wehrt sich gegen neue Anschuldigungen

Einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge soll die Prüferaufsicht APAS schwere Vorwürfe gegen Wirecards Prüfer EY erhoben haben. Die Zeitung bezieht sich dabei auf Berichte von Personen, die im Wirecard-Untersuchungsausschuss mit dem Vorgang betraut seien. Dabei gehe es um ein angebliches Schreiben an die Staatsanwaltschaft, demzufolge es „Hinweise auf Straftaten der beteiligten Akteure von EY“ geben soll.

Kurz darauf hat EY Stellung zu den Vorwürfen genommen und widersprach der Darstellung entschieden. Die für die Wirecard-Ermittlungen zuständige Oberstaatsanwältin der Staatsanwalt München I habe gegenüber einem Rechtsvertreter von EY bestätigt, dass die Staatsanwaltschaft keinen Anfangsverdacht gegen EY-Prüfer habe. „Es gibt keinerlei Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von Abschlussprüfern von EY im Fall Wirecard. Jede andere Information wäre eine Falschinformation und würde einer massiven Rufschädigung gleichkommen. Wir behalten uns rechtliche Schritte vor“, so EY weiter.

EY ist in den vergangenen Tagen massiv in die Kritik geraten, weil die vor den Ausschuss geladenen Prüfer von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch machen wollen. EY begründete das damit, dass die Prüfer angeblich nicht vollumfänglich von ihrer Verschwiegenheitsverpflichtung entbunden worden seien. Einige Politiker stellten daraufhin in Frage, ob es gerechtfertigt sei, EY Beratungsaufträge von der Bundesregierung zu erteilen.

23. November 2020

9.15 Uhr: EY wird wohl nicht im Ausschuss aussagen

Eigentlich hatte der Insolvenzverwalter von Wirecard die Wirtschaftsprüfer von EY von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbunden, damit sie vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen können. Doch das wird nun wohl nicht passieren: „Die strenge und strafbewehrte Verschwiegenheitsflicht“, erlaube es EY nicht, „über Details der Prüfungshandlungen bei Wirecard zu sprechen“, heißt es in einer Mitteilung der Big-Four-Gesellschaft. Es sei strittig, ob es reicht, dass ein Insolvenzverwalter die Prüfer entbindet, gibt EY zu bedenken. Eigentlich seien Vorstand oder Aufsichtsrat dafür zuständig – doch bei Wirecard sind die damaligen Vorstände und Aufsichtsräte größtenteils nicht mehr tätig.

Die Verletzung der Verschwiegenheitspflicht habe empfindliche und für einzelne Prüfer teils existenzielle Folgen, betont EY. Die Gesellschaft betont erneut, dass die Kollegen nach derzeitigem Erkenntnisstand „die Prüfungshandlungen professionell und nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt“ hätten.

EY steht in der Kritik, weil die Prüfer über zehn Jahre die Bilanzen von Wirecard geprüft und stets uneingeschränkt abgesegnet hatten. Unklar ist, warum weder EY noch andere Aufsichtsinstanzen den Betrug nicht schon eher aufdeckt haben. Über diese Frage sollte auch im Ausschuss diskutiert werden. Für die mögliche Absage vor dem Untersuchungsausschuss von EY hagelte es nun Kritik. „Wer wie EY bei öffentlichen Aufträgen von der Bundesregierung immer vor der Tür steht, hat auch im Parlament zu erscheinen“, meint der Linken-Abgeordnete Fabio De Masi. Danyal Bayaz von den Grünen sagte, die Prüfer sollten trotzdem vor dem Ausschuss erscheinen und bis dahin „in sich gehen, ob sie ihren Beitrag zur politischen Aufklärung tatsächlich verweigern möchten“.

20. November 2020

12.03 Uhr: Ex-Wirecard-Chef Braun lässt viele Fragen offen

Der Ex-Chef des Skandalkonzerns Wirecard, Markus Braun, hat gegenüber dem Untersuchungsausschusses des Bundestags ausgesagt. Viel zur Aufklärung beigetragen hat er aber nicht. Nach einem vorgelesenen Eingangsstatement antwortete er laut dem „Manager Magazin“ auf Fragen der Abgeordneten lediglich „Zu dieser Frage möchte ich mich nicht äußern.“ Oder: „Auch diese Frage werde ich nicht beantworten.“ Selbst Fragen zum Titel seiner Doktorarbeit oder ob er eine Tochter habe, soll er verweigert haben.

Braun will sich offenbar nur gegenüber der Staatsanwaltschaft ausführlich äußern. Es könnte aber sein, dass der Wirecard-Gründer nun über Zwangsgelder oder Beugehaft zu Aussagen gezwungen werden soll, da die Parlamentarier mit der Befragung alles andere als zufrieden waren. Braun droht demnach also eine zweite Runde.

Kronzeuge Oliver Bellenhaus hat sich dem „Handelsblatt“ zufolge gegenüber dem Ausschuss und den Aktionären derweil entschuldigt. „Ich bedanke mich erst mal für die Möglichkeit des Eingangsstatement und möchte die Gelegenheit nutzen, mich bei Ihnen als Vertretern der Öffentlichkeit als auch bei den Geschädigten zu entschuldigen. Die heute hier zur Aufklärung anstehende Angelegenheit ist ein Riesen-Desaster, das sich durch nichts beschönigen lässt“, wird Bellenhaus zitiert. Er wolle sich seiner individuellen Verantwortung stellen, könne aber nicht alle Fragen beantworten.

Die ehemalige Wirecard-Aufsichtsrätin Tina Kleingarn hat sich laut „Handelsblatt“ gegenüber dem Gremium bezüglich des mutmaßlichen Betrugsskandals schockiert gezeigt. Sie habe sich vor den Enthüllungen nicht vorstellen können, „dass die Vorstände der Wirecard AG in betrügerische Verhaltensweisen involviert sein könnten“, sagte sie dem Untersuchungsausschuss des Bundestags.

Dass bei der Corporate Governance und der Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat noch Luft nach oben war, hatte sie in ihrer Zeit als Aufsichtsrätin aber durchaus wahrgenommen. Der Aufsichtsrat habe den Vorstand nicht ausreichend kontrolliert, sagte Kleingarn. Dieser habe sich über die Rechte des Kontrollgremiums hinweggesetzt. Aus diesen Gründen habe sie ihr Amt 2017 niedergelegt.

 

18. November 2020

13.32 Uhr: Wirecard-Prüfer von Verschwiegenheitspflicht entbunden

Die Wirecard-Prüfer von EY und die Sonderprüfer von KPMG können nun ohne Auflagen vor dem Wirecard-Untersuchungsausschuss aussagen: Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat fünf Vertreter der Unternehmen von ihrer Verschwiegenheitspflicht entbunden. Die Wirtschaftsprüfer müssten zur Aufklärung des Skandals beitragen, sagte SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe zu Reuters: „Insbesondere EY muss darlegen, warum sie 1,9 Milliarden Euro nicht existierendes Cash bestätigt haben. Das große Schweigen muss jetzt enden.“ 

13.25 Uhr: Gläubiger fordern 12,5 Milliarden Euro

Wirecard-Gläubiger haben gegen die Kerngesellschaft von Wirecard Forderungen in einer Höhe von knapp 12,5 Milliarden Euro erhoben. Die Fondsgesellschaft DWS macht im Insolvenzverfahren Ansprüche von mehr als 600 Millionen Euro geltend. Aller Voraussicht nach werden die Gläubiger aber nur einen Bruchteil der Forderungen sehen.

17. November 2020

17.52 Uhr: Ex-Wirecard-CEO Braun muss persönlich im Bundestag aussagen

Neue Vorwürfe gegen Ex-Wirecard-CEO Markus Braun: Laut einem Schreiben der leitenden Staatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl, welches von „Spiegel“ und „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Dienstagabend zitiert wurde, solle Braun „innerhalb der Bande als Kontroll- und Steuerungsinstanz“ fungiert haben. Das von ihm aufgebaute System habe nach dem Prinzip „teile und herrsche“ funktioniert, heißt es. Weiter ist von einem „militärisch-kameradschaftlichem Korpsgeist und Treuschwüren untereinander“ die Rede. Laut „Spiegel“ hat Braun durch seinen Anwalt alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft zurückgewiesen.

Das Schreiben war an den parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Berlin gerichtet. Vor diesem muss nach Braun am kommenden Donnerstag persönlich aussagen. Der in Augsburg in Untersuchungshaft befindliche Ex-Wirecard-Chef hatte sich juristisch gegen ein Erscheinen in Berlin gewehrt und wollte sich unter anderem aufgrund der Coronavirus-Pandemie lieber per Videoübertragung den Fragen stellen. Der Bundesgerichtshof (BGH) wies am Dienstag einen entsprechenden Antrag seiner Anwälte ab.

16.02 Uhr: Bafin-Chef Hufeld schließt Insiderhandel der Mitarbeiter aus

Bafin-Chef Felix Hufeld hat seine Mitarbeiter bezüglich eines möglichen Insiderhandels mit Wirecard-Aktien aus der Schusslinie genommen. Nach derzeitigem Stand könne ausgeschlossen werden, dass Mitarbeiter der Bafin Insiderhandel betrieben hätten, sagte Felix Hufeld bei einer Podiumsdiskussion beim Wirtschaftsgipfel der „Süddeutschen Zeitung“. Die Behörde hatte im Oktober allen Mitarbeitern generell den Handel mit Einzelaktien verboten, nachdem herausgekommen war, dass Mitarbeiter auffällig intensiv mit Wirecard-Aktien gehandelt hatten. Derzeit laufe zudem eine unabhängige Prüfung der Handelsaktivitäten.

Mit Blick auf den „Financial Times“-Journalisten Dan McCrum, der von der Bafin wegen des Verdachts auf Marktmanipulation in Zusammenarbeit mit Anlegern angezeigt wurde, lehnt Hufeld eine Entschuldigung ab. „Ich finde das obszön, ein solches Ansinnen, und weise das mit aller Entschiedenheit zurück“, ließ er wissen. Die Handlung sei damals nach bestem Wissen und Gewissen auf Basis von Informationen einer großen deutschen Staatsanwaltschaft vollzogen worden.

16. November 2020

21:10 Uhr: Santander kauft Wirecards Kerngeschäft

Das europäische Kerngeschäft von Wirecard geht an die spanische Banco Santander. Wie Insolvenzverwalter Michael Jaffé mitteilte, übernimmt die Santander die Technologieplattform in Europa sowie die dafür notwendigen Vermögenswerte. Rund 500 Wirecard-Mitarbeiter aus dem Geschäftsbereich „Acquiring & Issuing“ sowie von der Wirecard Bank wechseln in das globale Händlerservice-Team der Spanier, das künftig unter der Dachmarke Getnet geführt werden soll. Der Kaufpreis für das Kerngeschäft liegt Finanzkreisen zufolge bei rund 100 Millionen Euro. Den Abschluss der Transaktion erwartet Insolvenzverwalter Jaffé bis Ende dieses Jahres. Zuvor müssen noch die Kartellbehörden sowie die Bafin dem Deal zustimmen.

10:35 Uhr: DWS will 600 Millionen Euro

Die Fondsgesellschaft DWS will beim Wirecard-Insolvenzverwalter Ansprüche in Höhe von mehr als 600 Millionen Euro anmelden. Auf diesen Betrag, inklusive Zinsen und Zinseszinsen, beziffert DWS-Chef Asoka Wöhrmann den Schaden, der der Deutsche-Bank-Tochter entstanden sei, die sich zeitweise zum größten Wirecard-Aktionär aufgeschwungen hatte. Außerdem will die DWS auch noch Strafanzeige gegen die Ex-Chefs Markus Braun und Jan Marsalek sowie weitere Wirecard-Manager stellen.  

3. November 2020

17:00 Uhr: Haften Bafin und BRD für Wirecard-Verluste?

Der Druck auf die Bafin lässt nicht nach: Laut einem von der Rechtsanwaltskanzlei Leipold in Auftrag gegebenen Gutachten der Uni Bonn sollen die Bafin und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) für Schäden haftbar gemacht werden können, die Anleger der Wirecard-Aktie erlitten haben. Konkret geht es dabei um die Anleger, die Aktien zwischen dem Erlass des Leerverkaufsverbots vom 18.2.2019 und der Veröffentlichung der Ad-hoc-Mitteilung von Wirecard am 22.6.2020 erworben haben.

Voraussetzung dafür seien Pflichtverletzungen Seitens der Bafin und auch der DPR, für die die BRD einstehen müsste. Ob es Pflichtverletzungen gab, ist weiterhin strittig. Leipold zufolge seien der Bafin verschiedene Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit der Aufsicht über die Wirecard AG vorzuwerfen. Auch die DPR habe durch die nicht ordnungsgemäße Durchführung der Prüfung der Unternehmensabschlüsse ebenfalls ihre Pflichten verletzt.

10:15 Uhr: ESMA wirft Bafin bei Wirecard Versäumnisse vor

Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA kritisiert das Vorgehen der Bafin im Wirecard-Skandal. Die Behörde wirft der Bafin unter anderem Versäumnisse und fehlende Unabhängigkeit vom Finanzministerium in einem heute veröffentlichten Bericht vor.

Ihre Kritik stützt die ESMA unter anderem auf den Berichtsverkehr zwischen der Bafin und dem Finanzministerium: Aufgrund der Vielzahl und Detailliertheit der Berichte habe es ein erhöhtes Risiko der Einflussnahme durch das Ministerium gegeben. Zudem fehlten Informationen hinsichtlich der von den Bafin-Mitarbeitern gehaltenen Aktien. Dies ruft der ESMA zufolge Zweifel an dem internen Kontrollsystem der Bafin auf und könnte ein Indiz für mögliche Interessenskonflikte sein.

Außerdem kritisierte die EU-Behörde die Zusammenarbeit zwischen der Bafin und der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR). Beide Organe hätten nicht dasselbe Verständnis über ihre eigene Rolle sowie ihre Grenzen und Möglichkeiten. Dies habe den Austausch zwischen den beiden Instituten und damit auch die Prüfungen und Untersuchungen von Wirecard behindert.

30. Oktober 2020

8:57 Uhr: War Marsalek ein V-Mann des BVT?

Die Generalbundesanwaltschaft verfügt über Anhaltspunkte dafür, dass der untergetauchte Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek V-Mann des österreichischen Geheimdienstes BVT gewesen ist. In dieser Rolle könnte er für Österreich in Deutschland spioniert haben. Der Oppositionspolitiker Fabio de Masi (Die Linke) forderte die Bundesregierung auf, beim österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz auf Aufklärung zu drängen und gegebenenfalls auch den österreichischen Botschafter einzubestellen.

Bekannt ist schon länger, dass Marsalek enge Kontakte zu russischen Geheimdiensten hatte. Sein aktueller Aufenthaltsort wird in der Nähe von Moskau vermutet.

24. Oktober 2020

 

14:00 Uhr: Wirecard-Verkauf wohl im November konkret

Der Verkauf des Kerngeschäfts des Skandalunternehmens Wirecard rückt näher. Bereits im November sei mit einer Entscheidung darüber zu rechnen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf einen Brief, den Insolvenzverwalter Michael Jaffé an die Mitarbeiter des insolventen Dax-Konzerns schrieb. Laut der Zeitung sollen potentielle Käufer die spanische Bank Santander und das britische Mobilfunkunternehmen Lycamobile sein. Jaffé selbst nennt keine Namen.

Zudem soll der Insolvenzverwalter in dem Brief deutlich machen, dass das Unternehmen „in den Monaten vor der Insolvenz leergeräumt“ worden sei. Namen nennt Jaffé dabei nicht. Im Zentrum des Verdachts soll aber der untergetauchte Jan Marsalek und sein Umfeld stehen.

10:00 Uhr: Wirecard offenbar in Corona-Hilfe-Betrug verwickelt

Der Fall Wirecard dreht sich weiter. Der Zahlungsverkehrsdienstleister soll offenbar in Betrugsfälle beim Beantragen von Corona-Hilfen verwickelt sein. Das berichtete das Magazin „Der Spiegel“. Die Banktochter soll virtuelle Kontonummern an Betrüger ausgegeben haben, die sich damit Hilfen erschlichen oder erschleichen wollten. Rund 50 Soforthilfe-Anträge, die über virtuelle Konten der Wirecard-Bank gestellt wurden, wurden dem Landeskriminalamt gemeldet und an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, berichtet das Magazin unter Berufung auf das Wirtschaftsministerium. In etwa 20 Fällen konnte das Geld nach Überprüfung ausgezahlt werden, bei den übrigen 30 laufen die Ermittlungen weiter. Um welche Summen es dabei geht, ist nicht bekannt.

In die Kritik gerät im Zuge dieser Meldungen auch die bayerische Landesregierung, die sich im Frühjahr von Wirecard bei der Abwicklung der Soforthilfe-Anträge unterstützen ließ. Das Unternehmen soll rund 6.000 Anträge für eine schnellere Bearbeitung digitalisiert haben.

23. Oktober 2020

 

10:00 Uhr: Wirecard verkauft Nordamerika-Geschäft

Die Wirecard-Tochter Acquiring & Issuing hat ihre Anteile an Wirecard North America an Syncapay veräußert, einer auf Zahlungsdienstleister spezialisierten US-Holding. Das teilte Wirecards Insolvenzverwalter Michael Jaffé mit, der den M&A-Deal als „wichtigen Meilenstein bei der Verwertung des Vermögens der Wirecard AG“ bezeichnete. Der Abschluss der Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsbehörden.

Die Übernahme wird über Fonds des Finanzinvestors Centerbridge finanziert, der auch Mehrheitseigner von Syncapay wird. Weitere Gesellschafter der US-Amerikaner sind Bain Capital, Silversmith Capital sowie die Wachstumsfinanzierer MissionOG und NYCA.

Schon im August hatte Wirecard Acquiring & Issuing seine brasilianische Tochter an die Pag-Seguero-Gruppe verkauft. Diese Transaktion soll nun Ende Oktober finalisiert werden.

19. Oktober 2020

 

17:10 Uhr: Investor übernimmt Wirecard Retail Services

Der Heidelberger Zahlungsdienstleister Unzer, der bis vor Kurzem noch unter dem Namen „Heidelpay“ auftrat, übernimmt Teile des Skandalkonzerns Wirecard. Konkret geht es um das Geschäft mit Kartenlesegeräten am Point of Sale, das in der ebenfalls insolventen Firma Wirecard Retail Services GmbH gebündelt ist. Unzer übernimmt mit Rückwirkung zum 01. Oktober 2020 den Geschäftsbetrieb und die Mitarbeiter am Standort Aschheim. Das teilte der Insolvenzverwalter Philip Heinke von der Kanzlei Jaffé Rechtsanwälte mit.

16. Oktober 2020

12:30 Uhr: Wirecard-Zerschlagung: nur noch zwei mögliche Käufer

Der italienische Zahlungsdienstleister Sia soll nicht mehr im Rennen um die Wirecard-Sparten sein. Das berichtet das Onlineportal „Finance Forward“. Demnach sollen nur noch die Santander-Bank und der Mobilfunkanbieter Lycamobil über eine Übernahme verhandeln.

13. Oktober 2020

13:42 Uhr: KPMG gerät ins Zwielicht

Nach EY ist jetzt auch KPMG ins Zwielicht geraten. Einem Bericht der Financial Times zufolge sollen KPMG-Mitarbeiter bei dem ominösen Mauritius-Deal beraten haben, einem Epizentrum des Wirecard-Skandals. Im Forensikbericht von KPMG wird die Rolle des eigenen Hauses allerdings nicht thematisiert. Alle Hintergründe zu dieser Enthüllung gibt es hier.   

8. Oktober 2020

11:34 Uhr: Scholz präsentiert „Aktionsplan“

Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht haben einen „Aktionsplan gegen Bilanzbetrug“ präsentiert, in den vor allem Lehren aus dem Wirecard-Skandal einfließen sollen. Zum einen schlagen die Minister vor, die Bafin zu stärken und ihr „hoheitliche Rechte gegenüber Kapitalmarktunternehmen“ zu verleihen. Zum anderen wollen die beiden Minister in die Wirtschaftsprüfung eingreifen. Ihr wichtigster Punkt: Die Wirtschaftsprüferrotation soll künftig alle zehn Jahre verpflichtend sein. Bislang konnten Unternehmen den gleichen Prüfer zweimal hintereinander für zehn Jahre auswählen. Mit der Halbierung dieser Zeit soll verhindert werden, dass Prüfer „betriebsblind“ werden, sagte Lambrecht.

29. September 2020

14:00 Uhr: Erneute Razzia bei Wirecard

Bei Wirecard gibt es offenbar erneut eine Durchsuchung. Einem Medienbericht zufolge soll die Staatsanwaltschaft München I das Aschheimer Unternehmen aufgesucht haben. Es sollen auch Beamte des Bundeskriminalamts dabei gewesen sein, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“. Es soll sich demnach um ein weiteres Verfahren handeln. Dem Vernehmen nach gehe man inzwischen auch dem Verdacht der Geldwäsche nach, schreibt die Zeitung.

9.00 Uhr: SIBS kauft rumänische Töchter von Wirecard

Der Verwertungsprozess der internationalen Beteiligungen der Wirecard-Gruppe kommt voran. Auch die rumänischen Töchter der Wirecard Sales International Holding haben einen Käufer gefunden: Wirecard Romania geht an den europäischen Zahlungsdienstleister SIBS. Das teilte Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Dienstag mit. Wirecard Romania bietet Zahlungsdienstleistungen für große Banken in Rumänien und Moldawien an. Ihre Tochtergesellschaft Romcard ist im rumänischen Zahlungsverkehr tätig und die Tochter Supercard Solutions & Services auf dem Markt für händlerbezogene Value-Add-Services. Mit der Transaktion will SIBS sein Geschäft in Osteuropa ausbauen.

Laut dem Insolvenzverwalter zeigen Investoren auch „erhebliches Interesse“ an weiteren Tochtergesellschaften: Insbesondere bei der PT Prima Vista Solusi, PT Wirecard Technologies Indonesia und Wirecard (Vietnam) Company Limited befände man sich im fortgeschrittenen Verkaufsprozess.

25. September 2020

13.34 Uhr: Bafin wegen EY-Prüfungsberichten in Erklärungsnot

Die Finanzaufsicht Bafin begründete ihr Nichteingreifen im Fall Wirecard bisher immer damit, dass sie dafür nicht zuständig gewesen sei, weil es sich nicht um einen Finanz-, sondern einen Technologiekonzern handele. Doch dieses Alibi bröckelt, denn der „Spiegel” berichtet, dass die Entwicklungen bei der Wirecard-Bank die Bafin sehr wohl hätten besorgen müssen.

Der Bericht beruht auf bislang unveröffentlichten Prüfungsberichten, die von EY für die Jahre 2017 und 2018 erstellt wurden und die der Bafin vorgelegen haben sollen. In dem EY-Bericht heißt es wörtlich: „Insgesamt erachten wir die Verfahren und Prozesse der WDB im Kreditgeschäft nur mit Einschränkungen für ausreichend.” Explizit nicht ausreichend seien die Prozesse zur Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse und zur Beurteilung der Wertberichtigungen. 

22. September 2020

13.44 Uhr: Markus Braun legt Haftbeschwerde ein

Markus Braun hat offenbar genug von der Untersuchungshaft: Der Ex-Vorstandschef von Wirecard drängt nach zwei Monaten in U-Haft auf seine Freilassung. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, hat Braun nun Haftbeschwerde eingelegt. Das bestätigte ein Sprecher des Amtsgerichts München.

Braun hat dem Bericht zufolge einen Antrag über 70 Seiten eingereicht, in dem er den Tatverdacht gegen ihn erneut zurückweist. Dem Antrag zufolge hätte Braun gar nicht erst in Untersuchungshaft genommen werden dürfen, da die Begründung für die Haft nicht nachvollziehbar sei, so die Anwälte von Braun. Der Haftrichter hat nun drei Tage Zeit, über die Haftbeschwerde zu entscheiden.

12.41 Uhr: Wirecard verkauft Österreich-Geschäft

Offenbar hat die österreichische Insolvenzverwalterin Ulla Reisch einen Käufer für das Österreich-Geschäft von Wirecard gefunden: „Wie das Handelsblatt“ unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, steht der Geschäftsbereich „Wirecard Central Eastern Europe“ kurz vor dem Verkauf an die Frankfurter Private-Equity-Gesellschaft Aurin. Der Kaufpreis beträgt dem Bericht zufolge knapp 4 Millionen Euro.

Im Rahmen des M&A-Deals werden etwa 25 Mitarbeiter übertragen, rund 100 Mitarbeiter wurden offenbar bereits entlassen, heißt es in dem Bericht. Das Insolvenzgericht soll dem Deal am heutigen Dienstag zustimmen. Das Österreich-Geschäft ist ein Payment-Service-Provider und wickelt in dieser Funktion Zahlungen für verschiedene Kunden, darunter die österreichische Lotterie und die Staatsbahn ÖBB, ab.

21. September 2020

16:45 Uhr: APAS schiebt Schuld von sich

Die Abschlussprüferaufsichtsstelle APAS wehrt sich gegen den Vorwurf, Sie sei von EY im Wirecard-Skandal gewarnt worden und hätte früher ermitteln müssen. Es ist nicht ihre Aufgabe, Fehler in der Rechnungslegung börsennotierter Konzerne aufzudecken. Die APAS prüft lediglich, ob ein Wirtschaftsprüfer gegen seine Berufspflichten verstoßen habe, so die Auffassung der APAS.

14. September 2020

16:45 Uhr: Kritik an KfW-Risikomanagement

Die zur KfW gehörende Ipex-Bank soll noch im September 2019 eine Wirecard-Kreditline über 100 Millionen Euro verlängert haben. Das berichtet „Der Spiegel“ unter Berufung auf eine Informationsbitte der Bundestagsabgeordneten aus dem Finanzausschuss, die dem Magazin vorliegt. Die Linie war ursprünglich im September 2018 bewilligt worden.

Zwischen Bewilligung und Verlängerung waren jedoch Verdachtsmomente auf Unregelmäßigkeiten bei dem Zahlungsdienstleister publik geworden. Die Verlängerung werfe „kein gutes Licht auf das Risikomanagement der KfW“, zitiert der „Spiegel“ den Obmann der Linken im Finanzausschuss, Fabio de Masi. Die KfW-Tochter hat ihre Rückzahlungsansprüche dem Bericht zufolge inzwischen zu massiven Abschlägen an den irischen Kreditverwerter Trinity Investments abgestoßen.

7. September 2020

11:06 Uhr: Staatsanwaltschaft friert Vermögen ein

Die Münchener Staatsanwaltschaft hat Privatvermögen von Ex-Wirecard-Managern in erheblichem Umfang eingefroren. Nach Informationen der F.A.Z. geht es um Konten, Immobilien und Unternehmensbeteiligungen im Gesamtwert von einer halben Milliarde Euro. Dazu gehören auch viele Vermögenswerte des in Haft sitzenden Ex-CEOs Markus Braun und des flüchtigen Jan Marsalek. Die sichergestellten Gelder sollen herangezogen werden, um Forderungen von Gläubigern und Geschäftspartnern Wirecards zu bedienen.

4. September 2020

10.45 Uhr: Ermittlungen gegen FT-Journalisten eingestellt

Die Münchener Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen zwei Journalisten der „Financial Times“ (FT) im Zusammenhang mit deren Berichterstattung über Wirecard eingestellt. Nach Angaben der Behörde hätten sich keine hinreichenden Anhaltspunkte gefunden, die Verdachtsmomente hätten stützen können. Die Berichterstattung der FT-Reporter sei grundsätzlich zutreffend gewesen und unmittelbare Kontakte mit Shortsellern seien nicht festgestellt worden, so die Staatsanwaltschaft weiter.

Die Staatsanwaltschaft hatte ein Verfahren gegen FT-Journalisten eingeleitet, nachdem diese kritisch über Asien-Geschäfte von Wirecard berichtet hatten. Vor allem wurden sie der Zusammenarbeit mit Shortsellern verdächtigt, die noch vor Erscheinen des Artikels auf einen fallenden Aktienkurs gewettet hatten. Nun deuten die Ermittlungen aber darauf hin, dass „weitere Personen, die sich im Umfeld der Beschuldigten befanden oder vom Erscheinen der Berichte wussten, die entsprechenden Informationen weitergegeben haben“.

10.30 Uhr: Wirecard-Skandal Thema im Bundestag

Der Bilanzskandal des Zahlungsdienstleisters Wirecard soll mit Hilfe eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses noch im September aufgearbeitet werden. Erzwingen wollen dies die Oppositionsparteien Grüne, FDP und die Linken, die gemeinsam über die entsprechende Mehrheit für die Berufung eines solchen Gremiums verfügen. Neben der Rolle des Bundesfinanzministeriums von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz soll auch der Wirecard-Lobbyismus von Seiten des Kanzleramts während einer China-Reise thematisiert werden.

2. September 2020

11.05 Uhr: Staatsanwaltschaft prüft Millionenkredit zwischen Braun und Marsalek

Die Münchener Staatsanwaltschaft durchleuchtet abermals ein millionenschweres Darlehen zwischen den früheren Wirecard-Vorständen Markus Braun und Jan Marsalek. Ende Februar 2019 hatte CEO Braun seinem COO Marsalek 50 Millionen Euro geliehen. Braun selbst erhielt das Geld durch einen Darlehensvertrag mit der Deutschen Bank. Bereits im vergangenen Jahr war die Behörde Geldwäschehinweisen nachgegangen, konnte damals aber keinen Anfangsverdacht für eine Straftat feststellen, teilten die Ermittler der Nachrichtenagentur Reuters mit. Nun sei das Verfahren aufgrund der aktuellen Entwicklungen wieder aufgenommen worden.

10.10 Uhr: Wirecard-Aktionäre wollen an Privatvermögen von Markus Braun

Mehrere geschädigte Wirecard-Anleger haben mit Hilfe der Hamburger Rechtsanwaltskanzlei Leibold sogenannte Arrestanträge beim Münchener Landgericht erwirkt. Mit Hilfe der Arrestbefehle, die sich laut Kanzlei bereits über 2,7 Millionen Euro erstrecken, wollen die Kläger an das Privatvermögen von Ex-Wirecard-Vorstand Markus Braun kommen.  Auch die Staatsanwaltschaft München hat sich bereits über Arrestbeschlüsse Zugriff auf das Vermögen von Braun, ehemaligen Managern und einzelnen Firmen gesichert, wie die „Süddeutsche Zeitung“ am Montag berichtete. Insgesamt könnten so rund 200 Millionen Euro zurückgeholt werden, hieß es weiter.

1. September 2020

12.49 Uhr: Bundestag setzt Untersuchungsausschuss ein

Der Untersuchungsausschuss im Bundestag zu Wirecard kommt. Wie die F.A.Z. berichtet, haben nach AfD, FDP und Linke jetzt auch die Grünen nach einer Sondersitzung des Finanzausschusses in Berlin gesagt, den Wirecard-Skandal in einem Untersuchungsausschuss politisch aufzuarbeiten.   

10.30 Uhr: ID-Now kauft Wirecard-Tochter

Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat einen Käufer für die die Wirecard-Tochter Wirecard Communication Services gefunden: Das Münchener Start-up ID Now kauft das Leipziger Unternehmen und will auch den Großteil der verbliebenen etwa 150 Mitarbeiter übernehmen. ID Now ist ein Video-Identifikationsdienst, mit dem man etwa per Video ein Bankkonto eröffnen kann – eine Dienstleistung, die durch Corona aktuell stark nachgefragt wird.

Derweil soll scheinbar die Deutsche Bank weiterhin mit dem Kauf von Teilen Wirecards liebäugeln. In einem Posting auf LinkedIn regt der Chef der Unternehmenssparte Stefan Hoops an, zu prüfen, ob eine Übernahme eine sinnvolle Ergänzung sein könnte. Die Einschätzung dafür will er sich auch von Kilian Thalhammer holen, einem ehemaligen Manager im Produktionsbereich von Wirecard, der nun zur Deutschen Bank gestoßen ist.

9.13 Uhr: Ermittler sichern sich Vermögen von Managern

Die Staatsanwaltschaft will mit Arrestbeschlüssen gegen Manager und Firmen Geld retten. Sie haben den Zweck, Beschuldigten Zugriff auf ihr Vermögen zu entziehen. Betroffen sind vier Personen und drei Firmen, konkrete Namen nennt die Staatsanwaltschaft nicht. Bei den Personen soll es teilweise um Summen „bis zum mittleren zweistelligen Millionenbereich“ gehen. Mehreren Medienberichten zufolge seien Ex-CEO Markus Braun und der flüchte Ex-COO Jan Marsalek betroffen.

31. August 2020

11:03 Uhr: Spektakuläre Enthüllungen zu Marsalek

Neue Enthüllungen des „Handelsblatts“ deuten darauf hin, dass der flüchtige Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ein wichtiger Zuträger der russischen Geheimdienste gewesen sein könnte. Demnach könnte Marsalek „eine Art Zahlungskurier“ gewesen sein. Seine vermeintliche Aufgabe: In klandestiner Manier Gelder an Milizen in Syrien, Libyen, der Ukraine und in Afrika weiterzuleiten. Moskau bestreitet offiziell, diese Gruppen zu unterstützen. Trifft dies zu, könnte Marsalek, der sich in der Nähe von Moskau aufhalten soll, für den Kreml „ein Geheimnisträger erster Güte“ gewesen sein. Mehr dazu lesen Sie hier.

9:55 Uhr: Aufsichtsratschef Eichelmann zurückgetreten

Wirecards Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann hat nach Informationen des „Handelsblatts“ am Dienstag vergangener Woche seinen Rücktritt eingereicht. In Kraft ist der Rückzug aber noch nicht – Eichelmann ist verpflichtet, sein Organ noch drei Monate lang auszuüben, außer, Insolvenzverwalter Michael Jaffé entbindet ihn vorher von seinen Pflichten. Seit der Insolvenz werden die fünf Aufsichtsratsmitglieder nicht mehr bezahlt.

Eichelmann, Ex-CFO der Deutschen Börse, war im Juni vergangenen Jahres in den Wirecard-Aufsichtsrat eingezogen und hatte im Januar 2020 dessen Vorsitz übernommen. Angetreten war er als Aufklärer. Er hatte sich auch für die forensische Sonderuntersuchung durch KPMG eingesetzt, die letztlich die Enthüllung des Bilanzskandals ins Rollen brachte. Allerdings fielen in Eichelmanns Amtszeit auch gravierende Falschinformationen des Kapitalmarkts durch den Wirecard-Vorstand, insbesondere zu den Inhalten des KPMG-Reports, den Wirecard der Öffentlichkeit gegenüber fälschlicherweise als Entlastung präsentierte.   

28. August 2020

10:21 Uhr: Neue schlimme Details zur Cash-Burn-Rate

Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat schlimme Zahlen zu Tage gefördert. Demnach hat Wirecard Woche für Woche hohe Summen an Bargeld verbrannt. Unmittelbar vor dem Zusammenbruch des Skandalkonzerns sollen es 10 Millionen Euro pro Woche gewesen sein. Insgesamt hätten nur wenige Tochterfirmen des Konzerns überhaupt Einnahmen erzielt, glaubt Jaffé.

Nach Berechnungen des Insolvenzverwalters hat Wirecard tatsächlich im Jahr 2017 einen Verlust von 99 Millionen Euro eingefahren, 2018 sollen es schon 190 Millionen gewesen sein, 2019 dann gar 375 Millionen Euro. Für all diese Jahre hatte Wirecard offiziell hohe Gewinne verkündet. Gedeckt wurden die Verluste durch immer neue Kredite und Investorengelder. Die Folge: Unterm Strich bilanziert Jaffé 3,2 Milliarden Euro Verbindlichkeiten, bei einer Guthabenposition von 26,8 Millionen Euro.

25. August 2020

15.00 Uhr: Wirecard-Insolvenzverfahren eröffnet

Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der insolventen Wirecard ist eröffnet. Insolvenzverwalter Michael Jaffé will den Konzern deutlich verkleinern und hat harte Einschnitte angekündigt. Auch die Verträge des Vorstands will er insolvenzbedingt kündigen.

8.20 Uhr: Wirecard stellt Mitarbeiter bis auf Weiteres frei

Wirecard hat einem Bericht zufolge einen Teil der Beschäftigten am gestrigen Abend ohne Fortzahlung der Vergütung freigestellt. Wie das Nachrichtenportal „Finance Forward“ berichtete, wurden die verbliebenen Wirecard-Mitarbeiter per E-Mail über die „Freistellung von der Arbeitsleistungspflicht“ informiert. Am Hauptsitz in Aschheim arbeiten mehr als 1.000 Angestellte. Insider schätzen, dass eine dreistellige Zahl der Beschäftigten ab sofort keine Arbeit mehr hat, so „Finance Forward“. Dem Nachrichtenportal zufolge sollen vor allem Mitarbeiter der Einheiten „Wirecard Global Sales“ und „Wirecard Technologies“ von der Freistellung betroffen sein. Ob die Beschäftigten noch ihr Insolvenzgeld für den Monat August erhalten, sei noch unklar. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte das Vorgehen von Wirecard scharf.

24. August 2020

8.10 Uhr: Ex-Wirecard-Mitarbeiter wechseln zu Finleap

Nach der Wirecard-Pleite hat die Berliner Fintech-Schmiede sechs ehemalige Mitarbeiter des Zahlungsdienstleisters rekrutiert, darunter auch Jörn Leongrande. Leongrande und die weiteren fünf Mitarbeiter kommen von Wirecard Innovation Labs und sollen für Finleap den neuen Bereich „Finleap Forward“ aufbauen. Mehr zu den Plänen von Finleap lesen Sie hier.

21. August

15.11 Uhr: CFO von Knoop offenbar erneut im Visier der Ermittler

Im Bilanzskandal rückt Wirecard-Finanzchef Alexander von Knoop offenbar erneut ins Visier der Ermittlungsbehörden. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft nun offenbar auch wegen mutmaßlicher Untreue gegen den CFO. Bereits im Juli wurde gegen den Finanzchef wegen Bilanzfälschung, Marktmanipulation und Betrug ermittelt. Alexander von Knoop arbeitet unterdessen nach wie vor bei Wirecard – für eine Abberufung wäre der Aufsichtsrat verantwortlich, heißt es in dem Bericht. Bei Wirecard soll von Knoop dem Insolvenzverwalter Michael Jaffé bei der Aufarbeitung der Zahlen helfen. Die Entscheidungsgewalt über die Finanzen habe Jaffé aber derweil übernommen.

14.00 Uhr: Brasilien-Geschäft von Wirecard verkauft

Der Investorenprozess bei Wirecard verzeichnet das erste Ergebnis: Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé gab am Freitag bekannt, dass das Brasilien-Geschäft des Zahlungsabwicklers verkauft wird. Käufer von Wirecard Brazil ist eine Tochtergesellschaft des in New York gelisteten brasilianischen Zahlungsdienstleister PagSeguro Digital. Die Verträge wurden bereits unterzeichnet, der Deal steht aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der brasilianischen Aufsichtsbehörden.

Jaffé bestätigte zudem, dass es beim Verkauf der englischen Tochter Wirecard Card Solutions vorangeht. Es gebe eine Grundsatzvereinbarung zum Verkauf „bestimmter Kundenbeziehungen und weiterer Vermögensgegenstände“ mit der Railsbank Technology. Weitere Details zu dem Deal sind nicht bekannt.

Weitere Schritte bei der Zerschlagung von Wirecard dürften nicht lange auf sich warten lassen: So sei der Verkaufsprozess der Wirecard North America „bereits weit fortgeschritten“. Hier erwartet er in Kürze finale Erwerbsangebote. Auch beim Acquiring- und Issuing-Geschäft, dem Kerngeschäft von Wirecard, würden die Verhandlungen mit den Interessenten in die nächste Runde gehen. „Es gibt mehrere namhafte Interessenten, die indikative Angebote abgegeben haben“, so der Insolvenzverwalter. Auch bei dem Verwertungsprozess weiterer Beteiligungen von Wirecard gebe es Fortschritte.

10.00 Uhr: Wirecard soll Käufer für britische Tochter gefunden haben

Wirecard steht offenbar vor dem teilweisen Verkauf des Geschäfts in Großbritannien, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Wirecard Card Solutions, das vor allem Zahlungen für Fintechs abwickelt, soll demnach Gespräche mit dem Wirecard-Wettbewerber Railsbank Technology bestätigt haben. Verträge für den Deal seien aber noch nicht unterschrieben. Zuerst hatte die britische Zeitung „The Times“ berichtet, Railsbank werde Kartentechnologie, Kunden und Mitarbeiter übernehmen. Das verbleibende Geschäft in Großbritannien werde abgewickelt. Der Verkauf wäre der erste seit der Insolvenz des Skandalunternehmens Wirecard. 

19. August

17.05 Uhr: VEB knöpft sich Bafin-Mitarbeiter vor

Die Aktionärsvereinigung VEB fordert eine gründliche Untersuchung der Handelsgeschäfte in Wirecard durch Bafin-Mitarbeiter. Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Bafin-Mitarbeiter kurz vor der Pleite verstärkt mit Wirecard-Aktien handelten.

Untersucht werden solle, „ob die erfolgten Mitarbeitergeschäfte ab 2019, aber auch zu diesem Zeitpunkt bereits vorhandene Positionen in Wirecard oder Derivaten, gleichgültig ob in eigenen Depots mit oder ohne Vermögensverwaltungsauftrag oder in Depots nahestehender Personen in irgendeiner Weise sich auf aufsichtliche Entscheidungen ausgewirkt haben könnten“. Die Vereinigung führt hier etwa das Short-Selling-Verbot auf. Die reine Angabe von prozentualen Größen, wie bisher erfolgt, sei nicht zureichend.

Und die Forderungen gehen noch weiter: In Zukunft sollten alle Handelsgeschäfte für Bafin-Mitarbeiter und ihnen nahestehende Personen verboten werden, wenn die Bafin die Aufsicht über das entsprechende Unternehmen hat, meint VEB.

14. August 2020

10:33 Uhr: Bafin-Mitarbeiter handelten Wirecard-Aktien

Aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage der Grünen geht hervor, dass die Wirecard-Aktie in der ersten Jahreshälfte in immer stärkerem Maße privat von Bafin-Mitarbeitern gehandelt wurde. Alle Hintergründe dazu lesen Sie hier.

13. August 2020

9.50 Uhr: BKA fahndet nach Jan Marsalek

Nachdem der ehemalige Wirecard-Vertriebsvorstand Jan Marsalek verschwunden ist, fahndet nun das Bundeskriminalamt (BKA) öffentlich nach dem österreichischen Manager. Auch Interpol soll den 40-Jährigen suchen, schreibt die „Welt“. „Die bisherigen Fahndungsmaßnahmen verliefen ohne Erfolg. Aufgrund der derzeitigen Ermittlungsergebnisse wird ein Aufenthaltsort des Gesuchten im Ausland für sehr wahrscheinlich gehalten. Nach ihm wird weltweit gefahndet“, heißt es in einer Mitteilung des BKA Wiesbaden. In der TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ bat das BKA zudem um Unterstützung bei der Suche nach Marsalek.

7.43 Uhr: Wirecard fliegt aus dem Dax

Wircard wird am 21. August aus dem Leitindex Dax ausscheiden. Damit verlässt der insolvente Konzern das Börsensegment frühzeitig: Gemäß dem bisher geltenden Regelwerk hätte Wirecard den Dax erst im Rahmen der nächsten regulären Prüfung am 21. September verlassen müssen, so die „Süddeutsche Zeitung“. Angesichts des Wirecard-Bilanzskandals habe die Börse allerdings eine Regeländerung angeregt, der zufolge Unternehmen auch kurzfristig aus den Dax-Auswahlindizes Dax, MDax, SDax und TecDax ausgeschlossen werden können. In einer Umfrage der Börse stimmte eine Mehrheit der Marktteilnehmer nun für eine Änderung der Regeln. Den Platz von Wirecard wird voraussichtlich Delivery Hero oder Symrise einnehmen.

12. August 2020

 

8.30 Uhr: Anti-Geldwäsche-Einheit des Zolls hatte Hinweise auf Fehlverhalten

Im Fall Wirecard gerät nun auch Anti-Geldwäsche-Einheit des Zolls, die Financial Intelligence Unit (FIU), in den Fokus. Die Behörde hat offenbar Dutzende Hinweise auf möglicherweise strafbare Handlungen von Mitarbeitern der Wirecard-Bank nicht an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. Das haben Recherchen von NDR und SZ ergeben.

Nun prüft die FIU den Berichten früher eingegangene Meldungen erneut. Es gehe um Hinweise auf Straftaten wie Bilanzfälschung, Betrug, Untreue, Marktmanipulation sowie Insiderhandel, berichtet der NDR. Hierbei seien 97 Meldungen identifiziert worden, „die in möglichem Zusammenhang mit den derzeit erhobenen Vorwürfen” gegen Wirecard-Mitarbeiter stehen könnten, zitierte das Medium die FIU.

10. August 2020

12.44 Uhr: Ist noch mehr Geld abgeflossen?

Laut Medienberichten könnte Wirecard vor der Insolvenz Geld beiseite geschafft haben. Einem Bericht der „SZ“ zufolge, sei eine vereinbarte Kreditlinie von 1,75 Milliarden Euro Ende 2019 erst mit 800 Millionen Euro ausgeschöpft gewesen, zum Zeitpunkt der Insolvenz im Juni allerdings schon zu 1,6 Milliarden Euro. Die Mittel sollen unter anderem an Geschäftspartner ins Asien gegangen sein, so der Verdacht. 

7. August 2020:

14.45 Uhr: Singapur erhebt Anklage gegen Treuhänder

Die Behörden in Singapur haben eine erste Anklage im Fall Wirecard erhoben. Sie werfen einem lokalen Geschäftsmann vor, Dokumente gefälscht zu haben, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Der Geschäftsmann sei jahrelang als Wirecard-Treuhänder in Asien aufgetreten und habe Verbindungen zu „dubiosen“ Partnerfirmen des Zahlungsdienstleisters gehabt.

Ihm wird vorgeworfen, bereits seit März 2016 bewusst falsche Angaben über Treuhandkonten gemacht zu haben. So soll er das Vorhandensein von Guthaben in dreistelliger Millionenhöhe bescheinigt haben, obwohl es dieses Geld nicht gegeben habe. Er hatte das Mandat bis Ende 2019 inne.

6. August 2020:

 

8.35 Uhr: Ehemaliger Wirecard-Geschäftspartner gestorben

Der Bilanzskandal bei Wirecard wird von einem Todesfall überschattet: Der deutsche Geschäftsmann Christopher B. ist Medienberichten zufolge in der philippinische Hauptstadt Manila gestorben. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sei B. ein wichtiger Kontaktmann des flüchtigen ehemaligen Wirecard-Vorstands Jan Marsalek gewesen.

Dem Bericht zufolge war B. zunächst als Geschäftsführer der Wirecard-Niederlassung auf den Philippinen aktiv. Später führte er gemeinsam mit seiner Frau zwei Partnerfirmen, die als so genannte Third Party Acquirers für einen Großteil des von Wirecard verbuchten Geschäfts sorgten. Wie inzwischen bekannt ist, existiert ein erheblicher Teil der Umsätze und Gewinne des Asiengeschäfts von Wirecard wohl nicht. Auf den Philippinen ermittelten laut „Handelsblatt“ sowohl die Bundespolizei als auch eine Anti-Geldwäsche-Einheit gegen B.

Der Vater von B. erklärte der Zeitung, sein Sohn sei nicht krank gewesen, habe aber einen Schwächeanfall erlitten. Die Familie wisse auch nicht viel. Er glaube aber, „es war eine natürliche Sache”. Der „Financial Times” zufolge wollten die philippinischen Behörden keine Angaben zur Todesursache machen. Justizminister Menardo Guevarra sagte der Zeitung aber, er werde prüfen, ob dazu Ermittlungen nötig seien.

4. August 2020:

 

20:11 Uhr: EY drohen weiter Klagen

Dem Wirtschaftsprüfer EY droht im Bilanzskandal um Wirecard die nächste Klage. Wie die FAZ berichtet, bereitet der Prozessfinanzierer Omni Bridgeway zusammen mit der US-Kanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan für Wirecard-Anleger eine umfrangreiche Klage in Deutschland vor. 

18:55 Uhr: Finanzausschuss plant Sondersitzung im Bundestag

Am 31. August und 1. September sollen Vertreter des Kanzleramts aus den Bereichen Wirtschaft und Nachrichtendienste, der Bafin, dem Bundesjustizministerium, der bayerischen Staatsregierung, der Deutschen Börse, dem hessischen Wirtschaftsministerium, Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen und der Bundesbank zum Wirecard-Skandal befragt werden. Das will die FAZ aus dem Ausschuss erfahren haben.

In der vergangenen Woche mussten bereits Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier Rede und Antwort stehen. 

16:26 Uhr: Bafin nimmt Wirecard-Bilanzen unter die Lupe

Die Finanzaufsicht Bafin nimmt sich die Wirecared-Bilanzen der Jahre 2017 bis 2019 zur Brust, wie das Handelsblatt berichtet. Anstoß dafür sei, dass Wirecard der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) die Mitwirkung an der Prüfung verweigert habe. 

3. August 2020:

 

17:30 Uhr: Wirtschaftsprüferaufsicht APAS ermittelt gegen EY

Die beim Bundeswirtschaftsministerium angesiedelte Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) ermittelt im Wirecard-Bilanzskandal gegen EY. Dass ein Prüfverfahren läuft, hat die APAS inzwischen bestätigt. Zunächst hatte das „Handelsblatt” darüber berichtet und aus einem vertraulichen Bericht des Ministeriums zitiert. Demnach untersuche die APAS sämtliche Jahres- und Konzernabschlussprüfungen ab dem Jahr 2015 durch EY bei Wirecard „auf die Einhaltung der gesetzlichen und berufsrechtlichen Vorgaben“.

EY wollte sich gegenüber dem Handelsblatt nicht konkret zu dem Vorgang äußern. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft betonte jedoch, dass sie alle behördlichen Untersuchungen im Fall Wirecard unterstütze und mit allen zuständigen Behörden und Aufsichtsstellen vollumfänglich zusammenarbeite. „Auch uns ist daran gelegen, dass die Vorgänge umfassend, rückhaltlos und rasch aufgeklärt werden”, so ein Sprecher.

28. Juli 2020:

 

09:10 Uhr: Betrug bei Wirecard schon seit 15 Jahren?

Der Zahlungsdienstleister Wirecard war nach Angaben eines ehemaligen Vorstands schon 15 Jahre vor der Insolvenz defizitär. Das berichtet das „Handelsblatt” unter Berufung auf einen ehemaligen Vorstand, der anonym bleiben will. Ab 2008 habe er auch den Aufsichtsratsvorsitzenden darüber informiert, dass die veröffentlichten Zahlen nur durch massive Eingriffe in die Buchhaltung zustande kamen, zitiert die Zeitung. Daraufhin angeblich anberaumte Gespräche mit CEO Braun seien aber ergebnislos geblieben.

24. Juli 2020:

19.04 Uhr: Investorenprozess bei Wirecard schreitet voran

Im laufenden Verkaufsprozess des Skandalunternehmens Wirecard meldet der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Jaffé Fortschritte. Die Liquidität habe demnach bis auf weiteres gesichert werden können. Der Investorenprozess komme gut voran.

Gerade für das US-Geschäft, Wirecard North America, scheint es gut auszusehen. Etwa 60 Interessenten hätten hierfür Vertraulichkeitsvereinbarungen unterzeichnet. „In den nächsten Wochen“ könnten die Interessenten konkrete Angebote abgeben.

Auch das Kerngeschäft der Aschheimer, Acquiring und Issuing, stößt Jaffé zufolge Interesse: Hierfür hätten 77 Interessenten Vertraulichkeitsvereinbarungen unterschrieben. „Wir sind zuversichtlich, einen Investor für das Kerngeschäft zu finden, das erhebliche unternehmerische Chancen in einem enorm wachsenden Markt für einen Investor bietet“, kommentiert Jaffé. Daneben laufen zudem weitere Prozesse zum Verkauf anderer Beteiligungen.

11.40 Uhr: Druck auf die Bafin steigt

Die Finanzaufsicht Bafin hat nun auch juristischen Ärger wegen des Wirecard-Skandals. Die Tübinger Anwaltskanzlei Tilp hat beim Landgericht in Frankfurt am Main Klage eingereicht. Die Rechtsanwälte werfen der Bafin „jahrelangen Amtsmissbrauch“ im Fall Wirecard vor und fordern Schadenersatz. Die Finanzaufsicht wehrt sich gegen die Vorwürfe. Mehr darüber lesen Sie hier bei FINANCE-Online.

22. Juli 2020:

16.15 Uhr: Ex-Wirecard-CFO in Haft

Der bis Ende 2017 amtierende Wirecard-CFO Burkhard Ley ist heute in München verhaftet worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Auch Ex-Wirecard-CEO Markus Braun, der zuletzt auf Kaution frei war, sitzt wieder in Haft. Ebenfalls festgenommen wurde der frühere Accunting-Chef des Münchener Zahlungsabwicklers. Ihnen werden gewerbsmäßiger Bandenbetrug, Untreue, unrichtige Darstellung und Marktmanipulation in mehreren Fällen vorgeworfen. Mehr dazu lesen Sie hier bei FINANCE-Online.

11.00 Uhr: Alix Partners untersucht Wirecard-Fall

Die Unternehmensberatung Alix Partners soll eine Untersuchung des Wirecard-Falls aufnehmen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider. Die Berater sollen herausfinden, ob – und wenn ja, seit wann – Manager oder Aufsichtsräte des Zahlungsabwicklers von den Unregelmäßigkeiten gewusst haben, die letztlich zu dem Loch von 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz führten. Die Untersuchungsergebnisse dürften auch bei späteren juristischen Verfahren gegen Unternehmensverantwortliche eine wichtige Rolle spielen. Hinzu kommt ihre Bedeutung für Haftungsfragen: Dem „Handelsblatt“ zufolge stellt ein Konsortium aus sechs Versicherern unter Leitung von Chubb eine Managerhaftpflicht über 125 Millionen Euro. Die D&O-Versicherung zahlt jedoch nicht, wenn Vorstände einen Schaden vorsätzlich herbeigeführt haben, etwa weil sie kriminell handelten.

20. Juli 2020:

10.59 Uhr: Marsalek ist offenbar in Moskau

Nach übereinstimmenden Recherchen von „Spiegel“ und „Handelsblatt“ soll Jan Marsalek nicht nach Asien, sondern über Weißrussland nach Moskau geflüchtet sein. Dort befindet er sich nun offenbar auf einem Anwesen des russischen Militärgeheimdienstes GRU. Mehr zur Russland-Connection und der Fluchtroute Marsaleks finden Sie hier.

17. Juli 2020

9.40 Uhr: Finanzminister Scholz wusste seit 2019 um Manipulationsverdacht

Bundesfinanzminister Olaf Scholz soll bereits seit anderthalb Jahren von einem Verdacht der Finanzaufsicht Bafin gegen den Zahlungsdienstleister Wirecard gewusst haben. Wie unter anderem die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ aus einem Sachstandsbericht des Finanzministeriums an die Vorsitzende des Finanzausschusses zitiert, sei Scholz am 19. Februar 2019 darüber unterrichtet worden, dass die Bafin im Fall Wirecard „wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Verbot der Marktmanipulation“ Untersuchungen aufgenommen habe. Es sei zudem darauf hingewiesen worden, dass die Bafin in alle Richtungen ermittele. Mehrere Bundesabgeordnete fordern nun einen Untersuchungsausschuss.

9.00 Uhr: Ex-Geschäftsführer einer Wirecard-Tochter packt offenbar aus

Der seit Montag vergangener Woche wegen Betrugsverdachts inhaftierte Ex-Chef der Dubaier Wirecard-Tochter Cardsystems Middle East hat nach Angaben seines Strafverteidigers eine Tatbeteiligung eingeräumt. “Mein Mandant hat sich freiwillig dem Verfahren gestellt und steht – im Gegensatz zu anderen – zu seiner individuellen Verantwortung”, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters dessen Anwalt. Die Tochtergesellschaft Cardsystems Middle East spielte eine zentrale Rolle im Asiengeschäft von Wirecard.

16. Juli 2020

14.35 Uhr: Karl-Theodor zu Guttenbergs Firma beriet Wirecard

Prominenter Berater: Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat mit seiner Investment- und Consultingfirma Spitzberg Partners zwischen 2016 und 2020 mit Wirecard zusammengearbeitet. Wie der „Spiegel“ berichtet soll zu Guttenbergs Firma dem Zahlungsdienstleister beim Erwerb eines chinesischen Mitbewerbers beratend und unterstützen zur Seite gestanden haben. In dem Zusammenhang soll er auch mit der Bundesregierung „die Möglichkeiten wohlwollender Begleitung im bilateralen Verhältnis mit China eruiert“ haben, hieß es in dem Artikel.

„Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Zugang zu noch Kenntnis von etwaigen Diskrepanzen in der Bilanzierung“, hat zu Guttenberg inzwischen öffentlich erklärt. Seine Firma sei „entsetzt und schockiert über die jüngsten Enthüllungen und Entwicklungen“ und habe das Beratungsmandat für Wirecard beendet.

14.20 Uhr: Wirecard soll Partnerschaften frei erfunden haben

Nicht nur bei den Bilanzen sondern auch bei den Kooperationen soll Wirecard einem Medienbericht zufolge viel Phantasie bewiesen haben. Laut Recherchen des „Wall Street Journals“ hätten sich eine Vielzahl der von Wirecard in den vergangenen Jahren angekündigten Partnerschaften als substanzlos oder inhaltlich falsch herausgestellt. So habe Wirecard beispielsweise noch im Februar 2020 eine „offizielle Entwicklungspartnerschaft“ mit SAP bekanntgegeben, die laut Aussagen des Softwareherstellers nie unterschrieben oder zu Veröffentlichung freigegeben worden sei. Allerdings hat SAP auch keine Schritte gegen Wirecard eingeleitet.

15. Juli 2020

14:10: Esma untersucht Rolle von Bafin und DPR im Wirecard-Skandal

Die europäische Wertpapieraufsicht Esma knüpft sich im Wirecard-Skandal die deutsche Finanzaufsicht Bafin und die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) vor. Man werde die aufsichtsrechtlichen Maßnahmen der Bafin und der DPR in prüfen, teilte die Esma am Mittwoch mit. Der Zusammenbruch von Wirecard habe das Vertrauen der Anleger in die Bilanzierung und den Finanzmarkt untergraben. Es sei daher notwendig, diese Ereignisse zu untersuchen, um das Vertrauen der Investoren wiederherzustellen. Die Prüfung werde bis zum 30. Oktober 2020 abgeschlossen.

11.26 Uhr: Bafin führte 2017 Sonderprüfungen bei Wirecard Bank durch

Die Finanzaufsicht Bafin hat die Wirecard Bank bereits im Sommer 2017 im Rahmen von zwei Sonderprüfungen genauer unter die Lupe genommen. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, untersuchte die Bafin vom 3. Juni bis zum 21. Juli 2017 das Kreditgeschäft der Wirecard Bank. Eine weitere Prüfung zur Geldwäschebekämpfung fand zwischen dem 2. und dem 4. Juli 2019 statt. Genauere Ergebnisse der beiden Prüfungen sind nicht bekannt. Sonderprüfungen gelten als das „schärfste Schwert der Bafin“, so die Nachrichtenagentur. Als Bank mit einer Vollbanklizenz fiel die Wirecard Bank unter die Aufsicht der Behörde.

8.30 Uhr: Bafin zeigt Markus Braun wegen Insiderhandels an

Im Wirecard-Skandal hat die Bafin Ex-Vorstandschef Markus Braun nun auch wegen Insiderhandels im Visier. Eine Sprecherin der Behörde sagte, man habe bei der Staatsanwaltschaft München Anzeige gegen die MB Beteiligungsgesellschaft erstattet, hinter der Braun steht. Es geht um drei verschiedene Transaktionen im Vorfeld der Insolvenz.

14. Juli 2020

12.30 Uhr: Bafin hegt Verdacht auf Insiderhandel

Ein User des Onlineforums „finanzen.net“ hatte schon vor dem Absturz von Wirecard einen Post veröffentlicht, indem er behauptete, dass EY Wirecard kein uneingeschränktes Testat ausstellen wird. Der Post wurde bereits gelöscht. Das „Handelsblatt“ hätte diesen aber noch vorliegen und auch im Internet kursieren noch Screenshots. Die Bafin hat den Fall an die Staatsanwaltschaft München weitergegeben.

13. Juli 2020

10.30 Uhr: Erste Klagen aus den USA

Zwei US-Kanzleien haben Sammelklagen gegen Wirecard eingereicht. Die erste Klage gab es von der New Yorker Kanzlei Rosen Law Firm, wenige Tage später zog Bragar Eagel & Squire nach. Unter anderem werfen sie Wirecard eine falsche Darstellung der Finanzergebnisse vor. Auch EY nehmen sie ins Visier und werfen dem Prüfer vor, nicht gemäß geltenden Prüfungsgrundsätzen gearbeitet zu haben.

9.45 Uhr: Neue Gerüchte um Marsalek

Um den gesuchten ehemaligen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ranken sich zunehmend die wildesten Gerüchte. Laut einem Bericht der „FT“ soll er versucht haben, eine Miliz in Lybien aufzubauen. Auch soll er die Formel des russischen Nervengifts Novitschok kennen. Laut „FT“ verfügt die Zeitung über Dokumente, die beides beweisen sollen. Sie spricht außerdem davon, dass Marsalek Kontakte zu russischem Geheimdienst- und Militärkreisen hat.

Auch soll er in Österreich die FPÖ mit Informationen aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) versorgt haben, berichtet „Die Presse“.

9.20 Uhr: Was hat Kukies mit Braun besprochen?

Medienberichten zufolge soll Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, im Herbst 2019 zwei Mal mit dem ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun gesprochen haben. Worum es in den Gesprächen ging, will das Bundesfinanzministerium nicht mitteilen. 

Die Opposition poltert: „Das ist einfach völlig inakzeptabel“, zitiert die „FT“ etwa Fabio De Masi, Bundestagsabgeordneter der Linken. „Angesichts des Umfangs und des Ausmaßes des Wirecard-Skandals und des regulatorischen und politischen Versagens bei der Bewältigung hat die breite Öffentlichkeit ein Grundrecht auf Wissen.“

10. Juli 2020

9.55 Uhr: Nun auch Ermittlungen wegen Geldwäsche

Die Staatsanwaltschaft München ermittelt nun auch wegen des Verdachts auf Geldwäsche gegen Verantwortliche von Wirecard. Anlass sind diverse Strafanzeigen, die in diesem, aber auch schon im vergangenen Jahr eingegangen sind. Auch in den USA, in Singapur und auf den Philippinen wird ermittelt. Zudem wurden nun auch Wirecard-Geschäftsräume in Dublin von den Behörden durchsucht. Ein früheres Ermittlungsverfahren der Münchener Staatsanwälte wegen Geldwäscheverdachts war 2012 mangels Tatverdachts eingestellt worden.

9. Juli 2020

9.10 Uhr: US-Justizministerium nimmt Wirecard ins Visier

Der tief gefallene Zahlungsdienstleister Wirecard beschäftigt einem Medienbericht zufolge nun auch US-Behörden. Laut einem Bericht des “Wall Street Journals” vom Mittwoch untersucht das Justizministerium in Washington, ob der Dax-Konzern möglicherweise in einen 100 Millionen US-Dollar schweren Bankbetrug in Zusammenhang mit einer Online-Verkaufsplattform für Marihuana involviert ist. Im konkreten Fall sollen zwei Geschäftsleute mithilfe von Zahlungsabwicklern und anderen Parteien US-Banken getäuscht haben, um Debit- und Kreditkartenzahlungen für Marihuana-Produkte abwickeln zu können.

7. Juli 2020

17.05 Uhr: Investorenprozess für Wirecard-Geschäft gestartet

Bei Wirecard startet der Abverkauf: Das Kerngeschäft des insolventen Konzerns, das Acquiring und Issuing-Geschäft sowie weitere davon unabhängige Geschäftsbereiche der Konzerngesellschaften warten weltweit auf neue Eigentümer. Laut Insolvenzverwalter Michael Jaffé haben sich bereits mehr als 100 Interessenten gemeldet. Nach Unterzeichnung einer Vertraulichkeitserklärung könnten diese mit der Due Diligence beginnen. Am weitesten fortgeschritten ist dem Insolvenvzerwalter zufolge der Verkauf der US-Gesellschaft Wirecard North America, der von der Investmentbank Moelis & Company begleitet wird. Mehr als 1.500 Mitarbeiter der insolventen Gesellschaften erhalten künftig Insolvenzgeld. 

6. Juli 2020

9.45 Uhr: Wirecards Kerngeschäft soll defizitär gewesen sein

Die „Financial Times“ holt im Fall Wirecard wieder aus: Einem aktuellen Bericht zufolge hätten die direkt unter Wirecard-Kontrolle stehenden Gesellschaften offenbar schon seit Jahren rote Zahlen geschrieben. Das gehe aus Anhängen zu der Sonderprüfung von KPMG hervor. Demnach hätten die Geschäfte unter direktem Wirecard-Einfluss etwa 2018 einen operativen Verlust von 74 Millionen Euro eingefahren. Die Zahlen für den Gesamtkonzern hatten hingegen steigende Gewinne ausgewiesen.

9.27 Uhr: Wo steckt Jan Marsalek?

Der sich auf der Flucht befindliche ehemalige Wirecard-COO Jan Marsalek ist womöglich doch nicht in China oder auf den Philippinen, wie bisher vermutet. Laut dem philippinischen Justiz-Staatssekretär Menardo Guevarra seien die Daten, die die Einreise des Österreichers auf den Philippinen am 23. Juni und die Weiterreise nach China am nächsten Tag zu belegen schienen, gefälscht. Die Beamten der Einwanderungsbehörde, die die gefälschten Daten in die Systeme eingetragen haben sollen, seien von ihren Aufgaben entbunden worden und würden zur Rechenschaft gezogen, berichtet Reuters.

Guevarra hatte schon kurz nach der angeblichen Einreise Marsaleks von Auffälligkeiten gesprochen, da der Manager wohl auf keiner Überwachungskamera am Flughafen zu sehen war. Man könne jedoch nicht völlig ausschließen, dass Marsalek auf den Philippinen sei: „Wir sind ein Inselstaat, und es gibt Schlupflöcher, durch die Ausländer unbemerkt schlüpfen können“, zitiert ihn Reuters. 

3. Juli 2020

10.30 Uhr: Fälscht Wirecard schon seit 2014?

Gehen die Bilanzmanipulationen bei Wirecard länger zurück als gedacht? Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge soll die Führungsriege bereits 2014 damit angefangen haben, Umsätze und Erlöse aufzupumpen. Davon gehe die Staatsanwaltschaft München I aus. Ziel der mutmaßlichen Betrügereien sei es gewesen, den Konzern finanzkräftiger und somit attraktiver erscheinen zu lassen. Die Staatsanwaltschaft stütze sich dabei auf zahlreiche interne Unterlagen von Wirecard, heißt es weiter.

2. Juli 2020

17.09 Uhr: Deutsche Bank an Wirecard Bank interessiert?

Die Deutsche Bank prüft in Abstimmung mit der Bafin, dem Insolvenzverwalter der Obergesellschaft Wirecard AG und dem Vorstand der Wirecard Bank mögliche finanzielle Hilfen. „Wir können uns grundsätzlich vorstellen, im Rahmen der Fortführung der Geschäftsaktivitäten diese Unterstützung zu gewähren, sofern es erforderlich werden sollte“, hieß es seitens der Bank.

Einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge, bringt sich die Deutsche Bank damit womöglich in eine gute Ausgangsposition für eine Übernahme der Wirecard Bank, welche im Gegensatz zur Mutter nicht insolvent ist. Eine mit dem Thema vertraute Person sagte dem Handelsblatt, dass die Deutsche Bank über einen Überbrückungskredit nachdenke, um dann zu einem späteren Zeitpunkt dort einzusteigen. Das Frankfurter Institut wolle stärker im Zahlungsverkehr aktiv werden, lautete die Begründung.

12:56 Uhr: Sechs Wirecard-Töchter insolvent

Wirecard hat nun auch für sechs seiner Töchter Insolvenz angemeldet, wie das Amtsgericht München bekannt gab. Auch dafür übernimmt Michael Jaffé die Insolvenzverwaltung. Es handelt sich dabei um Wirecard Acceptance Technologies, Wirecard Sales International Holding, Wirecard Service Technologies, Wirecard Issuing Technologies, Wirecard Technologies und Wirecard Global Sales.

11.55 Uhr: Softbank will wohl Zusammenarbeit beenden

Ein weiterer schwerer Schlag für Wirecard: Nun will wohl die Softbank das fünfjährige Abkommen zur Zusammenarbeit kündigen, berichtet das „Wall Street Journal“ unter Verweis auf Insider. Der Deal hatte für viel Aufmerksamkeit gesorgt: Die Softbank hatte im April 2019 über eine Wandelanlehie etwa eine halbe Milliarde Dollar investiert.

Zudem wurde ein strategischer Kooperationsvertrag geschlossen, wonach Wirecard digitale Zahlungen für andere Unternehmen aus dem Softbank-Portfolio übernehmen sollte – ein wichtiger Deal für Wirecard. Außerdem sollte die Softbank die Expansion in Japan und Südkorea unterstützen.

10.44 Uhr: Aldi Süd kehrt Wirecard den Rücken

Und wieder springt ein wichtiger Kunde bei Wirecard ab: Jetzt hat Aldi Süd dem Zahlungsdienstleister den Rücken gekehrt. Die Meldung, über die „Finanzszene.de“ zuerst berichtete, hat Aldi Süd bestätigt. Der Handelskonzern setzt nun auf Payone, ein Joint Venture der deutschen Sparkassen und der französischen Ingenico. Zuvor hatten sich etwa schon der Mitfahrdienst Grab oder der Telekomkonzern Orange von Wirecard verabschiedet.

1. Juli 2020

11.28 Uhr: Razzia bei Wirecard

Am Mittwochmorgen ist die Staatsanwaltschaft beim Skandalkonzern Wirecard angerückt. Dutzende Ermittler hätten in einer groß angelegten Durchsuchung fünf Gebäude in Deutschland und Österreich durchsucht, darunter waren die Firmenzentrale im Münchner Vorort Aschheim und zwei Objekte in Österreich. Das erklärte die Staatsanwaltschaft München.

Dabei sei es in erster Linie um die Vorwürfe der Bilanz- und Marktmanipulation gegangen, die unter anderem gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Markus Braun erhoben werden. Der “Süddeutschen Zeitung” zufolge soll auch das Privathaus von Braun in Wien durchsucht worden sein.

08.38 Uhr: Oldenburger haben Brauns Deals finanziert

Nach einem Bericht des „Spiegel“ könnte die Oldenburgische Landesbank die jüngsten Aktienkäufe von Markus Braun finanziert haben, mit denen der Ex-CEO noch im Mai versucht hatte, sich gegen die nervöse Investorenstimmung zu stemmen – innerhalb der Periode, in der Vorstände eigentlich keine Aktien des eigenen Unternehmens kaufen dürfen. Etwa zur gleichen Zeit habe Braun einen Kredit über 120 Millionen Euro bei der Oldenburgischen Landesbank aufgenommen, der mit zwei seiner Immobilien im Wert von 30 Millionen Euro besichert gewesen sei. Auf eine Anzeige eines österreichischen Anwalts hin ermitteln nun auch die österreichischen Behörden gegen den seit gestern Abend auch offiziell gefeuerten Braun und seinen Adlatus Jan Marsalek wegen Marktmanipulation und Betrugs. 

08.03 Uhr: Investorensuche gestartet

Der Gläubigerausschuss von Wirecard und Insolvenzverwalter Michael Jaffé haben einen internationalen Investorenprozess für diverse Unternehmensteile von Wirecard gestartet. Dafür sollen mehrere Investmentbanken eingeschaltet werden. Die Details bekommen Sie hier.

30. Juni 2020

9.21 Uhr: Wirecards US-Tochter setzt sich ab

Das Wirecard-Reich zerfällt: Nun hat die US-Tochter des Pleitekonzerns angekündigt, sich selbst zum Verkauf zu stellen, um in einen sicheren Hafen zu gelangen. Die Amerikaner betonen, eine „sich selbst tragende Einheit“ zu sein, die „weitgehend autonom“ vom insolventen Mutterkonzern agiere. Sie war entstanden, nachdem Wirecard im Jahr 2016 das Prepaid-Kreditkartengeschäft der Citigroup übernommen hatte. Dafür hatte Wirecard über 200 Millionen Euro bezahlt.

 

29. Juni 2020

14.02 Uhr: Marsalek will sich doch nicht stellen

Nun scheint es offiziell zu sein: Wirecards Ex-Vorstand Jan Marsalek, der sowohl das Drittpartner- als auch das Asiengeschäft des Skandalkonzerns verantwortet hat, befindet sich auf der Flucht. Seine Aussage aus der vergangenen Woche, sich der Justiz stellen zu wollen, ist hinfällig, wie NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“ berichten. Der Manager ist in Asien untergetaucht und soll sich jüngsten Informationen zufolge auf den Philippinen oder in China aufhalten. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Nach Informationen des „Handelsblatts“ sucht inzwischen auch Interpol nach dem Österreicher.  

12.49 Uhr: Deutsche Börse will Dax-Regeln ändern

Die Deutsche Börse will als Lehre aus dem Wirecard-Skandal die Regeln zur Mitgliedschaft im Dax überprüfen. „Das Vertrauen in den Kapitalmarkt hat offensichtlich gelitten”, erklärte der Börsenbetreiber. „Deshalb haben wir uns entschlossen, die Regelwerke unter Einbindung der Regulatoren und die Regeln für die Zugehörigkeit zur Dax-Familie einer vertieften Prüfung zu unterziehen und zu überarbeiten.” Bis zum Abschluss dieses Konsultationsprozesses dürften allerdings noch mehrere Monate vergehen.

11.44 Uhr: Fahnder suchen verschwundene Millionen

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, untersuchen Fahnder bei Wirecard nun auch diverse Transaktionen und Darlehensgeschäfte, über die Gelder in stattlicher Millionenhöhe aus dem Konzern abgeflossen sein sollen – an unbekannte Empfänger. Im Zentrum der Untersuchungen steht der Kauf eines indischen Zahlungsdienstleisters im Oktober 2015 für 340 Millionen Euro, die größte Akquisition der Wirecard-Geschichte. Nach Informationen der Zeitung hat der Konzern überraschend auch seinen Rechtsbeistand ausgetauscht. Die Compliance-Kanzlei Ufer Knauer ist ihr Mandat demnach schon nach wenigen Wochen wieder los. Nun lässt sich Wirecard von dem Compliance-Anwalt André Große Vorholt von der Kanzlei Luther vertreten. 

11.15 Uhr: Hedgefonds machen Riesen-Reibach

Über 1,1 Milliarde Euro haben Shortseller nach einer Zählung der „Financial Times“ in der vergangenen Woche durch die Wirecard-Pleite verdient. Am meisten kassierte mit 220 Millionen Euro der US-Hedgefonds Slate Path Capital. Der Hedgefonds TCI des bekannten Investors Chris Hohn machte 192 Millionen Euro, Marshall Wace 150 Millionen. 

10.03 Uhr: Erste Kaufinteressenten für Wirecard

Nach Informationen der FAZ bringen sich die ersten Kaufinteressenten für bestimmte Teile von Wirecard in Stellung. In ihrem Bericht nennt die Zeitung den Zahlungsdienstleister Worldline, der gerade auch Ingenico übernimmt, sowie ungenannte Private-Equity-Investoren.  

26. Juni 2020

12.22 Uhr: Brüssel setzt die Esma auf Wirecard an

Die EU-Kommission setzt die europäische Finanzaufsicht Esma auf den Wirecard-Skandal an. Einen ersten Untersuchungsbericht soll die Esma schon bis zum 15. Juli abliefern. Die Esma soll laut der Vorgabe aus Brüssel auch untersuchen, ob die Reaktion der Aufsichtsbehörden angemessen gewesen ist.

9.08 Uhr: Befindet sich Jan Marsalek in China?

Die SZ berichtet, dass sich der ehemalige COO von Wirecard womöglich in China aufhalten könnte. Daten der philippinischen Einwanderungsbehörde zufolge soll Jan Marsalek am Dienstag in das südostasische Land eingereist sein und sich am Mittwoch über den Flughafen Cebu nach China aufgemacht haben. Es gibt jedoch keine Videoaufnahmen, die belegen, dass er auch tatsächlich an Bord der Flugzeugs gegangen ist. Gegen Marsalek und andere ehemalige Wirecard-Vorstände ermittelt die Staatsanwaltschaft München, es liegen Haftbefehle vor. 

25. Juni 2020

18.11 Uhr: Michael Jaffe soll Insolvenzverwalter werden

Der Münchner Rechtsanwalt und Sanierungsexperte Michael Jaffe soll sich um den Insolvenzfall Wirecard kümmern, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Dem Amtsgericht München zufolge sei Jaffe als Sachverständiger bestellt worden, um ein Gutachten über den Insolvenzantrag zu erstellen. Bekannt wurde Jaffe in seiner Rolle als Insolvenzverwalter des Medienkonzerns von Leo Kirch. Derzeit ist Jaffe auch Insolvenzverwalter der Firma P&R, die Schiffscontainer in großem Stil als Anlageobjekt verkauft hat. Es stellte sich heraus, dass ein großer Teil der Container überhaupt nicht existierte.

16.26 Uhr: Shortseller Hohn: „Wirecard ist nicht zu retten.“

Der britische Hedgefonds-Mangager Christopher Hohn hat mit Leerverkäufen der Wirecard-Aktie bereits 200 Millionen Dollar verdient. Er glaubt, dass die Lage bei Wirecard aussichtslos ist: „Wirecard hat in meinen Augen keine Assets, die als Übernahmekandidat attraktiv wären“, sagte er im „Handelsblatt“. Die Firma sei nicht zu retten. Hohn kritisiert auch den Aufsichtsrat von Wirecard, der diese Machenschaften viel zu lange zugelassen habe. „Der gesamte Aufsichtsrat hat versagt und sollte zur Verantwortung gezogen werden“, so Hohn, der bei Wirecard schon Ende April personelle Konsequenzen gefordert hat. Seine in Verruf geratene Branche sieht er durch den Fall Wirecard rehabilitiert: „Shortseller spielen eine wichtige Rolle, um Betrug ans Licht zu bringen.“

15.34 Uhr: Welche Rolle spielten die Banken?

Wirecard muss Insolvenz anmelden – und es steht die Frage im Raum, welche Rolle die kreditgebenden Banken dabei gespielt haben. Nach Informationen der F.A.Z. fanden die Verhandlungen mit den Banken unter großem Zeitdruck statt. Die gesamte Liquidität des Konzerns, die in der Wirecard-Bank liegt, stand laut F.A.Z. dem Wirecard-Konzern nicht mehr zur Verfügung. Das Geld hätte somit nicht einmal mehr gereicht, um etwa die Gehälter der Mitarbeiter zu zahlen. Die Gläubigerbanken wollten hier aber nicht einspringen, heißt es.

Doch es gibt auch andere Stimmen aus dem Umfeld der Verhandlungen. So zitiert die F.A.Z. eine Person mit dem Satz: „Von uns hat keiner den Stecker gezogen. Die Gespräche waren bis zuletzt konstruktiv.“ Eigentlich hatten sich die Banken gerade erst darauf verständigt, wenigstens noch bis Freitag still zu halten und danach zu entscheiden.

Die größten Verluste verzeichnen laut F.A.Z. Commerzbank, LBBW, ABN Amro und ING. Diese hätten Wirecard jeweils 200 Millionen Euro an Kreditlinie zugesagt, die je nach Bank von Wirecard zu 90 bis 95 Prozent gezogen worden sein sollen. 80 Millionen Euro kamen von der DZ Bank und der Deutschen Bank, 175 Millionen Euro von der österreichischen Raiffeisenbankengruppe.

14.49 Uhr: Bafin hat Warnungen eines Whistleblowers erhalten

Einem Bloomberg-Bericht zufolge soll die Bafin schon vor mehr als einem Jahr Insiderinformationen zu Unregelmäßigkeiten bei Wirecard erhalten haben. Das gehe aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine Anfrage von Bundestagsabgeordneten hervor. Das erhöht den Druck auf Bafin-Chef Felix Hufeld, der bereits Fehler eingestanden hatte. Er muss am 1. Juli dem Finanzausschuss des Bundestags Rede und Antwort stehen.

10.31 Uhr: Wirecard stellt Insolvenzantrag

Jetzt ist es passiert: Wirecard hat Insolvenzantrag gestellt. Als Gründe nennt der Dax-Konzern drohende Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Für Tochtergesellschaften werden weitere Insolvenzanträge geprüft.

Wird Wirecard den Bilanzskandal überleben?

24. Juni 2020

18.30 Uhr: Marsalek will sich wohl Justiz stellen

Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge will sich Wirecards Ex-COO Jan Marsalek offenbar der Münchener Staatsanwaltschaft stellen. Sein Kalkül sei es, dafür im Gegenzug gegen Kaution und weitere Auflagen nicht in Untersuchungshaft zu müssen, schreibt die Zeitung weiter. So war es zumindest bei dem Ex-CEO Markus Braun abgelaufen.

Marsalek soll sich jetzt auf den Philippinen aufhalten. Auch die Philippinen selbst haben inzwischen Ermittlungen im Zuge des Bilanzskandals bei Wirecard eingeleitet und suchen Marsalek. Laut Justizminister Menardo Guevarra habe er die Einwanderungsbehörde angewiesen, die Möglichkeit zu prüfen, ob Marsalek im Land sein könnte.

13.55 Uhr: Banken halten noch ein paar Tage still

Wirecard hat noch Luft zum Atmen. Wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ erfahren hat, wollen die kreditgebenden Banken bei ihrer Entscheidung, ihre Wirecard-Kredite fällig zu stellen, noch einige Tage warten. Es geht um 1,75 Milliarden Euro. Die Zeit wollen sie nutzen, um sich ein besseres Bild von der langfristigen Überlebensfähigkeit des taumelnden Dax-Konzerns zu machen. Dabei sprechen sie auch mit zentralen Geschäftspartnern von Wirecard wie den Kreditkartenanbietern Visa und Mastercard. Sollten diese Wirecard als Mittelsmann nicht mehr akzeptieren, wäre dies ein schwerer Schlag für die Geschäftsperspektiven des Zahlungsdienstleisters.

13.30 Uhr: Besteht Haftbefehl gegen Marsalek?

Nach Informationen des „Handelsblatt“ soll ein Haftbefehl gegen den früheren Wirecard-COO Jan Marsalek ausgestellt worden sein. Der österreichische Manager wurde zuletzt in Manila, der Hauptstadt der Philippinen, vermutet. Dem Bericht zufolge taucht Marsalek in der Datenbank der philippinischen Einwanderungsbehörde letztmalig mit einer Reise Anfang März auf, es gebe nun aber „Indizien“, dass er kürzlich zurückgekehrt sein könnte. Aus Marsaleks Umfeld heißt es der Zeitung zufolge, er sei nicht auf der Flucht und stehe über einen Anwalt im Kontakt mit der Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft kommentierte dies bisher nicht.

11.02 Uhr: Markus Braun kassiert Margin Call

Ex-Chef Markus Braun hat einen Großteil seiner Wirecard-Aktien verkauft – und das offenbar nicht ganz freiwillig. Auslöser war nach Medienberichten ein Margin Call der Deutschen Bank, die dem Manager 2017 einen Wertpapierkredit über 150 Millionen Euro gegeben hatte. Im Schnitt erzielte Braun immer noch einen Kurs von fast 30 Euro je Aktie. Mehr dazu lesen Sie hier.

08.51 Uhr: Befindet sich Ex-COO Marsalek in Asien?

Laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ soll sich Jan Marsalek, der in der vergangenen Woche gefeuerte COO von Wirecard, nach Asien abgesetzt haben. Nach Informationen der Zeitung, die sich auf Unternehmenskreise beruft, soll sich Marsalek, die rechte Hand von Wirecard-Chef Markus Braun, in der philippinischen Hauptstadt Manila aufhalten. Dort befindet sich auch das Zentrum des Bilanzbetrugs, da es zwei philippinische Banken waren, bei denen die verschwundenen 1,9 Milliarden Euro eigentlich hätten deponiert sein sollen. Marsalek war im Vorstand sowohl für das Asien- als auch für das Drittpartnergeschäft zuständig, für dessen Betrieb die Treuhandkonten hätten dienen sollen.

Es ist möglich, dass nach Marsalek bereits gefahndet wird. Auf die Frage, ob der Manager per Haftbefehl gesucht werde, sagte eine Sprecherin der Münchener Staatsanwaltschaft: „Das kann ich weder bestätigen noch dementieren.“ Nach Aussagen von Freunden Marsaleks soll er dort nach entlastendem Material suchen. Ex-Wirecard-Chef Braun hatte sich vorgestern der Polizei gestellt und wurde gestern nach einem Termin bei der Haftrichterin gegen Zahlung einer Kaution von 5 Millionen Euro wieder auf freien Fuß gesetzt.

23. Juni 2020

 

14.55 Uhr: Markus Braun kommt gegen Kaution frei

Der am Montagabend festgenommene Ex-Vorstandschef Markus Braun kommt gegen 5 Millionen Euro Kaution und weitere Auflagen frei. Das hat die zuständige Ermittlungsrichterin in München am Dienstagnachmittag entschieden. Braun muss sich nun jede Woche einmal bei der Polizei in München melden. Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge kann Braun, der Österreicher ist und einen Wohnsitz in Wien hat, Deutschland verlassen. Er muss aber die wöchentliche Meldeauflage in München einhalten; ansonsten droht Untersuchungshaft.

13.10 Uhr: Weitere Wirecard-Manager im Visier

Neben Markus Braun rücken offenbar weitere ehemalige Manager von Wirecard ins Visier der Ermittler. Auch dem inzwischen entlassenen COO Jan Marsalek droht dem Online-Portal der Wochenzeitung “Zeit” zufolge die Untersuchungshaft. Eine Sprecherin der Münchener Staatsanwaltschaft, die in dem Fall ermittelt, wollte gegenüber der Nachrichtenagentur Dpa weder bestätigen noch dementieren, dass Marsalek ebenfalls per Haftbefehl gesucht werde.

10.00 Uhr: Ex-Wirecard-Chef Markus Braun in Haft

Die Münchener Staatsanwaltschaft hat den ehemaligen Wirecard-Chef, Markus Braun, festgenommen. Der Manager stellte sich der Justiz, nach dem ein Haftbefehl erlassen worden war, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstagvormittag mitteilte. Braun will nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit den Ermittlern koopieren. Ihm werden Marktmanipulation sowie “unrichtige Anagben” in Bilanzen vorgeworfen.

22. Juni 2020

16.49 Uhr: Wirecard kündigt COO Jan Marsalek außerordentlich

Wirecard hat Jan Marsalek mit sofortiger Wirkung als Vorstand abberufen. Überraschend kommt der Schritt nicht: Der Konzern hatte den COO bereits am 18. Juni bis zum Ende des Monats freigestellt, nun folgte die außerordentliche Kündigung. Eine Begründung liefert der Zahlungsdienstleister damals nicht. Auch in der nun erfolgten Mitteilung nannte der Konzern keine weiteren Hintergründe zur Abberufung.

15.30 Uhr: Bafin-Chef Hufeld spricht von „totalem Desaster“

Der Präsident der Finanzaufsicht Bafin, Felix Hufeld, sprach auf einer Bankenkonferenz in Frankfurt von einem „totalen Desaster“ und räumte Fehler der Behörde ein. „Es ist eine Schande, das so etwas passiert ist“, zitiert ihn Reuters. So hätten private und öffentliche Institutionen, inklusive seiner eigenen Behörde, versagt. „Wir sind nicht effektiv genug gewesen, einen solchen Fall zu verhindern. Ich nehme die öffentliche Kritik voll und ganz an“, heißt es weiter laut Reuters.

14.30 Uhr: Bankbestätigungen waren wohl offensichtlich falsch

Laut Cezar Consing, dem Chef der Bank of the Philippine Islands (BPI), seien die angeblichen Bankbestätigungen für Treuhandkonten von Wirecard bei der philippinischen Bank wohl offensichtlich gefälscht gewesen.

„Als man uns das sogenannte Zertifikat gezeigt hat, war sehr klar, dass es falsch war“, sagte er gegenüber Reuters. Er habe am 15. Juni davon erfahren, als die Wirtschaftsprüfer von EY angefragt hätten, ob das Dokument echt sei, so Reuters weiter. Die Bank habe dann festgestellt, dass ein „sehr niedrigrangiger“ Manager das gefälschte Zertifikat unterzeichnet habe. Er sei entlassen worden.

13.00 Uhr: Moody’s setzt Rating aus

Nach einer Herabstufung auf Ramsch-Niveau hat Moody’s wenige Tage später nun das Rating für Wirecard komplett zurückgezogen. Es gebe Unregelmäßigkeiten in der Bilanz, die noch aufzuklären seien, heißt es. Die Agentur verfüge nicht mehr über ausreichende Informationen, um eine Bewertung über die Kreditwürdigkeit des Zahlungsabwicklers abzugeben.

02.48 Uhr: 1,9 Milliarden existieren wohl nicht

Wirecard lässt eine weitere Bombe platzen: Die 1,9 Milliarden Euro, die sich eigentlich auf Treuhandkonten in den Philippinen befinden sollten, bestehen „mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht“, schreibt das Unternehmen.

„Der Vorstand geht außerdem davon aus, dass die bisherigen Beschreibungen des sogenannten Drittpartnergeschäfts (Third Party Aquiring) durch die Gesellschaft unzutreffend sind. Die Gesellschaft untersucht weiter, ob, in welcher Art und Weise und in welchem Umfang dieses Geschäft tatsächlich zugunsten der Gesellschaft geführt wurde“, heißt es weiter.

Da die 1,9 Milliarden Euro auf der Aktivseite der Bilanz fehlen, nimmt Wirecard die vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2019 und das 1. Quartal 2020 zurück sowie weitere Prognosen. Auswirkungen auf Abschlüsse vergangener Geschäftsjahre könnten nicht ausgeschlossen werden.

Die Gespräche mit den Banken über die Fortführung von Kreditlinien dauernd derweil an. Darüber hinaus prüfe Wirecard weitere Maßnahmen, um eine Fortsetzung des Geschäftsbetriebs zu gewährleisten. 

19. Juni 2020

21.29 Uhr: Wirecard arbeitet mit Houlihan Lokey

Wirecard hat die Investmentbank Houlihan Lokey mandatiert. Houlihan Lokey werde nun gemeinsam mit Wirecard einen Plan zur „nachhaltigen Finanzierungsstrategie“ des Unternehmens entwickeln, heißt es seitens des Unternehmens.

Wirecard stehe derzeit in Verhandlungen mit einem Bankenkonsortium, bekräftigt der Zahlungsdienstleister weiter.

17.30 Uhr: Spekulanten erhöhen Wetten auf Wirecard

Einem Reuters-Bericht zufolge haben Hedgefonds ihre Wetten auf fallende Wirecard-Kurse deutlich erhöht. Demnach liegen die Netto-Leeverkaufspositioneninzwischen bei fast 17 Prozent. Die größte Position hält mit 2,5 Prozent der Hedgefonds Coatue. Vor der Nachricht, dass EY die Bilanz nicht testiert, lagen die Netto-Leeverkaufspositionen insgesamt noch bei etwa 10 Prozent.

14.06 Uhr: Wirecard spricht mit Banken

Wirecard gibt bekannt, dass sich das Unternehmen „in konstruktiven Gesprächen mit seinen kreditgebenden Banken befindet hinsichtlich der Fortführung der Kreditlinien und der weiteren Geschäftsbeziehung“. Sollte Wirecard im Laufe des heutigen Tages keine testierte Bilanz vorlegen, könnten Kredite von bis zu 2 Milliarden Euro gekündigt werden.

12.48 Uhr: CEO Markus Braun tritt zurück

In einer knappen Mitteilung gibt Wirecard bekannt, dass CEO Markus Braun im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung zurücktritt. James H. Freis wird zum Interims-CEO mit Einzelvertretungsberechtigung berufen.

Der Druck auf den langjährigen CEO war massiv angestiegen, nachdem die Banken BDO Unibank und die Bank of the Philippine Islands (BPI), bei denen 1,9 Milliarden auf Treuhandkonten liegen sollten, laut Bloomberg jede Geschäftsbeziehung mit Wirecard abstritten.

Zudem kündigten sich von immer mehr Seiten Klagen gegen Wirecard an. Sowohl die DWS als auch Union Investment haben angekündigt, die Einleitung rechtlicher Schritte gegen Wirecard zu prüfen. Auch Aktionärsvertreter werden gegen Wirecard aktiv.

18. Juni 2020

18.18 Uhr: Vorstand Jan Marsalek geht

Vorstandsmitglied Jan Marsalek wird mit sofortiger Wirkung widerruflich bis zum 30. Juni 2020 von seiner Tätigkeit als Vorstand freigestellt. Eine Begründung liefert der Zahlungsdienstleister nicht.

Zudem wird James H. Freis mit sofortiger Wirkung zum Compliance-Vorstand bestellt. Der 49-Jährige sollte den Posten ursprünglich erst zum 1. Juli übernehmen. Er wird das neugeschaffene Ressort „Integrity, Legal and Compliance“ verantworten.

11.08 Uhr: Wirecard spricht von „betrügerischen Vorgängen“

Wirecard präzisiert die Ursache dafür, dass EY noch weitere Prüfungen vornehmen muss, um ein Testat auszustellen. „Der Grund liegt in aktuellen Mitteilungen der beiden die Treuhandkonten seit 2019 führenden Banken, wonach die betreffenden Kontonummern nicht zugeordnet werden konnten. Der verantwortliche Treuhänder steht in kontinuierlichem Kontakt mit den Banken und der Wirecard AG“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Bei den die Treuhandkonten führenden Banken handele es sich um zwei asiatische Banken, die über Investmentgrade-Ratings verfügen. Der seit 2019 amtierende Treuhänder nehme in Asien zahlreiche Mandate wahr.

„Wir stehen im Austausch mit dem vor Ort anwesenden Treuhänder“, so CEO Markus Braun. „Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar. Die Wirecard AG wird Anzeige gegen unbekannt erstatten”, heißt es weiter.

10.43 Uhr: Wirecard verschiebt Jahresabschluss 2019

Schlechte Nachrichten für Wirecard-Aktionäre: Der Zahlungsdienstleister verschiebt nun schon zum vierten Mal die Vorlage der Geschäftszahlen 2019. Der Grund: EY kann noch kein Testat erteilen, weil der Wirtschaftsprüfer keine „ausreichenden Prüfungsnachweise“ für Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro erlangen konnte.

„Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder beziehungsweise aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden, damit dieser ein unrichtiges Vorstellungsbild über das Vorhandensein der Bankguthaben beziehungsweise die Führung von Bankkonten zugunsten der Wirecard-Gesellschaften erhalte“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Sollte der testierte Abschluss bis zum 19. Juni nicht vorliegen, könnten Wirecard Kredite in Höhe von bis zu 2 Milliarden Euro gekündigt werden. Die Aktionäre sind entsetzt, der Aktienkurs rutscht zeitweise um 66 Prozent auf knapp 35 Euro in den Keller.

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