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Themenwoche Maria (6)

Darum ist Maria für Johanna Langela Ratgeberin und Freundin zugleich

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Die angehende Lehrerin Johanna Langela hat sich der vor 25 Jahren in Borken gegründeten Gebetsgemeinschaft „Maria – Mutter vom Guten Rat“ angeschlossen. Warum sie die Gottesmutter verehrt und wie sie die Marienfrömmigkeit interpretiert, erläutert die 26-Jährige im Gespräch mit Kirche+Leben.

Frau Langela, welche Bedeutung hat für Sie die Marienverehrung und wie ist die Beziehung zu Maria entstanden?

Ich bin durch meine Familie mit Kevelaer-Wallfahrten inklusive sämtlicher Marienlieder und einem engen Kontakt zur Schönstatt-Bewegung in Borken aufgewachsen. Für mich war Maria in meinem persönlichen Glaubensleben deshalb schon immer Bezugsfigur und Ansprechpartnerin in den großen und kleinen Sorgen und Dankbarkeiten des Alltags. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich Maria verehre im Sinn von Überhöhung. Gerade durch Schönstatt habe ich sie als Freundin, die mir zur Seite steht und der ich alles anvertrauen kann, kennengelernt. Wir hatten in der Schönstatt-Bewegung der Mädchen und jungen Frauen immer diesen Wunsch, „kleine Maria zu sein“, was sich in Gebeten und Liedern ausgedrückt hat. Es ist so gedacht, dass Maria ein Vorbild sein kann, weil sie in ihrem Leben Jesus so nah war und ihn so sehr auch als Mensch kannte, er war eben ihr Sohn.

Was bedeutet für Sie die in Borken entstandene Gebetsgemeinschaft Maria – Mutter vom Guten Rat?

Zu der Gebetsgemeinschaft bin ich über meine Mutter gekommen. Natürlich kannte ich auch Clara Maria von Oy, die vor 25 Jahren in Borken die Gebetsgemeinschaft ins Leben rief, aus Sonntagsgottesdiensten und dem Gemeindeleben. Ich fand und finde es schön, dass auch in meiner Heimatgemeinde St. Remigius durch die Gebetsgemeinschaft eine so persönliche Beziehung zur Gottesmutter geführt wird. Ich mag auch das Gebet der Gebetsgemeinschaft sehr, weil in dem Text so viele Alltagsbezüge stecken – „all die kleinen Kleinigkeiten ...“. Für mich ist das Gebet im Alltag Antreiber und Mutmacher. Ich habe auch eine persönliche, nostalgische Verbindung zu dem Bild der Mutter vom Guten Rat, weil ich bei meiner ersten Romwallfahrt mit unserer Messdienergemeinschaft 2010 auch im italienischen Wallfahrtsort Genazzano war, wo das Originalbild des Gnadenbildes verehrt wird. Ich weiß noch, dass ich das als Zwölfjährige sehr besonders gefunden habe, an diesem Ort zu sein.

Wie könnte die Marienverehrung für jüngere Menschen attraktiv sein?

Tatsächlich hat das viel mit den Bildern zu tun, die es von Maria gibt oder die es eben vielleicht viel zu wenig gibt. Maria wird oft viel zu weichgezeichnet. Sie ist die zarte, reine Königin. Gerade das Ideal der „Jungfrau“ ist für viele abschreckend. Für mich geht es darum, wie vielfältig Maria ist: Sie war eine junge Frau mit einem scheinbar unehelichen Kind. Da hatte sie es damals alles andere als leicht. Aber wir kennen sie auch als Flüchtling, Knotenlöserin, Aktivistin – das wird für mich besonders im Magnificat deutlich, wo sie von einem Gott singt, der die Mächtigen vom Thron stößt. Maria hat viel mehr Identifikationspotenzial als auf den ersten Blick deutlich ist. Gerade für junge Frauen, die sich für Selbstbestimmung und Gleichberechtigung einsetzen, auch und besonders in der Kirche.

In der katholischen Kirche gibt es Gruppen wie Maria 2.0 und Maria 1.0. Wie sehen Sie die Ausrichtung dieser Gruppen, die sich in besonderer Weise auf die Gottesmutter berufen?

Gerade der Gegensatz der beiden Gruppen zeigt, wie unterschiedlich das Bild der Gottesmutter in den Köpfen der Gläubigen ist. Ich finde es wichtig, immer im Blick zu haben, dass Menschen immer vielfältiger sind, als wir ahnen. Auch Maria – sie ist eben Mensch und hat sicher viele Facetten und Ecken und Kanten.

Wie würden Sie Ihre Marienverehrung verorten?

In meiner persönlichen Spiritualität ist Maria für mich Ratgeberin und Freundin und als solche sollte sie mich und andere immer anregen, sich auch mit dem Ungemütlichen auseinander zu setzen, wie sie es selbst musste und dabei auf Gott zu vertrauen. Meine Beziehung zu Maria könnte ich so beschreiben: Ich vertraue ihr meine Sorgen und meinen Dank im Alltag an – fülle sozusagen sinnbildlich die Krüge mit meinem Wasser – und auf ihre Fürsprache hin vertraue ich darauf, dass Gott in meinem Leben wandelt und sinnbildlich das Wasser in Wein verwandelt.

Die Gebetsgemeinschaft Maria – Mutter vom Guten Rat
In der Kirche St. Johannes in Borken wird seit langer Zeit das Gnadenbild Maria – Mutter vom Guten Rat verehrt. Das Borkener Gnadenbild ist eine getreue Kopie des spätgotischen Originals im italienischen Wallfahrtsort Genazzano. Vor 25 Jahren rief die heute 94-jährige Clara Maria von Oy mit anderen in Borken die Gebetsgemeinschaft ins Leben. Der Gemeinschaft gehören 1.427 Mitglieder an (Stand April 2024). Die Gebetsgemeinschaft feiert an jedem ersten Samstag im Monat – dem Mariensamstag – um 8.30 Uhr in der St.-Johannes-Kirche eine Eucharistie zu Ehren der Gottesmutter und betet für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Gemeinschaft.

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