So gut wie jeder von uns hat das mitgemacht: Man sucht das stille Örtchen auf – doch dann klappt es einfach nicht. Viele Menschen werden mehr oder weniger regelmäßig von Verdauungsbeschwerden geplagt. Ziehen sich diese über einen längeren Zeitraum hinweg, können sie überaus unangenehm werden. Dann greifen Betroffene in der Regel zu Abführmitteln. Doch nicht immer ist dieser Schritt gerechtfertigt, denn in vielen Fällen lässt sich die Darmfunktion ganz ohne Medikamente anregen.
Definition: Dann spricht man von Verstopfung
Genau wie alles andere, ist auch die Darmtätigkeit eine überaus individuelle Angelegenheit und unterscheidet sich somit von Mensch zu Mensch. Dreimal täglich ist demnach genauso normal wie alle drei Tage: Wichtig ist lediglich die Regelmäßigkeit. Es gibt also keine genauen Richtlinien, ab wann von einer Verstopfung (Obstipation) die Rede sein kann. Somit kommt es immer darauf an, wie man sich fühlt, wenn das gewöhnliche Leeren des Magen-Darm-Trakt ausbleibt. In der Regel geht Verstopfung mit unangenehmen Symptomen einher: Der Druck auf den Magen verstärkt sich, es kommt zu Blähungen, Völlegefühl und Bauchschmerzen.
Im Allgemeinen spricht man von Verstopfung, wenn es vier Tage lang nicht zu einem Stuhlgang kommt. Weitere Anzeichen für Verstopfung sind das Gefühl einer unvollständigen Entleerung des Darms sowie starkes Pressen beim Stuhlgang. Eine chronische Form der Verstopfung liegt dann vor, wenn sich diese Symptome regelmäßig über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten wiederholen. Am häufigsten entsteht eine Verstopfung aufgrund eines trägen Darms, der sich nicht genügend bewegt und seinen Inhalt somit nur sehr langsam transportiert. Dadurch verklumpt der Stuhl und wird sehr hart.
Ursachen
Häufig entsteht eine Verstopfung beim Reisen, wenn sich das Ess-, Trink- und Schlafverhalten gegenüber dem Alltag schlagartig ändert. Viele Menschen kennen dies in Zusammenhang mit der Zeitverschiebung, wenn man eine weite Reise auf sich nimmt. Weitere Faktoren sind Hitze und fehlende Bewegung. Beispielsweise, wenn man mehrere Stunden lang im Flugzeug oder Auto sitzt. Allerdings kommt der Darm in solchen Situationen spätestens nach ein bis zwei Tagen ganz von allein wieder in Fahrt. Es schadet jedoch nicht, sich bereits vor der Reise auf eine solche Eventualität vorzubereiten: Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sorgen dafür, dass man trotz Flug mit anschließendem Jetlag nicht allzu sehr leidet.
Wenn man seine Ernährung radikal umstellt, kann es vorübergehend zu Verstopfung kommen. Passieren kann dies selbst dann, wenn man reichlich Ballaststoffe zu sich nimmt. Obwohl diese die Verdauung fördern, können sie im Übermaß das Gegenteil bewirken. Deshalb ist es empfehlenswert, sein Essverhalten Schritt für Schritt zu ändern. Auch nach einer Fastenkur kann sich Verstopfung einstellen.
Die Ursachen für eine chronische Verstopfung hingegen liegen meist woanders. Bei vielen Betroffenen wird beobachtet, dass sie sich sehr ungesund ernähren und kaum oder gar keinen Sport treiben. Um der Verstopfung entgegenzuwirken, setzen solche Menschen oftmals Abführmittel ein, was zu einem Teufelskreis führt. Bald reagiert der Darm nicht mehr auf nervale Reize und wird träge. Auch Diabetes oder Erkrankungen der Schilddrüse können sich negativ auf die Verdauung auswirken. Dasselbe gilt für eine Reihe von Arzneimitteln: Psychopharmaka, Betablocker, Schmerzmittel, Schlaftabletten, aluminiumhaltige Säurebinder, Diuretika und Eisenpräparate können die Darmfunktion durcheinanderbringen. Während der Schwangerschaft kommt es bei den meisten Frauen zu Verstopfungen. Schuld daran sind die Veränderungen im Hormonhaushalt.
Die besten Hausmittel gegen Verstopfung
Anstatt gleich zu Abführmitteln oder Medikamenten zu greifen, lohnt es sich, die Verstopfung zuerst mit Hausmitteln zu bekämpfen. Diese neun Hausmittel gegen Verstopfung haben keine Nebenwirkungen und sind in jedem Supermarkt bzw. jeder Apotheke frei verkäuflich.
Warmes Salzwasser
Dieses altbewährte Hausmittel gegen Verstopfung ist ein echter Klassiker unter den Tipps. Es genügt, ein wenig Salz in einem Glas mit lauwarmem Wasser zu verrühren. Die Mischung wird auf nüchternen Magen getrunken. Das Salzwasser regt die Darmtätigkeit an und ist somit ein sehr günstiges Mittel bei Verdauungsbeschwerden.
Apfelessig
Apfelessig gehört seit jeher zu denjenigen Hausmitteln, die bei einer akuten Verstopfung eingesetzt werden. Da sich eine Flasche Apfelessig in so gut wie jedem Haushalt findet, muss man nicht eigens dafür einkaufen gehen. Apfelessig wirkt antibakteriell und beseitigt schädliche Darmbakterien. Gleichzeitig regt er die Produktion von Magensaft an, was seinerseits die Verdauung ankurbelt. Bei Verstopfung sollte man vor jeder Mahlzeit ein Glas Wasser mit einem Esslöffel Apfelessig trinken.
Olivenöl
Olivenöl ist ein echter Allrounder und schmeckt vor allem in Salaten sehr lecker. Das kostbare Öl aus dem Fruchtfleisch der Olive hat jedoch auch gesundheitsfördernde Eigenschaften. Es wirkt entzündungshemmend und verringert die Bildung von Magensäure. Somit wirkt Olivenöl als Hausmittel gegen Verstopfung sehr gut: Ein Löffel vor jeder Mahlzeit reicht aus, um die Verdauung in Gang zu bringen.
Tee
Ein Tee, der aus Kamille, Fenchel, Melisse und Süßholzwurzel besteht, fördert die Verdauung und hilft somit auch bei Verstopfungen. Die Mischung hat zudem eine beruhigende Wirkung und sorgt dafür, dass sich Blähungen lösen. Damit dieses Hausmittel gegen Verstopfung seine ganze Wirkung entfalten kann, sollte man bei den entsprechenden Beschwerden täglich drei bis fünf Tassen trinken.
Leinsamen
Leinsamen sind ein natürliches Abführmittel. Sie binden im Darm Wasser an sich und quellen auf, wodurch sich das Stuhlvolumen vergrößert. Da sich auf dieser Weise der Druck auf die Darmwand erhöht, wird die Verdauung angeregt. Am besten nimmt man morgens einen Esslöffel geschrotete Leinsamen mit einem Glas Wasser zu sich. Bei Bedarf kann man bis zu drei Esslöffel Leinsamen pro Tag einnehmen.
Gemüsesaft
Eine Mischung aus Tomaten-, Sauerkraut- und Karottensaft ist besonders ballaststoffreich und regt dadurch die Verdauung an. Wer möchte, kann das Ganze noch mit einer Prise Pfeffer oder Chili würzen.
Kaffee
Dass viele Menschen am Morgen gern Kaffee trinken, dürfte nicht nur auf die erquickende Wirkung des Getränks zurückzuführen sein. Kaffee wirkt nämlich abführend. Allgemein gilt die Annahme, es sei das Koffein im Kaffee, das die Verdauung ankurbele. Allerdings macht sich bei entkoffeiniertem Kaffee dieselbe Wirkung bemerkbar. Bekannt ist auf jeden Fall, dass der Körper durch den Kaffeekonsum das Hormon Cholecystokinin ausschüttet, das für die Bildung von Gallensekret verantwortlich ist. Die Gallenflüssigkeit hilft vor allem bei der Verdauung von Fett.
Probiotika
Was haben Joghurt und Sauerkraut gemeinsam? Beide Lebensmittel enthalten probiotische Bakterien, sogenannte Probiotika. Diese entstehen während des Gärungsprozesses und sind für die menschliche Darmflora von großer Bedeutung. Sie helfen bei der Verdauung und sollen auch das Immunsystem stärken.
Bauchmassage
Eine Bauchmassage regt den Darm dazu an, sich zu bewegen. Außerdem entspannt sie die Muskulatur, sodass sich Blähungen umgehend lösen können. Man kann die Massage problemlos selbst durchführen, wenn man morgens noch im Bett liegt.
Bewegung
Bereits ein Spaziergang oder eine sanfte Yoga-Einheit sorgen dafür, dass der Darm in Schwung kommt. Darüber hinaus gibt es spezielle Übungen, die die Verdauung anregen: Im Vierfüßlerstand zieht man den Bauch ein und lässt ihn anschließend wieder durchhängen.
Verstopfung: Wann zum Arzt?
Bei ausbleibendem Stuhlgang und Symptomen wie Blähungen und Völlegefühl, die Schmerzen bereiten, sollte man eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen. Da Verstopfung verschiedene Ursachen haben kann, ist die Anamnese besonders gründlich. Es wird auf Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände eingegangen, auch die Einnahme von Arzneimitteln spielt eine Rolle. Auf diese Weise kann man erkennen, ob die Verstopfung auf eine ernsthafte Erkrankung zurückzuführen ist. Es gilt zu beachten, dass mit zunehmendem Alter auch das Risiko für Verstopfungen steigt. Daher ist es für Senioren besonders wichtig, bei andauernden Beschwerden eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen.
Verstopfung vorbeugen
Eine gesunde Lebensweise ist das beste Mittel, um Verstopfungen vorzubeugen. Neben einer ausgewogenen Ernährung mit genügend Ballaststoffen gehört auch Bewegung zum Programm. Sportliche Betätigung ist zwar ideal, doch auch ein täglicher Spaziergang kann das nötige Gleichgewicht herstellen. Zudem ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, am besten in Form von Wasser oder ungesüßtem Kräutertee.
1. Adipositas-Zentrum Winsen, 19 Hausmittel gegen Verstopfung, https://www.adipositaszentrum-winsen.de/... (Abrufdatum: 07.10.2022)
2. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., Was tun bei chronischer Verstopfung?, https://www.dge.de/... (Abrufdatum: 07.10.2022)
3. Klinikum Nürnberg, Ich habe ständig Verstopfung, https://www.klinikum-nuernberg.de/... (Abrufdatum: 07.10.2022)
4. Universitätsspital Zürich, Verstopfung, https://www.usz.ch/... (Abrufdatum: 07.10.2022)