Sam Bloom Interview: Vogel als Krisenhelfer
Flötenvogel Penguin half Sam Bloom aus ihrer schwersten Krise.
© Cameron Bloom
Film

Ein Vogel als Krisenhelfer

Sam Bloom wurde von einem Vogel aus ihrer schwersten Krise gerettet. Heute ist die Rollstuhlfahrerin Weltmeisterin im Parasurfen. Und Hollywood verfilmt ihr Leben.
Autor: Rachael Sigee
4 min readveröffentlicht am
Die Krankenschwester war 41, als ihr gewohntes Leben von einer Sekunde zur anderen für immer zu­sammenbrach: Sie fiel 2013 im Thai­land-Urlaub von einem morschen Hotelbalkon sechs Meter in die Tiefe und schlug auf einem Betonboden auf. Diagnose: Schädelbruch und Zertrümmerung der Rückenwirbel T6 und T7. Folge: Die Australierin war von der Brust abwärts gelähmt.
Anfangs stürzte Sam Bloom in eine schwere Lebenskrise. Doch dann kam 2017 Hilfe von unerwar­teter Seite: In der Nähe ihres Hauses fand die Familie am Strand ein Vogel­junges mit einem verletzten Flügel. Sie nannten den Vogel „Penguin“, weil er mit seinem schwarz­weißen Gefieder und den großen Füßen an einen Pinguin erinnerte. Sam beschloss, Penguin gesund zu pflegen – und hatte damit einen neuen Lebens­zweck gefunden. In der Folge gewann sie derart an Selbstvertrauen, dass sie begann, Para­-Kanu-­Wettkämpfe zu bestreiten, auch mit dem Surfen fing sie wieder an. Inzwischen ist Bloom zweifache Weltmeisterin im Parasurfen.
Ich fand Penguin und war sofort verliebt in sie.
Sam Bloom, 49, über ihre gefiederte Freundin, einen Flötenvogel
Gemeinsam mit dem Schrift­steller Bradley Trevor Greive ver­fasste sie zudem ein Buch über ihre Erlebnisse mit ihrer gefiederten Freundin – „Penguin Bloom“ wurde zum Bestseller. Heute ist Sam Bloom Wings for Life-­Botschafterin, und 2020 feierte der Kinofilm „Penguin Bloom“ über ihr Leben Premiere. Bloom wird darin von Hollywood-­Star Naomi Watts gespielt.
THE RED BULLETIN: Hätten Sie sich je träumen lassen, dass Sie von Naomi Watts verkörpert werden?
SAM BLOOM: Nie im Leben! Es war eine surreale Erfahrung.
Haben Sie Naomi Watts beraten?
Ich wollte nicht, dass es ein Holly­wood-­Happy-End gibt, wo „alles super ist“. Ja, das Leben wird leich­ter, aber so gut wie früher wird es nie wieder sein. Das Tolle war, dass Naomi mich sehr oft am Set dabei­haben wollte. Es sollte authentisch aussehen, wie sie zum Beispiel vom Bett in den Rollstuhl wechselt.
Im Film stimmen Sie zuerst nur widerwillig zu, dass Penguin bleibt. War das tatsächlich so?
Nein, der Film nimmt sich ein paar künstlerische Freiheiten. Ich war ganz verliebt in Penguin – sie war so süß! Als wir sie fanden, verlagerte sich die ganze Aufmerksamkeit von mir auf sie. Ich hasse es, im Mittel­punkt zu stehen, und als ich nach meinem Unfall nach Hause kam, konzentrierten sich alle auf mich.
Ein großer Moment im Film ist der, als Sie zum ersten Mal in ein Kanu steigen. Wie wichtig war es Ihnen, aufs Meer zu können?
Enorm wichtig. Das Kajakfahren habe ich nur vorgeschlagen, weil zu diesem Zeitpunkt nichts von den Dingen, die ich am liebsten gemacht hätte, infrage kam. Ich hatte alles abgeschrieben. Zunächst war ich immer am Samstagmorgen paddeln, das wurde dann mein Lieblingstag. Es war so schön, wieder aus dem Rollstuhl draußen zu sein, auf dem Wasser und in der Natur.
Hat Ihnen das nicht auch Angst gemacht?
Fürchterliche. Da ich von der Brust abwärts gelähmt bin, habe ich keine Bauchmuskeln und somit ein kata­strophales Gleichgewicht. Ein paar Mal bin ich ins Wasser gefallen, aber ich war immer schon ein Sturkopf und habe beharrlich weitergemacht.
Wie fallen die Reaktionen auf den Film bisher aus?
Die Leute schreiben mir, dass sie sich weniger allein fühlen. Auf WhatsApp tausche ich mich mit einer jungen Frau in Spanien aus, sie hat auch ein Rückenmarkstrauma. Ich habe ihr vorgeschlagen, sie könnte es mit Surfen versuchen. Inzwischen hat sie mir schon ein paar Videos ge­schickt. Es ist großartig, das Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen.
Wie sind Sie zu Wings for Life gekommen?
In Australien und Neuseeland gehen zehn Prozent aus dem Verkauf von „Penguin Bloom“ an SpinalCure Australia, in Europa spenden wir diesen Anteil an Wings for Life. Ich kann gar nicht sagen, wie glücklich ich wäre, wenn die Forschung Erfolg hätte. Wenn ich junge Leute mit Rückenmarkstrauma sehe, bricht es mir das Herz
Schauspielerin Naomi Watts als Sam Bloom im Netflix-Film „Penguin Bloom"

Schauspielerin Naomi Watts als Sam Bloom im Netflix-Film „Penguin Bloom"

© Netflix

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