Die Verkäufer in den Zeitschriftenläden im Kaufhof oder auch am Bahnhof mussten gestern schmunzeln: Deutlich häufiger als sonst ging nämlich plötzlich das "Manager Magazin" über Coburgs Ladentische; genauer gesagt handelte es sich um die alljährliche Spezialausgabe "Die 500 reichsten Deutschen". Und natürlich blätterten die meisten ganz schnell, um vor allem zu schauen, auf welchem Platz denn Michael Stoschek, der Vorsitzende der Brose-Gesellschafterversammlung, diesmal gelistet ist.

Spontane Antwort: auf Platz 72. Die etwas längere Antwort: Achtung, diese Rangliste ist mit Vorsicht zu genießen! Denn davon abgesehen, dass die Macher vom "Manager Magazin" selbst darauf hinweisen, dass es sich bei den einzelnen Vermögensangaben um Schätzungen handelt, kommt im Fall des Coburger Unternehmers noch etwas anderes hinzu. So hatte das "Manager Magazin" in der Vergangenheit lediglich die "Familie Michael Stoschek" beleuchtet - in der Rangliste des vergangenen Jahres wurde für diese ein Vermögen von 1,1 Milliarden Euro genannt, was auf der Rangliste Platz 101 bedeutete.

Andere Berechnungsgrundlage

In der 2013er Rangliste spricht das Wirtschaftsmagazin hingegen von den "Familien Stoschek und Volkmann", man hat also auch noch die Familie der Schwester von Michael Stoschek dazugenommen. Ergebnis ist ein Gesamtvermögen von geschätzten 1,7 Milliarden Euro und somit Platz 72, gemeinsam übrigens mit Dirk Roßmann, dem Chef der Drogeriekette.

Doch egal, wie belastbar die Zahlen letztlich sind: Interessant ist das, was das Wirtschaftsmagazin in seiner Analyse zu der Coburger Unternehmerfamilie schreibt, allemal - auch wenn es mit süffisantem Unterton ist. Zum Beispiel: "Die Oberfranken machten 2012 gute Geschäfte, ihre Einnahmen haben sie aufs Reichlichste vermehrt. (...) Bis Ende 2015 wollen sie bestimmt fünf Milliarden Euro zusammenhaben."

"Überragende Stellung"

Und weiter: "Zu verdanken ist die überragende Stellung Michael Stoschek, der 1971 als 23-Jähriger die Leitung der damaligen Metallfabrik seines Großvaters Max übernahm und sie zu dem machte, was sie heute ist, mit Erlösen, die er verhundertsechzigfachte." Seit Anfang 2006 "dirigiere" Stoschek die Gesellschafterversammlung, in der auch seine Schwester Christine Volkmann ein "gewichtiges Wort" mitrede. Das Magazin spottet: "Er trägt viele Orden und Ehrenzeichen, aber nie bei Versammlungen und erst recht nicht zur selben Zeit, weil er sich sonst kaum von der Tafel erheben könnte. "

Was Ehrungen seitens der Stadt Coburg angeht, trifft das freilich nicht zu. Hier wurde Michael Stoschek erstmals im März dieses Jahres - ebenso wie Christine Volkmann - öffentlich gewürdigt und als "Wohltäter der Stadt" geehrt. Konkreter Anlass war die spontane Fünf-Millionen-Euro-Spende der beiden nach dem Großbrand in der Herrngasse. Und als sich nach einiger Zeit herausstellte, dass - den Versicherungen sei Dank - diese Spendensumme gar nicht komplett für die Opfer und den Wiederaufbau benötigt wird, setzten Stoschek und Volkmann erneut ein Zeichen der Verbundenheit zu "ihrem" Coburg: Die drei Millionen Euro, die noch übrig waren, sollten fortan für Maßnahmen zur Verschönerung des Stadtbilds eingesetzt werden. Die Verteilung des Gelds koordiniert die Gemeinschaft Stadtbild Coburg.

In den vergangenen Monaten konnten sich bereits zahlreiche Hauseigentümer über Finanzspritzen für ihre Gebäudesanierungen freuen. Eine Million Euro der Stoschek/Volkmann-Spende hingegen dürfte noch nicht so schnell eingesetzt werden können. Denn sie ist zweckgebunden für eine städtebaulich ansprechende Gestaltung der Zufahrt zur Schlossplatz-Tiefgarage. Diese wird allen voran von Stoschek sowie auch vielen Händlern und der IHK gewollt, ihr Bau ist aber derzeit noch nicht in Sicht. So verlief die Suche nach einem privaten Investor bislang erfolglos.

Kaeser auf Platz 188


Michael Stoschek und Christine Volkmann sind aber nicht die einzigen Coburger, die vom "Manager Magazin" in der aktuellen Rangliste "Die 500 reichsten Deutschen" berücksichtigt werden. So taucht auf Platz 188 (Vorjahr 178) die Familie Kaeser (Kaeser Kompressoren) auf. Laut "Manager Magazin" beträgt deren Vermögen - wie schon im Vorjahr - 600 Millionen Euro. Auch hier weist das Wirtschaftsblatt darauf hin, dass es sich um Schätzungen handelt. os
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