Ein Friedberger ist der neue »Alte«
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Ein Friedberger ist der neue »Alte«

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Thomas Heinze war in Friedberg Kino-Kontrolleur, ging auf die Amerikanische Schule in Bad Nauheim und war schon an der Burg in der Oberstufe eine kreative Kraft im heimischen Kulturleben. Nun ermittelt er in Mordfällen. © pv

Ab März spielt Thomas Heinze, der in Bad Nauheim und Friedberg groß geworden ist, den neuen Ermittler in der ZDF-Serie »Der Alte«. Wahrscheinlich ist es ist die Hauptrolle seines Lebens.

Damals wurde es eine lange Nacht, als Thomas Heinze am Bad Nauheimer Marktplatz das »P13« besuchte, jene legendären Eishockey-Kneipe, in der sich der Kino- und Fernseh-Star spürbar wohl fühlte. Schließlich hatte er den heimischen Kufencracks indirekt seine große Karriere zu verdanken. 600 Bewerber gab es für die Hauptrolle in der Fernsehserie »Kampf der Tiger«, doch Thomas Heinze hatte es am Ende aufgrund einer kleinen Lüge relativ leicht. »Ich habe den Casting-Leuten erzählt, dass ich einige Jahre beim VfL Eishockey gespielt habe«, erinnert er sich. Daraufhin wurde flugs ein Termin mit Wedel vereinbart. »Er fragte mich mehrmals, ob ich wirklich beim VfL gespielt habe. Und dann erzählte er, dass er auch aus Bad Nauheim sei, was ich damals nicht gewusst habe. Als ich die Rolle dann bekam, habe ich mir beim Verein hier wichtige Tipps geholt und stand auch einigermaßen sicher auf den Schlittschuhen«, erzählt der Schauspieler.

Damals war Wedel auch von der Historie des VfL und EC inspiriert und verpflichtete vielleicht deshalb den Newcomer aus der selben Stadt. In der Serie herrscht Krise bei den »Tigern«, denen nicht nur der Abstieg droht, sondern auch der finanzielle Kollaps. So erhält Nachwuchsspieler Robert Reidlinger alias Thomas Heinze die Chance, sich in der ersten Mannschaft zu bewähren. Fabrikant Kreuner, der das Management übernimmt, fordert Siege um jeden Preis, und Robert Reidlinger erfüllt unter schwierigen Bedingungen seine Erwartungen.

Als Sohn eines US-Amerikaners und einer Niederländerin verbrachte Thomas Heinze seine Kindheit zunächst in den USA, ehe er mit der Familie lange in Friedberg wohnte. Später zogen seine Mutter und sein Bruder Dirk Heinze nach Bad Nauheim, wo Thomas gegenüber vom Großen Teich die amerikanische Schule besuchte. Die Oberstufen-Zeit verbrachte er komplett am Gymnasium der Kreisstadt. Mit Heinze, Schauspieler Mathias Herrmann, Theater-Star René Pollesch aus Dorheim oder dem Schriftsteller Andreas Maier besuchten damals kreative Köpfe das Friedberger Burggymnasium, die allesamt in der großen Kultur-Welt Karriere machten. Heinze, Pollesch und Herrmann gründeten die Theater AG und sorgten früh für Furore. »René hat Mathias und mich dann letztlich auch zur renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München vermittelt, wo wir Schauspiel studiert haben«, berichtet Heinze.

Jürgen Vogel ist der beste Kumpel

In Frankfurt begeisterte er im Theater am Turm neben seiner späteren Ehefrau Nina Kronjäger in mehreren Stücken wie »Ich schneide schneller«. Regie führte René Pollesch, der dort von Tom Stromberg für das Theater entdeckt worden war. Heute wohnen Pollesch und Heinze in Berlin Mitte relativ nahe beieinander, sehen sich aber seltener. »Mein bester Kumpel dort ist mittlerweile Jürgen Vogel«, betont Heinze.

Kurz nach der Theater-Zeit am Main lief auch im Friedberger Kino der Streifen »Allein unter Frauen« an, der ein Kassen-Magnet wurde und Heinze in der Hauptrolle den großen Durchbruch bescherte. Als eingefleischter Macho sorgte er in einer Frauen-WG vor der Frankfurter Kulisse für viel Wirbel. »Eigentlich wollte ich den Film in Friedberg selbst vorstellen. Schließlich habe ich dort vier, fünf Jahre Kinokarten abgerissen. Doch irgendwie hat es nicht geklappt«, ärgert er sich noch heute. »Allein unter Frauen« war der Start einer Erfolgsserie in der Zusammenarbeit mit Regisseur Sönke Wortmann. Es folgte das Roadmovie »Mr. Bluesman«, dann »Das Superweib« mit Veronica Ferres und Til Schweiger oder »Charley’s Tante«. Irgendwann durfte Thomas Heinze unter der Regie von Volker Schlöndorff mit Stars wie July Delpy und Sam Shepard in der Literatur-Verfilmung »Homo Faber« zusammenarbeiten. 2003 war er im Spielfilm »Das Wunder von Lengede« an der Seite von Heike Makatsch zu sehen, die gleichfalls in Bad Nauheim aufgewachsen ist. Zudem stand er für die Edgar Wallace-Parodie »Der Wixxer« vor der Kamera, spielte in diversen »Tatort«-Folgen mit und gehörte seit 2008 zum festen Cast der Krimireihe »Marie Brand«. Gelobt wurde er auch für die Serie »Blochin - Die Lebenden und die Toten«, für die er gemeinsam mit seinem Kumpel Jürgen Vogel vor der Kamera stand.

Am 10. März fällt der Startschuss

Nun wurde im Frühjahr 2022 bekannt, dass Jan-Gregor Kremp nach zehn Jahren auf eigenen Wunsch die Hauptrolle in der ZDF-Kultserie »Der Alte« abgeben möchte. Wenig später wurde Thomas Heinze gefragt, ob er Interesse habe, die Nachfolge anzutreten. »Ich habe das gleich als großer Herausforderung angesehen, und es macht auch wirklich großen Spaß. Ich würde das gerne so lange machen, bis ich wirklich alt bin«, lacht er. Die ersten Folgen mit ihm als neuer Hauptkommissar Caspar Bergmann wurden ab August gedreht.

Jetzt fällt der Startschuss im ZDF für die neue Staffel am 10. März. Insgesamt acht neue Folgen sind dann wieder auf dem gewohnten Sendeplatz freitags um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen. In den ersten beiden Fällen ist Jan-Gregor Kremp noch als Hauptkommissar Richard Voss aktiv. In der dritten Folge der Staffel, die am 24. März ausgestrahlt wird, gibt dann Thomas Heinze sein Debüt als neuer leitender Hauptkommissar. In der Episode mit dem Titel »Abstiegsangst« muss er den Mord an einem Bankangestellten und Familienvater aufklären, der am Seeufer aufgefunden wurde. Suizid ausgeschlossen. Während auch Jürgen Vogel auf dem »Derrick«-Platz freitags in der Serie »Jenseits der Spree« ermittelt, beginnen für Thomas Heinze im kommenden März schon die Dreharbeiten für die nächsten acht Folgen vom »Alten«. Nebenbei will er in diesem Jahr erst einmal prüfen, ob ihm die neue Regelmäßigkeit auch noch Raum für andere Projekte lässt.

Neben der Schauspiel-Karriere ist eine weitere Leidenschaft die Musik. Zudem ist er auch als Rennfahrer oft zu sehen und nahm mehrmals an Veranstaltungen wie der Mini-Challenge teil. »Klar, ein solches Serien-Projekt gibt in allen Bereichen auch Sicherheit. Schließlich habe ich drei Kinder, die gerade allesamt ihre Ausbildung beginnen.«

Nach einer langjährigen Beziehung mit Schauspielerin Nina Kronjäger, mit der er die Zwillinge Lennon und Lucille bekam, ist Thomas Heinze seit 2002 mit der Radiomoderatorin Jackie Brown zusammen. Die beiden haben den gemeinsamen Sohn Sam.

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Thomas Heinze (2. v. r.) glänzt im Jahr 2022 im Berliner Schiller-Theater im Stück »Der Chinese«. © pv

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