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Geh zum Faulen und lerne von ihm!

Grenzenlose Faulheit ist kein Ideal in der Bibel, aber: Gott hat auch Ruhephasen für den Menschen vorgesehen. Wir sollten also nicht nur zur Ameise gehen, um von ihr zu lernen.

Von Ulrich Wendel

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Wie gut, dass es doch noch geklappt hat – dass Sie diesen Beitrag lesen können. Denn ihn zu schreiben, stand unter einem ungünstigen Vorzeichen. Je mehr man sich mit dem Wert der Faulheit befasst, desto mehr ist man geneigt, den Artikel dazu aus Faulheit doch nicht zu schreiben … Ich habe mich doch zusammengerissen. Lesen Sie selbst:

Der Befehl zum Faulenzen

Gott hält viel vom Nichtstun. Einen kompletten Tag der Woche hat er dafür reserviert – den Sabbat. In der Bibel ist das nicht zuerst ein Tag des Gottesdienstes, sondern um ganz vieles jetzt nicht zu tun. „Der Befehl zum Faulenzen“, so lautet der Titel eines Buches zum Thema. Die Bibel macht an vielen Stellen klar, wie sinnvoll dieses Gebot ist: manchmal durch Warnungen, manchmal durch Versprechen und manchmal durch fast witzige Geschichten.

Dazu gehört die Sache mit dem Manna (2. Mose 16). Nachdem Gottes Volk ausreichend gemeckert hat, versorgt Gott es mit Brötchen vom Himmel. Man muss nicht mehr tun, als sie aufsammeln – Ackerbau und Backstube entfallen. Ideal für Faulpelze. Aber wie das so ist: Was man hat, das hat man – also wollen viele auch am Sabbat Brötchen ernten gehen. Zumal sie erlebt haben, dass der Vorrat vom Vortag vergammelt. Aber am Sabbat war Manna-Flaute. Der einzige Tag der Woche, wo man doppelt sammeln konnte und sich das Gebäck noch am Folgetag hielt, war der Vorabend des Sabbats. Am Sabbat selbst suchten die Brötchentrupps vergeblich – probiert haben sie es natürlich trotzdem. Faulenzen wäre besser gewesen.

Die Versuchung zur Arbeit am Ruhetag besteht dauernd. Der Prophet Jeremia redet dagegen – und verspricht: Wenn ihr aufhört, am siebten Tag eure Existenz zu sichern (Handel und Handwerk) – dann wird Gott genau dies tun: eure Existenz sichern (Jeremia 17,19-27)!

Heilige Nichtstuer

Die Gruppe der heiligen Nichtstuer in der Bibel ist groß. David hat seine überspannten Ambitionen in den Wind geschossen und lässt seine Seele bei Gott ausruhen wie ein zufriedenes Kind (Psalm 131,1-2). Jesus ordnet an, dass seine Jünger ein wenig ausruhen sollen. Das geht zwar im ersten Anlauf schief, denn bald kommen 5.000 Männer plus Frauen und Kinder und wollen Jesus hören – und sich dann auch noch satt essen (Markus 6,31-44). Aber fest steht, dass Jesus es für nötig hielt, seine Jünger ausruhen zu lassen. Der Bauer, der selig schläft, weil das Getreide nach der Aussaat von selbst wächst, ist für Jesus vorbildlich. Im Grundtext steht wörtlich, dass die Sache „automatisch“ passiert (Markus 4,26-29). Und Paulus plant bewusst ein, dass er sich bei und mit den Römern ausruhen will (noch einmal der Grundtext: hier steckt das Wort „Pause“ drin, Römer 15,32). Der Apostel als Anwalt des Urlaubs!

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Hinter all dem steckt eine ernste Wahrheit: Mit Anstrengung kann man aus Gottes Sicht nicht alles erreichen. „Durch Umkehr und Ruhe könntet ihr gerettet werden. Durch Stillsein und Vertrauen könntet ihr stark sein.“ (Jesaja 30,15) Menschliche Kraft beeindruckt Gott nicht – er findet es gut, wenn man auf seine Zuwendung wartet (Psalm 147,10-11). Manchmal ist es geradezu lebensnotwendig, mit seiner Aktivität aufzuhören – dann, wenn man sich in sie verrannt hat. „Hört auf und erkennt, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46,11)

„Ein wenig Muße, regelmäßig eingestreut, führt zu einer Qualitätsverbesserung.“

Ulrich Wendel

Faulheit ist auch nicht alles

Natürlich ist das laue Leben nicht der Schlüssel für alles. Verpflichtungen zum Fleiß finden sich in der Bibel viele. Sechs Tage sollst du arbeiten – das ist nun einmal als Gebot formuliert. Und die fleißige Ameise ist sprichwörtlich: „Geh zur Ameise, du Fauler, sieh, was sie tut, und lerne von ihr!“ (Sprüche 6,6) „Ein leerer Stall bleibt zwar sauber, aber er bringt auch keinen Gewinn ein.“ (Sprüche 14,4) Aber wenn man schon fleißig sein will, dann soll man es klug anstellen: „Überlegung und Fleiß bringen guten Gewinn, doch Hast und Eile nichts als Verlust.“ (Sprüche 21,5) Ein wenig Muße, regelmäßig eingestreut, führt also zu einer Qualitätsverbesserung.

Ein interessantes Beispiel für Müßiggang sind die Leute von Issachar – einem der zwölf Stämme Israels. Jeder dieser Stämme bekommt einen besonderen Segen von Vater Jakob und für Isssachar lautet der: „Issachar ist ein knochiger Esel, der zwischen seinen Sattelkörben liegt. Er sah die schöne Ruhe und dieses freundliche Land, da beugte er seine Schulter zum Tragen und leistete Zwangsarbeit.“ (1. Mose 49,14-15) Eine Neigung zur Trägheit scheint typisch für diesen Stamm zu sein. Sie erscheinen als zu faul, um Verantwortung zu übernehmen – und kommen doch ums Schuften nicht herum. Aber es sind niedere Arbeiten und man spart sich die Mühe des Planens, man ist für das Endergebnis und das große Ganze nicht zuständig. Eine Variante von Faulheit, die manchem verlockend erscheinen kann. Und wir können darüber nachdenken, was es heißt, dass dieses Lebenskonzept immerhin in Form eines Segensspruches daherkommt. Liegt vielleicht manchmal ein Segen in entspannter Mühsal – falls es sowas gibt?

Ausruhen als großes Ziel

Grenzenlose Faulheit ist kein Ideal in der Bibel. Aber es haben sich genug Beispiele gezeigt, an denen wir merken: Wir sollten nicht nur zur Ameise gehen, um von ihr zu lernen, sondern auch zum (klugen) Nichtstuer, um an seinem Beispiel weise zu werden.

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Und dann gibt es noch den großen Ausblick der Bibel auf das Ende der Zeiten und das Ende des Lebens – und auch hier wird sichtbar, was für einen begrenzten Stellenwert unser menschliches Machen hat: „Glücklich sind die, die von nun an im Herrn sterben. Ja, spricht der Geist, sie sollen von all ihren Mühen ausruhen; denn ihre Taten folgen ihnen nach.“ (Offenbarung 14,13) Was für eine Perspektive: endlich ausruhen! Das wird keine ewige Faulheit sein, eher schon eine Ruhe mit himmlischer Qualität. Unsere Taten kommen dabei auch vor. Was wir im Leben zu erreichen versucht haben, war nicht alles vergebens. Es hat seinen Platz vor Gott. Aber es ist nicht der erste Platz! Die Taten „folgen nach“, sie kommen also erst später in den Blick. „Un-produktives“ Ruhen ist Gottes Geschenk, auf das wir uns freuen können.

Dr. Ulrich Wendel ist Chefredakteur von Faszination Bibel, Herausgeber verschiedener Bibelausgaben und Mitherausgeber des Lexikons zur Bibel.


Cover Family
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Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Family erschienen. Family ist Teil des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.

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2 Kommentare

  1. Sehr schöner Artikel. So ein paar Feiertage und Brücktage zum Ausruhen sind schon toll. Das macht die Jahreszeit besonders. Gott ist schon sehr weise, den Menschen auch Zeiten zum Ausruhen zu schenken so wie sich selbst.

    • Der freien Zeit Sinn geben und Ruhepausen strukturieren

      Ich denke, der Tag zum Ausruhen müsste auch und vorallem in der heutigen Zeit dazu dienen, wieder Kontakt mit seiner eigenen Seele zu finden. Damit denke ich an mein Innenleben und nicht an irgendeine esoterische Vorstellung. Ausruhen und das Nachdenken – das Entspannung und anregendes Lesen – und jede Form der Strukturierung an unbeschäftigten Tagen, könnten mir und uns guttun. Es gibt im Alltag vermutlich bei den meisten Menschen zwei extreme Gegensätze: Die Möglichkeit einerseits ständig getrieben zu werden und/oder sich treiben zu lassen von guten kreativen oder auch nicht kreativen Beschäftigungen, oder schlicht dem eigenen Beruf. Die andersseitige Möglichkeit besteht dann leider auch in einem unproduktiven Nichtstun (Jugendliche würden sagen „abhängen“), was uns auch beim Dauerfernsehen oder Daddeln mit dem Smartphon eher in Langeweile und Tristigkeit fallen lässt. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass freie Tage besser gelingen, wenn man sie vorher planmäßig strukturiert. Auf deutsch heißt dies, wenn ich entscheide was ich wann wie lange machen will. Also ins Kino, Theater oder Konzert zu gehen, mich mit einem guten Buch in die Sonne zu setzen, oder einfach nur mal auszuschlafen. Leute die feststellen dass sie von Zeit zu Zeit in ein tiefes Loch fallen, fehlt vielleicht das Sinnhafte ihres Tuns oder Nichttuns. Ursprünglich war der Sabbat, für in der Regel der Sonntag, ja auch gedacht sich diese Zeit ein wenig für Gott frei zu halten. Man könnte in einen Gottesdienst gehen. Nur so die Zeit auf sich zukommen zu lassen, schafft innerlich Leere oder Frust, wenigstens auf Dauer. Wir können nicht dem Leben Sinn geben wollen, das Leben sinnhaft zu verstehen, wenn wir andererseits es verplempern mit einem eher als Leid erlebten Untätigkeit. Natürlich sind dies keine Gedanken für Menschen – zurecht nicht – die jeden Tag, vielleicht an anderen Weltenden, mit dem Überleben kämpfen. Oder solche mit großen Sorgen. Oder Depressionen. Dann muss ich wissen „es kann sich niemand am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Dazu hat Gott uns den Mitmenschen gegeben, gilt auch im plural.

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