Was ist ein Picnic? Wer dabei an eine Mahlzeit auf einer Decke unter freiem Himmel denkt, liegt nicht immer richtig. Picnic ist auch ein Lieferdienst für Lebensmittel, der seit Anfang 2023 in immer mehr deutschen Städten an den Start geht. Wir haben uns über mehrere Monate hinweg Lebensmittel per Picnic nach Hause liefern lassen. In diesem Praxis-Test erfahren Sie, wie Picnic funktioniert, was den Lieferdienst von der Konkurrenz unterscheidet und was der Lebensmittelhändler Edeka damit zu tun hat.

Picnic nur per App

Wer Picnic nutzen möchte, braucht die App für iOS oder Android. Nachdem Sie sich angemeldet haben, kommen Sie möglicherweise zunächst auf eine Warteliste und können nicht direkt bestellen. Der Grund: Auch wenn man im Liefergebiet liegt, kann es sein, dass Picnic derzeit "zu viele Anmeldungen erhalten" hat. Dann kommen Kundinnen und Kunden auf eine Warteliste. "Wir tun dies, damit wir Schritt für Schritt wachsen können und jeder immer den besten Service bekommt", so Picnic.

Auch in kleineren Städten geplant

Auch wir landeten bei unserem Praxis-Test in Hamburg zunächst auf der Warteliste. Das war kurz nach dem Start der App in der Hansestadt im April 2023, und es dauerte mehrere Wochen, bis wir bei Picnic bestellen konnten. Allerdings scheint es mittlerweile deutlich schneller zu gehen. Nachbarinnen und Nachbarn aus unserem Umfeld verbrachten im Juni und Juli 2023 nur wenige Tage auf der Warteliste. Längere Wartezeit scheint es also eher zum Start in einem neuen Gebiet zu geben. Picnic liefert derzeit in 75 Städten in Nordrhein-Westfalen und zudem in Hamburg, Berlin, Osnabrück und Bremen. Weitere Städte und Gebiete sollen demnächst folgen, darunter die Rhein-Main-Region. Auch Wiesbaden, Mainz und Darmstadt könnten bald zum Liefergebiet zählen. Allerdings wird es Picnic nicht nur in Großstädten geben: "Dank unseres effizienten Milchmann-Prinzips können bald auch Haushalte in kleineren Städten in zum Beispiel Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen erstmals Lebensmittel bequem per App bestellen", so Frederic Knaudt aus dem Gründerteam von Picnic Deutschland gegenüber COMPUTER BILD. Ziel ist es, die Hälfte aller deutschen Haushalte zu erreichen.

Wohin liefert Picnic?

Eine Liste mit Städten oder eine Karte mit Liefergebieten wie bei anderen Diensten findet sich bei Picnic bislang nicht. Wer wissen will, ob er beliefert wird, kann seine Adresse auf der Website eingeben und nachschauen. Eine Überraschung in unserem Praxis-Test: Während wir in Schnelsen am Stadtrand von Hamburg bereits beliefert werden, gibt es Picnic in zentraleren Stadtteilen wie Eimsbüttel noch nicht überall. Tatsächlich spielt es bei Picnic eine Rolle, in welchen Gebieten sich Menschen für Picnic angemeldet haben. Bei der Auswahl neuer Liefergebiete ist das laut Knaudt einer von zwei Faktoren: Entscheidend seien "die Anzahl der registrierten Kund:innen in einem Gebiet und die Entfernung zu einem unserer City-Hubs".

Lieferung mit Picnic ist kostenlos

Die Wartezeit bis zur ersten Bestellung verkürzte Picnic in unserem Test mit "Wartezeit-Geschenken": Etwa im Wochen-Rythmus durften wir aus einer Handvoll Produkten eines wählen, das wir bei der ersten Lieferung gratis bekommen. Auch wer direkt startet, darf sich bei der ersten Bestellung derzeit fünf Produkte aus einer vorgegebenen Liste aussuchen, die dann kostenlos geliefert werden. Was bei Picnic immer kostenlos ist: die Lieferung. Zum Vergleich: Konkurrenten wie Rewe rufen dafür 1,90 Euro (vier Stunden Lieferzeit-Fenster) oder sogar 2,90 Euro (zwei Stunden Lieferzeit-Fenster) auf.
Picnic Angebote
Bei der ersten Bestellung gab es fünf Produkte gratis (links), wöchentlich gibt es reduzierte Produkte (mitte) und auch bei späteren Lieferungen gab es ab und zu ein "Probiergeschenk" (rechts).
Foto: Picnic

Das erste Mal Picnic

Im Juni 2023 bekamen wir die Nachricht: Picnic liefert jetzt zu dir! Die erste Bestellung in der App war im Test sehr komfortabel: Produkte ließen sich mit der Suche leicht finden, und es landeten oft günstige Angebote oben in den Suchergebnissen. Viele davon sind von der Edeka-Eigenmarke "gut & günstig". Das liegt daran, dass die Handelskette einer der größten Partner von Picnic ist: Edeka ist mit 35 Prozent an dem niederländischen Dienst beteiligt. In den Niederlanden gibt es Picnic bereits seit 2015 und der Online-Supermarkt liefert dort in mehr als 120 Städten.

Wie günstig ist Picnic?

Bei Picnic müssen Waren für mindestens 35 Euro im virtuellen Einkaufskorb liegen, damit sich die Bestellung abschicken lässt. Zum Vergleich: Beim Konkurrent Rewe liegt dieser Mindestbestellwert für Lieferungen nach Hause bei 50 Euro. Um das Preisniveau zu vergleichen, füllten wir den virtuellen Warenkorb bei beiden Diensten mit Folgendem: eine Packung Sandwich-Toast Vollkorn, Erdbeer-Marmelade, 10 frische Bio-Eier, 500 Gramm fettarmer Joghurt, 4 Liter frische Milch, 1 Liter Hafermilch, 250 Gramm Käseaufschnitt, 250 Gramm Butter, Paprika-Mix (3 Stück) und 5 Bananen (1 Kilogramm). Bei Picnic kostet das zum Testzeitpunkt im Juli 2023 genau 18,45 Euro. Rewe will für die Waren 19,40 Euro haben. Der Unterschied ist zwar gering – doch bei Rewe kommt wie erwähnt noch eine Liefergebühr obendrauf.

Picnic setzt auf das Milchmannprinzip

Wer seinen Warenkorb gefüllt hat, muss noch ein Lieferzeit-Fenster wählen. Die waren bei Picnic in unserem Test zwischen einer Stunde und zwei Stunden lang. Neben einigen der Zeiten erscheint ein grünes Blättchen, das laut Picnic die "grünste Wahl für deine Nachbarschaft" darstellt. "Das zeigt unseren Kund:innen, dass in der Nachbarschaft für den Zeitraum bereits Bestellungen getätigt wurden, wodurch wir Fahrzeiten einsparen und die letzte Meile umweltfreundlicher und effizienter gestalten können", erklärt uns Knaudt aus dem Gründerteam von Picnic. Während andere Dienste ähnlich wie ein Taxi auf Anforderung kämen, fahre Picnic – inspiriert durch den Milchmann – jede Nachbarschaft zu festgelegten Zeitfenstern an. Das lässt sich für jeden Wochentag von Kundinnen und Kunden in der App einsehen. In unserem Test-Liefergebiet standen von Montag bis Samstag täglich zwei bis drei Lieferzeiten zur Auswahl. Meistens gibt es eine mittags oder am Nachmittag und eine weitere am frühen Abend (17 bis 18 Uhr) oder am späten Abend (20 bis 21 Uhr). Ein bisschen flexibel muss man als Kunde also sein. "Pro Stunde beliefert ein Runner, wie die Fahrer:innen bei Picnic genannt werden, sechs bis acht Kund:innen. Der Branchenschnitt liegt bei zwei bis drei Lieferungen pro Stunde", so Knaudt. Zum Vergleich: Bei Rewe lassen sich Lieferzeit-Fenster über den gesamten Tag verteilt wählen.
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Picnic-App wirkt durchdacht

Nach dem Klick auf "Zur Kasse" wählen Sie einmalig eine Zahlungsmöglichkeit – etwa PayPal oder Lastschrift. Die bleibt für künftige Einkäufe gespeichert, denn Sie erteilen Picnic automatisch ein Sepa-Mandat. "Die meisten unserer Kund:innen entscheiden sich dafür, ihre IBAN-Nummer in der Picnic-App zu hinterlegen und somit per Lastschriftverfahren zu bezahlen", so Knaudt. Zwei Tage nach der Lieferung werde der Rechnungsbetrag automatisch vom hinterlegten Konto abgebucht und das zurückgegebene Pfand direkt verrechnet. Übrigens: Pfand nimmt der Picnic-Fahrer nur in kleinen Mengen mit – ganze Getränkekisten lassen sich nicht abgeben. Ist der Einkauf bezahlt, lässt sich der Liefertermin mit einem Tipper direkt in die eigene Kalender-App eintragen. Die Picnic-App wirkte durch solche Details im Test sehr durchdacht und nahm uns zuverlässig Kleinigkeiten ab.
Picnic Lieferservice
Nach der Bestellung fügen Sie den Liefertermin zum Kalender hinzu (links). Mit zwei Klicks landen die Zutaten für komplette Rezepte im virtuellen Einkaufswagen – doch im Test klappte das nicht perfekt.
Foto: Picnic

Ganze Rezepte bestellen wie bei Hellofresh

Das gilt auch für eine zusätzliche Funktion von Picnic: In einem Bereich namens "Kochen" gibt es Rezepte für das Abendessen. Dort ist immer der Einkaufspreis pro Person für das Gericht zu sehen. Alle nötigen Zutaten landen mit einem Tipper im Warenkorb und lassen sich auch einzeln entfernen, falls man etwa die nötige Soja-Soße noch daheim hat. Nach dem Bezahlen der Bestellung kommt das Rezept mit Schritt-für-Schritt-Anleitung automatisch per E-Mail. In unserem Test verließen wir uns blind auf den Service – und dann fehlte am Ende eine Zutat für das "Chicken Teriyaki mit Reis und Brokkoli". Der Picnic-Service reagierte prompt auf unseren Hinweis dazu – und der bei uns fehlende Brokkoli landet seitdem automatisch im Warenkorb. Ein Nachteil gegenüber Anbietern wie Hellofresh ist allerdings: Die Rezepte sind immer auf vier Personen ausgelegt. Die Menge an Zutaten lässt sich nicht so anpassen, dass nur zwei satt werden. Bei Hellofresh lässt sich die Personenanzahl wählen. Neukunden bekommen derzeit 90 Euro Rabatt bei Hellofresh.
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Picnic-Angebote mit Mengenrabatt

In der Picnic-App gibt es immer samstags neue Angebote. Die konnten im Testzeitraum preislich mit denen anderer Supermärkte mithalten. Eine Besonderheit bei Picnic sind die Deals mit Mengenrabatt. Bei einigen davon bekommen Kundinnen und Kunden beim Kauf von zwei Exemplaren das zweite gratis oder günstiger. Häufig sind dabei Angebote nach dem Schema: "80 Prozent sparen auf den zweiten Artikel". Zum Beispiel bei Langnese-Eis und Tiefkühl-Pizza gab es dieses Angebot im Testzeitraum. Bei bestimmten Waren sinkt zudem der Preis pro Stück immer, wenn Sie vier davon bestellen. Das ist etwa bei Milch, Joghurt und Dosentomaten der Fall. Bei frischer Milch zahlen Sie so statt 99 Cent nur 89 Cent je Liter – eine Ersparnis von rund zehn Prozent. Waren mit Mengenrabatt erkennen Sie bei Picnic an einem kleinen grauen Stapel-Symbol oben rechts beim jeweiligen Produkt. Was der Picnic-App allerdings fehlt: die Möglichkeit, Produkte auf einer Favoriten-Liste zu speichern. Zwar landen die gekauften Waren automatisch auf einer Liste mit dem Namen "Favoriten". Will man sich aber etwas für später merken, lässt es sich nur direkt in den Einkaufskorb legen. Bearbeiten ließ sich die Favoriten-Liste nicht.

Wie pünktlich liefert Picnic?

Ein Lieferzeit-Fenster von ein bis zwei Stunden ist Ihnen zu lang? Wir haben in unserem Test tatsächlich kein einziges Mal den ganzen Zeitraum darauf gewartet. Picnic verspricht, dass der Lieferzeitraum am Tag der Lieferung auf 20 bis 30 Minuten reduziert wird. Wer also etwa für 15.30 bis 17 Uhr bestellt hat, bekommt eine Nachricht mit der geschätzen Lieferzeit – zum Beispiel "16:09 bis 16:38 Uhr". In unserem Praxis-Test klappte das perfekt. Der Bote kam bei sechs von sieben Bestellungen im genannten Zeitraum. Einmal war er zehn Minuten später dran. Allerdings war die Änderung dank des Live-Trackings in der App frühzeitig sichtbar. Das Tracking funktionierte insgesamt sehr gut. Sie sehen dabei den kleinen Truck auf einer Online-Karte die Route in Echtzeit abfahren. Zudem zeigt die App verschiedene Statusmitteilungen, etwa "Simon ist in 10 Minuten bei dir" oder "Simon steht vor deiner Tür". Im Test war es damit so möglich, die Haustür noch vor dem Klingeln zu öffnen, als der Lieferant gerade um die Ecke bog. So schlief das Kleinkind weiter, ohne von der Türklingel geweckt zu werden. Spezielle Lieferwünsche wie bei Gorillas gibt es nicht: Bei letzterem Dienst lässt sich bei der Bestellung angeben, dass der Bote nur auf dem Smartphone kurz anklingelt, wenn er vor der Tür steht.
Picnic Lieferung
Das Tracking funktionierte sehr gut: Wer in die Karte reinzoomt, sieht, in welcher Straße der Lieferant sich gerade befindet.
Foto: Picnic

Picnic-Service bei fehlendem Produkt

Sehr kulant wirkte im Test der Service von Picnic, wenn ein bestelltes Produkt sich doch nicht liefern lässt. In unserem Warenkorb lagen zwei Packungen Cuja-Mara-Split-Eis (genau, die zweite gab es günstiger). Da die leider doch nicht verfügbar waren, bekamen wir das Geld zurück – und zusätzlich zwei Packungen Capri-Eis gratis. Ob dieser Service dauerhaft so durchgezogen wird oder es sich um eine Ausnahme handelt, ist nicht bekannt. In den Spielregeln ist das Verfahren so zumindest nicht beschrieben: "Sollten am Tage deiner Lieferung Produkte nicht verfügbar sein, werden wir dich kontaktieren und liefern dir – falls verfügbar – ein Ersatzprodukt. Wir sind zu Teillieferungen berechtigt, falls dies für dich und uns zumutbar ist. Müssen wir ein bestelltes Produkt ersatzlos stornieren, erhältst du dein Geld zurück."
Picnic Fahrzeug
Der Elektro-Lieferwagen gibt mit den Augen-förmigen Scheinwerfern ein niedliches Bild ab.
Foto: COMPUTER BILD

Picnic recycelt seine Plastiktüten

Die Picnic-Lieferung kommt übrigens mit emissionsfreien Elektro-Vans bei Kundinnen und Kunden an. Die von Picnic selbst entwickelten Fahrzeuge wirken knuffig mit ihren Augen-ähnlichen Scheinwerfern und der eher gedrungenen Bauweise. In ihrem Körper versteckt sich eine Art Regalsystem, das für die Picnic-Lieferboxen aus Plastik gemacht ist. Die Einkäufe sind allerdings zusätzlich in durchsichtige Plastiktüten verpackt. Die sollen laut Picnic recycelt werden: Die Plastiktüten gibt man dem Lieferanten direkt oder bei der nächsten Bestellung wieder mit. Man habe "eine Methode entwickelt, um aus alten Tüten neue Tüten herzustellen (...), wodurch wir schon heute eine Recyclingquote von mehr als 70 Prozent erreichen", so Knaudt.
Picnic Lieferwagen innen
Im Truck sieht man nur die wiederverwendbaren Plastikboxen, doch der Einkauf ist zusätzlich in Plastiktüten verpackt.
Foto: COMPUTER BILD

85 Prozent weniger Lebensmittelabfälle?

Auch Lebensmittelabfälle sollen sich mit Picnic reduzieren lassen: "Picnic liefert nur genau das, was von den Kund:innen über die App bestellt wurde, und kann dadurch im Vergleich zum traditionellen Supermarkt bis zu 85 Prozent der Lebensmittelabfälle vermeiden", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Zahl scheint extrem hoch, deswegen fragten wir bei Picnic nach, wie das genau funktionieren soll. Die Antwort: Kundinnen und Kunden können bis 22 Uhr für den folgenden Tag bestellen, anschließend teile man den Lieferanten die genaue Bestellmenge mit. "Durch diesen präzisen Bestellprozess erhalten wir morgens von unseren Lieferanten nur die Mengen an frischen Lebensmitteln, die wir für den Tag benötigen", erzählt Knaudt. "Alle Äpfel, Bananen und Gurken, die morgens bei uns eintreffen, werden noch am selben Tag an unsere Kund:innen ausgeliefert." Ein gutes Beispiel dafür, wie sich Lebensmittelabfälle vermeiden ließen, sei zudem Brot. In Supermärkten würde oft mehr Brot als benötigt gebacken, damit die Regale auch kurz vor Ladenschluss noch voll sind. "Unser Bäcker kennt bereits am Vorabend die genaue Anzahl der benötigten Brote für den nächsten Tag", so Knaudt. Durch solche gezielten Bestellprozesse ließen sich viele Lebensmittelabfälle vermeiden.

Fazit: Picnic-Lieferservice

Wer im Alltag wenig Zeit zum Einkaufen hat, für den kann Picnic eine echte Hilfe sein. Im Praxis-Test überzeugte die App mit intuitiver Bedienung, moderaten Preisen und pünktlicher Lieferung in einem kleinen Zeitfenster von rund 30 Minuten. Zudem gab es ein zuverlässiges Tracking in der App: So ließ sich fast auf die Minute genau abschätzen, wann der Lieferant vor der Haustür steht. Zwar war Picnic im Test nur rund einen Euro günstiger als Rewe (siehe Test-Warenkorb oben). Doch weil die Lieferung immer gratis ist, kommen Kundinnen und Kunden oft günstiger weg als beim Konkurrenten. Einige Komfortfunktionen wie eine editierbare Favoritenliste oder Hinweise für den Lieferanten fehlten zum Testzeitpunkt in der App.